[1006] Pietas [offen]

[März '18]
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Sousanna »

Es benötigte einiges an Selbstbeherrschung, sich auf die Zunge zu beißen und ihre eigenen Gedanken zu diesen Dingen nicht so sündig in die Welt hinaus zu plärren, wie sie es gewollt hätte. Stattdessen zeigte Sousanna ein schlichtes Lächeln, das aufmerksam schien. Schon immer war sie gut gewesen ein solches Lächeln als Schild vor sich herzutragen, wenn andere sich in lächerliche Predigten von Moral und Sühne ergingen.
Sie blieb lange eine stumme Beobachterin. Sollten sie doch lamentieren und Liebe predigen, wo sie doch allesamt keine Liebe kannten. Sollten sie sich einreden, sie seien noch im Stande Heiliges zu vollbringen. Im Gegensatz zu all diesen Schwätzern log sich die Lügnerin sich nicht selbst in die Tasche. Schrecken, Grauen und Gier waren ihre Welt und der Zuckerguss des Selbstbetrugs konnte daran nichts ändern.

Lediglich bei den Worten des Malkavianers brach ihre Maske des freundlichen Interesses. Da er von Stolz und fleischlichen Gelüsten sprach, zuckte etwas in ihrem Mundwinkel.
Wer Sousanna kannte, würde zweifelsohne erahnen können, dass sie sich nun tatsächlich anstrengte, ruhig zu bleiben. Einen Augenblick funkelten ihre großen, dunklen Augen. Funkelten in einem Ausdruck, der wohl am ehesten gereizt zu nennen war.

Dann schlossen sich die Lider und das Lächeln vertiefte sich noch etwas. Ein höfliches, aber seelenloses Lächeln. Sie waren bereits einsam in der Dunkelheit. Selbst wenn der wirre Zausel das noch nicht glauben mochte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
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Angelique
Autarkis
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Angelique »

Beruhigend war da plötzlich eine kleine Hand in der ihren. Und als sie verblüfft hinsah, lächelte Klein-Angelique aufmunternd zu ihr hoch.

Nur sie schien die verstörend die Zeichen blutiger Passionsspiele tragende Malkavianerin zu sehen.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Sousanna
Ravnos
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Sousanna »

Der Blick großer Augen wandte sich etwas zu Angelique hinunter und offensichtlich fiel ihr das geduldige Lächeln nun etwas leichter.
Leicht drückte die zarte Hand die der derangierten Malkavianerin und ihr Blick richtete sich wieder nach vorne auf deren Clansbruder.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Friedrich Hölderlin
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La Vedova
Kappadozianer
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von La Vedova »

Fasziniert und zugleich erfreut und entsetzt folgte Seinfreda der Predikt des Malkavianers. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung mit dem Verrückten einer Meinung zu sein und dies gab ihr zu denken. Andererseits zogen seine Worte auch die Kappadozianerin in seinen Bann, mit aufgerissenen Augen blickte sie auf seine dunkle Silhouette vor dem Eingang. Seine Begutachtung ihrer Kunst hatte sie erst spät gesehen, zu sehr war die in den Diskurs vertieft gewesen.
Nun rang sie sich ein sanftes Lächeln ab, als sein Blick verstörend lange auf ihr lag. Was seine Augen wohl in ihr sahen?
Es war eine merkwürdige Verbundenheit, die sie zu dem Malkavianer empfand- Ein Zustand, der ihr Angst machte.

"Ich danke Euch, Bruder", sagte sie schließlich, als sie ihre Worte wieder fand. "Dies war ein wertvoller Beitrag zu dem Diskurs der heutigen Nacht, der allen sicherlich zu Denken geben wird. Ich bin mir sicher, dass wir alle gerne zu einem anderen Zeitpunkt mehr dazu erfahren würden, doch wollen wir in dieser Nacht ja auch noch andere zu Wort kommen lassen und andere offene Fragen ansprechen...?"
Bei den letzten Worten sah sie sich hoffnungsvoll suchend im Raum um, ob jemand bereit war, den "Diskurs" in eine andere Richtung zu lenken.
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Livia
Jünger des Seth
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Registriert: Do 23. Nov 2017, 22:04

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Livia »

Livia erhob sich noch einmal.
"Ja, wohlwerte Dame, ich hätte noch eine... Frage." Fügte sie unsicher an, kurz wich ihr Blick respekt- und angstbefüllt zu Ferrucio.
"Was ist mit den Menschen?"
Sie sah Seinfreda an, dann ging ihr auf, dass diese Frage etwas zu offen war.

"Also ich meine, unser Glaube und dessen Wirkung auf die Menschen... wie können wir das machen? Ist es an uns, das Wort des Herren zu verbreiten unter den Menschen? Oder sind sie außerhalb unserer Lebenswelt - da wir nicht mehr sie sind?
Also... versteht ihr was ich meine?" Fragte sie weiterhin unsicher, diese Halle... sie war erschreckend faszinierend.
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Lorenzo
Toreador
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Registriert: Di 26. Sep 2017, 16:34

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Lorenzo »

Lorenzo fand Livias Frage äußerst Interessant. Er hatte sich selbst der sich immer als ein Teil der Menschen betrachtete, auch nach seiner Verwandlung, diese Frage gestellt, auch wenn dies schon eine ganze Weile her ist. Vieles hatte sich in dem Toreador geändert, er hatte schlimme Dinge getan und doch suchte wieder einen Weg zurück in Richtung Seelenheil und seinem Christen Gott.

"Nun wenn ich so frei sein darf etwas dazu zu sagen?" Dabei blickte er in die Runde bevor er weiter sprach. "Ich glaube schon, dass es auch an uns liegt, sofern man an das glaubt was die Bibel sagt, dies auch an die Sterblichen weiter zu geben und unser Wissen darüber wie klein es auch sein mag mit Ihnen zu teilen. Aber dies ist nur die Meinung eines Ungebildeten, der selbst nie in den Genuss kam das Wort unseres Herrn gelesen zu haben."

Von jemem Herrn von dem ich mich vor kurzem Abgewandt hatte und nun den Weg zu Ihm zurück suche. Fügte er in Gedanken hinzu.
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Ilario
Lasombra
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Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Ilario »

"Dürfte ich?" Erfragte der Kastellan, der bisher recht schweigsam gewesen war bei dieser Versammlung, ob Seinfreda direkt zu antworten wünschte und fuhr bei ausbleibender Verweigerung fort.

"Die Menschen, die Gemeinschaft der Gläubigen, sind ebenso Teil der Vorsehung wie wir. Ein jeder hat seinen festen Platz in Gottes Plan, ob Kainit oder Mensch. Untrennbar miteinander verwoben. Ob von niederer oder hoher Geburt... wir alle sind Teil dieser Welt. Und es liegt in unserer Verantwortung die Sterblichen zu leiten, je nach Befähigung des Einzelnen in weltlichen oder auch geistlichen Belangen. Unsere Natur dürfen wir dabei niemals enthüllen, etwas das viele in ihrem überbordenden Eifer vergessen. Denn damit wir die Menschen leiten können, spirituell wie weltlich, dürfen wir nicht vergessen dies aus den Schatten zu tun. Für dieses größere Wohl der Gemeinschaft, auch die der Sterblichen, müssen wir sorgen. Wir sind die Hüter der Menschen, ihre Lehrer und zugleich die geheimen Herren dieser Welt. Und als solche tragen wir Verantwortung für sie."

Ilario hatte mit ruhiger, Stimme gesprochen. Hatte sich Gedanken gemacht und der Hybris mancher Himmlischer Hohn gesprochen die dies nur von Ihresgleichen annahmen. Immerhin diente er einer Herrin die das Wohl ihrer Gemeinschaft über alles stellte und folgte selbst einem Weg dessen Ideale bis in die Zeit der Ersten Stadt reichten.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Angelique
Autarkis
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Registriert: Fr 22. Jan 2016, 14:50

Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique zeigte sich derweil diskret jedem, den sie mochte, um zu zeigen, dass sie in Gemeinschaft der Gläubigen bei ihnen war.
Für die Heuchler und Pharisäer blieb sie dagegen unsichtbar und doch Teil der Gemeinde - ob diese wollten oder nicht.
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Livia
Jünger des Seth
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Livia »

Livia, als eine jener Erwählten, hielt das stolze Kind kurz erleichtert an der Hand. Wie schön, dass gerade sie, die gesellschaftlich schwachen hier so zahlreich versammelt waren... ihre Gedanken waren lange nicht so kritisch wie jene der alten Malkavianerin. Für Livia war dieser Gottesdienst ein schöner und großer Schritt.

Des Herrn Kastellans Reden hörte sie genauer an... aus ihm sprach sein Weg, ein Weg abseits dessen Gottes, der dennoch im Wort Gottes begründet lag?
Interessant... Sie konnte ihren neugierigen Blick nicht verhehlen, wagte jedoch nicht weiter zu kommentieren. Ob der steife Titus oder der rasende Ferrucio wohl eine Gegenrede anstimmen würden?
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1006] Pietas [offen]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte den Worten Seinfredas gelauscht, als sie ihm anstatt Titus geantwortet hatte und war mit ihrer Antwort zufrieden oder viel mehr konnte daran nichts weiter in Frage stelle oder bemängeln.
Was sie dann in einem großartigen Eifer über die Apokalypse sprach ließ ihn nachdenklich werden.
Krieger Gottes. Das klang absurd. Er war sicher kein Krieger, aber womöglich war es nur eine einfache Beschreibung für sie alle, die eine Aufgabe bekommen hatten. Etwas beizutragen...
Aber sein Tier war ihm kein Gegner, wie es Seinfreda beschrieb. Was bedeutete das dann, wenn er sich ihm eher zugehörig fühlte als es abstieß?

Er wurde erst wieder aus seinen Gedanken gerissen, als der Malkavianer das Sprechen begann.
Er hatte ja auch von Ferruccio gehört, so wie sie alle, auch wenn er ihn nie selbst getroffen hatte oder je ein Wort mit ihm gesprochen. Toma fragte sich immer, ob an den Gerüchten tatsächlich so viel drann war, wie man munkelte.

Auf jeden Fall hinterließ die Schreckenspredigt des Irren ein angespanntes Gefühl. Seine Worte führten nicht dazu dass er nun Panik vor dem Ende der Welt bekam. Das war lächerlich, aber der Prediger wusste eindeutig mit Worten umzugehen und mit ein paar Sachen hatte er wohl recht. , auch wenn Toma es etwas anders sah. Allem was einen zurückhielt entsagen um göttliche Perfektion zu erreichen. Vielleicht das was Seinfreda Gottes Krieger genannt hatte?
Trotz allem hatte er nicht das Gefühl dass die Welt wohl bald unterging und so klang das alles doch mehr nach Hysterie.

Auf Livias Frage wollte er antworten, doch da waren die Worte des Kastellans auch bereits genug.
Er selbst hatte keine Fragen, auf denen er Antwort der anderen erhalten wollte.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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