Ortschaften

Die Stolze ist voll von Geschichte, selbst jetzt, voller Orte und Plätze mit ihrem ganz eigenen Charme.
Hier sind einige davon.
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Il Canzoniere
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Luccoli

Beitrag von Il Canzoniere »

Luccoli (ca. 1110 n.Chr.)

Das Wäldchen Luccoli lag wie so viele Dörfer und Weiler Liguriens ausserhalb der genuesischen Stadtmauern. Auf dem Weg von der Stadt nach Nordosten folgte man dem Bächlein Rialto sicher eine Meile vorbei an Äckern und Feldern, ehe die ersten Auswüchse des alten Waldes sich dem Pfad näherten.
Einst – so sagen die Genovesi – war hier ein Hain der Römer, ein Naturtempel an den Sonnen- und die Mondgöttin. Tief zwischen den knorrigen, alten Olivenbäumen sollen Reste ihrer Druidenaltäre verborgen sein.

Auf dem undurchsichtigen Gewirr aus Pfaden, die sich durch die Hügeltäler des Waldes schlängelten und sich in Richtung des Apenninausläufers bei Castelletto fraßen, begegnetem dem Wanderer tagsüber einige Menschen. Der Verkehr nach Casteletto und dem nordöstlichen Hinterland in den Schutz der Mauern war emsig. Entlang des Weges befinden sich einige Höfe und einsame Hütten, der einst so wilde Wald war im Laufe der Jahre in Teilen zu einem bewirtschafteten Forst geworden. Die größte dieser Ansiedlungen, gemeinhin einfach als "Luccoli" bezeichnet, war eine aus schlichten Häuschen bestehende Siedlung die sich dicht aneinander reihten, unterbrochen dann und wann vom kleinen Hof eines Ziegenhirten oder Eseltreiber, die Waren vom Hafen brachten oder Händler durch das Dickicht ihres Waldes begleiteten. Umzäunt von einer Wildschutzpalisade und unter den aufmerksamen Augen der freundlichen Bewohner kamen auch regelmässig Holzfällertrupps aus der Stadt hierher - die mit Erlaubnis des Grafen Holz schlugen und die ehemals tiefen Wälder lichteten.

Neben der sardischen Kolonie kamen die meisten in Genua verbauten Hölzer von hier, aus dem Wald von Luccoli. Der enorme Rohstoffbedarf der Stadt hatte jedoch das kleine Dörfchen längst überflügelt und so hatte der Graf hier mehr und mehr seiner Untertanten angesiedelt um die Wälder zu schlagen und die Stadt gegen gutes Geld mit Rohmaterialien zu versorgen. Von der einstigen Wildnis Luccolis war nurnoch hier und dort - wenn sich einmal ein Bär oder ein Wolf an eine Ziege herantraute - etwas sichtbar.
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Castelletto

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Dorf Castelletto (ca. 1110 n.Chr.)

Auf den fruchtbaren Hängen des Monte Albano, von dessen Spitze aus man weit ins Umland Genuas und auf die Bucht hinausblicken kann, befand sich das Dorf Castelletto. Es lag eine ganzes Stück des Weges ausserhalb der schützenden Stadtmauern, noch eine Weile hinter Luccoli.

Früher nur aus einigen Bauernhütten bestehend, war vor über hundert Jahren vom Grafen von Mailand eine Festung sowie sein Domizil errichtet worden. Das seitdem stetige mitgewachsene ehemalige Dörfchen beherbergte daher heute neben einigen Bauern und Handwerkern auch die Männern des Grafen – die Schreiber, Wachen, Leibdiener, Hofpriester und Ministranten, Stallburschen und Schmiede.
Leute mit Eseln und Karren transportierten die Güter für den Grafenhof, Händler hielten an um einträgliche Geschäfte abzuschließen, Steinmetze und Tagelöhner errichteten neue Häuser und Anbauten für Waffenvolk, Hirten und Bauern erhielten von ihm Land der Umgebung, wenn sie nur die Männer versorgten.
Ein Großteil davon fand direkt im Dorf Castelletto statt, welches tagsüber ein äußerst geschäftiger Flecken war und selbst in der Nacht vom Fackelschein der Feuerstellen erleuchtet wurde, vom letzten Geschwätz im einzigen Wirtshaus und der eisernen Ablehnung der Bewaffneten.
Kleine Hütten und Häuser standen zu dieser Zeit dutzendweise an den reichen Weidehängen.

Mit dem neuen Reichtum durch Kreuzzüge und Kreuzfahrer von nah und fern die in der Stadt verschifft wurden, kame auch allerlei neue Gelder in die Kasse des Grafen. Zölle, Gebühren, Steuern aber auch Abgaben und sogar Spenden. Ein Teil davon investierte der gute Graf wiederum in seine genuesischen Besitztümer, allen voran seiner Burg und dem angrenzenden Dorf in Castelletto. Gleich zwei große Schreinereien waren errichtet worden um den Genuesen nicht nur Rohholz sondern gleich fertige Bretter liefern zu können und eine Mühle war errichtet worden um nicht nur Korn, sondern gleich Mehl verkaufen zu können. Die Märkte von Platealonga schluckten alles was der Graf ihnen geben konnte. Und so prosperierte und wuchs die kleine Gemeinde am Fuße des Monte Albanos.
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Macelli

Beitrag von Il Canzoniere »

Macelli (ca. 1110 n.Chr.)

Folgte man den Trampelpfaden durch das Tal von Luccoli in die noch etwas weniger kultivierten Bereiche des Waldes nach Nordosten, vorbei an Wölfen und Wilderern, so gelangte man nach einer Weile aus dem Wald heraus und auf einen, zwischen den Hügeln eingefassten, Trichter. An dieser Stelle trafen sich die Täler Luccoli und Bachernia und bilden eine große Lichtung zwischen den bewaldeten Hügeln des Hinterlandes und einigen Bächen der Umgebung.

Es gibt noch einen weiteren, seltener genutzten, aber sichereren Weg nach Macelli, doch führt dieser um den Hügel des Castelettos herum und dauert einige Stunden länger.
Das Dorf Macelli, das sich auf dieser Lichtung befand, war klein aber malerisch. Der Bach Riale verband sich hier mit einigen Abflüssen aus den Bergen und vereinigte sich mit ihnen zum Soziglia, dem Fluss der sich durch den ganzen Luccoliwald, dann weiter an der Stadtmauer Genuas entlang bis hinaus ins Meer machte. Mehrere dieser kleinen Bäche flossen durch das Dorf und waren meist einfach zu überspringen. Nur der Soziglia selbst wurde mit einer Brücke ausgestattet, neben der ein hölzerner Wachposten aufgerichtet stand.

Der Geruch des Wälder lag überall dick in der Luft und schon von weitem hörte man das Gequieke der Schweine, denn Macelli ist bekannt für seine Viehzucht. Schweine sind nicht sehr wählerisch und im reichen Waldboden der Gegend finden sie ganzjährig ihre Nahrung. So gut ist der Schinken dieser Maiali Macellini, dass sie an Markttagen in der Stadt hohe Preise erzielen und die, denen diese Preise zu teuer sind, selbst die beschwerliche Reise auf sich nehmen, um es direkt dort zu erstehen. Es heißt dieser Tage gäbe es Nachfrage bis über die Alpen, seit der vor einigen Jahren verstorbene frühere Graf von Mailand ihn entdeckte und sich regelmäßig ins ferne Milano liefern ließ.
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Burgus

Beitrag von Il Canzoniere »

Burgus (ca. 1110 n.Chr.)

In den alten Zeiten, vor den Franken und den Langobarden, noch vor den Germanen, war Genua eine stolze Garnisonsstadt der römischen Legionen. Die Einteilung der Verwaltung in Burgus, Civitas und Castrum stammt noch daher. Das Gebiet, das von den einfachen Bürgern der Stadt heute Burgus genannt wird, hat mit jenem der Römer jedoch nicht mehr viel gemein. Es ist ein größeres Dorf, das um die Kathedrale San Siro herum auf den Überresten der ehemaligen Vorstadt gewachsen ist, eingeklemmt zwischen dem Bach Pankras, der Bucht und der Basilika, umzäunt von einer hölzernen Palisade und direkt am genuesischen Zentralfriedhof gelegen.
Der Stolz des Dorfes, ist natürlich die Bascilica di San Siro, in der einmal in der Woche der Bischof selbst seinen Gottesdienst für alle Genuesen und die Einwohner von Burgus abhält, auch wenn das nicht für ewig wären wird - baut man in der Stadt selbst doch bereits an einer neuen, größeren Kathedrale.
Ein alter Wachturm der Römer erinnert an die weniger friedlichen Zeiten. Hoch in den Himmel ragend und aus festgefügtem Stein gesetzt überwacht er die hölzerne Brücke über den Pankras und erlaubt einen weiten Blick in die Bucht hinein.

Das nahegelegene Kloster San Marcellino hat ebenfalls einen gewissen Einfluss auf die Dorfgemeinde und die dort lebenden Benediktiner sind häufig im Dorf zu finden, wo sie Waren tauschen oder den Pergamentverkauf mit den Männern des Verwalters des Grafen aus Castelletto abklären. Auch sonst ist das uralte Dorf heute beinahe ein eigener Sestieri la Superbas, so "modern" gibt man sich hier. Schon der Begriff "Dorf" ist beinahe nicht mehr richtig, siedelten sich doch in den letzten Jahrzehnten immer mehr Familien aus dem weiteren Umland an und vergrößerten die Siedlung so sehr, das die umlaufende Palisade bereits zweimal vergrößert werden musste.

Die Einwohner des Dorfes sind heute größtenteils einfache Handwerker und Bauern die ihre Erzeugnisse auf den Märkten in Platealonga verkaufen. Auch die Nähe zum Zentralfriedhof ist deutlich erkennbar. Leben hier doch die dortigen Totengräber, Steinmetze, Trauerfrauen und deren Familien. Aber auch der ein oder andere Händler hat sich hier niedergelassen, ob der niedrigeren Kosten und Steuern gegenüber der Stadt selbst.
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Flussmund

Beitrag von Il Canzoniere »

Flussmund (Contratra Predis) (ca. 1110 n.Chr.)

Wo der Buccebovis in die Bucht einfließt flachen die ihn umgebenden Hügel des Petraminuta und Embregaria ab und bilden einen flachen Sandstrand, an dessen hinteren Ende die Via Ponente sich weiter nach Westen, in die Provence und Südfrankreich schiebt.

Es ist hier, wo sich jenes beschauliche Fischerdörfchen beiderseits des Flusses aus dem Sand erhebt, das früher "Contrada Predis" hieß, heute aber meist nur Flussmund genannt wird. Der Name rührt daher, dass der Buccebovis zwar nicht mit der Größe des Bisagno oder des Polcevera mithalten kann, aber ganzjährig Wasser führt und mit erstaunlichem Fischreichtum gesegnet ist. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich hier schnell Fischer ansiedelten mit ihren Netzen und Booten, die weite Teile des flachen Strandes bedecken. Selten verirren sich auch Händler hierher, da der Strand einer der wenigen anlandbaren ist, wenn man nicht in Genua oder weiter im Süden, in Quinto al Mare anlegen möchte. Es heißt auch die etwas dubioseren Ladungen würden hier gelöscht werden, ohne das man Fragen stellt, aber das sind sicher nur üble Nachreden der eifersüchtigen Männer aus dem nahe gelegenen Sancto Petro de Arena.

Nahe an der Flussmündung befindet sich auch die "kleine Grabeskirche" – Il piccolo sepolcro – die das einzig nennenswerte Gebäude der Gegend ist. Holzhütten, Katen und jede Menge Fisch ist das einzige, was sich hier finden lässt. Das nahe Kloster "San Sisto et Vittorio" trägt ebenfalls kaum etwas zur Bereicherung des Dorfes bei, da die dortigen Mönche viel zurückgezogener Leben als ihre Ordensbrüder im bei Burgus gelegenen Kloster San Marcellino.
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Borgo di Bisagno

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Borgo di Bisagno (ca. 1110 n.Chr.)

Nahe des Flusses Bisagno, der sich aus dem Appennin dreißig Kilometer bis zum Golf von Genua schiebt, lag das Dörfchen von Bisagno.
Borgo di Bisagno lag direkt hinter Borgo di Incrociati, man musste nur noch etwas weiter durch die malerische-dörfliche Landschaft wandern und dann die Ponte Sant'Agata überschreiten.

Schließlich erreichte man den ruhigen Ort Borgo di Bisagno, wo sich einige drängende Dorfhäuser am Rand der gepflasterten Straße nach Pisa fanden. Die via Aurelia, die noch aus römischer Zeit stammte, zog sich durch die Hügel außerhalb der Stadt zum Fluss und führte dieser Tage einen stetigen Strom Händler von nah und fern heran. Ab und an lud ein kleiner Schrein für einen Heiligen oder die Gottesmutter Maria ein und ließ die Reisenden schnell über die fehlende Dorfkirche hinwegsehen. Zum beten wanderte das ganze Dörfchen jeden Sonntag nach Borgo Incrociati wo es gleich drei Kirchen zur Auswahl gab. Neben den hübschen Pfirsich- und Aprikosenhainen im Westen war das kargere und hügelige Land im Osten zwar nicht für den Ackerbau geeignet, dafür waren Tiere hier sehr häufig. Konnte man Morgens in der früh die Ziegenhirten und Schäfer dabei beobachten wie sie ihre Tiere die kleinen Hügel hinauf zu ihren Weiden trieben oder Mittags den Pferden des Landgestüts ferner Adeliger beim Grasen zusehen.
In der Ferne ertönte zuweilen das Rauschen des Flusses.

Die nahe gelegene "Söldnerschule", wie man im Volksmund sie nennt ist eher ein Vermittlungs- und Rekrutierungszentrum für die zahlreichen privaten Glücksritter welche sich im Heiligen Land Ruhm und Reichtum erhoffen als eine echte Schule, sieht man vom "Entermesser" - einer zweifelhaften Dorfkneipe mit noch zweifelhafterem Ruf - ab, gibt es aber kaum Berührungspunkte der Söldner und den Dorfbewohnern - wenn man von gelegentlichen Liasons mit den Bauernmädchen Borgo di Bisagnos absieht.
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