Ein schattiges Plätzchen [Caterina]

[Ilario]

"Verständlich, dass sich unter diesen Umständen eure Kindheit etwas verlängert. Was Standarts betrifft, haben sich diese zwar aus Gewohnheit und Erfahrung etabliert und haben auch ihren Platz und guten Grund, aber Standart ist oft nicht gut genug. Wir Lasombra wählen unsere Nachkommen gewiss nicht danach aus und ich schätze der Clan der Rose tut dies ebensowenig."

Diesmal schenkte er Caterina ein dünnes, wenn auch ehrliches Lächeln. Er selbst hatte sterbliche Konventionen überschritten, was ihm die Aufmerksamkeit seines Erzeugers und so auch die ewige Nacht eingebracht hatte.

"Gewiss, sollt auch ihr euch gern ein Bild von meiner Person machen, wenn ihr also etwas fragen möchtet so fragt."

[Caterina]

"Ich hoffe, kein Kainskind sucht nach Standards, wenn es um wichtige Dinge geht.", schloss die Toreador mit einem erwiedernden Lächeln ab.

Bei Ilarios Angebot runzelte Caterina schließlich nachdenklich die Stirn. Wie sie solche Fragen von Fremden hasste! Als ob sie jetzt schon interessante Fragen stellen konnte.
Andererseits war es nicht ratsam, den fremden Schatten schon jetzt vor den Kopf zu stoßen.
"Habt vielen Dank. Ich muss jedoch gestehen, dass mir jede Frage zu Beginn einer Bekanntschaft ineffizient erscheint..."
Die letzten Worte waren leiser gesprochen, denn die Toreador dachte schon nach, bis sich ihre Miene wieder aufhellte.
"Ihr scheint kein Kämpfer zu sein und auch wenn ihr betet gleicht eure Robe keiner Kutte eines Klerikers. Dürfte ich fragen, was euch durch die Nacht treibt?"

[Ilario]

"Nein, ich bin kein Mann des Krieges oder des Kampfes und auch wenn ich weiterhin die Wege eines Geistlichen beschreite, ist es die Suche nach Wissen die mich antreibt. Wenn ihr an die Kutte eines Klerikers denkt, dann denkt ihr wohl an das Ordensgewand eines Mönchs oder die lithurgischen Gewänder. In Venedig aber auch anderen Städten Italiens kleiden sich die Weltgeistlichen nach ihrem Geschmack. Daher meine Gewandung, eine Anmutung von Gelehrsamkeit, Geistlichkeit und dem Wohlstand meiner Familie."

So gab er ein wenig von seinen Ambitionen und seiner Herkunft preis, wenn auch nichts was verborgen blieben sollte. Caterina schien, obwohl er sie hier in einer Kirche antraf, in kirchlichen Dingen nicht sehr bewandert. Aber welcher Kainit oder auch Sterblicher war das schon außerhalb der Heiligen Mutter Kirche?

Lasst euch niemals durch das äußere Erscheinungsbild täuschen, gerade unter Kainiten nicht."

[Caterina]

Die Toreador nickte ernst um ihr Verständnis auszudrücken.

"Sucht ihr nach Wissen allgemein oder Speziellem?", kam schließlich geistesabwesend hervor.
Bevor sich Caterina dessen bewusst wurde und die Miene verzog: "Verzeiht, meine Gedanken waren schneller als gewollt. Auch wenn mich eine Antwort freuen würde, steht sie mir doch nicht zu."
Ein entschuldigendes Lächeln kam zu den Worten und unterstrichen sie.

[Ilario]

Catterinas Frage, ihr entschuldigendes Lächeln, fanden ihre Antwort in einem tiefgründigen Ausdruck, einem Lächeln voll von unergründlicher Wahrheit. Der Magister breitete die Arme zu einer raumgreifenden Geste.

"Beides."

Die Hände fanden wieder zusammen, wurden andächtig gefaltet. Dann sprach Ilario mit tiefem Ernst gen Caterina.

"Die Nacht, die ewige Nacht, ist dunkel und voller Schrecken... und voller Geheimnisse die es zu ergründen gilt."

[Caterina]

Dieser Ilario war eine seltsame Begegnung. Sein Minenspiel war minimal und doch mehr als vorhanden.
Tiefgründig und durchdacht wirkten die Gesten. Sie unterstrichen die wenigen Worte und gaben ihnen Substanz.
Verdammt! Obwohl sie um die Gefahr wusste, sah die Toreador dem Lasombra direkt ins Gesicht, sogar in die blaugrauen Augen.
Sich dessen auf einmal bewusst, wanderte der Blick leicht erschrocken zu den Tafeln. Die Toreador brauchte ein paar Sekunden um sich zu fassen. So murmelte sie gedankenverloren um ein Gedankenspiel vorzutäuschen: "Die ewige Nacht..."
Sie musste dringend die Hexe fragen, wie man es unter einen Hut brachte, höflich mit einem Lasombra zu reden ohne in die Gefahr derer Kräfte zu kommen...
Zumindest heute Nacht war das Kind schon in den Brunnen gefallen.

So lächelte Caterina den Schatten wieder an: "Es ist schön, dass jemand nicht nur die Schrecken, sondern auch das Myterium dahinter sieht. Ich hoffe, ihr kommt in Genua weiter mit euren Forschungen."
"Und danke für die Antworten.", fügte das Kind grinsend hinzu.

[Ilario]

"Oh, ich danke euch für dieses erhellende Gespräch."

Ilario verabschiedete sich freundlich und verließ dann das Elysium, sein Leibwächter Mercurio schloss beim Ausgang zu ihm auf. Alles in allem eine erfreuliche Begegnung.
Zusammenfassung: Caterina und Ilario begegnen sich in San Donato und lernen sich etwas kennen. Sie reden über die Zustände in Genua und ein wenig über sich selbst. Sie gehen im Guten auseinander.