„Die Jagd kennt keinen Namen“
Wenn du gehst, geh im Schatten.
Wenn du lauschst, lausche dem Atem der Wurzeln.
Wenn du wartest, werde Stein.
Wenn du schlägst, sei Nebel.
So lehrte das Tier.
Es gab ein Dorf – aber der Ort war ohne Bedeutung.
Ein Nest zwischen Hügeln, wo das Licht müde wird, bevor es den Boden erreicht.
Es roch nach kalter Erde, nach altem Rauch, nach Schwäche.
Die Beute war dort.
Nicht gejagt aus Wut. Nicht aus Hunger allein.
Sondern weil die Zeit kam.
Weil das Tier rief.
Sie schliefen. Alle.
Weil sie glaubten, die Nacht sei leer.
Doch der Wind hatte sich gedreht.
Und mit ihm kam das Schweigen, das auf vier Pfoten geht.
Zuerst die Hunde.
Sie winselten, noch bevor die Schatten sich bewegten.
Ihre Schwänze lagen flach, ihre Kehlen eng.
Sie wussten, dass etwas kam, das nicht zu befehlen war.
Der Jäger wartete.
Nicht aus Gnade. Sondern weil die Jagd kein Getöse kennt.
Denn nur der Geduldige trifft mit einem Biss.
Die Tür war offen, wie so vieles, das glaubt, es sei sicher.
Ein Schritt. Dann der nächste.
Barfuß auf Erde, die sich erinnerte.
Keine Waffe. Keine Worte.
Im Innern war ein Körper.
Warm, ruhig, atmend.
Nicht das Ziel. Nur ein Geräusch in der Dunkelheit.
Der Jäger zog vorbei, lautlos wie Tau.
Der Schlaf blieb ungebrochen.
Die Beute war im Herzen des Ortes.
Altes Fleisch, doch fest.
Blut, das Wissen trug – Erinnerungen, die flackerten, wie Glut unter Asche.
Der Biss war leise.
Kein Aufschrei, kein Zittern.
Nur ein kleiner Laut, den kein Ohr hörte.
Das Trinken kam langsam.
Nicht gierig, sondern mit Ehrfurcht.
Denn was du nimmst, wenn keiner dir gibt,
das nimmst du richtig – oder du verlierst dich.
Kein Tropfen wurde verschwendet.
Kein Zorn verschüttet.
Nur ein Raubtier, das wusste, wie viel zu viel ist.
Dann: Rückzug.
Keine Feuer.
Keine Schreie.
Nur Dunkelheit, die einen Abdruck weniger warf als zuvor.
Der Wind trug das Flüstern fort:
Ein Schatten war gekommen.
Ein Schatten war gegangen.
Zurück blieb nur der Geruch.
Und das Wissen, dass das Tier nie weit ist.
Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
Re: Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
zweite Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
"Wenn der Regen sich nicht legt."
Es regnete seit drei Nächten.
Nicht laut. Nicht wild.
Nur ein beständiges Tropfen, wie das Ticken eines Herzens, das längst nicht mehr schlägt.
Die Steine waren schwarz geworden. Die Gassen voller Spiegel.
Der Himmel hing schwer, doch brach nicht.
Der Regen hörte nicht auf. Er kroch.
In Ritzen, in Wurzeln, in die Knochen.
Der Fuchs blieb liegen.
Nicht weil er müde war. Nicht weil er fror.
Sondern weil er lauschte.
Wasser trug Geräusche.
Jedes Tropfen war ein Schritt.
Jede Pfütze ein Echo.
Er lag unter einem Boot, das keiner mehr nutzte.
Die Planken faulten.
Ratten hausten darunter.
Er störte sie nicht. Sie störten ihn nicht.
Hunger war da. Immer.
Wie ein Stein im Magen, der nie kleiner wird.
Doch nicht jeder Hunger schreit.
Manche warten, wie Nebel am Waldrand.
In dieser Stadt – wie in anderen – war das Blut schwerer zu finden.
Zu viele Lichter. Zu viele Türen.
Doch der Regen machte alles weich.
Er dämpfte die Welt, bis sie wieder nach Erde roch.
Nach Dingen, die man begreifen kann.
Ein alter Mann kam.
Hockte unter einem Vordach, schlotternd.
Geruch von nassem Holz, Tabak, Angst.
Keine Worte zwischen ihnen. Nur ein Blick.
Der Fuchs kam leise.
Barfuß. Geduckt.
Er trat in den Regen, als sei er Teil von ihm.
Und die Stadt hörte nicht hin.
Kein Gebet. Kein Schrei.
Nur ein Flüstern von Haut, das auf Haut traf.
Ein Laut, zu leise für die Götter.
Das Blut war schal. Aber echt.
Alt. Voll Erinnerungen, die sich wanden wie Würmer im Licht.
Er trank, was er brauchte. Nicht mehr.
Denn wer zu gierig wird, hört das Tier nicht mehr flüstern.
Dann ging er zurück unter das Boot.
Schloss die Augen nicht.
Der Regen hielt an.
Der Hunger war stiller.
Doch nie fort.
Denn wer geht, wie er geht –
vergisst nie, wie Erde schmeckt.
Und dass der Regen, der nicht endet,
nicht säubert, sondern birgt.
"Wenn der Regen sich nicht legt."
Es regnete seit drei Nächten.
Nicht laut. Nicht wild.
Nur ein beständiges Tropfen, wie das Ticken eines Herzens, das längst nicht mehr schlägt.
Die Steine waren schwarz geworden. Die Gassen voller Spiegel.
Der Himmel hing schwer, doch brach nicht.
Der Regen hörte nicht auf. Er kroch.
In Ritzen, in Wurzeln, in die Knochen.
Der Fuchs blieb liegen.
Nicht weil er müde war. Nicht weil er fror.
Sondern weil er lauschte.
Wasser trug Geräusche.
Jedes Tropfen war ein Schritt.
Jede Pfütze ein Echo.
Er lag unter einem Boot, das keiner mehr nutzte.
Die Planken faulten.
Ratten hausten darunter.
Er störte sie nicht. Sie störten ihn nicht.
Hunger war da. Immer.
Wie ein Stein im Magen, der nie kleiner wird.
Doch nicht jeder Hunger schreit.
Manche warten, wie Nebel am Waldrand.
In dieser Stadt – wie in anderen – war das Blut schwerer zu finden.
Zu viele Lichter. Zu viele Türen.
Doch der Regen machte alles weich.
Er dämpfte die Welt, bis sie wieder nach Erde roch.
Nach Dingen, die man begreifen kann.
Ein alter Mann kam.
Hockte unter einem Vordach, schlotternd.
Geruch von nassem Holz, Tabak, Angst.
Keine Worte zwischen ihnen. Nur ein Blick.
Der Fuchs kam leise.
Barfuß. Geduckt.
Er trat in den Regen, als sei er Teil von ihm.
Und die Stadt hörte nicht hin.
Kein Gebet. Kein Schrei.
Nur ein Flüstern von Haut, das auf Haut traf.
Ein Laut, zu leise für die Götter.
Das Blut war schal. Aber echt.
Alt. Voll Erinnerungen, die sich wanden wie Würmer im Licht.
Er trank, was er brauchte. Nicht mehr.
Denn wer zu gierig wird, hört das Tier nicht mehr flüstern.
Dann ging er zurück unter das Boot.
Schloss die Augen nicht.
Der Regen hielt an.
Der Hunger war stiller.
Doch nie fort.
Denn wer geht, wie er geht –
vergisst nie, wie Erde schmeckt.
Und dass der Regen, der nicht endet,
nicht säubert, sondern birgt.
Re: Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
dritte Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
„Blut, das nicht schreit, ist das reinste.“
Wenn du jagst, jag ohne Zorn.
Wenn du nimmst, nimm ohne Lärm.
Wenn du trinkst, trinke nicht aus Gier.
Wenn du tötest, lass den Schlaf nicht brechen.
Denn Blut, das träumt, ist klarer als Blut, das kämpft.
Und was du raubst, ohne den Schrei –
bindet keine Schuld.
So lehrte das Tier
Die Nacht kam wie Öl – dick, schwer, lautlos.
Kein Stern über dem Grat, kein Laut außer dem Atem der Erde.
Und selbst der schwieg, als die Schatten begannen, sich zu bewegen.
Die beste Jagd beginnt nicht mit Hunger.
Sondern mit Stille.
Mit einem Schritt, der kein Echo kennt.
Mit einem Blick, der den Schlaf durchdringt.
Der Leib, der nicht weiß, dass er fällt, spannt keine Muskeln.
Er flieht nicht, er kämpft nicht.
Er gibt sich hin – ohne es zu wissen.
Und das Blut… ist still.
Warm. Voll. Wie Quelle, nicht wie Fluss.
Es war ein Haus, das noch atmete.
Die Luft darin trug den Geruch von Kindern, vom Holz, das glimmt, von Dingen, die am Leben festhalten.
Doch das Leben war nicht zum Bleiben da.
Ein Schatten trat ein – nicht mit Gewalt.
Mit Wissen.
Er kannte die Ritzen im Holz.
Er roch, wer wach lag.
Er hörte das Flackern der Gedanken hinter den Lidern der Schlafenden.
Zuerst die Schwächsten – nicht aus Gnade, sondern aus Logik.
Die Mutter, deren Atem flach war.
Der Alte, dessen Herz schon nachließ.
Sanft. Ohne Schrei. Nur ein Laut, den nur der Schatten hörte:
Das langsame Loslassen.
Was genommen wurde, wurde vollständig genommen.
Kein Tropfen verschwendet.
Kein Zorn. Kein Rausch.
Nur Notwendigkeit. Und Reinheit.
Denn das Tier verdirbt nicht, wenn es sich nährt.
Es nimmt nicht aus Gier.
Es nimmt, weil es lebt.
Und wer das Blut nimmt, ohne den Schrei –
der lässt die Welt ungebrochen zurück.
Nur leiser.
Nur etwas leerer.
Als der Wind durch die Ritzen fuhr, war das Haus kälter.
Aber nicht zerstört.
Und niemand wusste, warum sie am Morgen leerer aufwachten.
Denn es ist kein Mord,
wenn das Opfer träumt.
„Blut, das nicht schreit, ist das reinste.“
Wenn du jagst, jag ohne Zorn.
Wenn du nimmst, nimm ohne Lärm.
Wenn du trinkst, trinke nicht aus Gier.
Wenn du tötest, lass den Schlaf nicht brechen.
Denn Blut, das träumt, ist klarer als Blut, das kämpft.
Und was du raubst, ohne den Schrei –
bindet keine Schuld.
So lehrte das Tier
Die Nacht kam wie Öl – dick, schwer, lautlos.
Kein Stern über dem Grat, kein Laut außer dem Atem der Erde.
Und selbst der schwieg, als die Schatten begannen, sich zu bewegen.
Die beste Jagd beginnt nicht mit Hunger.
Sondern mit Stille.
Mit einem Schritt, der kein Echo kennt.
Mit einem Blick, der den Schlaf durchdringt.
Der Leib, der nicht weiß, dass er fällt, spannt keine Muskeln.
Er flieht nicht, er kämpft nicht.
Er gibt sich hin – ohne es zu wissen.
Und das Blut… ist still.
Warm. Voll. Wie Quelle, nicht wie Fluss.
Es war ein Haus, das noch atmete.
Die Luft darin trug den Geruch von Kindern, vom Holz, das glimmt, von Dingen, die am Leben festhalten.
Doch das Leben war nicht zum Bleiben da.
Ein Schatten trat ein – nicht mit Gewalt.
Mit Wissen.
Er kannte die Ritzen im Holz.
Er roch, wer wach lag.
Er hörte das Flackern der Gedanken hinter den Lidern der Schlafenden.
Zuerst die Schwächsten – nicht aus Gnade, sondern aus Logik.
Die Mutter, deren Atem flach war.
Der Alte, dessen Herz schon nachließ.
Sanft. Ohne Schrei. Nur ein Laut, den nur der Schatten hörte:
Das langsame Loslassen.
Was genommen wurde, wurde vollständig genommen.
Kein Tropfen verschwendet.
Kein Zorn. Kein Rausch.
Nur Notwendigkeit. Und Reinheit.
Denn das Tier verdirbt nicht, wenn es sich nährt.
Es nimmt nicht aus Gier.
Es nimmt, weil es lebt.
Und wer das Blut nimmt, ohne den Schrei –
der lässt die Welt ungebrochen zurück.
Nur leiser.
Nur etwas leerer.
Als der Wind durch die Ritzen fuhr, war das Haus kälter.
Aber nicht zerstört.
Und niemand wusste, warum sie am Morgen leerer aufwachten.
Denn es ist kein Mord,
wenn das Opfer träumt.
Re: Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
vierte Überlieferung aus dem "Wind der Steine"
„Heim.“
Wenn du ruhst, ruh tief.
Wenn du wachst, wache ohne Augen.
Wenn du lauerst, sei das, was der Wind nicht trägt.
Wenn du bleibst, dann nur, wenn du gehen könntest.
Ein Ort, der kein Ort ist.
Nur trockene Erde. Ein Schatten.
Etwas, das sich von der Welt abwendet,
aber nicht verschwindet.
Der Körper lag nicht. Er spannte.
Die Augen geschlossen, aber nicht blind.
Der Leib unbeweglich, doch wachsam.
Kein Atmen. Kein Zucken. Kein Laut.
Nur Präsenz. Wie das Pochen im Nacken eines Jägers, der nicht weiß, ob er allein ist.
Keine Kerzen.
Keine Zeichen.
Nur Spuren von Zähnen, die nie gänzlich verloren gingen.
Krallenrillen im Staub.
Fell, das roch wie nasse Nacht.
Und Stille.
Nicht das Schweigen der Menschen.
Sondern das, was entsteht,
wenn selbst die Schatten innehalten.
Dort wird gewacht.
Nicht durch Augen.
Nicht durch Lauschen.
Sondern durch das,
was tief im Blut liegt.
Die Regung, die dich aufrichtet,
wenn andere noch liegen.
Wenn etwas kommt,
spürt es das Tier.
Und zögert.
Nicht aus Furcht.
Sondern weil es sich erkennt.
Denn wer ein Tier ist,
weiß, wann er einem Tier gegenübersteht.
Und wer kein Tier ist,
lernt, was es bedeutet,
die Wege des Tiers zu kreuzen.
„Heim.“
Wenn du ruhst, ruh tief.
Wenn du wachst, wache ohne Augen.
Wenn du lauerst, sei das, was der Wind nicht trägt.
Wenn du bleibst, dann nur, wenn du gehen könntest.
Ein Ort, der kein Ort ist.
Nur trockene Erde. Ein Schatten.
Etwas, das sich von der Welt abwendet,
aber nicht verschwindet.
Der Körper lag nicht. Er spannte.
Die Augen geschlossen, aber nicht blind.
Der Leib unbeweglich, doch wachsam.
Kein Atmen. Kein Zucken. Kein Laut.
Nur Präsenz. Wie das Pochen im Nacken eines Jägers, der nicht weiß, ob er allein ist.
Keine Kerzen.
Keine Zeichen.
Nur Spuren von Zähnen, die nie gänzlich verloren gingen.
Krallenrillen im Staub.
Fell, das roch wie nasse Nacht.
Und Stille.
Nicht das Schweigen der Menschen.
Sondern das, was entsteht,
wenn selbst die Schatten innehalten.
Dort wird gewacht.
Nicht durch Augen.
Nicht durch Lauschen.
Sondern durch das,
was tief im Blut liegt.
Die Regung, die dich aufrichtet,
wenn andere noch liegen.
Wenn etwas kommt,
spürt es das Tier.
Und zögert.
Nicht aus Furcht.
Sondern weil es sich erkennt.
Denn wer ein Tier ist,
weiß, wann er einem Tier gegenübersteht.
Und wer kein Tier ist,
lernt, was es bedeutet,
die Wege des Tiers zu kreuzen.