[Fluff] Der Anfang vom Ende [Sara]

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Sara
Assamit
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Registriert: Sa 18. Mai 2024, 17:24

[Fluff] Der Anfang vom Ende [Sara]

Beitrag von Sara »

Und dann ist da einfach nur Leere. Allumfassendes Nichts. Eine dumpfe Stille, die die Laute der Welt gierig Stück um Stück in sich hineinfrisst. Der Druck, der immer stärker auf den Ohren steigt. Der alles taub macht. Als sei man tief unter Wasser getaucht. Zu tief. Die Welt um einen dreht sich weiter. Unaufhaltsam. Schwindlig schnell. Ein Gewirr aus unzähligen Stimmen und schemenhaften Formen. Bewegungen, die mehr und mehr verschwimmen hinter einem grauen Schleier. Doch für mich. Für mich, bleibt sie einfach stehen. Ich spüre nichts. Nicht einmal das Richtschwert, das bedrohlich über mir baumelte.

Dunkle Asche erfüllte die Luft. Schlug sich auf meiner Haut nieder, wie feiner Morgentau. So leicht, dass sie vor meinen Augen tanzte, bevor sie langsam zu Boden rieselte. Mein Verstand versuchte verzweifelt zu verarbeiten, was geschehen war, doch meine Gedanken… sie bewegen sich wie in Zeitlupe. Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen war, bevor meine Beine nachgaben. Ich kraftlos auf die Knie falle. Fassungslos auf die schwarzen Reste blickend, die so fein sind, dass schon der winzigste Windhauch sie hinwegfegen kann.

Ich fühle mich machtlos. Hoffnungslos. Allein. Und ich merke wie dieser Umstand mir die Tränen in meine Augenwinkel treibt. Doch ich kann nicht weinen. Nicht jetzt. Zu tief sitzt noch immer der Schock. Langsam beuge ich mich vor. Berühre zögerlich die Asche. Streiche liebevoll über sie, während mein Herz dabei in abertausende von feinsten Splittern zu zerbrechen droht. Ich will sie bewahren. Allesamt. Jeden Einzelnen davon. Festhalten. Mich. Ihn. Was davon noch übriggeblieben ist. Von dem was so nie hätte geschehen dürfen. Dem was weg ist. Verloren ging. Für immer und ewig.
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Sara
Assamit
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Re: [Fluff] Der Anfang vom Ende [Sara]

Beitrag von Sara »

Die Hügel strahlten in dieser Nacht. Sie hatten es immer getan, seit dem ersten Moment, in dem ich genuesischen Boden betreten hatte. Doch diesmal war es anders. Kein sanftes, warmes Leuchten, das Hoffnung in sich trug. Nein. Dieses Licht war eine blutrote Wunde am Horizont, aufgerissen, klaffend, als hätte jemand das Tor zur Hölle mit roher Gewalt aus den Angeln gerissen und der Welt ihren tiefsten Albtraum offenbart.

Mein Blick verlor sich in der lodernden Glut. Angst und Schmerz, zwei alte Feinde, die mich in eiserner Umarmung hielten. Ich spürte ihre kalten Finger an meiner Kehle, doch sie fanden keinen Atem mehr, den sie mir rauben konnten. Stattdessen verzogen sich meine Lippen zu einer bitteren Linie, während sich das Feuer in meinen dunklen Augen spiegelte. Ich rümpfte die Nase und sog die Luft gegen meine eigene Natur tief ein. Lauschend, wartend, auf ein Echo, das nicht kam.

Hier im Norden spuckte man unseren Namen aus wie Gift. Assamiten. Meuchelmörder. Schatten ohne Ehre. Und doch fühlte ich in diesem Moment kaum mehr als tiefste Verachtung für all Jene, für die ein Leben nichts bedeutete. Ich wusste noch nicht, was dort oben wahrlich geschehen war und doch grub sich die Angst mit eiskalten Krallen in mein Innerstes. Eine stumme Bitte formte sich auf meinen Lippen. Ein lautloses Gebet an eine Gottheit, die mich womöglich längst vergessen hatte. Innerlich flehend, dass es nicht das sein würde, was meine blutende Seele befürchtete.
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