[1006] Pietas [offen]

[März '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Sousanna
Ravnos
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Sousanna »

"Und mit euch.", erwiderte die Ravnos und zeigte einen Knicks vor dem Krieger. Ihre Augen waren noch immer züchtig niedergeschlagen und nichts an ihrem Gestus ließ darauf schließen, dass dieser Unschuld auch nur ein Hauch der Sünde innewohnte. "Es war mir tatsächlich eine Freude zu hören, dass wir die heilige Nacht gemeinsam feiern können. In meiner Heimat war es mir die schönste aller Nächte. Und so freimütig von euch und der werten Seinfreda zu einem so besonderen Gottesdienst eingeladen zu werden, hat mir Hoffnung in diesen dunklen Nächten gegeben." Wieder neigte sie ihren Kopf in demütiger Anerkennung.

Dann war der irrsinnige Mönch herangekommen und unwillkürlich war Sousannas Braue nach oben gewandert. Hatte sie für allen anderen freundliche und warme Blicke übrig gehabt, schien nun ein eisiger Hauch von der schönen Gestalt auszugehen und auch wenn ihr Blick ihn streifte, würde sich kaum auch nur eine Regung an ihr zeigen, die eine Art Gruß darstellen. Nur kühles Registrieren seiner Anwesenheit traf den Malkavianer, ehe sie selbst anmutig zu einem Platz in der Mitte der Kapelle schwebte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Titus
Kappadozianer
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Titus »

Titus begrüßte Ferrucio höflich, doch machte sich erneut ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit. Denn der Malkavianer war immer für eine unangenehme Überraschung gut. Doch war er ein Wandler auf der Via Caeli und Titus wollte ihm den Zugang zu dieser Veranstaltung nicht verwehren. Mit einem stillen Stoßgebet bat er Gott darum, den Malkavianer für die nächsten Stunden mit Visionen zu verschonen.
Er ließ Ferrucio ein und betrat die Kirche und schloss die Türen hinter sich. Der Innenraum der Kirche war ein wenig beleuchtet und zufrieden betrachtete er die Gäste des Clans des Todes. Er schritt durch die Versammelten und trat vor den Altar, wo er seine Clanschwester zunickte und sich dann zu den Versammelten wandte. Kurz wartete er, bis er die Aufmerksamkeit der Anwesenden besaß um dann seine Stimme zu erheben. Der tiefe Bariton seiner Stimme hallte von den Wänden des Kirchenschiffes ab und war für jeden gut verständlich, auch wenn er nicht besonders laut sprach. Seine Stimme klang andächtig und der Würde dieses Ortes angemessen.

"Werte Brüder und Schwestern im Glauben. Meine werte Clanschwester Seinfreda und ich danken Euch, dass Ihr alle in dieser Nacht den Weg zu uns gefunden habt, um gemeinsam mit uns unseren Glauben zu bekräftigen oder zu erneuern. Auch wenn wir hier in der heutigen Osternacht in einer Kirche gemeinsam beten, so soll dies kein Gottesdienst im Sinne einer heiligen Messe sein, denn ich bin kein geweihter Priester und es wäre ein Verstoß gegen unsere heilige Mutter Kirche."

Er ließ diese Richtigstellung einige Augenblicke wirken, bevor er erneut das Wort ergriff.

"Dennoch wollen wir, abseits der Gebete über unseren Glauben sprechen. Vielleicht mag der eine oder andere von Euch Zweifel im Glauben hegen. Vielleicht mag der ein oder andere von Euch sich fragen, wie unser Glaube nach der Aussicht auf Erlösung und auf das Paradies mit unserer Existenz als Kainiten vereinbar sei. Bleibt uns die Erlösung verwehrt, weil die Sünde Kains und der Fluch Gottes, mit dem er ihn dafür strafte, auf uns allen lastet? Vielleicht mag diese Nacht darauf eine Antwort geben oder zumindest Gedanken anstoßen, die dazu führen nicht alle Hoffnung fahren zu lassen. Die Osternacht soll uns dabei erleuchten, denn die Tatsache, dass unser Herr Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, ist der wichtigste Grundpfeiler für die gesamte Christenheit des Erdkreises."

Wieder machte Titus eine kurze Pause, in der er einen kurzen Eindruck von den Reaktionen der Versammelten auf das Gesagte einfing, bevor er schließlich erneut das Wort ergriff.

„Nun werden wir gemeinsam den Rosenkranz beten. Im Anschluss daran möchte ich einige Verse aus der Bibel zitieren aus denen ich einen großen Teil zur Beantwortung dieser Fragen geschöpft habe und Euch allen meine Gedanken dazu mitteilen. Danach wäre es meiner Clanschwester und mir eine große Ehre, wenn auch Ihr uns Eure Gedanken dazu mitteilt, so Ihr denn dazu gewillt seid. Denn dies soll auch ein Austausch von Gedanken über unseren gemeinsamen Glauben sein. Lasset uns nun gemeinsam beten.“

Mit den letzten Worten nahm er den Rosenkranz von seinem Hals in seine Hände und wandte sich dem Altar zu und ließ sich auf beide seine Knie fallen. Dann begann er den Rosenkranz zu beten, in dem er sich bekreuzigte:

„In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti. Amen.“

[Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.]

Dann küsste er das silberne Kreuz und legte es in seine gefalteten Hände und es folgte das Glaubensbekenntnis:

„Credo in unum Deum Patrem omnipotentem, creatorem coeli et terrae.
Et in Iesum Christum, Filium eius unicum, Dominum nostrum, qui conceptus est de Spiritu Sancto, natus ex Maria Virgine, passus sub Pontio Pilato, crucifixus, mortuus, et sepultus, descendit ad inferos, tertia die resurrexit a mortuis, ascendit ad coelos, sedet ad dexteram Dei Patris omnipotentis, inde venturus est iudicare vivos et mortuos.
Credo in Spiritum Sanctum, sanctam Ecclesiam catholicam, sanctorum communionem, remissionem peccatorum, carnis resurrectionem, et vitam aeternam. Amen.“


[Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebng der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen]


An der großen Perle direkt am Kreuz folgte ein Gloria Patri:

„Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto, sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen.“

[Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.]

und direkt im Anschluss ein Vater Unser:

"Pater noster, qui es in caelis, sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Oanem nostrum supersubstantialem da nobis hodie. Et dimitte nobis debiat nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem, sed libera nos a malo. Amen."

[Vater unserm der Du bist im Himmel. Geheilgt werde Dein Name. Zu uns komme Dein Reich, Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe und nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Amen]

An den drei kleinen Perlen folgte je ein Ave Maria:

„Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum. Benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Iesus. Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus nunc et in hora mortis nostrae. Amen.“

[Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.]

Es folgten dann am eigentlichen Kranze nach fünf Sätze an dessen Anfang ein Gloria Patri stand und danach zehn Ave Maria folgten. Bei jedem Gebet folgte er den Perlen des Roneskranzes und rollte die jeweilige Perle, die an der Reihe war zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger seiner rechten Hand.

Die Gebete zitierte Titus auf Latein, fehlerlos, als hätte er sie schon unzählige Male aufgesagt. Doch klangen sie nicht heruntergebetet, sondern waren mit einer spürbaren Inbrunst und tiefen Gläubigkeit vorgetragen. Jedes einzelne Wort hatte für Titus eine Bedeutung und einen tieferen Sinn. Jeder konnte seine Stimme hören und ein jeder war eingeladen in das Gebet mit einzutreten und seinen Glauben zu bekennen.
Todesqualen, Gott, jedem Ketzer, den ich sehe
Denn dein Wille geschehe
und ungebeugt, bis zum jüngsten Gericht
tu ich gottergeben meine Pflicht
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Lorenzo
Toreador
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Lorenzo »

Als Titus mit Ferrucio die Kirche betrat und hinter sich die Tore schloss, hob Lorenzo den Kopf wieder und beobachtete gespannt, was nun kommen würde. Er sah Bilder vor seinem inneren Auge ablaufen wie er damals, als er noch ein Mensch war mit seiner Familie Sonntags in die Messe ging. Er vermisste Sie, hatte sie seit er zu dem wurde was er war nicht mehr sehen dürfen.....

Als Titus dann die Einleitenden Worte zu sprechen begann wo er erklärte was genau an diesem Abend geplant sei, lauschte Lorenzo diesem aufmerksam. Als dann das Rosenkranzgebet gesprochen wurde, ging er auf die Knie, senkte den Kopf gegen Boden und formte mit seinen Lippen jene Worte die von vorne vorgetragen wurden, allerdings verließ kein Ton seine Kehle.

Das Gefühl des Verlassenseins von Gott wich dem der Hoffnung, welche Lorenzo in dieser Nacht schöpfen konnte. Er fühlte sich den Herrn so nahe wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr, auch wenn ihm bewusst war, dass dieses Gefühl nicht ewig anhalten würde. Man konnte sehen wie sich seine Hände verkrampften so als wolle er etwas festhalten was nicht gehalten werden konnte und zugleich badete er im Gefühl von absoluter Geborgenheit.
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La Vedova
Kappadozianer
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda nickte Lorenzo zustimmend zu „Ja, sehr gerne. Genießt nun den Gottesdienst.“ Wie schön, dass auch neue Gäste der Domäne erschienen waren!
Dann wendete sie sich Livia zu, trat an sie heran und erklärte ihr im gedämpften Flüsterton einige Details. „..und dort, seht Ihr, das sind die vier Reiter der Apocalypse…“, sie freute sich, dass Livia so viel Interesse an der Kirchengestaltung hatte. Sie reichte ihr ein Tuch, um die Tränen abzuwischen, wurde jedoch jäh abgelenkt, als der Aschepriester den Raum betrat. Freundlich aber etwas abwesend verabschiedete sie sich von Livia, nicht ohne sie an einen Platz zu führen, von dem aus sie einen guten Überblick über den Kirchenraum haben würde.
Sie versuchte, die dunklen Wolken der Sorge abzuschütteln und nickte auch dem letzten Gast höflich zu, wenn diese Geste auch etwas steifer wirkte als bei den anderen. Ihn nicht aus den Augen lassend, begab sie sich nach vorne zu Titus und warf ihm einen etwas besorgten Blick zu. Als Titus jedoch mit der Ansprache begann, nahm sie dies als sein stummes Einverständnis zur Anwesenheit des Malkavianers. Nun, ihre Einladung war deutlich genug gewesen, alle waren eingeladen und willkommen.
Bei dem Gebet faltete sie still die Hände und formte die Worte stumm mit ihren Lippen mit. Sie hatte sie schon tausendfach gesprochen, sie kannte sie im Schlaf. Dennoch konnte sie sich nicht recht entspannen und dem Gebet völlig hingeben. Zu nervös war sie, wegen der unvorhergesehenen Gäste. Sie hoffte einfach, dass Gott ein Auge auf den Ort haben würde und dass der Friede gewahrt bliebe. Weiter wanderte ihr Blick über die anderen Betenden, beobachtete ihre Gesten mit Freude und Erstaunen.
Nach den ersten Ave Mara spürte sie dann endlich doch etwas Ruhe einkehren. Sie schloss die Augen und fühlte Titus Worte nach. Als er geendet hatte, brachte sie ihm die Bibel nach vorne, damit er seine ausgesuchten Verse nachsehen konnte, falls gewollt. Sie war sehr gespannt, welche Bibelstellen er wohl ausgesucht hatte und wie die Resonanz darauf sein würde.
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Livia
Jünger des Seth
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Livia »

Livia stand da, wie anbetend, die Gesellschaft ruhen lassend. Sie bemerkte Ferrucios Ankunft nicht und ließ sich, mit einem kurzen irritierten Kopfschütteln, an einen Platz in der Anbetungsgruppe führen. Erneut wanderte ihr Blick gen Himmel - oder zu dem Ersatz, den vier Reitern der Apocalypse...

Als Titus begann, straffte sich Livias haltung, ihr Blick blieb fixiert... und so tief in sich und den Gottesdiensten, dem Rosenkranz, den Träumen...
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Ilario
Lasombra
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Ilario »

Ilario grüßte jeden anderen Kainiten entsprechend seines Ranges und bewunderte anschließend die Malereien. Als dann Ferrucio eintraf erstarrte der Lasombra einen kleinen Moment. Dieser dort war eine Bedrohung, nicht unbedingt für Ilario. Dennoch gab es keinen anderen Neugeborenen der für Ilario so unberechenbar war wie der irre Prediger. War der Malkavianer vielleicht wahrhaftig ein Werkzeug Gottes? Ilario musste unbedingt mehr in Erfahrung bringen und gleichzeitig so fern wie möglich bleiben. Im weiteren Verlauf verhielt sich Ilario still und unauffällig und als Titus die Gebete sprach,
fiel er mit ein. Alte längst vergessen geglaubte Gefühle trieben in seiner Seele an die tiefschwarze Oberfläche. Fragen. War die kainitische Seele unrettbar verdammt? Nicht wenn er aufrichtig seinem Weg folgte, Gottes Plan für die Kainiten. Dem Dunklen Vater auferlegten Bürde der Herrschaft seit den Tagen der ersten Stadt. Diene und herrsche. Klug und weise.

Ilario war, für die ihm nahestehenden Kainiten, erkennbar entrückt. Betete und war in Gedanken bei seinem ganz eigenen Glaube an Gottes Willen...
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Angelique
Autarkis
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique stand abseits, beobachtete, lauschte. Schon die ganze Zeit. Sie hatte Sorge gehabt, nicht rechtzeiig zu kommen, da ihre alljährlichen eigenen Feierlichkeiten viel Zeit in Anspruch nahmen.

Dennoch: Die Gemeinde versammelte sich und sie durfte nicht fehlen.
Das Köpfchen, wo sie vergessen hatte, die in ihren Passionsspielen von einer Dornenkrone gerissenen Verletzungen zu heilen, war immerhin mit einer Haube bedeckt, wie Paulus es verlangte.

Und sie schwieg, denn die Frau war nicht die Repräsentation Gottes in der Schöpfung wie der Mann. Ihr Platz war nicht öffentlich, sondern sie sollte sich vielmehr zurückhalten und durch ihr Verhalten den Mann als ihr Haupt anerkennen und ehren. Auch hierin folgte sie dem Korintherbrief besser als jede sterbliche Frau.

Ihr persönlicher Glaube war durch ihre gnostische Tradition natürlich komplett konträr dazu. Aber hier war sie bei den Papisten. Bist du in Rom, tu wie die Römer tun.

Ihr war unwohl und wo noch die - ebenfalls noch unverheilten - Peitschenwunden vom Karfreitag auf ihrem Körper sie in höchste Glückseligkeit versetzt hatten, so war das hier wahre Folter.

Aber sie war da und schwieg, gerade um Fanatiker wie Ferrucio nicht zu erzürnen oder deren eigene einfältige Glaubensauslegung zu trüben.

Und natürlich war sie verdunkelt.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Adelchis Diaconus
Lasombra
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Als der Malkavianer die Kirche betrat erstarrte Adelchis einen Moment. Lange war jene denkwürdige Nacht vorbei und doch brannte sie in seinen Erinnerungen auf, als wäre es gestern gewesen. Vieles hatte sich seitdem verändert und doch hatte es ihnen allen die es miterlebt hatten gezeigt, welche Macht Gott doch über sie hatte.

Als Titus jedoch nach vorne ging und seine Art der Messe halten wollte setze Adelchis sich auf eine der Bänke die ein ganzes Stück von Ferrucio entfernt war und betete die ihm nur allzu bekannten Gebet mit. Bereits nach den ersten Worten wurde er sichtlich ruhiger.

Ja Gott hatte die Macht über sie, aber er hatte sie auch erschaffen. Sie mussten sich nur an seinen Plan halten für sie halten, dann waren auch sie nicht verdammt.
Den Status quo gilt es zu erhalten, sonst herrscht die Anarchie.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Nachdem er die Kirche betreten hatte, hatte er allen bereits anwesenden, grüßend zugenickt und sich aber nicht zu eine Gespräch mit dem ein oder anderen begeben, sondern ebenso wie Livia die Gstaltung des Innenraumes betrachtet.
Zu seinem Bedauern gab es nicht viel Steinmetzkunst, die er hätte bewundern oder kritisieren hätte können. Doch die Auswahl des Mauergesteins und der unterschiedlichen Farbgebung war eine gute Wahl.
Auch wenn Toma von Malerei nichts verstand so empfand er die detailreichen Fresken aber ebenso als bewundernswert. Viel Rot…wie Blut. Kräftige gewaltige Szenen…die Apokalypse …Ströme von Blut...seltsame Muster …Dämonen…Engel… Eine Impression von Kampf und Krieg.
Später würde er Seinfreda wohl einmal danach fragen was sie zu den Motiven bewog.

Als Ferruccio eintrat schenkte er ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als allen anderen auch. Er wusste um die Dinge die von ihm erzählt worden waren, doch ein eigenes Bild hatte er sich von dem Malkavianer nie gemacht. Hatte er ihn eben auch nie wirklich kennengelernt. Seine Motivation dazu hielt sich aber auch in Grenzen. Mit Mondkindern war ohnehin immer schwer auszukommen und mit Fanatikern noch schwerer.

Als Titus die „Messe“ begann, platzierte sich Toma am Rand, näher zum Eingang hin und stieg auch in das Gebet ein. Es war Jahrzehnte her dass er in einer Kirche gewesen war um dort zu beten, dass er überhaupt gebetet hatte. Es fühlte sich komisch an. Wie eine ferne Erinnerung oder die Erinnerung eines anderes und diese wollte er eigentlich nicht. Er hatte nichts gegen Gott oder ein problem damit zu ihm zu beten, doch diese Gesten, dieser Ritus, war etwas was nicht mehr in sein Leben gehörte. Ein Teil der menschlichen Welt, deren Teil er nicht mehr war.
Er hatte geglaubt es wäre ein interessante Erfahrung sich den anderen anzuschließen, dass nichts dagegen spräche, doch mit einem Mal fühlte er sich so fremd hier wie er äußerlich auch war und verstummte.

Sie waren anders, sie hatten andere Aufgaben, andere Ziele. Gott schaute anders auf sie als auf die Menschen. Das hier...war ein unsinniges Festhalten an der alten Welt.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Sousanna
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Sousanna »

Die Ravnos hatte Titus Worte aufmerksam zur Kenntnis genommen. Wach war ihr Blick auf ihm gelegen, ehe sie sich in einer sehr anmutigen Bewegung die Augen schloss und zu beten begann.
Ihre vollen Lippen formten die Worte mit, doch kaum ein Laut wollte aus ihrer Kehle dringen. In ihrer Heimat hatte man andere Gebete gesprochen. Ähnlichen Inhalts zwar - zumindest glaubte sie das. Doch sie wollte die feierliche Zeremonie nicht durch andere Worte stören. So blieb es ihr nur, in stummer Inbrust lautlos zu beten.

Eine verlorene Seele, die sich noch immer an einen Herrn klammerte, der sie verstoßen hatte. Sousanna entging die Ironie daran nicht. Doch ihre Hoffnung war noch nicht völlig erloschen. In diesem Leben brauchte sie keine Erlösung. Doch was war, wenn es jemals beendet wurde? Dann blieb es nur auf Gnade zu hoffen.
So betete die Sünderin, dass jener Gott sie zumindest dann zu sich rufen würde. Dass er wusste, dass ein Monster sich nur als solches verhalten konnte. Sie betete, dass auch ein Succubus eines Nachts in den Himmel gerufen werden konnte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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