[Fluff] Bilderspiegel [Gaius]

Geschichten über Monster
Antworten
Benutzeravatar
Gaius Marcellus
Salubri
Beiträge: 1580
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 23:46

[Fluff] Bilderspiegel [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Wenige Nächte waren vergangen, das Loch in der Mauer war geschlossen, die Gerüchteküche von Domus köchelte, Gaius hatte in die Wege geleitet, was in seiner Macht stand, hatte seine engsten Verbündeten gerufen und sich um Vergebung bei seinen Opfern, zumindest dem, das er erreichen konnte, bemüht.

Doch weiterhin verließ er sein Heim dieser Nächte nicht als Paladin, sondern geschoren und in Pilgergewand. Wenn er es verließt.

In dieser Nacht schien es erneut nicht sicher, ob er seine Zuflucht überhaupt verlassen würde… er hatte den schrecklichsten Ort im ganzen Domus Medicorum zu seinem eigenen kleinen Schrein erklärt, der silberne kleine Spiegel, direkt neben der holden Seinfreda‘ Bildnis des Heiligen Martin… zwischen diesen beiden Ikonen war er wie gebannt, wie zu Stein gewandelt, wie aus das Eis, aus dem seine Seele zu bestehen schien… Himmel und Hölle. Das Eine konnte, das Andere wollte er nicht sein. Beides, beides keine Bilder des Mannes, der er wohl wirklich war… auch nach vielen Dekaden nicht.


Er war der menschlichen Sousanna Hoffnung gewesen, dass sie nicht alle gleich waren.

Genua war seine Hoffnung gewesen, dass es nur einmal im ewigen Unleben auf das herzvolle Wort und die überzeugte Tat der Jungen an kam.

Zwei Sätze aus dem Herzen hatten das Bild des strahlenden Wortführers schwanken lassen.
Zwei Bisse des Tieres hatten das Bild des milden Paladins tief verwundet.

Egal ob in vollendeter Ritterlichkeit oder als vollendete Bestie, zwei Augenblicke brachten Alles ins Wanken, das er errichtet hatte, brachten ihm Hass und Missachtung ein, zerstörten die zarten Bande, die geknüpft werden konnten. Zwei simple Augenblicke.


Ein Seufzen entschwand der Kehle des Gemarterten. Gefangen zwischen zwei Ikonen und seiner persönlichen Hölle, der er in dieser Gegenwart näher war, als zu jeder anderen Zeit, seit dem eigenen Tode… Wo jedes Streben sinnlos schien.

Und Gaius erkennen konnte, weswegen die inaktiven und unberührten die Welt beherrschten…
Zumindest erkennen… aber mehr doch noch nicht…


Die Worte der ebenso gepeinigten Ravnos schallten in Gaius‘ Verstand. Wie alle Anderen. Bestien unter falschem Gesicht. Räuber. Mörder. Monster… keine Retter?

Sanft berührte Catos Hand des Meisters Schulter, der junge schöne Krieger hatte ihn wohl sicher schon ein oder zwei Stunden beobachtet… „Herr… wenn wir heute noch jemandem helfen wollen, sollten wir aufbrechen, geh du nur vor. Wir tun unser Werk. Maria mit dir.“ Sanft aber gequält lächelte Cato seinen gepeinigten Geliebten an. Dieser kam wieder zu Bewusstsein, nickte Stumm, wandte sich dann ab und schritt auf die Straße, im ewigen Kampf gegen dieses Bild, Räuber, Mörder, Monster. Nein, Heiler, Ritter, Retter… im ewigen Kampf für dieses Bild. Im Kampf gegen die Unberührbarkeit...
Im schalen Kampf? Falschen Kampf? Die Maske, so glaubwürdig, ihn selbst täuschend?


„Maria mit mir…“
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
Antworten

Zurück zu „Fluffs“