Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

[März '17]
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Gaius Marcellus
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Erst hatte der Krieger ihr ruhig zugehört, war in Sorge geraten ob der Toreador, doch als sie seine Wange berührte... ihre Hände erneut der Eiseskälte aussetzte, die der Tote ausstrahlte... diesmal ohne seine peitschende Aura als Verstärkung, aber doch unangenehm...
Gaius zuckte kurz ein wenig, schloss schmerzend die Augen und verharrte eine längere Zeit in geistigem Schmerz.
Ihre Worte waren die schmerzlichste Wahrheit, die er seit Dekaden gehört hatte...

Irgendwann nickte er "So sehe... sah, ich mich auch gern selbst..." quälten sich die Worte langsam aus dem Mund "Ich wollte Hoffnung bringen, dir, anderen... doch das Monstrum in uns hat auch mich niedergestreckt." senkte er den Kopf.

Langsam fuhr seine Hand über seine Brust, kramte auch einen Anhänger hervor, dem von Sousanna nicht unähnlich, etwas filigraner, femininer... ihrer war diesem womöglich nachempfunden. Der Salubri sah ihn nicht an, doch fühlte die spiegelnden Konturen nach.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
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Sousanna
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sie hielt die Berührung aus. Nicht lang, aber doch lang genug, um zu beweisen, dass sie sich nicht völlig von ihm abgestoßen fühlte.
"Seht ihr, ihr quält euch selbst genug.", meinte sie schließlich leise als sie ihre Hand doch wegnahm. Es fiel ihr schwer, nicht erleichtert aufzuatmen. "Also wäre es falsch, euch nicht zu verzeihen, wo ihr es doch offensichtlich selbst nicht könnt."

Mit einem traurigen Lächeln betrachtete Sousanna den demütigen Ritter. "Aber wollt ihr mir verraten, was es hiermit auf sich hat?", fragte sie ein wenig freundlicher und zeigte ihm den seltsamen Anhänger. Sie war kein Freund von langem Verharren in düsteren Gesprächen und dieses Geheimnis wollte sie in jedem Fall gelüftet haben.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius schauderte, er schauderte als die Ravnos ihn berührte, als die Berührung endete und ebenso, als sie den Anhänger vor ihn hielt. Wie eine verletzende silberne Waffe betrachtete er ihn angewiedert, obgleich er selbst einen um den Hals trug...
Dann stellte er sich dem Silber kurze Momente, ehe er den Blick gequält abwandte.


"Was du als Fluch in dir siehst, Sousanna... deine mangelnden Fänge, deine warme Haut... all das, es ist auch ein Segen. Auch du trägst sicherlich eine Bestie in dir, wie wir alle, aber du bist ihr nicht so ausgeliefert... du kannst schwerlich jemanden aus Versehen zerreißen, die Stille brechen, unverzeihliche Fehler begehen..." Gaius säufzte, fast wirkte er Sehnsüchtig.

"In deiner Hand hälst du... das Gegenteil. Wo du fast Mensch bist... brennt in mir der höllische Dämon um so lauter. All die Dekaden in denen ich ihn eingekerkert habe... weil er besonders grausam wirkt, haben ihn um so wütender gemacht. Er jagd mich, wo er kann... ein grausamer, ein ewiger, ein innerer Jäger... er brüllt und kreischt und flescht seine Zähne... in meinen Träumen, in der eiseskälte meiner Haut und in dem Silber in deinen Händen.
In dieser Nacht, hat er gewonnen... nur einen Augenblick, aber er hat gewonnen. Das erste mal seit langem außerhalb des Schlachtfeldes. In deinen Händen hälst du sein Angesicht."
Fuhr der Salubri gepeinigt, offenherzig und wie selbstverständlich fort...
aber in Sousannas Händen befand sich nur ein schönes Stück Silber.
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Sousanna
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Betrübnis spielte in Sousannas Augen. Sie wusste nicht, was sie von all dem halten sollte.
Schließlich schüttelte sie traurig den Kopf. "Nein", gab sie seufzend zu. "Wenn ich von Bestien spreche, meine ich auch mich selbst. Ich kenne diesen Dämon zu gut, auch wenn ich wohl nie eine ähnliche Verheerung anrichten könnte..."

Auf seine letzten Worte blickte die Ravnos auf den Anhänger in ihren Händen. Mit dieser Beschreibung konnte sie nun wirklich nichts anfangen - und das erzählte auch ihre verdutzte Miene.
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Gaius Marcellus
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Gaius Marcellus »

"Es ist ein Spiegel... Du siehst dich darin und wenn du die wahre Sicht hast womöglich gar den Teufel der in dir lauert... Ich zumindest sehe ihn in diesem Medaillon." Seufzte Gaius wie in der Erinnerung an pures Grausen.
"Du hoffentlich nicht, Sousanna, du hoffentlich nicht... Aber es ist ein Zeichen meines Schmerzes ob dieser Nacht, zumindest für mich, für dich mag es auch.. das andere Zeichen sein... Auch ein gemeinsames Zeichen, dass die Gefahr nie vergessen werden darf, womöglich aber die Wunden geheilt und gemeinsamkeit wieder errichtet werden kann." Fügte er traurig aber Lächelnd hinzu...
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Sousanna
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna hatte mit gerunzelter Stirn zugehört. Eine tiefe Traurigkeit war in die großen, dunklen Augen getreten. Schließlich nickte sie nachdenklich, leise und niedergeschlagen. Ein solches Zeichen brauchte sie nicht unbedingt. Sie, die oft genug Opfer der Blutsauger gewesen war, und die zugleich ebenso genau das Brennen des Tieres kannte, wusste zu gut, dass sich niemand von Ihresgleichen Menschlichkeit rühmen konnte. Sie waren alle Wölfe unter Schafen. Manche besser, manche weniger gut getarnt, doch alle Raubtiere, die nach Blut und dem Zerreißen der Beute lechzten.
"Ein lehrreiches Zeichen, Gaius.", meinte sie schließlich und blickte in Gedanken in die Nacht hinein. "Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mich seine Bedeutung mit Freude erfüllt, da es Schmerz verheißt. Doch ich bin mir sicher, dass wir irgendwann Heilung erfahren und allein schon dieser Schmuck und unser Gespräch schafft wieder Gemeinsamkeit. Wir sollten das Pflänzchen wachsen lassen."
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Gaius Marcellus
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius nickte zustimmend. Wollte sie nicht weiter belästigen...
"Ich werde mich so gut ich kann um die Wahrung der Stille kümmern, habe ein Gerücht in die Welt gesetzt, welches Menschen, nicht Monster, die Tat zuschreibt und habe auch dich darin entschuldet sowie Caterina so falsch beschreiben lassen, dass es hoffentlich nicht auf uns fällt. Wichtiger als menschliche Gesetzesbrüche sind natürlich der Schleier und die Stille... Sonst droht ihr und mir übles...
Doch du Sorge dich nicht, solange wir bei der Wahrheit bleiben, hast du nichts zu fürchten..." Lächelte er Aufmunternd wie ein todkranker... er hatte es zumindest scheinbar deutlich vor.

"Was Caterina angeht... Ich habe zaghaft versucht auch sie um Vergebung und Zusammenarbeit was die Wahrung der Stille angeht zu ersuchen, würde gerne ihre schweren Wunden heilen, doch... Ich verstehe wenn sie sich fürchtet und werde sie nicht durch eine Suche ängstigen.." er seufzte und bat Sousanna nicht um Vermittlung.

"Ich habe meine Amtskollegen gebeten mir zu helfen, den Stille Bruch abzuwenden. Ich hoffe sie sind erfolgreich." Lächelte Gaius hoffnungsvoll beim Gedanken an seine Verbündeten. "Irgendwie kommen wir da schon alle raus... Dann, dann müssen wir nur noch mit uns selbst umzugehen lernen..."
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Sousanna
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ihr leichtes Nicken war Zeichen für ihr Verständnis und die Absegnung des abrupten Themenwechsels. Was nützte es auch, weiter in diesen bittersüßen Rührseligkeiten zu verharren? Immerhin steckten sie beide, nein, sie alle drei noch immer in großen Schwierigkeiten, die geklärt werden mussten, bevor man sich auf irgendetwas anderes verlegen konnte - wobei sie selbst wohl noch die geringsten Konsequenzen zu befürchten hatte.

"Ich verstehe", erwiderte sie schließlich mit gedankenverhangenem Blick. "Ich werde zumindest bei der Wahrheit bleiben, sollte ich befragt werden. Zwar bin ich nicht gerade ungeschickt, was die Verschleierung von gewissen Tatsachen angeht, aber ich denke, dass wir uns durch zu große Lügen noch mehr gefährden würden."
Dass er seine Mitliktoren angesprochen hatte, registrierte sie mit einem knappen Neigen des Kopfes. Für sie selbst und ihren Stand innerhalb der Domäne konnte das nicht unbedingt förderlich sein, doch er hatte vermutlich bereits von den Geschehnissen berichtet, so blieb nur, sich mit den Konsequenzen anzufreunden, oder besser sie auf das geringste Maß zu beschränken.
Caterinas Erwähnung allerdings, ließ sie leise seufzen. Es war gut, dass er sie nicht darum bat, die Toreador von irgendetwas zu überzeugen, was nicht ihre ureigene Idee gewesen war. Sie war zu stur und zu gefährlich als dass Sousanna ihren Kopf in dieser Hinsicht für jemand anderen riskiert hätte. Außerdem wusste sie zu viel über die Ravnos, was einen Konflikt mit ihr noch weniger erstrebsam werden ließ. "Ich vermute, dass sie sich - wenn die Zeit dazu gekommen ist, bei euch melden wird.", murmelte sie und ließ offen, ob das in ihren Augen gut oder schlecht wäre.
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Gaius Marcellus »

"Gut... Ich werde auch dir die von uns erdachte Ablenkung berichten, womöglich kannst du helfen die Stille zu wahren, alle mit der selben narrative am besten." Lächelte er sie auffordernd auf.

"Ein Bard e, mein Blutsdiener, erzählt er habe sich reinlegen lassen. Eine andere unwissende verführte Dame und er würden überredet, dem Volk eine böse Narretei zu spielen und mit einer Dämonenmaske nackend durch das Gasthaus zu springen beziehungsweise sich jagen zu lassen.

Hättet ihr gewusst, dass sie den Trubel nutzen würde, um mit ihren Kameraden ein Loch in die Wand zu schlagen und den geheimen Sangerpreis zu stehlen, hätte er das nicht zugelassen.

Was danach mit der Frau war, weiß er natürlich nicht, er war sehr betrunken... Die Diebin sei durch die Wand Mithilfe von Gefährten geflohen. Womöglich hätten die Diebe noch Zeugen, die sie nackt mit der Beute sahen, aus dem Weg geräumt, das müssen wir auch abdecken, um die Morde in Domus zu erklären..."
Beim Gedanken an tatsächlich Tote müsste Gaius wieder Schaudern.

"Die Beschreibung, die ich ihm eingab, wird aber weder dich noch Caterina sinnvoll beschreiben, sondern nur grob verwand sein, um Erinnerung anzusprechen: lockig, große brüste, interessante Leberflecken (die ihr nicht habt), etwas andere Haarfarbe und derartiges.
Das Personal des Domus bestätigt dies und den gestohlenen Preis natürlich.

Der gelinkte trunkene Barde wird eine Buße übernehmen.. seine Laute in den Dienst Jesu stellen."

Kurz blickte Gaius sie fragend an, wartete auf Bestätigung oder Kritik.

"Gerade Caterinas vermutliche Morde in Domus wiegen schwer... Wir müssen sehen, und versuchen so viel wie möglich zu vertuschen und zu profanen Verbrechen abwandeln..." Seufzte er.
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Sousanna
Ravnos
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Re: Die Wasserlilien auf dem Blutbad [Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos hatte genickt und aufmerksam zugehört. Wie damals, als er ihr gesagt hatte, an wen sie sich für die Vorstellung wenden sollte, waren die Rehaugen nun halb geschlossen, als versuche sie jeden optischen Reiz zu vermeiden, um sich ja nicht abzulenken.

Schließlich seufzte sie schwer und sah ihn an schließlich ernst an. "Es könnte funktionieren, wenn sich alle an diese Geschichte halten.", gab Sousanna schließlich ihr Urteil ab und fuhr sich abermals durchs Haar. "Ich hoffe wirklich, dass diese Geschichte funktioniert und niemand seine wahren Erinnerung an lauschende Ohren preisgibt. Aber ihr könnt euch sicher sein, dass auch ich bei dieser Variante des Abends bleiben werde."
Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Es geriet schief, zeigte allerdings ihre Intention dabei.
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