[1007] Die Orte unserer Sünden (Alain)

[Livia]

Livia grinste ebenso wie der Drache bei seinem... wahrlich bildlichem Beispiel. Er war durchtrieben, sicherlich.

"Was ist eure Aufgabe? Wenn ihr dafür nach Streit fragt..." Skeptisch schob sich ihre Braue nach oben.
"Ein Tausch: Ihr sagt mir eure, ich sag euch meine?" Formulierte sie fast frivol.

"Ihr habt mit Sousanna darüber gesprochen, gut, niemand kann euch besseren Rat geben als sie, dessen seid euch versichert!" Bestätigte sie sein Missverständnis... womöglich war es besser so, natürlich hatte Livia nicht vor ihre verbündete Schwester zu umgehen, sie hatte etwas ganz anderes vorgeschlagen... aber so war das womöglich auch denkbar.

[Alain le Beau]

"Aber gerne doch" nickt Alain und lächelt. "Nun, es ist, wie gesagt recht simpel: Ich soll Kainiten, die einander in enger Feindschaft zugetan sind, aufsuchen und vermitteln. Ich vermute, dass man keine hohe Erfolgsrate vermutet, aber zumindest der Versuch erscheint mir doch lohnenswert."

Dann grinst er. "Rat und andere Dinge. Sie ist eine exzellente Gefährtin, um die langen Stunden der Nacht zu überbrücken." Neugierig blickt er Livia an. "Nun sprecht: Was ist eure Aufgabe?"

[Livia]

"Ich hingegen soll den Menschen Freude bringen!" Grinste sie neckisch. "Scheint mir, als habe man unsere Aufgaben vertauscht - ich besänftige gerne Streit und ihr scheint der Freude sehr zugeneigt." Sie zwinkerte.

Dann blickte sie Alain länger an, überlegte.

[Alain le Beau]

"Das eine schließt das andere ja nicht aus", sagt der Tzimisce mit einem Zwinkern. "Gerade im gemeinsamen Genuss sind Feindschaften schnell vergessen. Sofern die Parteien bereit sind, sich darauf einzulassen, natürlich."

Er verschränkt die Arme hinter dem Rücken und scheint ihren Blick geradezu zu genießen. "Gefällt euch, was ihr seht?" fragt er schließlich, mit einem neugierig-verspielten Ton in der Stimme.

[Livia]

Livia hob die Braue. "Oh, ich habe euch nicht auf diese Art und Weise angsehen..." Gab sie verspielt schmunzelnd die offensichtliche Karte an den Absender zurück.

"Eher... ob eure Idee nicht gefällig ist, ob manche Anstrengungen gemeinsam nicht fruchtbarer wären.
Wie geht ihr es an? Das Konflikte schlichten...
Nehmen wir an... ein Konflikt... wie jener zwischen den Heiligen und den Königen oder dem Tyrannen und dem Paladin oder gar... dem Drachen und der Harpye?" Sie blieb herausfordernd, wollte wohl sehen, was der Tzimiske aufzubieten hatte.

[Alain le Beau]

"Ich denke, das würde dem Sinn einer Prüfung entgegenstehen", sagt Alain mit bedauerndem Tonfall. "Ich meine, was wäre, wenn ich mit euch Freude verbreiten würde? Am Ende würden diejenigen, die uns den Auftrag erteilten, doch nur den Kopf schütteln und sagen: Ohne Hilfe wäre das nicht gelungen. Ja..." er hebt die Hand "...ich habe auch mit Sousanna gesprochen, aber ich habe keine Hilfe verlangt. Nur Zustimmung für meine Pläne. Die ich im Übrigen lieber geheim halte. Nicht, weil sie so furchtbar aufregend sind, aber es wäre wirklich zu peinlich, sollten sie scheitern und jemand wüsste davon." Er zwinkert Livia zu.

"In jedem Fall sind mir die Spitznamen, die ihr nennt, nur zum Teil geläufig. Wer sind die Heiligen und die Könige? Redet ihr von denen unter uns, die Gott und Ehre über alles stellen?" Es schaudert Alain sichtbar. "Und wer sind der Tyrann und der Paladin?"

[Livia]

"Womöglich habt ihr recht..." Sie nickte bedauernd. "Womöglich sollten wir all das ohne direkte Kooperation schaffen - auch wenn mir keine derartige Regelung bekannt ist."
Der Kopf der Merkurianerin wurde wieder schrägt gelegt und brachte den schlanken blassen Hals besser zur Geltung.

"Auch eure Idee von Diskretion gefällt mir." Gab sie schmunzelnd zu.
"Nun... wenn ihr eure Aufgabe gut erfüllen wollt, aber das ohne geschenkte Hilfe tun wollt... kann ich wohl nur noch die Information zum Erwerb anbieten." Livia grinste einladend.
"Aber es ist keineswegs ein muss, manche Geheimnisse machen auch viel Spaß sie persönlich zu entdecken... andere hingegen."
Sie hob die Schultern. "Manchmal ist Kaufen und Entdecken gleich schwer, eine Abart von einander."

[Alain le Beau]

"Ich denke, nachdem wir uns erst bewiesen haben, sieht die Situation schon ganz anders aus." Er lächelt. "Natürlich hängt so eine Zusammenarbeit auch noch von anderen Dingen ab. Seht ihr, es gibt Kainskinder, die mögen nicht, was ich verkörpere. Eleganz. Schönheit. Liebreiz." Die Hand mit den langen, schlanken Fingern fährt sich durch rote Haar. "Es wäre mir äußerst unlieb, wenn Dinge intimer Natur an deren Ohren drängen. Vertrauen ist so ein flüchtiges Gut..." Alain zwinkert.

"Natürlich wäre dies etwas anderes, wenn wir... gemeinsame Ideale hätten. So wie ich und Sousanna zum Beispiel. Und was ihr da über das Freude schenken erzählt, klingt schon erfreulich."

[Livia]

Livia grinste, senkte dann fast verschämt den Kopf. Wohl nur ein gespielter Akt und dennoch... Auch wenn die junge Schönheit es nicht mit der nahezu göttlichen Körperlichkeit einer Sousanna aufnehmen konnte, sie hatte das Handwerk von Verführung und Liebreiz wohl ebenso gemeistert... jede Technik aus dem Buch und viele weitere.

"So tief bin ich mit euch nicht vereint im Geiste, Alain...
Verstehe auch den Gedanken dessen nicht... was ihr verkörpert und was dies unterscheidet von jenen, die auf dem Wege bleiben, mit dem wir gezeugt werden...
Sünde erscheint doch so menschlich?
Was unterscheidet es..." Sie legte den Kopf schräg, hatte die Lippen leicht geöffnet und wirkte ratlos.

"Aber auf meine Diskretion könnt ihr vertrauen. Ich bin Händlerin durch und durch, Worttreue ist mein Geschäftsmodell."

[Alain le Beau]

"Eine weit verbreitete Ansicht", entgegnet Alain nickend. "Und, wie die meisten weit verbreiteten Ansichten, völlig falsch. Das, was wir verkörpern, ist zutiefst unmenschlich. Welcher Mensch könnte jemals so empfinden wie wir? Was in deren schwächlicher Existenz ist mit dem Genuss des Blutes vergleichbar? Und wer von ihnen kann so intensiv empfinden, wie wir es tun? Nein, wir sind Wölfe - mehr noch, Dämonen - unter Schafen."

Er zieht den Mundwinkel hoch, so dass seine weißen, spitzen Zähne sichtbar werden. "Vor allem aber: Wir tragen das Tier in uns, unser Segen, die Quelle unserer Kraft. Und wo andere es zu unterdrücken suchen, wissen wir, dass nur im Einklang mit ihm eine sorgenfreie, exquisite Existenz möglich ist. Also geben wir ihm, was es sucht. Blut und irdische Vergnügungen - und so sind unsere Nächte voll Glück. Andere neiden uns das."

Schulterzuckend lächelt er. "Sie nennen uns Sünder - und verraten, dass sie selbst Narren sind."