[Sterblich - Archiv] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Benutzeravatar
I Tarocchi
Erzähler
Beiträge: 1994
Registriert: Sa 7. Mai 2022, 13:28

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von I Tarocchi »

Das Jahr 1097 (Teil 1, Oktober ‘24)

Nach und nach kommen Neuigkeiten von Eroberungen, Siegen und Errungenschaften im Heiligen Land in Genua an. Ein Genuesischer Schreiber, Caffaro, ist mit den genuesischen Schiffen mitgereist und berichtet von der Fahrt und ihren Herausforderungen. Caffaros Berichte werden im Senat und innerhalb der Compagna vorgetragen und inspirieren so manche Messe, zahllose Trinksprüche und sicherlich auch Pläne für die Zukunft.

Aus dem Heiligen Land
  • Frühjahr 97: Die Pilger erreichen auf verschiedenen Wegen Konstantinopel und bleiben bis April. Godefrey von Bouillon greift den imperialen Palast in Blachernae in Konstantinopel an.
  • Mai: Ein Heer von Kreuzfahrern unter der Führung von Bohemund von Tarent, Gottfried von Bouillon und Adhemar de Monteil beginnt mit der Belagerung von Nicäa. Am 16. Mai stürmen die türkischen Verteidiger aus der Stadt, werden aber in einem Scharmützel mit dem Verlust von 200 Männern zurückgeschlagen. Die Türken schicken Nachrichten an den seldschukischen Sultan Kılıç Arslan I., in denen sie um seine Rückkehr bitten.
  • 21. Mai: Kılıç Arslan, der in Eilmärschen von einem Kampf gegen die Danischmendiden (Danişmentliler) zurückgekehrt ist, wird mit seinem Heer vor der Stadt durch die Kreuzritter geschlagen.
  • Juni: Die Belagerung Nicäas dauert an und die Seljuken ergeben sich schließlich dem Pilgerheer. Die Byzantiner besetzen (wahrscheinlich nach im Geheimen geführten Verhandlungen zwischen den Anführern des Kreuzfahrerheers und Kaiser Alexios I) Nicäa. Dessen eiligst eingesetzter doux der Stadt verbietet den Pilgern den freien Zugang zur Stadt und verhindert so weiträumige Plünderungen. Das Heer der Pilger verlässt die Stadt.
  • Juli: Mit dem Sieg der Kreuzritter über die Rum-Seldschuken in der Schlacht bei Doryläum ist der Weg nach Antiochia am Orontes offen.

Aus dem italienischen Umland und darüber hinaus
  • April/Mai: Die Schlacht am Gvozd zwischen den Streitkräften des kroatischen Königs Petar Svačić und König Koloman von Ungarn endet mit einem ungarischen Sieg. Petar Svačić fällt und Koloman wird König von Kroatien.
    Auf dem Fürstentag von Ljubetsch wird das Senioratsprinzip der Kiewer Rus durch die Primogenitur ersetzt.
  • Edgar wird König von Schottland als Nachfolger seines Onkels Donald III. und seines älteren Bruders Edmund, die gemeinsam geherrscht haben und von einer anglo-normannischen Streitmacht vom Thron vertrieben worden sind. Im Gegensatz zu Donald und Edmund sucht Edgar, dessen Mutter Margareta selbst Engländerin ist, politisch wieder die Nähe zum normannisch regierten Königreichs England.
  • August: Schlacht bei Consuegra in der Provinz Toledo: König Alfons VI. von Kastilien und León wird von den Almoraviden geschlagen. Der Sohn von El Cid, Diego, stirbt in der Schlacht.
  • El Cid besiegt die Almoraviden unter Ali ibn al-Haj in der Schlacht bei Bairén.
Benutzeravatar
Il Canzoniere
Erzähler
Beiträge: 9594
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1097 (Teil 2, November ‘24)

Das mailändische Erzbistum hat - offenbar nach innerer Einigung - einen neuen Bischof für das Bistum Genua ernannt. Im Sommer erreichte Airaldo Guaracco, der neue genuesische Bischof, das Bischofskastell mit einigen Getreuen und übernahm die Amtsgeschäfte und das Chaos das ihm seine beiden (?) Vorgänger hinterlassen haben.

Die Pflasterarbeiten in Clavicula sind abgeschlossen und das Sestieri erstrahlt in einem weltmännischen Anlitz, wie niemand es je für möglich gehalten hätte. Zwar ist es nach wie vor ein rause Pflaster, aber insbesondere die Straßenzüge gen Mascharana und Ravecca sind nahezu ruhig geworden da hier die Stadtwache besonders rigoros gegen Bandenaktivitäten vorgeht.
Auch Tunnelarbeiten einiger alter, römischer Tunnel unter dem Sestieri werden von einem ortsansässigen Baumeister namens Simone in Angriff genommen. Vor allem geht es darum das löchrige Fundament Claviculas zu stabilisieren. Der Senat billigt die Arbeiten.

Der Hafenausbau in Platealonga ist in vollem Gange. Sicher wird es noch einige Jahre dauern bis er tatsächlich nutzbar ist, aber Ende des Jahres lässt sich bereits erkennen wie das ganze einmal aussehen soll. Hunderte Bauarbeiter und Zulieferer sind (beinahe) jeden Tag beschäftigt. Aktuell werden Fundamente für weitere Kaianlagen gelegt.


Stadtpolitik
Ramiro Embriaci, Patriarch der Embriaci-Familie, empört sich ebenso wie alle anderen Genuesen über gleich zwei Bischofsmorde in nur einem Jahr. Es sei nun ja nicht das erste mal das ein Bischof ermordet werde aber sogar im Bischofskastell? Er beantragt daher die Kirche mit einem Teil der Umbaukosten für das Bischofskastell zu unterstützen, da es eine Beleidigung für Genua als ganzes sei mit solch einem Verbrechen in Verbindung gebracht zu werden. Überall in der Welt müsse man sich nun von den Pisani mit ihrem Erzbischof anhören was für ein Drecksloch Genua doch sei...

Der Konsul von Platealonga, Gianluca Marchetti, Großhändler und Schwager der Embriaci, stirbt in hohem Alter friedlich in seinem Bett.
Der Konsul von Broglio, Alessandro 'il Ligure, Capo di Piazza Soprana, Freund der Arduinici, stirbt wenige Monate nach seinem alten Kompagnion aus Platealonga ebenfalls in hohem Alter an der Gicht.

Der Tod des werten Konsuls von Broglio verzögert nun auch die geplante Abstimmung über die Bepflasterung Broglios um gute zwei Jahre - denn erst muss ein Nachfolger gewählt und dann im Sestieriparlament ein neuer Konsul ernannt werden.

Wahlen in Platealonga. Für die beiden im vergangenen Jahr in den Unruhen umgekommenen Senatoren Elia Serpico und Valentino Zelanto werden Elias Sohn Luano Serpico und Valentinos Neffe Nico Brigori in den Senat gewählt.


Aus dem italienischen Umland & dem heiligen Land
- 20. Oktober: Die Kreuzfahrer erreichen den Fluss Orontes. Gottfried von Bouillon, Bohemund von Tarent, Raimund IV. von Toulouse und Bischof Adhemar de Monteil, sind anfangs über ihr weiteres Vorgehen uneins. Raimund will einen direkten Angriff; Bohemund hingegen kann Adhemar und Gottfried von einer Belagerung der Stadt überzeugen. Raimund akzeptiert widerwillig.
- Belagerung von Antiochia: 21. Oktober: Die Belagerung von Antiochia durch das Heer des ersten Kreuzzugs beginnt. Die Stadt wird von Statthalter Yaghi-Siyan verteidigt. Mitte November kommt Bohemunds Neffe Tankred von Tiberias mit weiteren Truppen an. Im Dezember erkrankt Gottfried, die Nahrungsmittel gehen mit dem anrückenden Winter dem Ende entgegen. Am Monatsende ziehen Bohemund und Robert von Flandern mit 20.000 Männern nach Süden, um Nahrungsmittel zu beschaffen, was Yaghi-Siyan am 29. Dezember zu einem Ausfall am Sankt-Georgs-Tor und einem Angriff auf Raimunds Lager auf der gegenüberliegenden Flussseite in Talenki nutzte. Raimund gelingt es, ihn zurückzudrängen, schafft es aber nicht, in die Stadt einzudringen. Bohemund und Robert werden in der Zeit von einer Armee unter Duqaq von Damaskus angegriffen, die nach Norden marschiert ist, um Antiochia zu Hilfe zu kommen. Obwohl die Kreuzfahrer hier siegreich bleiben, müssen sie sich mit den wenigen Lebensmitteln, die sie eingesammelt hatten, nach Antiochia zurückziehen. Die seldschukische Garnison verlässt die Stadt, um die Belagerungslinien der Kreuzfahrer zu durchbrechen und Versorgungskonvois (unterstützt von einer genuesischen Flotte aus 12 Galeeren) aus Saint Symeon und Alexandretta abzufangen. Ein Erdbeben am 30. Dezember und ungewöhnlich kaltes und regnerisches Wetter in den folgenden Wochen machen den Kreuzfahrern zu schaffen, bringen aber auch Duqaq dazu, sich zurückzuziehen und keinen weiteren Entsatzversuch zu unternehmen.

Bild
Europakarte 1097
Benutzeravatar
Il Canzoniere
Erzähler
Beiträge: 9594
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1098 (Dezember ‘24)

Sabino Isaia Fieschi, Patriarch der Fieschi, Großgrundbesitzer aber vor allem Sindaco di Genova, stirbt! Der Bürgermeister ist tot! Neben der Wahl seines Nachfolgers für den Senatsposten in Mascharana wird die Wahl seines Nachfolgers auf das darauf folgende Jahr, also 1100, festgesetzt.

Der Bischof Genuas, Airaldo Guaracco, bricht, kaum ein ganzes Jahr im Amt, zu einem Besuch beim Papst in Rom auf. In den Kreisen des Senats heißt es, er wolle lukrative Nachschubgeschäfte für das heilige Land nach Genua holen. Vor allem die seetüchtigen Familien wie die Brigori, Spinola und Arduinici reiben sich bei diesem lukrativen Gedanken die Hände. Offiziell hört man jedoch nur davon das der Bischof im Petersdom beten wolle.

Während der Tunnelarbeiten einiger alter, römischer Tunnel unter Clavicula kommt es immer wieder zu seltsamen Vorkomnissen. Auch das übliche 'claviculanische Gesocks', wie die Genuesen es liebevoll nennen, traut sich kaum hier Unterschlupf vor Wind, Wetter oder der Stadtwache zu suchen. Allerlei Spukgeschichten kursieren über jene alten Abwasserleitungen...

Der Hafenausbau in Platealonga schreitet voran. In diesem Jahr kamen die ersten neuen Kais, für eine größere Kapazität und einem großen Batzen Mehreinnahmen für den Hafenmeister, hinzu.

Stadtpolitik
Im Senat wird dieser Tage über eine "Compagna Communis" heiß diskutiert. Ein Zusammenschluss genuesischer Überseehändler um Nachschub in weit entferne Regionen sicherzustellen. Mehrere der großen Familien zeigen Interesse daran. Nur das 'wie' ist noch nicht ganz klar.

Wie von Ramiro Embriaci, gefordert, entschliesst sich der Senat sich an den Kosten der Umbaumaßnahmen des Bischofskastells zu beteiligen. Die Abstimmung im Senat kam mit einer überraschenden Deutlichkeit zu diesem Ergebnis.
Die geplante Abstimmung über die Bepflasterung Broglios wird im kommenden Jahr, 1099, parallel zur Wahl des neuen Konsuls von Broglio, stattfinden.

Neuwahlen in Platealonga und Broglio!
Als Nachfolger des verstorbenen, ehrenwerten Konsuls von Platealonga, Gianluca Marchetti, Großhändler und Schwager der Embriaci, tritt Marco Brigori, Bauherr und Hafeninvestor.
Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Konsuls von Broglio, Alessandro 'il Ligure, Capo di Piazza Soprana, Freund der Arduinici, wurde nach einem heftigen Wahlkampf im Sestieri, Pasqualino 'Il Lepre', Capo di commercio locale, Freund der Doria. Seine Wahl zum Senator sei lange überfällig, wie viele Broglioesen sagen.

Sabino Isaia Fieschi, Patriarch der Fieschi, Großgrundbesitzer, Sindaco di Genova ist tot. Eines morgens ist der mittlerweile in hohem Alter befindliche Mann einfach nicht mehr aufgewacht. Die ganze Stadt trauert, hat er doch Genua Wohlstand gebracht wie kein zweiter.
Paride di Arduinici, "Geldgeber", fränkischer Abstammung, Senator von Broglio, stirbt unter Beteiligung einer recht jungen Dienstmagd in seinem Bett. Sein Herz war nicht mehr das allerjüngste.

Aus dem italienischen Umland & dem heiligen Land
- 8. Februar: Während des Ersten Kreuzzuges adoptiert der kinderlose Thoros, armenischer Herrscher von Edessa, Balduin von Boulogne als Sohn und Nachfolger.
- 7. März: Wegen der andauernden seldschukischen Überfälle auf die Umgebung Edessas kommt es zum Aufstand der armenischen Bevölkerung gegen Thoros. Dieser wird von seinen Truppen im Stich gelassen und in seinem Palast eingeschlossen. Balduin leistet ihm keine Hilfe, sondern rät ihm sich zu ergeben. Thoros bietet seinen Rücktritt gegen freies Geleit an, was von den Aufständischen jedoch abgelehnt wird. Zwei Tage später wird Thoros beim Versuch, aus dem Palast zu fliehen, ermordet. Inwieweit Balduin für den Mord verantwortlich ist, ist unklar.
- 10. März: Balduin von Boulogne wird zum ersten Grafen von Grafschaft Edessa ausgerufen und gründet damit den ersten Kreuzfahrerstaat.
- 21. März: Gründung der Abtei von Cîteaux, aus der die Zisterzienserreform hervorgehen wird
- 3. Juni – Belagerung von Antiochia: Die Kreuzfahrer unter Bohemund I. erobern Antiochia nach einer achtmonatigen Belagerung. Er stellte heimlich Kontakt zu Firouz her, einem armenischen Wachmann, der den „Turm der zwei Schwestern“ kontrollierte. Er öffnete die Tore und Bohemund betrat die Stadt. Tausende Christen werden zusammen mit Muslimen massakriert. Bohemond wird (unter Protest) zum Fürsten von Antiochia ernannt und gründet das Fürstentum Antiochia.
- 5. Juni – Schlacht von Antiochia: Emir Kerbogha, Herrscher (Atabeg) von Mossul, trifft mit einer seldschukischen Armee (35.000 Mann) in Antiochia ein, um die Stadt zu entsetzen. Er belagert die Kreuzfahrer, die die Stadt gerade selbst erobert haben (obwohl sie nicht die volle Kontrolle darüber haben). Eine byzantinische Hilfstruppe unter der Führung von Kaiser Alexios I. Komnenos kehrt um, nachdem Graf Stephan von Blois sie davon überzeugt hat, dass die Lage in Antiochia hoffnungslos ist.
- 28. Juni – Nach der Entdeckung der Heiligen Lanze durch Peter Bartholomäus in Antiochia brechen die Kreuzfahrer unter Bohemund I. (sie lassen nur 200 Mann zurück) aus der Stadt auf und besiegen die seldschukische Armee. Kerbogha muss sich nach Mossul zurückziehen, die Garnison in der Zitadelle ergibt sich persönlich Bohemond (der sein Banner über der Stadt hisst) und die Kreuzfahrer besetzen Antiochia. Der Kreuzzug wird für den Rest des Jahres verschoben.
- 14. Juli – Schenkung von Altavilla: Bohemond I. gewährt der Republik Genua Handelsprivilegien und das Recht zur Nutzung von Lagerhäusern (fondaco). Dies markiert den Beginn der italienischen Kaufmannssiedlungen in der Levante.
- 1. August – Adhemar von Le Puy (oder Aimar), französischer Bischof und nomineller Anführer des Ersten Kreuzzugs, stirbt während einer Epidemie (wahrscheinlich Typhus). Damit endet effektiv Roms direkte Kontrolle über den Kreuzzug.
- August – Fatimiden-Truppen unter Kalif Al-Musta'li erobern Jerusalem zurück und besetzen Palästina. Die Kreuzfahrer bedrohen die Grenzen des Fatimiden-Kalifats, welches 1091 bereits das Emirat Sizilien verloren hat.
- Der Kreuzfahrer Bohemond I. von Antiochia gründete das Kloster San Nicola di Casole in Otranto
- Oktober – Das Konzil von Bari unter dem Vorsitz von Papst Urban II. erörtert die Beziehungen zwischen der West- und der Ostkirche
- 12. Dezember: Im Ersten Kreuzzug erobern Kreuzfahrer die südöstlich von Antiochia gelegene Stadt Maarat an-Numan. Die Einwohner werden massakriert. Eine Hungersnot führt zu Fällen von Kannibalismus.
- Das Byzantinische Reich erobert Smyrna vom Sultanat Ikonium.
Antworten

Zurück zu „Archiv“