Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

[Februar '17]
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Sousanna
Ravnos
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Sousanna »

Auch die dunklen, so zur Unschuld neigenden Augen Sousannas waren hin und her geflackert und hatten ihre Umgebung zu erfassen gesucht. Doch nicht in Vorbereitung auf mögliche Kämpfe, wie Ramon, sondern viel eher in scheuer Neugier. Noch immer fühlte sie die stumme Bedrohung über sich schweben. Einem Schwert an einem Pferdehaar gleich, das jederzeit auf sie hinabstürzen konnte.
Und doch war es vorsichtiges Interesse, dass sie an diesem Ort ebenso erfüllte, wie die Furcht. Gern hätte sie diesen Ort genauer besichtigt und Melissa einige Fragen gestellt. Vielleicht sogar gebeten, längere Zeit hier verweilen zu dürfen, um von ihr zu lernen. Doch Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wunsch heute Nacht gewehrt würde, schien ihr ebenso groß, wie dass sie sich heute Nacht an Brot und Salz oder Wein laben konnte.

So schwieg sie und erhob die sanfte Stimme erst, als die Herrin des Hauses sie und ihren Begleiter ansprach: "Euer Angebot ist in Anbetracht der Umstände sehr gütig, aber ich fürchte, ich werde es dennoch anlehnen müssen." Tatsächlich lag ein gewisses Bedauern in ihrer Stimme und sie hob den Blick nicht, um den der Drachin zu erwidern. Stattdessen blickte sie, wie ein kleines Kind, das es nicht wagte, seine schimpfende Mutter anzusehen, auf eine Stelle knapp vor Melissas Füßen auf den Fußboden.
Noch immer hatten ihre Wangen jenen leicht rötlichen Ton, der verriet, wie sehr sie sich immer noch schämte. Wie zuvor biss sie auf ihrer Unterlippe herum, als würde ihr der leichte Schmerz irgendeinen Halt geben, und schien gewissermaßen auf ihr Urteil zu harren. Nicht mehr ganz so ängstlich – jener Ort, an dem wohl großartiger Handel betrieben wurde, gab ihr ein wenig Sicherheit – aber immer noch im vollen Bewusstsein, dass der Prediger und sie kaum ein schlechteres Bild hätten abliefern können.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Friedrich Hölderlin
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Ramon
Brujah
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Ramon »

Sechs Wachen.. die dürften für den Brujah eigentlich kein Problem darstellen.
Was ihm jedoch Sorgen bereitete waren die Armbrüste, deren Bolzen im flackernden Kerzenlicht zu funkeln schienen. Der Brujah loderte innerlich. Das was Melissa hier veranstaltete kam einem Traditionsbruch gleich. Ghule waren ebenso Teil ihres Blutes wie Kinder, daher sollte sie für das abscheuliche Verhalten Sou gegenüber zur Rechenschaft gezogen werden. Er würde das bei Gelegenheit mit der Hüterin Acacia besprechen müssen, allein dieser Gedanke hielt ihn davon ab dem Drang nachzugehen, den Raum zu verwüsten. auch die Tatsache, dass keine Stühle für sie bereitstanden, beruhigte ihn nicht unbedingt. Er fixierte den Rechenschieber, der auf dem Tisch stand, wodurch sein Kopf leicht geneigt schien und richtete sein Wort kurz an Melissa

Sehr freundlich von euch, etwas Wasser wäre nett, ich nehme keinen Alkohol zu mir… über eine wohltuende Brotzeit würde ich mich allerdings sehr freuen !

Danach kehrte wieder die ungewohnte Stille ein. Der Brujah war es nicht gewohnt, an wortkargen Zusammenkünften teilzunehmen. Ihm waren hitzige Diskussionen lieber. Und wenn es nach ihm ginge sollte es dazu auch durchaus noch kommen, wie ein kleines Funkeln in den abgewendeten Augen verriet.
Wie wird man seinen Schatten los?
Wie lässt man alles hinter sich?
Wie jagt man sein Gewissen fort?
Wie flieht man vor dem eignen Ich?
wenn man seinem eignen Schatten nie entgeht?
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Melissa
Tzimisce
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Melissa »

Die Aufmerksamkeit der Tzimisce lastete nur kurz auf der Ravnos, die sich beinahe tot zu stellen schien - und damit wenigstens einer eingehenderen Betrachtung entging.
Der Brujah war weniger glücklich, insbesondere nachdem er ihr Angebot angenommen hatte. Der Blick ihrer grünen Augen verriet nicht direkt ein Gefühl, wenn überhaupt etwas anderes als Neugier darin lag. Aber dennoch war er ungewöhnlich...greifbar, schien die Stille zwischen den Vampiren auszufüllen mit einer gewissen Präsenz, die ihm inne zu wohnen schien. Die ihm ein Gewicht verlieh, mit dem er den Brujah berührte und sich auf seine Schultern legte.*

Es dauerte eine Weile, bis die Herrin von Broglio dem Brujah antwortete. Sie machte eine Handbewegung, sah zu dem Hauptmann an der Tür und nahm das Gewicht von Ramon.
"Lamberto? Bitte, bring unserem Gast, was er sich wünscht."

Während der Hauptmann die Tür wieder öffnete, hinaus stiefelte und seine Schritte durch den Flur knarrten, sagte sie zu keinem von beiden im besonderen:
"Willkommen im Mercato Settentrionale, meinem bescheidenen Geschäft und Stolz von Broglio. Wie schön, dass ihr zwei den Weg hierher gefunden habt, es wird über der ganzen Arbeit doch ein wenig dröge und ich freue mich immer über Gäste. Auch wenn ich mich schon zu fragen begonnen habe, warum ihr nicht früher gekommen seid, Sou. Ich hätte gedacht, mein bescheidenes Unternehmen hätte euer Interesse wecken können."

Es dauerte einige Minuten, bis Lamberto wieder kam. In seinen Händen trug er ein Tablett, darauf sich ein schlichter, tönerner Kelch voller Wasser befanden, ein Leib körniges Brot, ein wenig Käse, Honig und Schinken darauf. Für einen Augenblick schien er verwirrt, ob und wo er die Speisen für den Gast abstellen sollte. Eine gehobene Augenbraue der Tzimisce ließ ihn aber eine pragmatische Lösung ergreifen - er blieb neben dem Brujah stehen und gab ihm so Gelegenheit, sich zu bedienen.

*Auspex 2: @Melissa (Paul) has succeeded 1 time. (2, 1, 5, 6, 1, 8, 9) (plus WK)
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Sousanna
Ravnos
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Sousanna »

Leicht verlegen hatte Sousanna an ihrem Ärmel herumgezupft und Ramon dann überrascht angesehen. Konnte er etwa wirklich essen? Würde er genau hinsehen, wäre dort eine ganz feine Spur von Bedauern leichtem Neid in ihrer Miene.

Die Anmerkung der Hausherrin sorgte für ein leises Seufzen.
Sie hatte kommen wollen, hatte allerdings nicht genau gewusst, wie sie es hätte anstellen sollen. Melissa war eine für sie unbekannte Größe, die sie nicht hatte verärgern wollen. Umso mehr war es eine lächerliche Wendung des Schicksals, dass sie nun unter diesen Umständen hierher gelangt war. Der Gedanke ließ sie unweigerlich und sehr schief lächeln. Zum ersten Mal hob sie freiwillig den Blick und das sanfte Braun traf das Grün der Tzimisce.
"Es wird unter den Umständen, unter denen wir uns hier begegnen, wirklich ironisch klingen", erklärte sie dann, auch um ihr Lächeln zu erklären. "Aber ich wollte einen günstigen Moment abpassen, um um Erlaubnis zu bitten, euch hier einmal besuchen zu dürfen. Euer Unternehmen ist unendlich interessant für mich - umso wichtiger wäre es mir gewesen, einen guten Eindruck zu hinterlassen."
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Ramon
Brujah
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Ramon »

Ramon entging nicht, wie ausgiebig er von der Tzimisce betrachtet wurde, aber es schien ihm zu gefallen, fast schon ein wenig spöttisch, erwiederte er ihre Betrachtung mit einem lüsternen Blick seinerseits. Als jedoch das Essen kam wendete er sich rasch diesem zu, und blickte die Hausherrin dankbar an

Solch erlesene Speisen für so einen bescheidenen Gast, Ich danke euch. Euer Handelshof ist in der Tat sehr beeindruckend, ihr könntet mit ihm sicher den Handel in Genua dominieren. Was mich persönlich jedoch deutlich mehr interessiert ist eure Gemeinschaft, die ihr mit der Bevölkerung gegründet habt. Ihr nennt euch Melissiden, stimmt das? Welcher Philosophie folgt ihr? was sind eure Ziele? ich finde es immer äußerst spannend wenn es die unsrigen schaffen, Impulse zur Gemeinschaftsbildung zu geben.


Ramon beschäftigte sich, nachdem er mit seinem Schwall an Fragen geendet hatte, mit dem Verspeisen der Delikatessen und schien auf eine Antwort von Melissa zu warten. Man hatte deutlich den Eifer in den Augen des Brujah erkennen können, der beinahe an Wahnsinn zu grenzen schien.
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Melissa
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Melissa »

Melissa betrachtete den Brujah noch einmal kühl. Sie sah ihn beim Essen zu, scheinbar ohne sich sonderlich daran zu stören, dass er noch Nahrung zu sich nehmen konnte.
"Die Geschäfte meiner Familie sind die Angelegenheiten meiner Familie und ich neige nicht dazu, sie mit Fremden zu besprechen", sagte sie dann - und beantwortete immerhin einen Teil seiner Frage.
Sie war höflich dabei geblieben, distanziert. Obwohl wenig Freundlichkeit darin gelegen hatte. Ebenso wie sie seinen lüsternen Blick mit einem gewissen Ekel in den Mundwinkeln quittiert hatte. Die Herrin des Hauses schien nicht geneigt, seine Anmaßungen mit Antworten zu belohnen, wenngleich sie ihn als einen Gast duldete.

Sie wandte sich daher auch wieder Sousanna zu, zu der sie deutlich freundlicher sprach, bei deren Worten sie sogar lächelte und scheinbar ein kleines Lachen unterdrückte.
"Meine Liebe, du hast bislang dich redlich bemüht. Obwohl du ein Talent dafür besitzt, dich äußerst unvorteilhaft zu präsentieren. Noch ist deine Chance auch nicht vertan, die Nacht dauert wohl noch ein kleines Weilchen."
Sie gestikulierte mit einer Handbewegung zu dem Regal mit Aufzeichnungen und Handelsutensilien.
"Gefällt dir denn, was du siehst? Als wir das letzte Mal sprachen, erwähntest du, du würdest dich gerade noch einfinden würdest in Genua. Hast du mittlerweile einige Geschäfte finden können, denen du zu Wohlstand verhelfen konntest?"
Womöglich lernte der Brujah ja durch ein gutes Beispiel, welches Verhalten angemessen war.
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Sousanna
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Sousanna »

Glücklicherweise hatte sich Sousannas Aufmerksamkeit auf ihre Gastgeberin fixiert, sonst hätte sie sich bei Ramons Blick wohl schwer beherrschen können, nicht die Augen zu verdrehen. Entweder schien er seine Gegenüber gerne auch auf diese Weise zu provozieren oder aber er lief tatsächlich jedem Rock hinterher, den er fand und der ansehnlich wirkte.
Doch so schenkte sie Melissa ein offenes Lächeln. Die Freundlichkeit ihr gegenüber schien sie ein wenig aufblühen zu lassen. "Da habt ihr tatsächlich recht.", gab sie mit einem verlegenen, aber ebenfalls ein klein wenig amüsierten Lächeln zurück. "In einer derartigen Häufung, in der ich in solche Situationen gelange, könnte man tatsächlich von einem Talent sprechen. Dennoch hoffe ich, dieses Talent irgendwann wieder zu verlieren." Leicht fuhr sie sich durchs Haar. "Aber ich danke euch sehr, dass ihr mich trotzdem immer noch willkommen heißt und so freundlich empfangt."

Auf die Frage hin, ob es ihr hier gefiele, erkannte man zum ersten Mal offen die Neugier und die Begeisterung, die die Byzantinerin hier in diesem Raum empfand. Ein freudiges Glühen war in ihre Augen getreten, als sie all die wunderbaren Dinge hier nun mit Erlaubnis betrachten durfte. Die schönen Züge zeigten einen fast schon liebevollen Ausdruck als ihre Blicke die Aufzeichnungen und Utensilien streiften. Man sah förmlich, dass es sie zu all diesen Gegenständen hinzog, wie eine Motte zum Licht - und dass die Ravnos nur aus Anstand dort verharrte, wo sie war.
"Es ist ... großartig.", lautete schließlich ihr ehrfürchtiges Urteil. "Wenn ich wagen dürfte von einem Kontor zu träumen, dann sähe es dem euren sehr ähnlich." Kurz verharrte sie, schien darüber nachzudenken, ob die folgende Ehrlichkeit klug war, doch dann fügte sie noch hinzu: "Ich würde sehr viel dafür geben, euch und euren Untergebenen nur ein paar Stunden bei der Arbeit zuzusehen - ich bin mir sicher es wäre sehr lehrreich für mich."

Die letzte Frage schließlich Sousanna wieder etwas aus ihren Träumereien und sie nickte leicht. "Ich habe ein paar kleinere Möglichkeiten gefunden, um mich in der hohen Kunst des Handelns zu betätigen.", erklärte sie ein wenig klarer, doch immer noch lächelnd. Allein das Gespräch über Handel schien sie schon ein wenig zutraulicher zu machen. "Und ich strebe eine Kooperation mit meinen alten Kontakten in Byzanz an, doch ich weiß noch nicht, wie erfolgreich das sein wird. Gewiss wird das, was ich vorhabe, nicht an euer Unternehmen heranreichen, doch ich hoffe, damit zumindest ein paar Bewohnern dieser Stadt ein freudiges Glänzen in die Augen bringen zu können."
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Melissa
Tzimisce
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Melissa »

Melissa unterdrückte ein Lachen und hielt es mit ihrem Handrücken davon ab, aus ihrem Mund zu schlüpfen.
"Ich bin sicher, dass es sich machen lässt, euch einen kleinen Einblick in meine Methoden zu geben. Ich bin mir sicher, ich kann auch einige Dinge von euch lernen und den euren. Immerhin reichen meine Beziehungen keineswegs bis über die Adria oder gar nach Byzanz sondern beschränken sich auf Italia Settentrionale."

Sie senkte ihr Hand wieder und ließ sie in ihrem Schoß zur Ruhe kommen.
"Ich bin sicher jeder Flecken dieser Stadt, auf dem ihr euch mit eurem Geschäft niederlasst, wird nur von euch profitieren. Habt ihr euch in Ravecca und euer Geschäft dort einrichten können? Ich meine mich zu erinnern, dass ihr gewisse Verabredungen mit Matteo getroffen hattet und auch Caterina euch nicht abgeneigt war. Sicher werden sie nichts dagegen gehabt haben, sich mit euch zu arrangieren? Wie ich höre unterhält ja auch er einige Handelsbeziehungen, obwohl er sich nie die Mühe gemacht hat, mir ein Geschäft vorzuschlagen."
Das Lächeln auf ihren Lippen wurde schief und man war nicht sicher, ob es amüsiert oder verächtlich wirken sollte.
"Der Preis schien ihm immer zu hoch."
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Ramon
Brujah
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Ramon »

Als Ravecca zum Gespräch wurde, horchte Ramon auf. Es würde also doch noch einige Möglichkeiten für ihn geben, sich hier einzubringen. und das Sou geschäftlich in Ravecca zu tun hatte, würde sicherlich auch nicht zu seinem Nachteil sein.

wenn die Herrin des Hauses es wünscht zu hören, Ich habe mich derzeit auch in Ravecca niedergelassen, es ist ein schönes Fleckchen Erde, Matteo ist außerdem ein aufgeschlossener Senator, ich hatte schon das Vergnügen mit ihm. Auch ich gedenke Handelsbeziehungen wieder aufleben zu lassen, auch wenn das wahrscheinlich etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Sagt Sousanna, ihr besitzt nicht zufällig Lagermöglichkeiten In Ravecca ? Und ihr und eure Familie, würdet ihr wollen das jemand für euch diese Gebiete erschließt ? ich denke kaum das Matteo etwas dagegen haben wird wenn ein Neuling und eine Händlerin ein paar Geschäfte in Ravecca führen, und wir könnten somit sicherlich Märkte erschließen, die für uns alle profitabel sind.

Ramon wartete gespannt auf Reaktionen, zu verlieren hatte er jedenfalls nicht allzuviel. Und wenn Melissa Unterstützung zusagen würde, könnte er sich zumindestens finanziell ein Standbein aufbauen. Was Sousanna angeht wartete er ebenso gespannt auf eine Reaktion. Die Augen des Brujah hatten sich erneut in Rage geredet, wie es so oft bei seinem Clan der Fall war, wenn sich ein Vorhaben manifestierte.
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Sousanna
Ravnos
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Re: Nachtigallen und Lärchen [Ramon, Melissa]

Beitrag von Sousanna »

Als Melissa hatte lachen müssen, hatte der Schalk fröhlich in Sousannas Augen geflackert und das Angebot der Gastgeberin trieb ihr schließlich ein sonniges Strahlen ins Gesicht. Und auch das kleine Kompliment stimmte sie offensichtlich sehr fröhlich. So erwiderte sie immer noch breit strahlend: "Ihr seid zu freundlich zu mir, dass ihr mich so lobt. Aber ja, es wäre wirklich wunderbar, wenn sich so ein Lehrbesuch einrichten ließe."
Ganz offensichtlich freudig aufgeregt strich sie sich eine der störrischen Haarsträhnen aus dem leicht geröteten Gesicht. Allein die Vorstellung, einer solchen Meisterin ein bisschen zusehen zu dürfen und sogar von ihr gelobt zu werden, schien die Händlerin mit einer unbändigen Freude zu erfüllen.

So nickte sie lächelnd. "Ja, ihr erinnert euch völlig richtig.", erklärte sie schließlich und erwiderte dann das schiefe Lächeln auf ihre charmante Art. Mit solchen Problemen hatte man im Handel immer zu kämpfen.
Auf Ramons Einwurf hin wandte sie sich ein wenig um, so dass sie sich alle etwas bequemer ansehen konnten. Dabei achtete sie jedoch darauf, dass sie sich nicht von der Drachin auf unhöfliche Art und Weise abwandte.
Sie war sich nicht sicher, ob er damit nicht wieder das kleine bisschen Gunst verspielt hatte, dass sie gerade erarbeitet hatte, doch ein völliges Ignorieren, wäre in beide Richtung wohl ebenfalls sehr unhöflich gewesen. "Wir haben ein paar kleinere Arrangements getroffen, aber ich habe ein wenig mehr mit Caterina zu tun als mit Matteo selbst.", erklärte sie beiden gleichermaßen auch wenn der Blick der dunklen Augen noch immer auf Melissa ruhte. Ein wenig verlegen spielte die schmale Hand der Byzantinerin mit dem schlichten Stoff ihres Kleides. "Dennoch handle ich im Augenblick noch von meiner recht bescheidenen Zuflucht aus. Sie liegt in Broglio."
Aufmerksam und wieder mit einem Hauch Schüchternheit in der Miene sah Sousanna die Gastgeberin an. Sie wusste nicht, wie die offensichtlich so auf ihr Territorium bedachte Frau es aufnehmen würde, dass eine andere Tochter des Kains in ihrer direkten Umgebung lebte und arbeitete.
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