[1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

[März '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

Beitrag von La Vedova »

Die bösen Blicke hatten die Stimmung in den Thermen verändert. Einige Gäste waren aus ihren Wannen und Becken gehuscht, die Mädchen hatten sich in die hinteren Ecken verzogen. Charleo, der soeben noch andächtig der wunderbaren Geschichte gelauscht hatte, ganz versunken in Andacht an seinen Herrn Gaius, der sich beinahe ebenfalls hineinversetzt gefühlt hatte in den Rachedurst der Witwe, die unendliche Trauer und den Schmerz gespürt hatte, die Leere, die Gaius Abwesenheit in ihn hinterlassen hatte… Der arme, verlassene Charleo, seines Zeichens Besitzer der Thermen und Herr über das Wasser, er spürte nun, wie die Wut in ihm herauf kroch. Was bildete sich diese Fremde und noch dazu überaus hässliche Frau eigentlich ein, seine Gäste zu verschrecken, seine Mädchen zu verscheuchen? Seine Therme zu beschmutzen mit ihrer grässlichen Anwesenheit?
Und so in seinem Schmerz über den Verlust und die Kränkung seines Stolzes gefangen gab Charleo den Wachen ein Zeichen.

Layla, die hinter einer Säule versteckt die Szenerie beobachtet hatte, hielt den Atem an. Ihre Herrin hatte alles unter Kontrolle, ganz bestimmt! Sie versuchte, Charleo auf sich aufmerksam zu machen, ihn mit Gesten zu beruhigen, doch schien der Mann sie nicht zu bemerken. Sie griff nach der Sichel an ihrer Seite und betete zu Gott, dass jetzt kein Kampf ausbrechen möge, dass kein Blut die wunderschönen Kacheln dieses Ortes beschmutzen möge und dass ihre geliebte Herrin wieder heil aus diesem Becken herauskommen würde, dass sich alle beruhigen würden und ihrer Wege gehen…


Seinfreda betrachtete Amalia mit zusammengekniffenen Augen. Das Wechselspiel auf ihrem Gesicht, Kind und Tier, Wut und Angst…was davon war echt? Was war gespielt? Hatte sie die Geschichte wirklich nicht verstanden oder wollte sie sie nicht verstehen?
Und dann dieses unterwürfige Gerede… es machte Seinfreda fast noch zorniger als dieses ewige Hin und Her, als die ständigen Beleidigungen, die Amalia von sich gab- womöglich ohne es zu wissen aber vermutlich sehr wohl mit Verstand…Es war zu leicht, ihr Gegenüber als naiv zu betrachten, doch das war sie nicht. Und diese Worte… die eines unsicheren Mädchens, ein Schauspiel? Wenn ja, ein sehr gutes…doch das hatte nichts zu bedeuten..sie waren alle Schauspieler geworden in diesem nächtlichen Spektakel..ein Drama, wie es den alten Griechen wohl gefallen hätte…

Das Tier in Seinfreda begann unruhig zu werden, lange ließ es sich von scharfem Geist lenken, vertrösten, beruhigen… so lange das Gegenüber ein Tor war, ein Unwürdiger, jemand, für den es sich nicht lohnte..doch dies hier…das war etwas anderes. Lange genug hatte Seinfreda versucht, die Vernunft in der Salubri zu suchen, hatte den Vertrauensvorschuss, den Gaius ihr gegeben hatte als Entschuldigung für ihre Unhöflichkeiten versucht zu sehen.

Offenbar empfand die Kappadozianerin kein Mitgefühl mit der armen, demütigen, verstümmelten Frau mit der schweren Vergangenheit vor ihr.
„Was diese Geschichte lehrt, ist etwa anderes.“, sagte sie leise. „Dass eine Frau, die so viel verloren hat, manchmal das Maß ihrer Rache vergisst und in ihrem Schmerz zu Unfassbarem in der Lage ist…“
Es war nicht ganz klar, ob sie damit sich selbst oder Amalia meinte…oder einfach ganz allgemein, ein wenig dozierend sprach, wie es ihre Angewohnheit war.
„Wenn Eure Frage ist, wen ich für das Massaker in Quinto verantwortlich sehe…nun, das ist womöglich mehr als eine Person. Doch, Amalia, ich glaube, wir wissen beide, um wen es hier geht …oder nicht?“
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Amalia
Salubri
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Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

Beitrag von Amalia »

Langsam sank der Kopf der Salubri wieder zu Boden … doch da war etwas anderes, Schritte, viele Schritte.* LÜGNERIN! Der Kopf wanderte wieder nach oben Unsicherheit prägte das Antlitz der Zweigesichtigen doch die Schritte waren eindeutig … sie verkrampfte … die Muskeln in ihrem Gesicht zuckten und krampfhaft schloss Amalia die Augen. Dann, als sie ihre Lider langsam öffnete merkte Seinfreda schnell, die Frau vor ihr war erneut verändert. Kalt wie das unerbittliche Eis des Nordens blickte Amalia die Christin an. Ihre Stimme war knurrend und hatte einen komischen Unterton.

“Was wird das Seinfreda? Glaubt ihr wirklich ich bin so naiv? Glaubt ihr wirklich ich merke es nicht, dass sich Leute sammeln? Eure Leute? Glaubt ihr wirklich, nachdem ich den Dämonen Mailands erschlug … können mich ein paar einfache Wachen aufhalten? Ich dachte wir wären hier zum Reden und nicht zum Blutvergießen. Bitte sagt euren Leuten, dass sie da bleiben sollen wo sie sind … es bringt euch nichts mich festzuhalten oder was auch immer eure Männer vorhaben … Man weiß wo ich bin und wenn ich nicht zurückkehre werden die richtigen Leute benachrichtigt. Ihr habt mich eingeladen um mit mir zu reden, voller Vertrauen kam ich zu euch … im Glauben, ihr wärt nicht so grobschlächtig und verlogen wie euer Bruder. Doch Vertrauen ist nicht das gleiche wie Naivität. Wenn ihr also ein unnötiges Massaker verhindern wollt … gerne, mir würde nichts daran liegen hier zu wüten. Ich mag diesen Ort und ich mag eure Art … wenn ihr möchtet kann ich auch gehen, dann reden wir später weiter, auf neutralerem Boden.“

Der Blick der Bestie war ruhig berechnend, anders als zuvor war er nicht mehr Hilfe suchend … Amalia hatte Hilfe gefunden, Er machte sie stärker und schützte sie. Ihre Stimme klang nicht drohend, unterkühlt würde besser passen.

"Um wen geht es denn hier werte Seinfrieda?"

Die Mine war kalt doch die Heilerin sah, wie sich die Muskeln der Salubri anspannten, je nachdem was nun passierte, wäre sie vorbereitet.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
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La Vedova
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Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

Beitrag von La Vedova »

Beinahe könnte man meinen, dass sich zwischen den beiden Frauen eine dünne Eisdecke auf dem Wasser ausbreitete. Wenn es um das unerbittliche nordische Eis ging, so kannte auch Seinfreda sich bestens damit aus.
Die Nordfrau entgegnete dem Starren Amalias mit dem gelassenem Ausdruck ihrer unbeweglichen Totenmaske.

Diese Frau ihr gegenüber war anstrengend. Weshalb weigerte sie sich, auf einfache Fragen zu antworten? Weshalb war sie unfähig, zwischen den Zeilen zu lesen?

"Naiv wäre nicht das Wort, das ich für Euch gewählt hätte", entgegnete sie vorgeblich gelassen.
Größenwahnsinnig, unhöflich, aufmüpfig, unehrlich, ungebildet, häretisch...ihr wären tausend weitere Worte eingefallen aber naiv war nicht darunter.
"Die Leute sammeln sich nicht auf meinen Befehl hin, werte Amalia. Ich schätze meine Freunde hier machen sich nur Sorgen um mich, wenn sich eine gefährlich dreinblickende, muskulöse Kriegerin wie Ihr sich mit einer schutzlosen Gelehrten wie mir unterhält...Doch ich kann Euch versichern, dass kein Blut fließen wird, wenn Ihr nicht damit beginnt. Dies hier ist ein Ort von Ruhe und Entspannung und keiner des Kampfes und seid doch mal ehrlich...wirke ich etwa auf Euch wie eine Person, die tumbe Körperlichkeit dem feinen Schnitt der Zunge vorzieht?"

Noch immer keine Bewegung auf ihrem Gesicht, bloß beinahe flüssige Worte auf ihren Lippen, die so bald sie den Mund verließen wie kleine scharfe Eiskristalle schnitten. Jedes Wort abgewogen, betont und sicherlich mit Hintergedanken.

"Natürlich steht es Euch frei, zu gehen, wann immer Ihr beliebt, keiner zwingt Euch, hier zu sein. Und natürlich habt Ihr schon die richtigen Leute benachrichtigt, lasst mich raten, handelt es sich dabei um zufällig vorbei kommende Söldner, oder gar Sarazenen? Überraschen würde es mich nicht...Bevorzugen wüde ich allerdings ein friedliches weiteres Gespräch, wenn Ihr nichts dagegen habt."

Sie ließ einen Augenblick verstreichen, in dem Amalia nicht angriff.

"Bitte stellt Euch nicht dumm, denn das wäre eine Beleidigung, die ich Euch nicht verzeihen könnte..."
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Amalia
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Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

Beitrag von Amalia »

Amalia traute ihren Ohren nicht … warf diese bleiche Schabracke ihr gerade wirklich vor, dass sie etwas mit dem Massaker zu tun hatte? Das sie es gewesen war? Wie konnte sie sich zu so etwas erdreisten? Wie konnte sie es wagen? Amalias Stimme wurde mehr zu einem zornigen Spucken, einem Knurren, einem aufbegehren der Bestie. Eines stand für die Albanierin fest, dieser Abend verlief anders als geplant … sie hatte eine Freundin gesucht und eine Feindin gefunden … bedauerlich.

“Was wollt ihr damit sagen? Wollt ihr mir unterstellen ich würde mit Mördern arbeiten? Mit Sarazenen? Mit dem Pack, gegen welches ich im Krieg kämpfte?“

Ihre Augen glommen bedrohlich, als sie sich langsam erhob … eines würde der Kappadozianerin gewahr werden … die Frau, welche noch so jung war, war zumindest auf dem Schlachtfeld ein erschreckender Gegner.

“Hört mir zu Christ ihr könnt mir vieles unterstellen. Zahlreiche Morde und Folterungen, Brände, Raub, Diebstahl … doch wenn ihr mir nachsagt, dass ich Unschuldige abschlachte, welche sich gerade in ihrem erbärmlichen Glauben wälzen und… so glaubt mir ihr täuscht euch gewaltig. Ich werde diese Therme nun verlassen. Ich hätte es wissen müssen … ihr Kappadozianer seid alle gleich. Wo ward ihr im Krieg? Wo habt ihr gekämpft? Ich stand für diese Menschen dem Feind entgegen und ihr wollt mir so etwas unterstellen?“

Die Bestie ging aus dem Bad … ging in die Umkleide und ehe man sich sicher sein konnte, dass sie sie betrat hatte sie sie auch wieder verlassen.

“Wenn ihr bereit seid vernünftig zu reden trefft mich da wo keine Wachen sind … trefft mich im Elysium oder wo auch immer, doch wenn ich herausfinde, dass ihr mir weiterhin solche Dinge unterstellt ... Unë ju tregojnë se çfarë është e jo i krishterë“
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
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La Vedova
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Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]

Beitrag von La Vedova »

Offenbar wurde mit der Vitae bei der Wandlung nicht auch Hirn eingeflößt, stellte Seinfreda entnervt fest.

"Wie immer habt Ihr mich nicht verstanden, womöglich liegt es an mangelnder Sprachkenntnis", antwortete sie geduldig aber mit knirschenden Zähnen auf Amalias wütend hervorgestoßene Frage. "Nein, ich sagte nie, Ihr würdet mit Sarazenen zusammenarbeiten...das läge mir fern. Was ich vielleicht andeutete war, Ihr würdet Mörder gewähren lassen, die sich als Sarazenen ausgeben. Dies ist ein kleiner aber sehr wichtiger Unterschied."

Ihrer Haltung war anzumerken, dass sie das Gefühl hatte, genausogut mit einem Stein sprechen zu können. Welch eine Zeitverschwendung diese Salubri doch war. Welch eine Enttäuschung.
Auf die Beleidigungen hin- so es denn Beleidigungen waren, denn Sie fasste Christ nicht als solche auf- entgegnete sie nur kalt "Wir Kappadozianer sind alle gleich? Nun, ihr Salubri offenbar nicht. Wenn Gaius diese Schmach für seinen Clan sehen könnte, würde er all seine Augen verschließen, um diese Undankbarkeit, diesen Varrat und mangelnde Einsicht nicht mitansehen zu müssen. So geht denn in Frieden, Amalia..."


Ihr Blick folgte der Salubri, als diese wutschnaubend die Thermen verließ. Erst als sie sich sicher war, dass Amalia fort war, entspannte sich ihre Haltung und ein tiefes Seufzen verließ ihre toten Lungen.
Was brachte es, mit den Pferd zu sprechen, sie würde sich wohl an den Reiter wenden müssen.
Seinfreda läd Amalia in die Thermen ein in der Hoffnung, von ihr mehr über den Massenmord von Quinto zu erfahren und ihre bösen Vermutungen nicht bestätigt zu sehen. Amalia weigert sich jedoch, Seinfredas Fragen zu beantworten, fühlt sich beleidigt und verlässt schließlich wutschnaubend aber ohne handgreiflich geworden zu sein das Bad.
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