[1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

[August + September '17]
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Vergonzo Faro
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo nickte kichwernd zu Angeliques antwort.
Er war auch der Meinung es besser so zu handhaben. Außerdem war es auch immer etwas einfach dies so zu tun.

Als der Themenwechsel kam freute er sich, denn er sprach gerne Dinge direkt an, auch wenn es Kainiten in Genua gab, bei denen er das Austauschen von Oberflächlichkeiten genoss, ebenso wie das rumflaxen.
"Bauprojekte müssen wohl bis nach dem Krieg warten. Nicht das sich die Mühe nicht lohnt. Aber ja, es gibt 2 Dinge die ich fragen wollte.
Zum einen wollte ich dich fragen welche Fähigkeiten du beherrschst seid die Nacht dich geholt hat. Kannst du zufällig die Zukunft sehen, oder Armeen unsichtbar machen, oder die niedersten Instinkte und Wünsche deines Gegenübers sehen, oder gar ihre Absichten?

Zum anderen habe ich immer wieder gemerkt wie viel du über die Zeit der Römer weißt, auch über ihre Bauweisen. Die Straßen hier werden immer schlechter, und da die Römer bereits Räume unter der Erde bauten die sehr nützlich waren und sind, dachte ich du kannst mir vielleicht erklären wie die Römer ihre Straßen bauten. Die hatten doch sicher das gleiche Problem. Vor allem wenn sie mit ihren großen Heerscharen umherzogen."


Gespannt wartete er auf ihre Reaktion. Ein wenig befürchtete er, Angelique würde ihm seine erste Frage übel nehmen, so knibbelte er nervös an seinen brüchigen Fingernägeln.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Angelique
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique drehte sich im Tanz zu unhörbarer Musik um den Janusstein und lächlete beglückt. "Selten vermag ich die Zukunft zufällig zu sehen", sang sie, "Armeen sind es nicht, die unsichtbar werden wollen, niedere Instinkte und Wünsche vermag ich gut zu erkennen, wie auch Absichten."

Sie schlug ein Rad. Glöckchen an ihrer Mi-Parti-Kleidung klingelten süß. "Teufelsstrassen beginnen im Nichts und führen nirgends hin, so sagt der Volksmund. Grabe, niedlicher Schwarzweißstummer bewegter Mosaike, und du wirst Schichten sehen: Sand - Kies - Sand - mehr Schotter - Pflastersteine, passend gesetzt. Gewölbt, damit das Wasser abfließt in Gräben an beide Seiten. Grabe und schaue es dir an und lerne. Alle Strassen hier sind auf dem Netz der Römer, denn niemand vermag es besser als sie, Wege zu bauen."
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Vergonzo Faro
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er schaute ihr beim tanzen zu und tippte einen Takt auf seinen Oberschenkel, lächelte sie an.
"Das klingt sehr mächtig, viel kann einem das Gesicht und das Verhalten verraten, wenn man geübt darin ist zu beobachten. Aber in die Seele und in das Schicksal zu sehen, das ist etwas ganz anderes."

Kurz schien es, das geschlagene Rad würde ihn zum umkippen bringen als er die Bewegung verfolgte. Der Bucklige fing sich aber und kicherte. Die Lebenslust die sie noch in sich trug, die er bei sich und Sousanna ebenfalls fand, hatten nicht mehr viele in sich hier in Genua. War es das, was ihn mit ihnen verband?
"Wie ein Dach, einem Pferdesattel gleich die Form.
So bleibt es trocken und hilft enorm.
Schicht für Schicht, doch nicht einfach so,
Erkenntnis, ja das macht das Monster froh."

Jetzt fing er selber an, komisch zu reden und seine Handfläche fiel in sein Gesicht.
"Ok, ich glaube ich verstehe. Wenn wir die Pflastersteine etwas glatter oben hinkriegen, fließt das Wasser leichter ab, und die Karren holpern nicht mehr so stark. Das wiederum bedeutet weniger Achsbrüche, weniger Ärger, besserer Handel."
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Das kleine untote Mädchen freute sich wie ein Honigkuchenpferdchen, als der Nosferatu in Reimen sprach.

Doch als sie seine hoffnungsvollen Worte hörte, als er verstand, was eine gute Straße ausmachte, wurde sie etwas traurig.
"Es ist lange her und wird vielleicht nie wieder solche Strassen geben. Die Römer bauten sie mit ihren Legionären, nicht mit Sklaven oder Leibeigenen. Ein einiges Reich bezahlte und unterhielt das Strassennetz, ein einiges Heer schützte es. Heute ist jede Meile Weg unter einem anderen Herrn und Geld, was allen nutzen würde, fließt in den Schlund des Mars, um noch mehr zu zerstören. Erst wenn ein starker Kaiser all diese kleinen Herrn unterwirft, werden wieder solche Strassen gebaut werden können."

Die letzten Worte waren prophetisch, aber selbst Angelique konnte nicht soweit in die Zukunft schauen, um Sonnenkönige, Korsenkaiser und britische Imperien zu sehen.
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Vergonzo Faro
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

"hm ich mein Geschäftsfeld um Straßenausbesserungen zu erweitern. So könnte ich vielleicht bessere Straßen bauen als bisher. Dann würde es Stück für Stück besser werden, vielleicht würde es sich auch herum sprechen. Es wird noch dauern bis sich die Straßen unter einer Hand befinden werden. Und ein Übereinkommen der einzelnen Besitzer, auf eine festgelegte Art und Weise Straßen zu bauen und zu unterhalten wird wohl nie in Reichweite kommen."

Dann überlegte er kurz.
"Ein starker Kaiser. Wer wird das wohl werden. Wir werden es wohl irgendwann miterleben." er grinste breit.
"Wie kann ich mich für deine Hilfe erkenntlich zeigen?"

Vergonzo lächelte Angelique an und hoffte er könnte ihr etwas sagen, das sie nicht bereits wusste.
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Sie wippte auf den Zehenspitzen und verschränkte die Ärmchen hinter dem Rücken. Sie lächelte entwaffnend. "Wie wär es mit deiner Freundschaft? Die genügt mir vollauf.

Oh, und mach in Türmen... Türme werden bald wieder modern werden.
Jeder wird einen haben wollen wie dereinst Nimrod. Besonders Unseresgleichen wird sich erinnern wollen, als wir auf Türmen als Götzen verehrt wurden."
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Vergonzo Faro
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er überlegte kurz.
"Ich werde mein bestes tun, es wert zu sein eine Freundschaft mit dir verdienen. Solange wir immer offen und ehrlich sind zueinander, sehe ich eine glorreiche Zukunft dafür." er grinste leicht schamvoll zurück auf Grund dessen das er orakelt hatte.

"Ich liebe Türme, je höher desto besser, denn je höher desto weiter kann man sehen. Auch wenn ich bezweifle das diese Verehrung zurück kommen wird, so wäre es nett, wenn es bald mehr Türme zu bauen gäbe. Vielleicht sollte ich schon mal ein paar Entwürfe dafür anfertigen. Aber du bist sicher das dir das reicht als Gegenleistung?"
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Ja", bestätigte sie knapp nickend und ging sofort auf die Entwürfe ein. Mit den Fingern malte sie Skizzen in den Staub, die immer komplizierter wurden, je mehr sie malte. Dabei plapperte sie munter von euklidischen und archimedischen Prinzipien und Ideen, von Vitruvs genialen Berechnungen und mathematischen Sätzen, die in der Baukunst so wichtig und die von fast allen längst vergessen waren.

Von flüssigem Stein, den die Römer angeblich kannten, faselte sie, und von Sauberkeitsschichten, Drainagen und Hebelgesetzen, bis hin zu zukünftigen Türmen aus Glas und Flüssigstein, beleuchtet von der Kraft der Atome des griechischen Sphärenmodells. Da stoppte sie und lachte selber über ihre absurden Hirngespinste.

Völliger Unsinn war das natürlich alles - und doch: Der erfahrene Baumeister sah in den kindhaften Zeichnungen mit Blümchen im Garten und Strichmännchen, geometrische Linien und staunenswerte Formeln der antiken Architekten verborgen, auf deren titanischen Schultern er wahrhaftig wie ein verwachsener Zwerg wirkte.
Was das untote Kind in Unsinn kleidete, war nicht mit Gold aufzuwiegen. Es war Wissen, wie es nur noch die mächtigsten Klöster und die Byzantiner und Heiden eifersüchtig hüteten.
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Vergonzo Faro
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo folgte mit Freuden den Ausführungen Angeliques. Ob sie es wahr nahm oder nicht, sprach er mit, fügte hinzu, fragte nach,skizzierte nebenbei.
Er sprach aus, das das Wissen über das Bauwesen zwar wohl festgehalten werde, doch die Praxis es entweder nicht nutze oder nicht dazu kommt es zu nutzen, mal ganz abgesehen davon das es in den meisten Planungsschirften viel zu ungenau dokumentiert wird. Vom Stampfboden bis hin zum Chorturm...und einige Geometrien und Statiken ließen den Baumeister manche Ansätze neu betrachten, aus der Sicht eines zukunftorientierten untoten Kindes.
Vieles war ihm bekannt, manches nicht, manches musste er im nachhinein ab und herleiten und manches ergänzte er. So gelang es ihm nach einer kurzen Pause die Essenz und Details ihres Wissens zu bestaunen aber auch aufzunehmen.

"Eine Mischung aus Zusätzen in Wasser gelöst, wird steinhart. Ähnlich einer Art Mortarium nur anders, fester und stabiler...da muss ich mehr drüber wissen. Auch wenn es absurd klingt was du sagst, ist es theoretisch möglich. Ist der Hebel lang genug, kippe ich Genua ins mehr. Eines allerdings ist mir vollkommen neu, das ...sfeährenmodell... kannst du mir mehr darüber sagen?"

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Int+Handwerk mit Spez. und Vorteil
zum Mitreden, Ergänzen und Verstehen

verGONEzoNE (Frank) - heute um 14:06 Uhr
/roll 8d10
SidekickBOT - heute um 14:06 Uhr
@verGONEzoNE (Frank): 8d10 = (9+7+2+10+6+3+9+6) = 52
-> 7 Erfolge
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Angelique
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Re: [1002] Schaffe Schaffe Häusle baue? [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Oh, ja", antwortete Angelique bereitwillig. Ein schier endloser Schwall antiker Denkmuster ergoss sich über den Buckel des armen Noseferatu gleich einer Dusche aus Wörtern.

" Die alten Heiden glaubten an einen Aufbau der Welt aus zwiebelartig geschichteten Kreisschalen, den Sphären, auf deren Oberflächen die Kreisbahnen der Planeten angeordnet sind und in deren Zentrum die Erde liegt. Eudoxus von Knidos, Aristoteles, Hipparch von Nikaia begründeten diese Theorie und Ptolemäus brachte sie in die Form, die bis heute Geltung hat.

Beda Venerabilis charakterisierte die sieben Himmelssphären als die der Luft, des Äthers, des Olymps, des Feuers, der Sterne, der Engel und des göttlichen Reiches. Man unterscheidet drei Himmelssphären: die irdische, sichtbare, die geistige der Engel und die höchste der Dreieinigkeit. Scholastiker errechnen 55 oder 56 Sphären.

Astronomen wie ich unterscheiden sieben Sphären zwischen Erde und Firmament, auf denen sich – von der Erde aus aufwärts – Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn bewegen. Außerhalb des alles umschließenden Firmaments als achter Sphäre wird eine unsichtbare neunte oder auch zehnte Sphäre angenommen, die mit Gott als dem „Ersten Beweger“, primum movens, gleichgesetzt wird. Gott teilt der Welt die kosmische Bewegung mit, indem er über das Erste Bewegte ,primum mobile; die neunte Sphäre), die äußerste Sphäre, den Fixsternhimmel, und – von oben nach unten – die Planetensphären in Bewegung setzt. Der unterschiedliche Umlauf von Planetensphären und Firmament – der sieben Planeten Gegengang – garantiert, dass die schwache Erde sich halten kann gegen die himmlische Stärke. Würden alle Sphären gleichsinnig die unbewegte Erde umlaufen, so würde diese von deren vereinter Kraft mitgerissen, was ihr Ende bedeuten würde. Um die Diskrepanz zwischen den für dieses Modell geforderten kreisförmigen Planetenbahnen und den tatsächlich beobachteten Planetenbewegungen zu überwinden, muss man die Epizyklen-Theorie des Ptolemäus bemühen. Manche glauben auch an eine geoheliozentrischen Theorie, nach welcher sich Merkur und Venus um die Sonne bewegen, und die Sonne wie die übrigen Planeten um die Erde kreiste."

Als sie Ende wirkte sie glücklich und erschöpft wie ein Weib, das ihre Hysterie in der Umarmung eines Mannes überwunden hatte. Gleich so, als sei sie erleichtert, dass all dies Wissen einem entweichenden Drucke ähnlich ihr kleines Köpfchen verlassen konnte.
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