[1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

[März '18]
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Seresa
Brujah
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa nahm einen tiefen, falschen Atemzug.

„Es ist kompliziert, Bruder.“

Ihre Worte waren geseufzt, als sie die Luft aus ihren toten Lungen entströmen ließ.

„Der Krieg war…“

Seresa schwieg für einen Moment und schien nach dem richtigen Wort zu suchen.

„Der Krieg. Ich spürte wie etwas in mir hervorbrach. Etwas, was Langezeit verborgen war und wieder an die Oberfläche drängte. Mein Glaube an den Herrn. Er führte mich durch die beängstigenden und unruhigen Zeiten. Sicherte mein Leben und ließ mich trotz all dem Leid und der Furcht und dem Chaos das Richtige tun. Zumindest glaubte ich das damals.“

Die Brujah zuckte leicht mit den Schultern.

„Dann war der Krieg vorbei und ich lernte den wohlwerten Titus kennen. Einen Mann so beeindruckend und stark im Glauben ruhend. Ich konnte nicht anders als zu glauben, dass es kein Zufall war, dass sich unsere Wege kreuzten. Dass es tatsächlich der Wille des Herrn war, der mich zu ihm und der Via Caeli führte. Der mich erkennen ließ, wie unwichtig wir eigentlich sind und wie schnell auch unser unsterbliches Leben enden kann. Wie wichtig die Menschen für uns sind. Wie wichtig es ist unsere Macht zu nutzen, um jene zu schützen, welche sich selbst nicht schützen können. Doch der wohlwerte Titus zwang mich dazu mein Wort zugeben. Er legte mir Ketten auf, die ich noch nicht tragen konnte, obwohl ich es redlich versuchte. Die kein rettender Anker waren, sondern die mich gnadenlos nach unten in die Tiefe zerrten. Dann sah ich sein Tier an seinen Ketten kratzen und ich fragte mich, ob dieser Weg der Nacht tatsächlich der Richtige ist. Dann war da der werte Toma, der mich fragte, warum es gegen den Willen des Herrn sein sollte, dass man seinen Körper verbessert und ich zweifelte weiter am Herrn und am Weg. Und dann kamst du.“

Auf Seresas Lippen erschien ein glückliches Lächeln, während auch ihre Augen lächelten.

„Zweimal führtest du mich an den Rand der Vernichtung. Zweimal schenktest du mir neues Leben. Wie könnte ich jemals mehreren Herren gleichzeitig dienen?! Wie sie gleichviel lieben?! Wie dem einen dienen ohne mit den Wünschen des anderen zu brechen?!“

Seresa seufzte und blickte zu Boden. Mit gesenktem Kopf stand sie vor ihm. Sie schwieg für einen Moment. Zwang sich dann jedoch weiter zu sprechen.

„Mit deinem großzügigen Geschenk kam der Fall. Ich kann nicht anders, als alles für dich tun zu wollen. Ich will bei dir sein. Mit dir sein. Aber wenn ich mit dir bin, kann ich nicht mit ihm sein. Nicht mit dem Herrn sein.“

Die Brujah schüttelte erneut leicht den Kopf.

„Der wohlwerte Titus will mich nicht auf die Via Caeli führen, solange ich mit dir bin. Doch ich fürchte mich davor den Weg alleine zu gehen. Ich glaubte die Via Caeli sei bestimmt mein Weg zu werden, doch auf dem Hof habe ich gesehen, was für Lügner und Monster doch alle sind. Auch Jene, welche behaupteten dem Herrn zu dienen. Keine Ehre. Keine Loyalität. Nur Feigheit. Bin ich die Närrin, Ajax, weil ich meinen Glauben still lebe und nicht wie die Pharisäer?!“

Seresa blickte Ajax fragend an, bevor sie leise seufzte und erneut den Blick senkte.

„Ich fürchte mich davor mich geirrt zu haben. Ich fürchte mich den falschen Weg der Nacht zu wählen. Ich fürchte mich davor, dass der Herr mich ablehnen wird, weil ich zu schwach bin und dich mehr liebe als ihn.“

Die Brujah schwieg für einen Moment und in ihrer Stimme schwang eine bittere Erkenntnis mit.

„Ich falle, Ajax.“

Sie blickte hilfesuchend zu ihrem Bruder im Blute auf.

„Ich falle immer weiter. Immer schneller. Ich falle immer näher zum Tier. Ich kann nichts dagegen tun, Ajax. Ich gelange nicht mehr nach oben, obwohl ich es versuche. Ich habe Angst weiter zu fallen. Ich habe Angst, dass ich ihm letztlich anheimfallen werde, Bruder. Ich habe Angst, dass letzten Endes das Tier und meine Schwäche mich von dir trennen werden.“

Die Brujah näherte sich ihrem Bruder im Blute und legte ihren Kopf auf seiner Brust ab.

„Bitte hilf mir, Bruder.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax blieb eine ganze Zeit lang ruhig, während Seresa sprach. Lediglich an den Stellen, an denen sie wirklich mit sich zu kämpfen hatte, verstärkte sich sein Druck auf ihre Hände etwas und ein stummer Blick signalisierte, dass er für sie da sein würde.

"Du musst dich nicht entscheiden, dass ist die Antwort Seresa. Warum versuchen eine Entscheidung zu treffen, wenn es keinen zufriedenstellenden Ausgang gibt. Du versuchst dich an etwas festzuhalten, was für uns in unsrer Welt nicht mehr existiert. Titus zwang dir diese Ketten auf und wollte das du dich entscheidest, weil es für ihn nur eine richtigen Antwort gibt. Was aber wenn ich dir sage, dass du alles haben kannst?" eine kurze Pause entstand. Zeigte sich hier ein Ausweg? Aber was meinte er damit, dass sie alles haben konnte?

"Ich kann dir leider nicht dabei helfen den Weg des Himmels zu beschreiten, doch wenn dies dein Weg ist den du gehen willst, so kann ich versuchen einen anderen Kainiten der diesem Weg folgt möglicherweise dafür gewinnen dich in ihm zu lehren." möglicherweise würde er dafür einen Gefallen einfordern müssen, doch das würde sich sehen lassen.

"Ich kann dich aber beruhigen. Mein Wegwechsel verlief ähnlich. Du kommst dem Tier näher bevor du dich wieder von ihm entfernst. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Was du jedoch versuchen musst ist nie zu verzweifeln...du musst immer versuchen die Ruhe und Kraft in dir selber zu finden um dem Tier zu widerstehen. Doch es ist normal, dass es schwieriger wird, je mehr man sich von dem Punkt entfernt an dem man angefangen hat. Ich will dir durch diese Zeit helfen. Kann ich doch deine Sorgen und Ängste wahrscheinlich als einer der Einzigen hier in Genua wirklich verstehen. Es wird nicht einfacher..." ein erneuter Druck ihrer Hände unterstrich sein Angebot.

"Ich kann dir die Grundzüge meines Weges näher bringen und vielleicht siehst du hierrin einen Ausweg aus deinem Gefängnis. Ansonsten hätte ich noch eine weitere Möglichkeit, doch dafür müsste ich zuerst einige Dinge klären. Was ich dir jedoch versprechen kann ist, dass du solltest du dich auf meinen Weg der Nacht begeben, du dich nie mehr verstellen werden musst. Du musst niemandem mehr Rechenschaft ablegen...nicht mir ...nicht Gott sondern nur dir selber. Deinem Glauben, deinen Wünschen, deinen Zielen!" etwas schien in ihm verändert zu sein, er sprach mit solch einer Inbrunst, mit solch einem Willen. Er versteckte sich nicht, wollte sie das auch ? Wollte sie ihre Geschicke in die eigene Hand nehmen...mit seiner Hilfe...an seiner Seite? Er war sicherlich dazu bereit.
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa war von seiner Brust zurückgegangen und hatte ihrem Bruder im Blute aufmerksam und neugierig in die Augen geblickt, als dieser gemeint hatte, dass sie alles haben könnte. Als er geendet hatte, senkten sich ihre Augen nachdenklich und ihr Blick ruhte auf seinen Händen, welche die ihrigen hielten. Schweigend. Stumm. Dann senkte sie den Kopf und ihre Schultern sanken ein. Seresa schloss die Augen und einige Momente später nahm sie einen langsamen, tiefen, aber falschen Atemzug.

„Würdest du denn das wirklich tun wollen, Bruder?“

Seresa blickte fragend nach oben zu den grünen Augen ihres Bruders im Blute.

„Ich habe soviel falsch gemacht, Ajax. Ich dachte immer Andere hätten dich dazu gezwungen mich an dich zu binden.“

Zögernd waren die Worte über ihre Lippen gewandert.

„Es tut mir so leid, Bruder. Ich war so unendlich blind.“

Sie schwieg für einen Moment.

„Ich hätte es sehen müssen. Ich hätte mich nicht dagegen wehren sollen. Ich hatte nicht verstanden, dass du mir nur helfen wolltest. Ich wusste nicht, was du in mir siehst. Ich dachte, du willst mich missbrauchen, so wie alle anderen immer versuchten mir ihren Willen aufzuzwingen und mich auszunutzen. Es tut mir so unendlich leid, Bruder.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Nun war es an Ajax für einen kurzen Moment verblüfft zu sein.

"Niemals würde ich so etwas tun Seresa. Niemand hat mich dazu gezwungen. Du hast auch nichts falsch gemacht! Es sind die anderen die immer wieder versuchen uns einzureden, dass wir etwas falsch machen würden, um uns mit unserer Schuld erpressbar zu machen. Das habe ich nicht vor, im Gegenteil, ich will dass du begreifst, dass du niemandem etwas schuldig bist, außer du hast dich ehrlich und selbstbestimmt dazu entschlossen, dass dies der Fall ist. Mach dir keine Vorwürfe, nutze deine Wut auf dich selber und lass sie dein Feuer entfachen, kontrolliere das Feuer, denn es macht dich stärker." er löste die rechte Hand aus ihrer und tippte ihr damit drei mal leicht gegen die Brust.

"Hier drin ist niemand außer du. Nicht einmal Gott. Am Ende der Nacht ist die einzige der du Rechenschaft ablegen musst, du selber. Hör auf zu knien und steh auf. Zerschmettere die Ketten die dir andere auferlegen wollen. Sei ihnen immer einen Schritt voraus, denk weiter als sie. Lass sie über deine wahren Motive im unklaren. Überlege dir immer, was ist der schlimmste Ausgang der Situation. Was könnten ihre absolut schlimmsten Motive mir gegenüber sein, und bereite dich dementsprechend vor." er wollte das sie begriff was er ihr sagte, sie sollte erst einmal alles...selbst ihn in Frage stellen.

"Aber ja ich will dir gerne meinen Weg der Nacht zeigen, auf dass wir Seite an Seite jene Lügen strafen können die versuchen uns zu Knechten und die eiserne Faust des Klans auf sie niederschmettern lassen." bei seinen letzten Worten nahm er wieder ihre Hand.
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa war unter der Berührung ihres Bruders im Blute zur Salzsäule erstarrt. Dreimal spürte sie, wie das kleine Lederbeutelchen unter ihrer Kleidung enger an ihren Körper gepresst wurde und auch Ajax mochte diese seltsame Unebenheit unter ihrer Kleidung wohl gespürt haben, als er sie berührt hatte. Seresas Haltung entspannte sich erst langsam, als er erneut ihre kleinen Hände in die Seinigen genommen hatte. Seresa schwieg lange, während sie ihrem Bruder einfach nur in die grünen Augen blickte. Dann löste sie vorsichtig - aber bestimmt - ihre Hände von den Seinigen. Ihre Hände gingen zu ihrem Nacken und geschickte Finger lösten Schnüre, bevor sie wenig später ein kleines Lederbeutelchen unter ihrer Kleidung hervorzog. Schweigend hielt sie es für einen Augenblick in der Hand. Dann legte sie es auf dem Tisch ab, bevor ihre rechte Hand nach der rechten ihres Bruders im Blute griff.

„Die Ziele des Clans, sollen Teil meiner Ziele sein. Deine Ziele, sollen meine Ziele ergänzen.“

Seresas linke Hand schob sich unter ihre rechte, während sie noch immer in die Augen ihres Bruders im Blute blickte.

„Ich bitte dich, Bruder, zeige mir deinen Weg der Nacht. Lass mich zum treuen Vasallen werden. Lass mich dienen, um Wissen zu sammeln und zu lernen, auf dass ich eines Nachts aufrecht und stolz stehen kann, um all jene Lügen zu strafen, die jemals an mir zweifelten.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Ajax Blick lag ebenso wie der von Seresa für einen kurzen Augenblick auf dem Beutelchen, welches sie von ihrem Hals gestriffen hatte. Er überlegte schien es dann aber für unwichtig zu befinden. Es musste irgendetwas aus ihrer Vergangenheit sein. Doch die diese zählte nichts mehr. Weder für sie, noch für ihn. Die Nacht hatte ihnen alles genommen, und doch so viel gegeben. Es lag an ihnen was sie daraus machten.

"Ich werde dir meinen Weg der Nacht zeigen und an deiner Seite wandeln. Solltest du wanken so sei dir meiner Hand sicher, die dich durch die Hölle des Geistes, der uns Kainiten eigen ist, führen wird. Ich will dir helfen das zu werden was du wünschst. Und Jenes in dir zu erwecken was du noch nicht siehst. Das ist mein Versprechen an dich und wenn du eines bisher von mir wissen solltest, dann das ich solche nicht breche." jedes seiner Wort ließ sein Blut etwas mehr kochen, eine Seite die man an ihm nur selten zu sehen bekam.
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Während sich Seresas Tier instinktiv vor der Leidenschaft ihres Bruders im Blute fürchtete, war es die Eigenart seines Blutes, welches dafür sorgte, dass es die Gelehrte näher zu ihm zog.

„Das weiß ich, Bruder.“

Die Brujah blickte noch immer in die grünen Augen ihres Bruders, bevor sie ihre linke Hand auf seine gelegt, diese dann mit ihren beiden Händen vorsichtig zu ihrer Brustmitte geführt und sie dort abgelegt hätte. Ihre Hände hielten seine Hand sanft auf ihrem Körper, während sie zu ihm weiter aufblickte.

„Und ich danke dir dafür.“

Ihr Blick wanderte verlegen zu Boden. Für einen Moment schwieg sie. Als sie dann sprach waren ihre Worte noch leise und vorwurfsfrei.

„Du hattest mich vor bald drei Jahren gegen meinen Willen in die starren Fesseln des Blutes gezwungen und gelegt, in der Absicht mich zu schützen. Seither hieltest du mich darin gefangen, weil es dein Wille war. Aber ich möchte nicht länger aus dem von dir gereichten Becher trinken, Ajax.“

Ihre braunen Augen waren zu Ajax Gesicht nach oben gewandert, während ihre Stimme lauter und bestimmter geworden war.

„Du sagst, du willst mir helfen das zu werden, was ich wünsche?!“

Seresas Blick wurde leicht fragend, während ihr Gesicht noch immer ihr inneres Verlangen wiederspiegelte.

„Ich möchte eine aufrecht und stolz stehende Frau werden.“

Ihre Stimme war klar und deutlich, als sie die Worte gesprochen hatte. Kein Zögern lag darin, während ihre braunen Augen weiter ernst und unerwartet fordernd auf seinen grünen Augen lagen.

„Missversteh mich bitte nicht, Ajax, ich will von dir trinken.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment.

„Aber ich möchte von deinem Hals trinken dürfen.“
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Kurze Verblüffung lag in seinem Blick als seine Blutschwester ihre Bitte äußerte. Dann lächelte er ein dünnes Lächeln so als hätte er in just diesem Moment etwas ersonnen, was ihm sehr zupass kommen würde. Seine Hand bewegten sich langsam aber bestimmt von ihrer Brust weg und an ihrem Arm entlang. Dann packte er mit beiden Händen ihre Handgelenke und sprach einige wenige Worte.

"Du willst mein Blut ?....dann nimm es dir!" sein Gesicht war gezeichnet von einer Mischung aus Leidenschaft und äußerster Willensanstrengung.
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa spürte, wie sich seine Hände fest um ihre Handgelenke legten. Die Gelehrte sah auch, wie sich die Gesichtszüge ihres Bruders im Blute veränderten.

Ihre Augen wanderten zu der Sitzgelegenheit in ihrer Nähe. Sie hatte ihn darum gebeten von seinem Hals trinken zu dürfen und so er sich gesetzt hätte, wäre dies ohne Schwierigkeiten möglich gewesen. Doch er hatte sich nicht von selbst gesetzt und es ihnen Beiden damit leicht gemacht. Sie hätte sich auf die Sitzgelegenheit stellen können, auch wenn es eine überaus wackelige Angelegenheit geworden wäre. Doch auch so hätte es ungefährlich für sie Beide funktioniert. Dafür hätte sie ihn nur in diese Richtung bringen müssen. Etwas was ihr Bruder im Blute jedoch geschickt zu verhindern gewusst hatte.

Sie blickte zu den Händen, die sie weiter gepackt hielten. Sie konnte ihn nicht greifen, um ihn zu führen und sie hegte keinen Zweifel daran, dass er sie nicht freiwillig losgelassen hätte. Und selbst wenn sie ihre Hände frei gehabt hätte, hätte sie ihn mit Gewalt an jene Stelle ziehen und dort halten müssen. Sicherlich hätte sie von seinem Handgelenk trinken können, denn jenes hätte sie ohne Mühe erreichen können. Doch sie wollte seinen Hals. Die ungeschützteste Stelle von allen. Der größte Vertrauensbeweis, den man schenken konnte. Doch Ajax schenkte ihn ihr nicht freiwillig. Seresa wollte sein Blut?! Sie würde es sich nehmen müssen! Auf eine perfide Art und Weise liebte die Gelehrte ihren Bruder im Blute Ajax für seine Worte und seine Haltung deshalb umso mehr. Nicht sie, deren Verstand fälschlich verdreht und in den verworrenen Bindungen seines Blutes gefangen war, sondern der kleine Kern ihrer selbst, deren Willen noch immer nicht gebrochen war und der sich seither gegen ihn und sein Blut verzweifelt aufgelehnt hatte. Dieser kleine Teil respektierte und erkannte ihn - von diesem Moment an - an, trotz der Dinge, welche er ihr angetan hatte. Denn wider besserem Wissen und Gewissen gewährte er keine Hilfe oder gar Erleichterung. Weder ihr noch ihm selbst.

Als sie schließlich erneut zu ihm aufsah und sie in sein von Leidenschaft und Willen verzerrtes Gesicht blickte, brachen ihre auferlegten Bande. Ihre Lippen öffneten sich und zwei spitze Fangzähne waren in ihren weißen Zahnreihen zu sehen. Leidenschaft flackerte in ihrem Blick auf, während sie seinen Hals fixierte. Sie beide waren Brujah. Sie wollten nicht knien ohne einen guten Grund. Sie wollten nicht betteln um Almosen. Sie wollten sich nicht mit weniger zufrieden geben, als ihnen zustand. Und Seresa wollte in diesem Moment nur eines: Sie wollte Ajax Blut und sie wollte ihn dabei spüren. Sie wollte seinen Körper spüren und den Moment des Nervenkitzels genießen, bevor sich ihre Zähne in seinen Hals schlugen. Sie wollte den Rausch mit ihm teilen, welche die Flüssigkeit in ihrem Mund für sie und ihre willig saugenden Schlucke für ihn bereithalten würden, während sie von ihm trank.

Ihr Kopf drehte sich zu ihm, während sich ihre braunen Augen gequält und langsam von seinem Hals versuchten loszureißen, um schließlich zu seinen grünen zurückgewandert zu sein. Ajax konnte Seresa sehen. Seine Schwester im Blute und ihr eigenes, inneres, tiefes Verlangen nach ihm und seinem Blut. Und auch wenn die Linien aus welchen die beiden Kainiten stammten sich unterschieden, so verbanden sie sich doch in einer Person, welcher mit seinem Blut den Fluch der Leidenschaft über die Gelehrten selbst gebracht hatte. Ajax hatte Seresa zweimal an den Rand der Vernichtung gebracht und zweimal hatte er ihr ein neues Leben geschenkt. Die Gelehrte zögerte deshalb. Nicht aus Angst oder Furcht, sondern aus Liebe und tiefem Respekt, denn sie hegte keinen Zweifel daran, dass Ajax sie erneut aushalten konnte und dies würde.

Noch einen Moment wartete sie sichtlich gequält. In ihrem Gesicht spiegelte sich ihre durchlebte Pein wieder und zeichnete sich die reine Anstrengung ihres Willens ab, die sie davon abhielt sich bereits zu nehmen, wozu ihr Bruder im Blute sie aufgefordert hatte. Sie gab ihm die Möglichkeit seine Aufforderung zurückzuziehen. Sich anders zu entscheiden. Sofern er jedoch kein Machtwort sprach, würde sie versuchen sich zu holen was sie wollte und ihr Blick der gierig zurück auf seinen Hals gewandert war, spiegelte dies nur als zu deutlich wieder. Sie würde alles tun, auch wenn ihr nichts anderes dafür übrigbleiben würde, als Ajax mit Gewalt zu Boden zu ringen oder zumindest auf die Knie zu zwingen.

Sie wollte sein Blut aus seinem Hals… und sie würde es sich nehmen.
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Ajax
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Re: [1006] Sorgenvolle Diener [Ajax, Seresa]

Beitrag von Ajax »

Auch Ajax Fänge waren hervorgetreten. Er hielt immer noch ihre Hände als ihre Muskeln sich anspannten und sie mit aller Kraft nach hinten zog. Ihre aufgebrachte Kraft überraschte ihn für einen kurzen Moment und so konnte Seresa sich befreien. Er reagierte aber ebenso schnell und packte wieder zu. Ihre Bewegungen wurde schneller und auch etwas hektischer. Er wollte ihr geben nach was es sie so sehr dürstete, doch er würde es ihr schwer machen. Er würde ihr sicherlich nicht die Befriedigung nehmen, sich das zu nehmen was einem zustand. Dies war ein monumental wichtiger Teil auf dem Weg der Nacht den er beschritt.

Einige Male durchbrach sie seinen Griff doch konnte ihr Deckung nicht schnell genug wieder aufnehmen. Doch er merkte trotz dem genutzten Blut noch immer die Schmerzen und gerade als er sie erneut zu fassen bekommen wollte durchschoss ihn ein Gleißen und seine Finger waren nicht mehr schnell genug. Dies ausnutzend setzte sie all ihre Kraft in den nächsten Angriff und attackierte ihn frontal in der Hoffnung ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch beide schafften es wieder einen sichere Stand zu bekommen. Wieder war sie schneller und erneut griff sie ihn an. Mit jedem mal wurde sie wilder. Wollte das was er ihr geben sollte und dieses mal schaffte er es nach ihrem Angriff nicht sein Gleichgewicht zu halten und er wurde nach hinten geschleudert. Der kleine Schemel brach unter seinem Gewicht und ihre Vorteilhafte Position ausnutzend war sie mit einer Geschwindigkeit, die ihre zierliche Gestalt Lügen strafte, über ihm und schlug ihre Fänge in seinen Hals einen kurzen Moment rang Ajax mit sich selbst, sich der Gefahren bewusst die der Biss mit sich bringen würde. Doch gleichzeitig auch sehnsüchtig nach Ruhe und etwas was alles hinwegschwemmen würde. Ein letztes mal beugte sich sein Geist auf. Doch dies war die ganze Zeit sein Plan gewesen und irgendetwas in ihm wollte ebenso die Kontrolle verlieren und in einem Strudel aus Emotionen weggespült werden.

Und so wischte das Verlangen nach mehr alles hinweg...Endlich...
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