[1006] Langeweile [offen]

[März '18]
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Alain le Beau
Tzimisce
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[1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain vermag eine ganze Menge zu ertragen, von schlechter Poesie bis hin zu harten Auspeitschungen. Aber wenn er eines nicht ausstehen kann, dann ist es Langeweile. Und so verlässt er seine Bleibe, um durch das nächtliche Genua zu schlendern, immer auf der Suche nach einem Abenteuer. Die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, eine alte bretonische Weise auf den Lippen, so wandert er durch die Sestieri. Unweigerlich wird er dabei von Ravecca angezogen, dieser Perle des Nachtlebens. Der Tzimisce durchstreift die Kräutergärten des Viertels, wobei er sich gelegentlich bückt, um eine Blume zu pflücken, oder ein wenig duftendes Kraut zu brechen, das er sich dann an Hals und Handgelenke reibt. Die Blumen flechtet er in einen kleinen Kranz, der kurz darauf die roten Haare adrett verschönert.

Dann betritt er die erste von vielen Schänken.

Es ist sehr viel später in der Nacht, als er aus einem völlig anderen Wirtshaus heraustorkelt. Vielleicht hatte sein letzter Spender doch etwas zu viel Wein intus. Der Kranz ist nur noch in Fragmenten vorhanden, die feine Kleidung hat einen hässlichen Riss an der Schulternaht und wenn er Blutergüsse bekommen könnte, hätte Alain am nächsten Morgen wohl ein blaues Auge. Kann er aber nicht. Und so stolpert er in die Dunkelheit, den Rausch genießend und bereits auf der Suche nach der nächsten Taverne. Ihm ist erneut nach Singen zumute und er hält sich nicht zurück.

"Boute, boute, boute, boute compagnoooon," hier muss er heftig aufstoßen, "Vide-nous ce verre et nous le rem-pli-roooooooooooons."

Es ist doch einfach herrlich, zu leben. Oder auch nicht.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Anders als sein ihm noch unbekannter Bruder, hatte Toma keine Langeweile. Oder nicht so wie sie Alain empfand. Im Gegenteil hatte er immer viel zu tun und war doch die letzte Zeit anstrengend und Kräfte zehrend gewesen. Spannend, keine Frage, voller neuer Erkenntnisse und aber auch Leid...und nun waren es mehr all die nervtötenden Kleinigkeiten des Alltags, die seine Laune und Motivation trübten.

Die Jagd konnte einem das berauschende Gefühl der Macht geben, daneben dass es einem natürlich süßes köstliches Blut einbrachte. Doch fraß sie Zeit. Zeit die er anders hätte nutzen können. Jede Nacht war es dasselbe und nicht immer war er von Erfolg gekrönt.
Lustlos schritt der Maskierte mit der hölzernen Maske und den verhüllenden Kleidern die Gassen von Ravecca ab und strich Gedanken versunken mit einer Hand über die rauen Fassaden der Gebäude. Über den körnigen Putz, das furchige Holz...fühlte jede feine Unebenheit...
während eine Straße weiter seine beiden Ghule dasselbe taten. Nur dass sie vermutlich nicht die Wände streichelten.

Als er Gesang vernahm, hielt er inne und lauschte. Betrunkener?
Er war nicht wirklich glücklich über diese Aussicht an Beute. Es trübte die Sinne.
Doch besser als nichts und er könnte schneller wieder zurück.
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Alain le Beau
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain hat sich derweil vor eine Hauswand gestellt, seinen Rock gerafft und will sich soeben erleichtern, als ihm auffällt, dass er solche banalen körperlichen Funktionen ja gar nicht mehr auszuführen braucht. Der Gedanke macht ihn irgendwie glücklich. Man spart ja soviel Zeit. Also stopft er alles wieder zusammen, wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützt - es gelingt mehr schlecht als recht - und grinst breit. Mit einem entschlossenen Ruck dreht er sich herum und will auf das nächste Wirtshaus zusteuern. Dummerweise ist keines in Sicht.

Kurz verärgert über diesen Fehler in seinem genialen Plan steht Alain da und legt den Finger ans Kinn, während er vor und zurück wippt. Die andere Hand stützt ihn noch immer an der Wand ab. Putz und Holz sind ihm dabei völlig egal, aber die zusätzliche Stabilität, die ist schon was Feines. Nachdem er einige Sekunden nachgedacht hat, wendet er sich wieder der Wand zu und beginnt lauthals, sich zu übergeben. Kaum verdautes Fleisch, Brot, Früchte und Wein spritzen aus seinem Mund auf Fassade und Boden. Ein wahres Festessen, in seinem einstigen Zustand. Jetzt? Eine stinkende, leicht blutige Masse.

Der Tzimisce dreht sich erneut um und zieht ein Seidentuch aus seiner Tasche. Wischt sich adrett den Mund ab. Blinzelt zweimal. Und torkelt dann los, in die Richtung, die seiner Schätzung nach am ehesten ein Gasthaus verheißt.
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Angelique
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique stromerte wie so oft ziellos durch die Gassen. Neben den üblichen tanzenden Dämonen hinter den Schatten der umhereilenden Sterblichen und im Meer badenden Sternen fiel ihr einzig ein stolzer, junger Kater auf, den sie in der letzten Nacht schon gesehen hatte, als er eine alte, kampferprobte Katze mit halb zernatbtem Gesicht im eigenen Revier herusgefordert hatte.

Sie wusste, dass das ein Omen war. Nur tat sie sich schwer, die Bedeutung zu ergründen. Zu laut wisperte der Wind vom Meer von Wandel und das Licht der Sterne gleisste zu grell und lenkte sie ab.

Doch über dem Wind hörte sie die Sprache aus dem Norden, jenseits ihrer Heimat hallen.
Wie die Motte zum Licht eilte sie den vertrauten Klängen entgegen, nichtsahnend, dass der Engel des sechsten Hauses, der diabolische Drache Toma, die fleischigen Schwingen seiner Seele in ebenjene Richtung lenkte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Zielsicher lenkte der Drache seine Schritte auf den Ursprung des seltsamen Gesanges zu. Die Worte hatte er nicht verstanden, aber betrunkenes Gelalle war sowieso nicht sonderlich verständlich. Er lauschte dem Gesang nach, oder versuchte es zumindest, doch dieser hatte bereits ausgesetzt. Nur andere Geräusche, ferner Lärm der Lebenden, das aufgeregte Fiepen von eilig davon huschenden Ratten, Schritte?

Sein Blick huschte durch die Dunkelheit, durchdrang die Schwärze der Nacht besser als zuvor, nahm auch ferne Objekte etwas stärker wahr und so meinte er zwischen den Häusern auf der anderen Seite eines kreuzenden Weges eine Bewegung auszumachen.

Mit raschem Schritt ging er darauf zu, nicht rennend aber doch so wie jemand der es eilig hatte.
Vielleicht mochte er ja auch nur ein nächtlicher Gast sein, der eilends nach Hause wollte?
Den Kopf hielt er auf jeden Fall etwas gesenkt und zog sich die Kapuze weiter über den Kopf.


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Alain le Beau
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Währenddessen hat Alains untrüglicher Instinkt ihn geradewegs in einen kleinen Hinterhof gesteuert, wo er sich mit einem Seufzen auf dem Rand eines Brunnens niederlässt. Er schließt die Augen und summt ein wenig vor sich hin. Das leise Rauschen des Wassers hinter ihm macht ihn schläfrig. Er kippt nach hinten... mehr und mehr... aber plötzlich rudert er mit den Armen und bekommt gerade noch so den Brunnenrand zu fassen. Sein Ellbogen stößt vor die Halterung der Kette und mit lautem Rasseln saust diese in die Finsternis hinab, vom Gewicht des Eimers gezogen. Unten erklingt ein lautes Platschen.

Alain springt vom Brunnenrand weg, dreht sich dann rasch um 180 Grad und hebt tadelnd den Zeigefinger, so als wolle er den Brunnen schelten. "Alain, Alain..." sagt er leise. "Der Suff wird dich noch umbringen." Die Vorstellung scheint ihn zu erheitern. Langsam tritt der Tzimisce an den Brunnenrand heran und starrt in die Finsternis hinab, in Gedanken verloren.
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Angelique
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique fand die Quelle nordfränkischen Gesangs schließlich. Ein Trinklied und ein Trinker am Brunnen.
Scheinbar ein Sünder und somit jemand, der ein kleine Lektion verdiente.
Aber die endlosen Jahre hatten sie vorsichtig gemacht.

Verdunkelt näherte sich die lautlose kleine Gestalt - Angelique hatte wieder ihr Harlekinkostüm an - der Lache Erbrochenen.
Sie nahm die Maske ab und schnupperte nach Krankheiten und Parasiten, roch aber nur Unverdautes.
Misstrauisch tauchte sie die kleine Spitze ihrer Zunge in die schleimige Brühe. Ah, der starke Hauch der Vita von Vampiren, vermischt mit der Fäulnis verdorbener Erde der verfluchten Lande der Drachen, deren Geschmack sie zwar nicht kannte und doch erahnte, als Visionen schroffer Berge und endloser Wälder voller Wölfe und eines uralten Bösen sie zu ubermannen drohten!

Die Beute war also ein Jäger!

Das Gesicht des Schönlings hatte sie noch nie gesehen. Ein Spion? Ein Durchreisender?

Und da war noch etwas... Eine Präsenz so prominent wie ein Eitergeschwür auf dem auf dem fahlen Leib eines Leprakranken...
Sie wusste, bevor sie sich zu ihm wandte, dass der Fäulnisdrache herbeigeschlittert kam.

Toma der Schänder des Fleisches, Drache der Rabisu, war gelandet!
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Wenn er seinen Geruchssinn bemüht hätte, indem er geatmet hätte, hätte er vielleicht auch das Blut in dem Erbrochenen gerochen, vielleicht auch nicht, aber er tat es ohnehin nicht. Die Straßen der Stadt rochen sowieso nach allerlei Abfall und Kot. Da vermied er es wo er es doch eh so einfach konnte.

Ohne den verdrehten Harlekin zu bemerken, der da an der Pfütze leckte, näherte sich auch der unholde Drache dem sehr viel menschlicheren Vertreter seines Blutes.
Unwissend dass dem so war und nicht in der Lage es mit bloßem Auge festzustellen, schritt er versucht vorsichtig zu seinem vermeintlichen Opfer und machte dabei einen Bogen um die Pfütze Erbrochenen und dem was da ungesehen hockte und ihn unbewusst noch einen größeren Bogen schlagen ließ.

Er war kein geübter Schleicher und auch wenn er wusste sich zu bewegen und die Füße mit bedacht zu setzen, so war ihm der Untergrund fremd und das plötzliche wegrutschen von feinem Kies verriet ihn leider zu deutlich.


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@Toma (Sam): 6d10 = (5+10+2+4+1+1) = 23 = 0 Erfolge
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Angelique
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Angelique »

"Halt!", erklang die helle Stimme Angeliques aus dem Dunkel. "Haltet ein, wohlwerter Toma! Er ist ein Verwandter!"

Nun wurde sie offenbar. Klein und im Mi-Parti neuster byzantinischer Mode und mit der geschnitzten Holzmaske unter der Schellenkapuze. Wie zur Abwehr hielt sie einen geborstenen Spiegel dem fleischformenden Finsterling entgegen.
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Alain le Beau
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Re: [1006] Langeweile [offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Der so Bezeichnete dreht sich ruckartig um, noch immer leicht schwankend. Er schaut von dem absurden zwergwüchsigen Harlekin hin zu der Gestalt mit der Maske und der seltsam ausgebeulten Kapuze. Blinzelt zweimal. Und murmelt dann leise: "Ich muss wirklich mit dem Trinken aufhören." Und noch leiser: "Morgen. Vielleicht."

Dann stößt er sich vom Brunnenrand ab und geht auf die beiden zu, mit beschwingtem Schritt. "Wundervoll", sagt er, "wirklich wundervoll. Ich habe so lange keine Schausteller gesehen." Für einen Moment reibt er sich das Kinn und berührt dann vorsichtig den Ärmel des Maskierten. "Ah. Verzeiht. Ich musste sichergehen... Nun, was führt ihr denn vor?" Insgeheim findet er das Arrangement der beiden zu dieser nächtlichen Stunde etwas morbide. Andererseits mag der Tzimisce morbide Vorführungen. Ob der Harlekin wohl den Trick mit dem Fuß hinter dem Ohr und dem Finger im Anus beherrscht? Der bringt ihn jedesmal zu ehrfürchtigem Lachen.
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