Re: [1006] Ein feuchtes Vergnügen [Amalia]
Verfasst: Do 8. Mär 2018, 12:23
Die bösen Blicke hatten die Stimmung in den Thermen verändert. Einige Gäste waren aus ihren Wannen und Becken gehuscht, die Mädchen hatten sich in die hinteren Ecken verzogen. Charleo, der soeben noch andächtig der wunderbaren Geschichte gelauscht hatte, ganz versunken in Andacht an seinen Herrn Gaius, der sich beinahe ebenfalls hineinversetzt gefühlt hatte in den Rachedurst der Witwe, die unendliche Trauer und den Schmerz gespürt hatte, die Leere, die Gaius Abwesenheit in ihn hinterlassen hatte… Der arme, verlassene Charleo, seines Zeichens Besitzer der Thermen und Herr über das Wasser, er spürte nun, wie die Wut in ihm herauf kroch. Was bildete sich diese Fremde und noch dazu überaus hässliche Frau eigentlich ein, seine Gäste zu verschrecken, seine Mädchen zu verscheuchen? Seine Therme zu beschmutzen mit ihrer grässlichen Anwesenheit?
Und so in seinem Schmerz über den Verlust und die Kränkung seines Stolzes gefangen gab Charleo den Wachen ein Zeichen.
Layla, die hinter einer Säule versteckt die Szenerie beobachtet hatte, hielt den Atem an. Ihre Herrin hatte alles unter Kontrolle, ganz bestimmt! Sie versuchte, Charleo auf sich aufmerksam zu machen, ihn mit Gesten zu beruhigen, doch schien der Mann sie nicht zu bemerken. Sie griff nach der Sichel an ihrer Seite und betete zu Gott, dass jetzt kein Kampf ausbrechen möge, dass kein Blut die wunderschönen Kacheln dieses Ortes beschmutzen möge und dass ihre geliebte Herrin wieder heil aus diesem Becken herauskommen würde, dass sich alle beruhigen würden und ihrer Wege gehen…
Seinfreda betrachtete Amalia mit zusammengekniffenen Augen. Das Wechselspiel auf ihrem Gesicht, Kind und Tier, Wut und Angst…was davon war echt? Was war gespielt? Hatte sie die Geschichte wirklich nicht verstanden oder wollte sie sie nicht verstehen?
Und dann dieses unterwürfige Gerede… es machte Seinfreda fast noch zorniger als dieses ewige Hin und Her, als die ständigen Beleidigungen, die Amalia von sich gab- womöglich ohne es zu wissen aber vermutlich sehr wohl mit Verstand…Es war zu leicht, ihr Gegenüber als naiv zu betrachten, doch das war sie nicht. Und diese Worte… die eines unsicheren Mädchens, ein Schauspiel? Wenn ja, ein sehr gutes…doch das hatte nichts zu bedeuten..sie waren alle Schauspieler geworden in diesem nächtlichen Spektakel..ein Drama, wie es den alten Griechen wohl gefallen hätte…
Das Tier in Seinfreda begann unruhig zu werden, lange ließ es sich von scharfem Geist lenken, vertrösten, beruhigen… so lange das Gegenüber ein Tor war, ein Unwürdiger, jemand, für den es sich nicht lohnte..doch dies hier…das war etwas anderes. Lange genug hatte Seinfreda versucht, die Vernunft in der Salubri zu suchen, hatte den Vertrauensvorschuss, den Gaius ihr gegeben hatte als Entschuldigung für ihre Unhöflichkeiten versucht zu sehen.
Offenbar empfand die Kappadozianerin kein Mitgefühl mit der armen, demütigen, verstümmelten Frau mit der schweren Vergangenheit vor ihr.
„Was diese Geschichte lehrt, ist etwa anderes.“, sagte sie leise. „Dass eine Frau, die so viel verloren hat, manchmal das Maß ihrer Rache vergisst und in ihrem Schmerz zu Unfassbarem in der Lage ist…“
Es war nicht ganz klar, ob sie damit sich selbst oder Amalia meinte…oder einfach ganz allgemein, ein wenig dozierend sprach, wie es ihre Angewohnheit war.
„Wenn Eure Frage ist, wen ich für das Massaker in Quinto verantwortlich sehe…nun, das ist womöglich mehr als eine Person. Doch, Amalia, ich glaube, wir wissen beide, um wen es hier geht …oder nicht?“
Und so in seinem Schmerz über den Verlust und die Kränkung seines Stolzes gefangen gab Charleo den Wachen ein Zeichen.
Layla, die hinter einer Säule versteckt die Szenerie beobachtet hatte, hielt den Atem an. Ihre Herrin hatte alles unter Kontrolle, ganz bestimmt! Sie versuchte, Charleo auf sich aufmerksam zu machen, ihn mit Gesten zu beruhigen, doch schien der Mann sie nicht zu bemerken. Sie griff nach der Sichel an ihrer Seite und betete zu Gott, dass jetzt kein Kampf ausbrechen möge, dass kein Blut die wunderschönen Kacheln dieses Ortes beschmutzen möge und dass ihre geliebte Herrin wieder heil aus diesem Becken herauskommen würde, dass sich alle beruhigen würden und ihrer Wege gehen…
Seinfreda betrachtete Amalia mit zusammengekniffenen Augen. Das Wechselspiel auf ihrem Gesicht, Kind und Tier, Wut und Angst…was davon war echt? Was war gespielt? Hatte sie die Geschichte wirklich nicht verstanden oder wollte sie sie nicht verstehen?
Und dann dieses unterwürfige Gerede… es machte Seinfreda fast noch zorniger als dieses ewige Hin und Her, als die ständigen Beleidigungen, die Amalia von sich gab- womöglich ohne es zu wissen aber vermutlich sehr wohl mit Verstand…Es war zu leicht, ihr Gegenüber als naiv zu betrachten, doch das war sie nicht. Und diese Worte… die eines unsicheren Mädchens, ein Schauspiel? Wenn ja, ein sehr gutes…doch das hatte nichts zu bedeuten..sie waren alle Schauspieler geworden in diesem nächtlichen Spektakel..ein Drama, wie es den alten Griechen wohl gefallen hätte…
Das Tier in Seinfreda begann unruhig zu werden, lange ließ es sich von scharfem Geist lenken, vertrösten, beruhigen… so lange das Gegenüber ein Tor war, ein Unwürdiger, jemand, für den es sich nicht lohnte..doch dies hier…das war etwas anderes. Lange genug hatte Seinfreda versucht, die Vernunft in der Salubri zu suchen, hatte den Vertrauensvorschuss, den Gaius ihr gegeben hatte als Entschuldigung für ihre Unhöflichkeiten versucht zu sehen.
Offenbar empfand die Kappadozianerin kein Mitgefühl mit der armen, demütigen, verstümmelten Frau mit der schweren Vergangenheit vor ihr.
„Was diese Geschichte lehrt, ist etwa anderes.“, sagte sie leise. „Dass eine Frau, die so viel verloren hat, manchmal das Maß ihrer Rache vergisst und in ihrem Schmerz zu Unfassbarem in der Lage ist…“
Es war nicht ganz klar, ob sie damit sich selbst oder Amalia meinte…oder einfach ganz allgemein, ein wenig dozierend sprach, wie es ihre Angewohnheit war.
„Wenn Eure Frage ist, wen ich für das Massaker in Quinto verantwortlich sehe…nun, das ist womöglich mehr als eine Person. Doch, Amalia, ich glaube, wir wissen beide, um wen es hier geht …oder nicht?“