[1006] Bearbeitung [Sousanna]

[La Vedova]

Seinfreda seufzte "Nun, ein weiterer Beweis dafür, wie wenig verlass auf Männer sein kann...es tut mir sehr leid für Euch, dass Euer Geliebter eine solche Enttäuschung war. Ich hoffe, Ihr habt den Glauben an die Liebe dadurch nicht verloren..." so wie es mir erging...bis Gaius kam.
Sie nickte Sousanna zu "Aber ich wollte Euchnicht traurig stimmen. Um auf das Thema zurückzukommen, ja ein umfassender Schutz, das wäre ideal, doch vermutlich nicht wirklich zu erreichen. Wir können eben versuchen, einen Schutz zu gewähren, der eben so gut ist wie möglich...die Rechtslage für diese Frauen müsste sich vielleicht einfach generell ändern...bzw. es bräuchte ein Sprachrohr, das sich für die Belange auch in den oberen Schichten einsetzt. Ich weiß noch nichzt genau, wie dies aussehen könnte, aber zumindest wollte ich den Gedanken geäußert haben. Eine Verwaltung durch Frauen ist dann möglich, wenn diese Frauen eben lernen richtig zu verwalten. Dazu müssen sie Schreiben und Rechnen lernen, Hauswirtschaft und alles was dazu gehört.
Dort würd eich ansetzen...Wir sollten dafür sorgen, dass es Gang und gäbe wird, Mädchen bis zum zehnten Lebensjahr das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Dazu könnten Hauslehrerinnen einmal die Woche bei den entsprechenden Familien vorbeigehen und die Mädchen unterrichten oder die Mädchen würden sich Sonntags nach dem Gottesdienst in einem dazu vorgesehenen Rahmen treffen, um dort unterrichtet zu werden. Ich würde außerdem gerne Kindern ohne Eltern bzw. ungewollten Kindern in Waisenhäusern Bildung und Förderung zukommen lassen, um sie später für unsere Zwecke einzusetzen. Ob nun ebenfalls als Lehrer oder Heiler oder Förderer...
Überhaupt müssten wir versuchen, die rechtliche Lage für Frauen zu stärken. Einerseits für Frauen vor der Ehe, aber auch wähend der Ehe und vor allem für jene, die verwitwet sind und nach dem Tod des Mannes oft mehr als nur ihn verlieren..."

[Sousanna]

Sousanna senkte den Blick und sah einige Augenblicke auf den Boden. Schien darüber nachzudenken, ob sie etwas offenbaren wollte oder nicht. Wofür sie sich schlussendlich entschied, war kaum aus ihrer Antwort ersichtlich. "Die Liebe ist ein seltsames Ding.", erklärte sie leise und schüttelte ruhig den Kopf. "Frei wie ein Vogel und wild wie eine Katze. Aber ich glaube, dass meine Liebe letztendlich dem Richtigen gelten wird. Eines Nachts mit Sicherheit... Vielleicht wird sie dann auch erwidert."

Sie schiene eine Zeit zu brauchen, ehe sie sich schließlich wieder dem richtigen Thema zuwenden konnte und einen Augenblick hatte ein zarter Schimmer sie umfangen. Ein Schimmer, den man nur bei Mädchen sah, die ihre erste Verliebtheit erlebten.
"Ein edles Ziel", murmelte sie schließlich. "Ich denke, es wird nur einiges an Vorarbeit brauchen, ehe sich solche Gesetze oder Gebräuche umsetzen lassen. Männer geben nicht ihr "Eigentum" auf." Sie zeigte ein halb bitteres, halb amüsiertes Lächeln. "Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Vor und nach dem Kuss durch meinen Vater."

[La Vedova]

"Ihr habt Euren Vater erwähnt", fragte Seinfreda vorsichtig aber neugierg nach "Euren Erzeuger?"
Sie war sich nicht sicher, ob Sousanne von ihrem leiblichen Vater sprach, der gleichzeitig ihr Erzeuger war oder ob sie das nur im Übertragenen meinte. "Er sah Euch als sein Eigentum an?"
Seinfreda erinnerte sich an ihre Erzeugerin..nein, ihr Eigentum war sie nicht gewesen...vielleicht wäre sie es gerne gewesen...Sie sah auf ihre ineinander vrschränkten Hände hinab. "Habt ihr noch Kontakt?"

[Sousanna]

Die Ravnos lachte. Bitterkeit lag in diesem glockenhellen, reinen Lachen, doch auch etwas anderes. Etwas seltsam weiches, warmes.
"Nun, beiden verdanke ich mein Leben.", stellte sie etwas rätselaufgebend fest, ehe sie ihr Gegenüber gelassen anlächelte. "Also bin ich auf die eine oder andere Weise ihr Eigentum. War lange beider Werkzeug. Ein williges sogar." Wieder blitze jenes seltsame Lächeln auf. "Aber Meister Kantakuzenos, der Mann, der mich vor meinem Tod Tochter nannte, starb vor vielen Jahren und ruht hoffentlich in Frieden." Sie bekreuzigte sich. Für seinen Seelenfrieden oder dafür, dass er auf immer tot war? Es war schwer zu deuten.
"Den verehrten Fürsten, der mich heute Tochter nennt, habt ihr aber ja sogar gesehen.", lächelte sie ruhig, auch wenn ein leiser Funken in ihrem Blick daran erinnerte, dass sie Seinfredas Fehltritt damals nicht vergessen hatte, selbst wenn sie davon schweigen mochte. "In der Nacht des Hofes sagte er an meiner Seite aus. Er reiste mir nach um mich in den finsteren Nächten Genuas geborgen zu wissen." Wieder jenes Lächeln voller Seide, während sie den Blick niederschlug.

[La Vedova]

"Richtig..."; erinnerte Seinfreda sich "Ihr wart ja in Begleitung. Ihr könnt Euch wohl glücklich schätzen, einen solchen Beschützer zu haben. Ich habe meine Erzeugerin schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen.", sie klang etwas traurig als sie das sagte. "Vermutlich ist sie zurück in ihre Heimat gereist."
Kurz hing die Kappadozianerin ihren Gedanken nach, dann sah sie wieder auf.

"Nun. WIr sollten wohl wieder auf die aktuellen DInge zu sprechen kommen, die nun anstehen? Ich habe mir zum Beispiel Gedanken um die Thermen gemacht und darüber, wie wir dafür sorgen können, dass es in keiner Konkurrent zu Eurem Alla Mura steht, sondern eine eigene Nützlichkeit für uns entfalten kann. So dachte ich daran, dort zukünftig vielleicht mehr gesellschaftliche Veranstaltungen dort stattfinden zu lassen- für das gehobenere Bürgertum und den Adel. Das hätte nicht nur den Vorteil, Zugang zu einem ganz neuen Klientel zu erlangen, sondern vielleicht auch Personen kennenzulernen, die wir für unsere Interessen empfänglich machen können...", sie zwinkerte Sousanna zu "Und die diese Interessen dann vielleicht wiederum vor wichtigen Positionen vertreten können..."

[Sousanna]

Sousanna blickte die Kappadozianerin mitfühlend an und schien etwas sagen oder gar fragen zu wollen, schwieg dann wohl aber doch lieber.
Stattdessen erwiderte sie nach einiger Zeit: "Eines Nachts werdet ihr sie gewiss wiedersehen - und ich kann euch nur sagen, dass es ein erhebendes Gefühl ist, sich wiederzusehen."

Etwas an ihren Augen blitzte bei dieser Erwähnung allerdings etwas auf. Etwas, das verriet, dass Seinfreda sich mit diesen Worten auf sehr dünnes Eis begeben hatte und der ohnehin noch bröckelnde Friede gerade deutlich ins Wackel geriet.
Doch das Feuer, dass in ihrer Brust wieder aufgeflackert zu sein schien, wirkte kontrolliert. Die Ravnos lächelte. Noch. "Wisst ihr denn um das Klientel unserer Feiern im Alla Murra?", fragte sie unschuldig. Ein Augenaufschlag untermalte diese Frage, die gewiss nicht so unschuldig war, wie sie gerade noch klang. Eine der Augenbrauen war sacht empor gewandert. "Habt ihr oder einer der euren schon einmal Teil genommen?"

[La Vedova]

Was sollte das denn nun schon wieder? Die Kappadozianerin spürte, wie Sousanna an ihren Geduldsfaden zupfte. Dieser Augenaufschlag funktionierte vielleicht bei anderen, aber sie war dafür nicht empfänglich.
Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. "Ihr kennt die Antwort auf Eure Frage doch schon längst. Hätte ich es getan, wüsstet Ihr davon, zumindest gehe ich davon aus. Aber ich weiß, dass das Alla Murra den Ruf hat, ausgelassen und oft verrucht zu sein. Stört Euch etwas an der Aussage, Feierlichkeiten mit unterschiedlichen Ausrichtungen veranstalten zu wollen, die uns nutzen? Das wäre doch sicherlich auch in Eurem Interesse?"
Sie verstand nicht ganz, was es nun schon wieder war, das dafür sorgte, dass Sousanna unzufrieden wurde. Verstand die Ravnos sie nun absichtlich falsch und wollte sie testen? Oder verstand sie tatsächlich den Vorschlag nicht?
"Vielleicht habe ich die Ausrichtung Eures Hauses aber auch missverstanden. Wollt Ihr mir das noch einmal erklären?"

[Sousanna]

Sousannas Lächeln gewann an Mildheit. Wirkte nun nicht mehr wie eine Klinge, die an weiche Haut gedrückt wurde.
"Die Ausrichtung des Lokals mag für gewöhnlich die rauen Pöbels sein.", hauchte sie und eine tiefe Liebe für die Dinge, über die sie sprach, drang durch ihre Worte. Leuchtete und schmeckte wie die Lagerfeuer dieser Welt. "Doch in den besonderen Nächten bleibt sie dem Rausch vorbehalten. Dem vollen, reinen Rausch aller Freuden. Den Kennern der Lüste. Dort gibt es keine Unterschiede zwischen Adel und Gosse. Und es verkehren die mächtigsten Männer und Frauen der Stadt dort... Laben sich in meiner Oase der Genüsse."

Ernst sah sie Seinfreda schließlich ins Gesicht. Dann schloss sie die Augen und zwang sich zu einem falschen Atemzug.
"Ich weiß, dass ihr nichts böses mit diesen Worten meintet.", erklärte sie schließlich versöhnlich. "Doch wenn ihr zu einem meines Blutes sagt, er wäre ohnehin nicht besonders geeignet, in seinen Räumlichkeiten Bürgertum und Adel zu versammeln, so ist es, als würde ich einem Waränger sagen, alles was er könne, nackt und blutbeschmiert durch Wälder zu springen und Römer zu verprügeln. Es mag anerkennend gemeint sein, wird aber ob der Erfahrung, die die Person mit weniger netten Aussagen dazu gemacht hat, immer einen sehr bitteren Beigeschmack haben. Versteht ihr?"

[La Vedova]

Seinfreda schüttelte den Kopf "Das war keineswegs was ich sagte oder meinte. Ich habe einen Vorschlag zu Ausrichtungen gemacht und keineswegs das Potential der einzelnen Häuser beschrieben. Was ich meinte ist: Die Thermen sind mit ihrem Eintrittsgeld jetzt schon für nicht alle interessant. Es scheint mir nur logisch, diese Richtung auszubauen und zu versuchen, dieses Potential für die Dinge zu nutzen, über die wir gerade eben noch gesprochen haben."
Sie beugte sich zu Sousanna vor, offenbar hatte sie nicht das Gefühl, eine Klinge am Hals zu haben. Für sie handelte es sich hier einfach um ein Missverständnis.
"Aber wenn Ihr andere Gedanken und Ideen dazu habt, bin ich natürlich offen dafür. Wenn Ihr möchtet, können wir diese Details aber auch gerne zu einem anderen Zeitpunkt fortführen. Dies hier war schon eine sehr ereignisreiche Nacht und vielleicht sollten wir auch Angelique zu einem solchen Gespräch hinzunehmen. Sie ist ja auch an den Thermen beteiligt...?"

[Sousanna]

Sousanna nickte leicht. "Und genau das ist der Punkt. Ich weiß, dass ihr das nicht so meintet und ich nehme es euch nicht übel. Doch jeder hat seine wunden Punkte und es wird dauern, bis ich diese vollständig vergessen habe.", erwiderte sie mit einem tiefen Ernst.
"Die Thermen werden von Luxus profitieren, von der Exotik und dem Außergewöhnlichen.", ging sie schließlich auf das eigentliche Thema ein. "Es werden sich nicht alle Bürger der Stadt so etwas leisten können. Aber wenn ihr meine Ideen wollt, dann würde ich versuchen die, die es sich leisten können, mit dem Fremden zu locken. Wir sollten uns überlegen, was sich leicht beschaffen lässt und dennoch Eindruck schindet."