[1007] Lieferung frei Haus [Toma]

[April '18]
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Sousanna
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[1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Eines Nachts würde der Drache sehr früh eine Nachricht erhalten. Wieder war es ein Straßenkind, das sie überbrachte und wieder schien es schneller fort zu sein, als man ihm mit den Augen folgen konnte.
Sousanna die Schöne wäre nun bereit zu liefern. Wohin und wie müsse der geschätzte Meister Toma bestimmen. Sie wartete freudig auf seine Nachricht.

Von Freude konnte zwar keine Rede sein, doch tatsächlich würde die Ravnos im Alla Murra gespannt auf und nieder wandern. Jedes Treffen mit dem Handwerker erfüllte sie mit besonderer Anspannung. Sie hätte sich lieber Nägel durch jedes beliebige Körperteil gerammt, als ihn zu sehen und doch es half nichts. Wenn sie Erfolg hatte, würde es bald vorbei sein...
Dennoch vertrieb sie sich die Zeit damit ihre Getreuen für jede Kleinigkeit anzuherrschen und sich auszumalen, was sie mit der zweiten Rippe tun würde. Ihr ursprünglicher Plan aus beiden Knöchelchen ein besonderes Kleinod fertigen zu lassen, geisterte immer noch wie ein Gespenst durch ihr Gehirn. Doch vielleicht gab es ja noch sinnvollerere Dinge, die man mit seinen eigenen Knochen anstellen konnte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Später in der Nacht, bereits nach Mitternacht betrat ein junges Pärchen das Alla Murra.

Die Frau war hübsch anzusehen. Ein junges ebenmäßiges Gesicht, das durchaus herausstach, auch wenn sie sich mit der Herrin dieses Hauses wohl nicht messen konnte.
Das Haar war unter einem weissen Tuch verheirateter Frauen verborgen und sonst kleideten einfache bescheidene Stoffe in dunklen Farben ihren Körper.
Der Ghul Sousannas, falls er denn da war hätte das Mädchen sicher als eine Dienerin des Drachen wieder erkannt.

Ihr Begleiter jedoch war ihm und auch Sousanna unbekannt.
Seine Kleidung war dunkel und stellenweise dreckig, einfach, grob wie vom einfachen Volk eben. Die Lagen aus Stoff verhüllten seinen Leib, aber schien er wohl recht schlank. Hektisch huschten die blauen Augen durch den Schankraum. Eine Kapuze überschattete sein Gesicht und dazu hing ihm noch sein langes schwarzes Haar vor eben jenes, das sonst durchaus erstaunlich gutaussehend gewirkt hätte.

Der Mann hielt sich hinter Martha und vor der Tür waren zwei andere Männer mit Speeren und einer Fackel stehen geblieben, die wohl auf die beiden draußen warteten.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Sousanna
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Tizianos Kiefer malmten, da er die beiden Diener des stinkenden Drachen erblickte. Noch bevor einer der Beiden etwas sagen konnte, hatte er sich bereits vor ihnen aufgebaut. Aus seiner Abscheu, machte er keinen Hehl. Offen trug er das Messer an seiner Hüfte zur Schau und man konnte meinen, dass er seine Zähne fletschte.
"Klappe halten, mitkommen.", waren seine Worte an sie, ehe er beide in den oberen Teil der Taverne brachte und sie ebenso schroff anwies zu warten, bis Sousanna Zeit fände.

Es dauerte ungewöhnlich lange, ehe die Schöne das Herbergszimmer betrat. Ihr Blick war kühl und passte auf unheimliche Weise zu ihrem nachtschwarzen, strengen Kleid. Dunkelheit lag darin und Kälte. Noch nicht einmal ihr offenkundig falsches Lächeln mochte die sonst so unschuldig auftretende Sünderin freundlicher wirken lassen.
"Die Dame, der Herr", begrüßte sie sie kühl, aber mit höflichem Nicken zu beiden, während sich ihr Blutsdiener drohend hinter ihr aufbaute. "Was treibt euch in dieser Nacht in meinen Hafen der Sünden? Steht euch der Sinn nach Vergnügen oder doch nach Arbeit?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Die beiden sahen den Köter Sousannas an, als dieser auf sie zukam. Während Martha unsicher und verschreckt wirkte, hörten die Augen ihres Begleiters auf sich umzusehen und legten sich starr auf den Schläger ohne wirklich auf ihn zu reagieren. Als Tiziano sie aber so unhöflich anfuhr legte sich die Stirn des Mannes in Falten und er wollte schon etwas sagen, aber ein kurzer Blick zwischen Martha und ihm, ließ ihn schweigen und nur die Lippen verziehen.

Gehorsam folgten sie ihm jedoch die Treppe hinauf und warteten auf Sousanna.
Beide waren nicht glücklich darüber. Der Mann sprach schon davon wieder zu gehen, als sich die "Dame" des Hauses doch dazu bequemte sie endlich zu empfangen.

Martha verneigte sich schnell vor Sousanna und begann direkt zu sprechen. "Wir sind gekommen um die Ware zu begutachten und über den Transport zu entscheiden....oh verehrte Sousanna."
Sie lächelte freundlich aber merklich angespannt, während sich die Augen des Mannes auf Sousanna legten und für kurze Zeit irgendwie starr wurden, als wäre der Geist dahinter gerade nicht anwesend.
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Sousanna
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Die respektvolle Ansprache schien die Ravnos etwas zu besänftigen, denn ihr Lächeln wirkte beinahe etwas weicher, da sie beide in einer sachten Geste dazu einlud, sich etwas zu entspannen.
Ein kurzer Blick wurde zwischen Herrin und Diener gewechselt, wobei er etwas missgestimmt dreinsah und sie nur ruhig lächelte.

"Der werte Toma scheint sich sehr für meine Ware zu interessieren.", stellte sie fest und lächelte dann leicht ironisch, doch immer noch nicht bösartig. "Das freut mich natürlich durchaus - auch wenn mich ein Besuch des werten Meister Tomas natürlich noch mehr erfreut hätte." Die offensichtliche Lüge ging ihr glatt und ohne das Zucken einer Wimper über die Lippen.
"Ich bin mir sicher, ihr versteht, dass ein Betreten meiner Lagerräume nur mit verbundenen Augen möglich ist." Ihr Lächeln wurde nun zuckersüß.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er blinzelte und die Augen fokusierten die Ravnos wieder, klarer diesmal.
„Ihr sandet eine Nachricht…es gab ein Abkommen…."erwiderte Martha und sah Bestätigung suchend, dass sie das richtig im Kopf hatte, zu dem Mann neben sich, der daraufhin nickte.
Als Sousanna jedoch davon sprach dass sie sich die Augen verbinden mussten, schüttelte er den Kopf.
Auch Martha blickte nicht gerade begeistert. „Das würden wir ungern tun…hm..“ hilfesuchend sah sie wieder zu ihm.
„Wenn ihr uns euren Lagerraum nicht zeigen wollt, dann bringt sie eben hierher.“ Sprach da dieser zum ersten Mal an diesem Abend. Von Unsicherheit keine Spur. „Ihr werdet sicher verstehen, dass wir euch nicht blind folgen werden.
Aber wir müssen die Ware vorher in Augenschein nehmen, bevor der Handel abgeschlossen werden kann... ihren Zustand prüfen…sind sie denn transportierfähig?“
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Sousanna
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna wandte ihm den Blick zu. Unverständnis über seinen Zustand schimmerte in ihrem Blick, doch sie beschränkte sich darauf zu seufzen und geduldig zu erklären: "Gewiss, meine Liebe, ich verstehe eurer Dilemma und ich will euch auch nicht in Schwierigkeiten bringen, aber ihr müsst verstehen, dass das Vertrauensverhältnis zwischen meinem Herrn und mir getrübt ist - und natürlich werde ich keine Sklaven durch meine Räumlichkeiten treiben lassen. Es wäre unschicklich." Sie lächelte ein duldsam freundliches Lächeln, als erkläre sie gerade, dass eins und eins zwei ergibt.
"Wenn ihr sie in Augenschein nehmen wollt, werden sie kaum transportierfähig sein - es sei denn, ihr wollt, dass sie laufen. Dann sind sie bereits fertig. - Ich schlage euch aber etwas vor, dass vielleicht eine vernünftige Lösung sein dürfte. Wir bringen eurem Herrn die bestellte Ware sowie ein paar Optionen, dort wird es begutachtet und entschieden, wen ihr wollt. Was haltet ihr davon?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Das kommt darauf an wie sie transportiert werden...aber ja..." erwiderte der Mann, scheinbar jetzt ganz angekommen.
"Ein paar Optionen?" fragte er danach. "Nun, ja. Das wäre akzeptabel." Sich die Menschen liefern lassen war ja in der Tat viel einfacher als sie selbst zu holen, nur wäre es auch gut zu wissen gewesen was genau sie bekämen, damit sie den Lagerungsort passend auswählen konnten. Aber nun war es so...
"Bringt sie zur Werkstatt in zwei Nächten, wenn euch das möglich ist?"
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Sousanna
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna nickte leicht. Sie schien mit dieser Lösung recht zufrieden. Zumindest war ihr Gesichtsausdruck nicht mehr offen abschätzig.
"Dann wird euch in zwei Nächten eine Weinlieferung ereilen.", verkündete sie und würde Tiziano durch sachte Gesten anweisen, von der Tür wegzugehen. Auch ihn schien eine grimmige Zufriedenheit ereilt zu haben. "Richtet dem werten Toma meine besten Grüße aus. Ich freue mich auf den Abschluss unseres Abkommen."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Lieferung frei Haus [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Die wird er erhalten…“ erwiderte der Mann und grinste schief, was furchtbar erzwungen aussah. Zu stark. Zu falsch. Er war wohl niemand der die Kunst des falsch-lächelns beherrschte, so wie die Ravnos. Scheinbar schien er das aber auch zu merken und guckte etwas irritiert bevor er seine Mimik einfach in Ruhe ließ und sich abwand.
Martha indes verneigte sich hektisch „Habt vielen Dank für eure Zeit, verehrte Sousanna….Wir werden die Nachricht überbringen.“ Auch ihr Lächeln war falsch und schien gestresst, obschon es besser war als das ihres Begleiters.
„Wir werden euch sodann wieder allein lassen.“ Damit wandte sie sich auch zum Gehen und würde mit dem Mann den Raum verlassen, sofern sie nicht aufgehalten würden.

Als sie das Alla Murra schließlich verließen wechselten sie noch ein paar Worte. Jedoch keiner der Anwesenden konnte die Worte in der fremden Sprache verstehen.
Das lief doch gut?
Es war furchtbar!


........
Zwei Nächte später, würde in der kleinen Werkstatt des Tzimisce sodann Licht brennen, auch wenn die zwei kleinen Fenster mit Brettern verschlossen waren und man es von außen so nicht sehen konnte. Wartend saß dort der Tzimisce voll bekleidet und schnitzte an etwa um sich die Zeit zu vertreiben. Jedoch waren seine Gedanken ganz woanders und das Objekt blieb nur ein formloser Klotz. Gedankenverloren strichen die Finger über das Holz. Trauer legte sich auf sein Gesicht. Dann schloss er kurz die Augen und warf das Stück Holz einfach achtlos in die Ecke.
Martha saß auf einem Schemel und ließ sich keine Regung anmerken. Sie hoffte diese Nacht würde ohne Probleme verlaufen. Urs lehnte neben der Tür und schien für einen Moment eingeschlafen.
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