[1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

[Titus]

Titus betrachtete Livia nachdenklich.

"Ich möchte Eure bisherigen Taten nicht leugnen und ich erkenne die hehren Absichten Eurer Bitte an. Seid jedoch unbesorgt, denn ich gehe davon aus, dass die Unterstützung vieler, wenn nicht aller Mitglieder der Domäne von Nöten sein werden, um diesen Feldzug zu einem Erfolg zu führen. Es wäre durchaus auch möglich, dass wir andere Städte an der Küste um Unterstützung bitten müssen. Die Details müssen noch geplant werden, aber ich denke es ist nicht verkehrt, schon jetzt Münzen für dieses Unternehmen zur Seite zu legen.

Eine Flotte muss gebaut werden, die es mit den sarazenischen Piraten aufnehmen kann. Aber ja, ihr werdet Euren Anteil an diesem gottgefälligen Feldzug haben."

[Livia]

Livia strahlte kurz auf. "Ja, noch ist die Nacht des Zornes und der Gerechtigkeit nicht gekommen... Schiffe... gut. Schiffe sollen es sein." Sie nickte. "Wenn ihr noch konkretere Unterstützung benötigt..." Bot sie noch an, formulierte dann aber nicht weiter, dieser Vorschlag musste von ihm kommen...
Kurz weilte ihr Blick noch auf Titus - doch dann wanderte er wieder, als sie sich ihrer Situation gewahr wurden, verlegen in die Wasser.

"Ich danke euch." Murmelte sie später etwas entspannter, die reine Aussicht schien ihr gut zu tun.

So schwieg Livia eine Weile, dann jedoch sah sie wieder zu Titus herüber.
"Wohlwerter Herr... ich bräuchte in einer anderen Angelegenheit euren Rat." Fragte sie vorsichtig an.
"Wie bringt ihr Gottes Wort an die Kinder Kains?" Eine weite Frage. Nach der Ostermesse hatte sie Livia stets verfolgt. "Gerade jene Kinder, die auf den Wegen weit abseits des Herren wandeln... wenn sie einen Funken der Offenheit, der Sehnsucht, des Glaubens zeigen.
Ja wie bringt man ihnen dann das Wort des Herren?" Eine gewisse Ratlosigkeit aber auch Mitgefühl stand im Gesicht der Merkurianerin.

[Titus]

"Eine Frage, die ich mich auch sehr oft gestellt habt und auch heute noch stelle."

Titus wirkte ein wenig verbittert.

"Solche Sünder haben sich meiner Erfahrung nach besonders renitent gezeigt gegen den einzig wahren Glauben und die heilige Mutter Kirche. Bei manchen habe ich es mit Worten versucht, bei manchen mit Schlägen. Doch leider nicht mit viel Erfolg. Einzig bei Lorenzo habe ich vielleicht noch Hoffnung, dass er den Niedergang, den er gerade durchläuft aufhalten kann. Doch allen Sündern wird das gleiche Schicksal widerfahren...so wie Caterina."

Titus Worte waren mit einer überzeugenden Endgültigkeit gesprochen, die in diesem Zusammenhang einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen ließ.

[Livia]

Zuerst fühlte Livia mit Titus, doch seine Worte ließen sie etwas erglühen. Der erwartete Schauer blieb aus, weniger wegen der Worte, als wegen des Namens wohl, den Titus genannt hatte.

"Genau dieser ist es, wohlwerter Titus!" Brachte sie ihm rasch entgegen. Das grausige Schicksal der ihr unbekannten Rose vergessend.
"Ihr müsst wissen, ehe Lorenzo so tief in der Domäne ankam, knüpfte ich ein zartes Band der Freundschaft mit ihm... und ich nutze es nicht zu meinen Gunsten aus... deswegen scheint es wertvoll geworden zu sein.
Nach seiner schrecklichen Tat und seinem Geständnis euch gegenüber kam er zu mir. Und er erzählte mir alles...
Als was für Monstren er unsere Art sähe... was sein Erzeuger ihm angetan hatte... was er selbst schreckliches getan hatte... wieso er diese grausame Sünde getan hatte... wieso er sie euch gestanden hatte... wo seine existenzbedrohenden Zweifel lagen... und in welcher endgültigen Angst er war." Ihr Blick war voller Mitleid.

"Angst um seine unsterbliche Seele, nicht nur um seinen Leib... Eine Angst wohl, die ihr geweckt habt, die er in seiner törichten Art aber nicht ummünzen konnte, außer in Trotz und Panik."
Sie seufzte.

"Doch ich nahm ihn an, nahm ihn in den Arm und berichtete ihm das Gleichnis des verlorenen Sohnes und das Gleichnis des Hiob...
Dass es diese Hoffnung gäbe und er sie nicht aufgeben dürfe... dass wir keine unrettbaren Monstren seien." Sie lächelte zärtlich in Gedanken versinkend.
Dann fixierte sie Titus wieder.

"Das gab ihm Hoffnung und Wärme und er fasste einen Hauch...
Aber ich... ich bin nicht sehr geschult, weder als Rhetorin, noch als Demagoge, noch einfach als Gelehrte... geschweige denn als Kleriker. Ich bin sozusagen sehr rasch mit meinem Latein am Ende." Grinste sie selbstironisch. Sie war eben jung und nicht teil der Via Caeli.

"Aber ein zartes Flämmchen, es konnte durch eure strengen und meine weichen Worte entfacht werden... und ich will es nicht verlöschen sehen. Lorenzo mag ein Tor sein, aber er ist längst keine verlorene Seele..." Sie sah zu Titus hinüber.
"Daher wollte ich euren Rat suchen."

[Titus]

"Ich bin gerne bereit, mich mit ihm erneut zu unterhalten. Er wird begreifen müssen, dass selbst für uns noch Hoffnung auf Erlösung besteht, auc hwenn sie noch so klein ist. Wir, die große Macht haben, sind in der Verantwortung diejenigen mit wenig Macht zu beschützen und ihnen zu helfen. Wenn Lorenzo das begreift, dass er kein Werkzeug des Teufels sondern Gottes ist, wird er den ersten Schritt auf einem beschwehrlichen und untbehrungsreichen Weg gehen, der ihn aber letztendlich ins Paradies führen kann."

[Livia]

Livia lächelte kurz warm auf. "Ich hoffe er wird es begreifen... ich bin mir nicht sicher, wie er am besten und nachhaltigsten zu erreichen ist...
Ich hätte gern eine Art Weg, ihn auf den rechten Weg zurückzuführen...
Eure Hilfe dabei ist wahrlich gern gesehen." Sie atmete entspannter auf, ließ sich etwas weiter ins Wasser sinken, blieb Titus jedoch dennoch fern.

"Ihn zu euch zu bringen, wohlwerte Geißel, erscheint mir ein guter zweiter Schritt. Ich danke euch. Gerne bleibe auch ich involviert, um seine zarte Seele auf der richtigen Spur zu halten. Ich bin auch sicher, gemeinsam wird es gelingen." Weitere Stärke war in ihren Ausdruck geraten.

"Was glaubt ihr, womit konkret erreicht man eine solche Seele? Was wäre der nächste konkrete Schritt..." Etwas ahnungslos aber determiniert fixierte sie den um so vieles älteren Kainiten.

[Titus]

"Ich denke am besten ist es, ihm eine Aufgabe zu geben. Etwas, was die Schöpfung Gottes erhält und pflegt. Etwas woran er sieht, dass auch er die Möglichkeit hat etwas Gutes zu tun, etwas sinnvolles. Ich glaube dass das befriedigende Gefühl einer guten Tat eine Berührung des heiligen Geistes ist, der uns dafür belohnt und uns motiviert weitere solcher Taten zu tun. Für den Anfang sollt es etwas sein, das nicht so schwierig ist und wenig Selbstaufopferung verlangt."

Titus blickte Livia an.

"So wie Euch das gute Gefühl durchdrunge nhat, als Ihr diesen armen Menschen in ihrer Not zu Essen gabt und ihren quälenden Hunger stilltet."

[Livia]

Livia nickte still. "Ich danke euch.
Ich hoffe er kann auf den rechten Weg zurückgeführt werden...

Würdet ihr ihm eine Lehrstunde anbieten, wohlwerter Titus? Wenn ich ihn vorbeibrächte. Gerne auch gemeinsam mit mir...
Meine Art - nicht die Überzeugung - scheint eurer in vieler Hinsicht konträr, ich kann mir vorstellen, dass dies eine starke und gottgefällige Wirkung haben könnte." Ihre Augen glitzerten freudig aber weich, eine innere Ruhe war im Laufe des Gesprächs zunehmend in Livia angekommen.

[Titus]

"So er gewillt ist zu lernen und sein Wille wahrhaftig ist, werde ich versuchen seine Seele zu retten. Doch im Gegenzug verlange ich von ihm etwas, um die Domäne und ihre sterblichen Seelen vor den Verführungen und dunklen Machenschaften des Teufels zu schützen. So er dazu bereit ist, bringt ihn zu mir."

Titus erhob sich aus dem Bad, das Wasser floss an seinem nackten leichenblassen Körper herunter zurück ins Becken. Für einen Augenblick blickte er auf Livia hinab, bevor er such umwandte und aus dem Becken stieg. Er ergiff ein Handtuch und begann sich abzutrockenen. Dabei lauschte er dem, was Livia noch zu sagen hatte.

[Livia]

Livia nickte und lächelte. "Er wird eines Nachts zu euch kommen. Auch die wohlwerte Seinfreda will ich fragen. Zu dritt können wir seine Seele hoffentlich retten. Ich danke euch, wohlwerter Titus." Verabschiedete sie ihn dann, während er aus den Wassern stieg.

Er bemerkte, dass in ihren Augen keine Lüsternheit lag. Zwar musterte sie den Kappadozianer neugierig, aber ohne Emotion oder gar menschlichen Trieb... so jung Livia war, diese Triebe schienen auch bei ihr abgestorben - oder zumindest noch viel weiter verborgen, als selbst bei den meisten sterblichen Frauen... und als Kainitin, störte sich auch kein Mann daran.

"Es war ein sehr... nahes und berührendes Bad..." Sagte sie zum Schluss noch etwas vertrauter und definitiv ohne anzügliche Anspielung. "Auch dafür danke ich euch... auch wenn es sicherlich noch lange aufwühlend wirken wird, es ist auch... wichtig zu spüren, dass man nicht allein ist, mit den Emotionen, die einen umhertreiben, gar quälen.
Ihr habt meine Qual heute gelindert, dafür danke ich euch ein zweites Mal." Sie nickte noch respektvoll und hatte ihre Worte damit gesagt, ließ den letzten Abschied dem höherrangigen und verblieb in den Wassern.