Ein jeder Vasall und Gast Genuas erhielt Besuch von einem nordischen Boten, der, wie es alte und gute Sitte im Norden war, die Einladung zu einem Treffen persönlich überbrachte. Der Wortlaut war immer identisch, bis auf die Anrede, die aufgrund aller Namen der Ahnenreihe und Titel des Eingeladenen hervor gebracht wurde.
"Brimir Böggvisson, Geißel der Feinde Genuas, Liktor der Domäne, Neugeborener vom Clan des Tieres und Alerio, Liktor Genuas und Neugeborener vom Clan Lassombra laden ein zur Eröffnung eines Ortes des Götterurteiles und des Kampfes um Mitternacht der längsten Nacht zur Wintersonnwende in den Wäldern Luccoli. Die Gäste werden am Dorfrand erwartet und von dort zum Zielort geleitet.
Prinzessin Aurore von Genua, Ahnin der Ventrue, wünscht, dass an diesem Abend vor den Augen ihrer Vasallen und Gäste zwei Urteile durch die Geißel der Feinde der Domäne vollstreckt werden.
Nach der Einweihung des Arenenbodens wird es ein Turnier der Ghule geben. Ein jeder Vampir darf einen Streiter in den Ring stellen. Duelliert wird bis zum ersten Blute. Dem Sieger gebührt der Ruhm der Nacht und ein Schwerte soll sein Preis sein. Man bittet um Anmeldung der Streiter bis eine Woche vor der Sonnenwende. Der Einsatz von Diziplinen sei untersagt und als Waffen nur jene aus Stahl oder Holz zugelassen. Es sei gestattet, dass sich die Kämpfer in den einzelnen Runden durch dein Einsatz von Blut heilen dürfen."
Heute Nacht standen ein Friedenwächter und ein Nordmann als Wächter vor dem Eingang. Drinnen wurde die unterste Ebene, die Arena, von jeweils 3 Wächtern und 3 Winkingern im Wechsel umstellt. Milizionäre führten die Kainiten mit ihren Begleitern durch die Wälder von Luccoli bis hin zu der Höhle.Der Eingang liegt mitten in den Wäldern Luccolis. Man hat permanent das Gefühl, dass man auf dem Weg dorthin beobachtet wird und wahrscheinlich wissen die Wachen am Tor schon, dass jemand kommt, bevor derjenige überhaupt in Sichtweite ist. Zwei Wachen stehen stets am Tor: Nordmänner mit ihren Speeren und Äxten bewaffnet oder Friedenswächter, Männer deren Gesichter unter Kapuzen verborgen waren, komplett in schwarz gehüllt und mit Schwertern und Dolchen bewaffnet.
Der Eingang liegt hinter einer schweren hölzernen Türe und doch wirkte es so, als würde man in ein riesiges, schwarzes Maul in die Unterwelt hinab steigen. Es ging nicht weit in die Höhle hinein. Bereits nach zwei Ecken fand man sich in einem großen Raum wieder, der inzwischen - zumindest grob - einem römischen Amphitheater glich. Die Decke war hoch und musste fast bis zum darüber liegenden Erdreich reichen. Vom Eingang führte ein Halbkreis am Rand herum Sitzplätze waren in den Stein gehauen worden. Es gab auf beiden Seiten jeweils einen Fluchtweg, um die Zuschauer weg bringen zu können, falls die Situation eskalierte.
Die nächste Reihe - 3 Treppen führen hinab - lag tief genug, dass groß gewachsene Männer stehen konnten, ohne den Sitzenden dahinter die Sicht zu rauben. Zu ihren Füßen befand sich die ebenfalls halbrunde Arena. Schwere geschmiedete Gitter sollten verhindern, dass ein Kainit in Raserei hoch kommt. Und doch waren 5 leichtere Gitter da, um über hochziehbare Leitern, in die Grube zu kommen... oder wieder raus.
Ein weiterer Gang führte zur Linken auf Höhe der mittleren Ebene zur Seite weg.
Fackeln an den Wänden hüllten den Raum in eine düstere Atmosphäre, erhellten die Dunkelheit aber soweit, dass man sehr gut alles sehen konnte, auch, wenn man kein Gangrel war. Und sie ermöglichten einen Blick auf die Gestalt in grauer Robe, die wie ein nasser Sack von der Decke hing. Die Arme waren an Ketten fixiert und so schwebte er als Mahnmal über der Arena: Yasir. Gerüchte über seinen Verrat mochten die Runde gemacht haben und auch Gerüchte darüber, dass Acacia und Brimir ihn schließlich gefangen haben.
Brimir war nicht zu sehen. Der zweite Gastgeber, Alerio, hingegen war sehr wohl anwesend.