Sant Agnese [Angelique]

[März '17]
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La Vedova
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Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von La Vedova »

Seit ihrem letzten Gespräch waren einige Jahre gegangen, als Georg sich an einen Gedanken erinnerte, den er und Angelique gehegt hatten. Deshalb erreichte sie auf dem üblichen Wege, über Roger, eine Nachricht, in der sie gebeten wurde, das Kloster der Heiligen Agnes vor den Toren der Stadt aufzusuchen.

Georg hatte in den vergangenen Wochen einige Gespräche mit den Nonnen geführt und freute sich, den kleinen Engel nun überraschen zu können. Die Umbau- und Renovierungsarbeiten an dem alten Gemäuer nahmen langsam Formen an und die Vorkehrungen für das Fest am 21. Januar waren im Gange. Sogar eine kleine Bühne wollte man auf dem Klosterhof aufbauen

Georg war stolz und ein wenig aufgeregt. Er hatte sich an diesem Abend sogar Duftöl verwendet und sich ein frisches Hemd angezogen. In der Hand hielt er eine Rolle Pergament. Er saß auf dem Klosterhof, in dicke Stoffe gehüllt und hatte eine Kerze neben sich auf den Brunnenrand gestellt. Um sich zu wärmen, klammerte er sich an einen Krug mit dampfender Suppe. Sein Blick wanderte zum wolkenverhangenen Himmel hinauf, wo jedoch keine Sterne zu sehen warenund er den Mond nur vermuten konnte.
Hoffentlich würde er hier nicht vergeblich warten.
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Angelique
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Natürlich kam Angelique. Natürlich war sie flankiert von ihren zwei gepanzerten Recken. Nur ihr übliches Pilgergewand hatte sie ersetzt durch eine einfache Novizinnentracht. Angesichts der üblen Gerüchte ob der dämonischen Hexe im Pilgergewand verzichtete sie wohl einige Zeit auf diese Verkleidung.

Sie wirkte scheuer und schreckhafter als beim ersten Treffen, als Georg sie erblickte. Die beiden Krieger sicherten aufmerksam nach allen Seiten, so wie man es in unsicheren Gegenden tat. Aber das war Genua ja auch.

Verträumt sah das scheinbare Kind auf die Architektur des Ordenshauses. Ein leises Lächeln erschien auf dem Gesichtchen im Schatten der Kapuze. Es wurde noch freundlicher, als sie den schönen Blutvasallen erblickte.

"Schiavo", erklang ein Stimmchen, verloren in der Nacht.
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La Vedova
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von La Vedova »

Georg sprang auf, als er sie erblickte, verschüttete versehentlich ein wenig der Suppe, putzte sich die Spritzer von der Hose und stellte den Becher zur Seite, bevor er ihr entgegen eilte, das Pergament unter die Achsel geklemmt. Das Tor hinter dem Mädchen und ihren zwei Wächtern fiel ins Schloss und die junge Nonne, die in dieser Nacht Torwache hatte, huschte fix davon.
Georgs bleiches Gesicht strahlte und er ging vor ihr in die Knie, als er ihr galant die Hand küsste. Dann stand er auf und nickte etwas irritiert den beiden gepanzerten Rittern zu.

"Angelique...", er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen, ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen "Wie schön, dich wiederzusehen. Ich freue mich, dass du gekommen bist und mich in den neu errichteten Mauern von Sant Agnese besuchst.", er deutete in RIchtung des Brunnens und der kleinen Bank daneben, auf der er zwei Kissen bereit gelegt hatte. "Komm, setz dich zu mir, ich habe etwas zu berichten...eine Überraschung, etwas ganz Wunderbares!" die Vorfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seine sonst schon bleiche Haut schien nun in der kalten Januarluft noch durchscheinender, falls das überhaupt möglich war, die blonden Haare waren in den vergangenen Jahren gewachsen, nun trug er sie zu einem Zopf am Hinterkopf gebunden, was ihm gut stand und seine nordische Abstammung betonte. Sogar ein spärlicher blonder Bartansatz war an seinem Kinn zu erkennen. Noch immer sah er nicht aus wie ein Krieger, nein, das sicherlich nicht, doch er schie erwachsener geworden und selbstsicherer.

Er schritt voran und setzte sich auf die Bank, ihre Ritter würdigte er keines Blickes mehr, all seine Aufmerksamkeit galt dem Mädchen in Novizinnentracht, ein Unschugldsengel. So viele Verse fielen ihm ein, so viele Worte, doch er brachte sie nicht über die Lippen, sondern wartete darauf, dass sie sich zu ihm gesellte. Er wollte nchts überstürzen, sie nicht verschrecken und so vielleicht dafür sorgen, dass sie ihm ablehnend gegenüberstand. Nein, er wollte diesen Augenblick auskosten und deshalb rang er sich dazu durch, äußerlich ruhig ihre Gesellschaft zu genießen. Seine Hand tastete nach dem Pergament, von dem er nicht wusste, ob er es in der Hand behalten oder vorerst zur Seite legen sollte. Er räusperte sich ein wenig verlegen, entschied sich dazu, das Pergament erstmal zur Seite zu legen.
"Ich hoffe, dir gefällt das Monasterium? Seit einiger Zeit nehme ich hier mein Amt als Spiritus wahr....Doch, erzähl, wie ist es dir ergangen?", er hoffte sie nicht mit Höflichkeiten zu langweilen. Er interessierte sich tatsächlich für das, was sie womöglich zu berichten hatte...und er wünschte, ihre glockenhelle Stimme zu hören, die er in all den Jahren nicht vergessen hatte...und das war in seinem Fall, wo er doch mit so vielen Menschen zu tun hatte, bemerkenswert.
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Angelique
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Die Milites schauten routiniert nach Wachen des Klosters, nach möglichen Hinterhalten, während Angelique sich zu dem jungen Sterblichen gesellte.
"Ein wunderschöner Ort, der die Abgeschiedenheit von der bösen Welt feiert", meinte sie, sich weiterhin verträumt umschauend.

Die Stimme der kleinen Vampirin war immer noch so melodisch, wie Georg es in Erinnerung hatte. Ein Hauch von Melancholie lag darin. Scheu blickte sie den Mann an, als dieser so unkeusch ihre Hand küsste. Eine Geste, die wieder Gefühle in ihr weckte, die ihm nur Unglück bringen würden. Aber wie er schon unwissend annahm, war ihr doch einiges widerfahren. Und so erdreistete sie sich, dem frommen Mann den Jünglingsflaum mit der kühlen Hand zu berühren.

"Ich hatte manch Epiphanie, sah manche ferne Orte und doch sind sie nichts im Vergleich zu Eurer Schönheit."
Trotz der kühnen Worte legte sie dann keusch die Händchen in den Schoß, als sie sich neben ihn setzte.
"Weshalb wolltet Ihr mich sehen, Spiritus? Welch wunderbare Neuigkeiten habt ihr?" Ihre wie von Belladonna geweiteten Augen schauten ihn fragend an.
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La Vedova
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von La Vedova »

Die Wachen konnten keine Spuren eines Hinterhaltes feststellen, nur die neugierigen Augen einiger Schwestern hinter den Fenstern zum Hof, die aber verschwanden, sobald Blicke ihnen begegneten.
Auf dem Dach bewegnte sich ein Schatten, vielleicht eine Katze, in der Ferne schrie ein Kautz.

„Ja, also…“, Georg stockte etwas verunsichert von ihrer direkten Nachfrage „Na, da fällt aber jemand mit der Tür in….das Kloster“, er sah verlegen zu ihr hinüber und griff nun doch nach dem Pergament und hielt es in den Händen . „Wie du vielleicht weißt, wird es am 21. Januar zum eine Feier geben…zur Fertigstellung der wichtigsten Arbeiten an diesem Bau…natürlich sind die Renovierungen noch nicht vollständig abgeschlossen..all das“, er deutete um sich herum „wird noch eine ganze Weile dauern, bis es wirklich fertig ist und den Plänen meiner…unseres Ordens entspricht. Aber die Weihe und die Feierlichkeiten werden bald stattfinden…sehr bald“, er sah sie an. „Und ich möchte, dass diese Feierlichkeiten etwas Besonderes werden..und deshalb“, er reichte ihr das Pergament „Habe ich etwas geschrieben.“

Er atmete tief durch „Erinnerst du dich an den Tag im Domus? Als wir darüber sprachen, wie ähnlich du der Heiligen Agnes bist? Ich hoffe, du hast deine Meinung nicht geändert…“ er stand auf, weil er nicht mehr still sitzen konnte und lief vor ihr hin und her, dann platzte er heraus „Ich möchte, dass du die Hauptrolle in unserem geistlichen Spiel darstellst“, er sah sie erwartungsvoll an „ Die heilige Agnes und ihr Martyrium!“
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Angelique
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Verlegen lächelnd schaute sie Georg an. "Obwohl ich nicht würdig bin, würde ich dies gerne tun. Wollt Ihr, dass ich es mir durchlese, was Ihr geschrieben habt, oder tragt Ihr es mir vor und ich lausche?"

Das untote Mädchen klopfte leicht auf das inzwischen verwaiste Kissen. In beiden Fällen wünschte sie wohl, dass er sich wieder neben sie setzte.
Georg musste feststellen, dass sie mehr wie ein verängstigtes Kind, das auf seine Hinrichtung wartete, wirkte, als bei ihrer letzten Begegnung. Aber zugleich strahlte sie eine gewisse Ruhe aus, als sei sie mit sich etwas ins Reine gekommen.
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La Vedova
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von La Vedova »

Georg schluckte. So hatte er sich das nicht vorgestellt, er hatte sichWorte der Freude und ein seeliges Funkeln in ihren Augen erträumt...doch dieses Kind, es war so still. Er versuchte, sich seine Sorge nicht ansehen zu lassen während er sie so betrachtete. Sie sah noch immer so jung aus wie damals, natürlich, das hatte seine Mutter einmal erwähnt, und doch überrascht eihn das. Im gleichen Augenblick kam er sich sehr dumm vor. Was hatte er schon erwartet, dass sie vor Freude aufspringen und ihm an den Hals springen würde? Nein, das wohl kaum, aber auch nicht siese Traurigkeit, diese Vorsicht.

Langsam setzte der junge Priester sich wieder zu ihr, sah zu ihr herab und nickte langsam "Ich werde es vortragen und hoffe, dass es gefällt...", meinte er dann, zögerte jedoch einen Augenblick und rang sich dann doch dazu durch, zu fragen.
"Doch, sag, was liegt dir auf dem Herzen? Ich möchte es erfreuen und erwärmen, doch vielleicht muss zuerst eine Last davon genommen werden, möglicherweise kann ich behilflich sein? Fürchtest du dich vor etwas? Du weißt, dass deine Worte bei mir sicher sind und niemals meine Lippen verlassen werden", seine Augen waren blau wie das Meer und zeigten wahre Anteilnahme. "Dieses Fest...Es könnte nicht nur für dich eine willkommene Abwechslung, ein neuer Funke sein, der unseren Glauben und unser Leben erleuchtet, nein, auch für mich ist es etwas ganz Besonderes..", er verstummte, er wollte das Thema nicht auf sich lenken. "Ich hoffte, dass es auch dir ein kleines Leuchtfeuer sein kann, dass deinen Zukünftigen Weg erleuchtet und dunkle Gedanken verscheucht..."
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Angelique
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Da lächelte sie tatsächlich und lehnte sich an den jungen Mann. "Ich fürchte nur mich selbst und meine inneren Dämonen. Agnes darzustellen, bin ich unwürdig, da diese blind glaubte und vertraute, während ich ein wahres Apfelkompost vom Baum der Erkenntnis in der Völlerei des Geistes zu mir nahm."

Enthusiastischer strahlte sie ihn dann aber an. "Euch zuliebe will ich dich Agnes aber gerne geben, erinnert sie mich doch an die Tage im Licht der Morgensonne über den Lavendelfeldern, als auch ich unschuldig war vor beinah hundert Jahren."
Etwas betrübter fügte sie hinzu: "Ich glaube aber, dass kein Engel meine Scham bedecken wird, noch dass meine Haare wachsen werden, um mich vor Schändung zu bewahren."

Verlegen griff sie seinen Arm und kuschelte sich an ihn. "Ach, wär ich die Agnes und du des Stadtpräfekten Sohn, ich könnt nimmer meine Keuschheit halten."

Sie rezitierte ein Gedicht, das sie im ferner Spanien gehört hatte:

"Bist du ein Engel oder bist du Fleisch und Bein?
Es fällt mir schwer, dein Wesen zu erklären:
Mein Blick sieht deinen Leib. Doch denkend seh` ich ein:
Du musst ein Wesen sein aus höhern Sphären.

Drum preis ich GOttes herrliche Erfindung,
die dich zu einem Lichtgeschöpfe machte,
das Harmonie und seelische Verbindung
zu uns hernieder auf die Erde brachte.

Wärn meine Augen nicht, die mit Gewalt
Mich neu zu deinem Menschentum bekehren,
so würde ich mit deiner himmlischen Gestalt
die edle Reinheit der Vernunft verehren."
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von La Vedova »

Bei Angeliques ersten Worten betrübte sich Georgs Miene. "Nein, was sagst du da, unwürdig? Was verleitet dich zu dieser Annahme? "
Als sie dann jedoch zusagte, erhellte sich seine Miene.
"Ich bin mir sicher, du wirst die Agnes großartig miemen und für die Wunder fällt uns schon etwas ein, wie wir das so aussehen lassen können", er lächelte aufmunternd "Und was die Würde angeht...Falls es wirklich etwas gibt, das dich schuldig macht, so ist Buße ein guter Weg, um wieder würdig zu werden, aber das brauche ich dir sicherlich nicht sagen?"


Als sie sie an ihn lehnte, biss er sich verlegen auf die Lippen. Er ließ es einige Augenblicke geschehen, lauschte ihren Worten andächtig, dann räusperte er sich leise "Nun, um ehrlich zu sein...sehe eher ich mich im Augenblick in Agnes Lage", er sah betreten zur Seite. "NIcht der Keuschheit wegen, das nicht, doch...", er schluckte "Vor einigen Tagen hat man mir mitgeteilt, dass man eine Partie für mich sucht. Ich kann selbstverständlich keine Details preisgeben, jedoch...", er schüttelte den Kopf "Nun, selbstverständlich werde ich mich den Wünschen meiner Familie fügen, was bleibt mir auch anderes übrig?"

Angelique konnte bemerken, dass er sich an der Steinbank festhalten musste und ein wenig fröstelte "Bitte lach nicht über mich, dass ich mich so ziere."

Er kam sich dumm vor, dem Kind neben sich sein Leid zu klagen. Doch dann tröpfelte die Erkenntnis langsam in sein Bewusstsein...beinahe hundert Jahre, das hatte sie eben gesagt. Er schüttelte den Kopf, nein das war nur schwer vorstellbar, und doch, weshalb hatte er das bisher nie bedacht?
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Angelique
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Re: Sant Agnese [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Vielleicht gefällt dir deine Partie ja, die man dir aussucht", versuchte sie den jungen Mann aufzumuntern.
"Und wenn nicht, wäre ich gern deine Kebse. Auf eine Morgengabe würde ich auch verzichten, bliebe ich doch immer Jungfrau. So ist es GOttes Ratschluß bei mir und keiner würde schuldig der Sünde oder gar der Erbsünde."

Sie musste kindlich auflachen, als er sich mit der keuschen Jungfrau der Legende verglich und sie somit mit dem schurkischen Schänder. Sie konnte also noch kindlich sein und den Schwermut abstreifen.

"So und jetzt erfreue mich bitte mit deinem Werk."
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