[1007] Die Orte unserer Sünden (Alain)

[Livia]

Livia lächelte zuerst, dann grinste sie.
"Merkur ist der Gott der Musen und des Handels. Mein Haus ist eine Linie des Clans Sets aus dem fernen Ägypten." Sie nickte bedächtig, als würde dies ihre römische Ahnenreihe noch mehr betonen.

Dann jedoch war das Grinsen angekommen.
"Ihr seid auch ein guter Schauspieler, werter Alain... ich machte mir ja Sorgen um die Stille, mancher Neuankömmlich wurde direkt mit einem Prozess begrüßt in unserer schönen Domäne..." Sie dachte kurz nach. "Bedenklichweise fast alle der letzten Jahre..." Außer sie selbst, natürlich - doch Bescheidenheit war eine Tugend, oder so ähnlich.

Seiner Interpretation folgte sie interessiert aber auch irritiert "Aremorica, was ist das?" Fragte sie recht direkt. "Aber ja, die Nächte sind in allen Ländern der Welt schön... einen östlichen Sonnenaufgang oder Untergang konnte ich leider nie erleben... das Lied wird einige Jahre in der Stadt gespielt, ob eure Idee also richtig oder falsch wäre, hätte ich euch nicht sagen können." Gab sie gespielt betrübt zu. "Welcher Ort hat euer Herz?"

[Alain le Beau]

"Ägypten? Ich habe davon gehört - aber ist das Land nicht von den Muselmanen besetzt?" Mit erneuertem Interesse studiert Alain die Gesichtszüge der Rothaarigen. "Ihr seht mir nicht wie eine Perle des Südens aus - verzeiht, wenn ich mich irre." Offenbar denkt er angestrengt nach. "Clan Sets. Ja. Mein Erzeuger erwähnte euch einmal. Ich glaube, er bewunderte eure Methoden... aber warum?"

Der Bretone grübelt noch einen Moment vor sich hin, dann zuckt mit den Schultern. "Nun, wie dem auch sei. Meine kleine Schauspielerei hat euch erfreut? Ich wollte, dass diese dreiste Bettlerin ihre Strafe erfährt, aber ohne mich selbst anzustrengen... ehrlich gesagt habe ich ihr Kettenhemd zu spät gesehen." Mit verächtlicher Geste spuckt er aus, trocken. "Pah. Wenn ihr einen Stillebruch wollt, dann sucht diese wahnsinnige, diese Lügnerin auf, die ihr Amt missbraucht, um Neuankömmlinge zu drangsalieren. So wie sie herumstolziert... als Frau..."

Er hebt die Hände. "Versteht mich nicht falsch, ich habe schon einige weibliche Angehörige unserer Art die Waffen tragen sehen - und es ist mir sehr recht. Dann muss ich nicht in den Kampf." Ein Zwinkern, dann wurde er wieder ernst. "Aber niemals gebärdete sich eine von ihnen so offen und dreist. Dass die Sterblichen ihren Namen nicht von den Dächern schreien, wundert mich zutiefst. Vielleicht ist Genua toleranter als meine Heimat."

[Livia]

Livia nickte eifrig aber auch zornig. "Ich selbst stamme aus der italienischen Linie des Clans Sets. Wie die Herren des Landes am Nil sind wir hier als eifrige Händler bekannt!" Einladend öffnete sie die Arme.

Als er von dem Schauspiel sprach, ließ Livias Begeisterung des Momentes doch etwas nach. Sie hatte mit seiner Darstellung der Ereignisse gerechnet - wen wunderte es.
"Woher kommt ihr denn, Franke?
Und... wieso seid ihr nicht mehr dort?" Fragte sie grinsend.
"Wolltet ihr einem Kampf entkommen oder waren die Damen nicht schön genug?"

[Alain le Beau]

Alains Aufmerksamkeit wandte sich dem neuen Thema so rasch zu, wie eine Biene, die von Blüte zu Blüte schwebt. "Ich stamme aus dem wunderbaren Aremorica", sagt er mit wehmütiger Stimme. "Weit entfernt, im Norden des Frankenreiches. Wie ich seine Wälder, seine weißen Strände vermisse... ah, Bretagne mon Amour!" Dann breitet er die Hände zu einer entschuldigenden Geste aus. "Ich bin zu leicht zu durchschauen, nicht wahr? Dass ich hier bin, hat in der Tat mit einer Dame zu tun. Oder mehreren, um ehrlich zu sein. Und dass ich bleibe, ebenfalls." Er verneigt sich vor Livia. "Genua hat so viele Schönheiten zu bieten und ich bin froh, sie erblickt zu haben."

Mit einem Seufzen wendet er sich von Livia ab und dem Meer zu. Schließt die Augen. "Ah, aber wenn ich an die Küsten denke, die ich zurückgelassen habe... Dies ist mein Traum, wisst ihr? Ein wenig von der Schönheit Aremoricas nach Genua zu bringen. Vielleicht wird es mir eines Tages gelingen."

[Livia]

"Aremorica? Nie gehört... Leider.
Es klingt wundervoll.
Auch ich liebe die poetische Nähe dichter Wälder und weißer Strände...
Unter einer Zeder liegen und die Brandung an den Füßen spüren, die Seeigel im Wasser zählen, die Sonne auf dem..." Sie blickte etwas betrübt zu Boden. "Nun, das war einmal." Lächelte sie dann.

"Wollt ihr von jenen zwei Frauen erzählen?" Sie grinste indiskret. "Wieso zwei und wieso musstet ihr - ein Kainit - deswegen die Lande verlassen? Oder habt ihr versucht... Vasall... zweier Prinzessinen zu werden." Auch hier folgte ein verspielt lüsternes Lächeln. "Erzählt mir eure Geschichte! Womöglich kann ich ein Lied über Lust, Leidenschaft und Leid daraus zaubern?" Herausfordernd hob sie die Brauen.

"Was euren Traum jedoch angeht... lasst uns später noch einmal davon sprechen, macht mir diese Welt ansichtig, zeigt sie mir auf durch eure Worte...
Dann habe ich womöglich eine Idee." Deutete sie an.

[Alain le Beau]

"Oh nein!", sagt Alain. "Das ist eine Geschichte, über die ich besser den Mantel des Schweigens breite. Aber ich habe eine andere Geschichte, die vielleicht ebenfalls zu einer Ballade taugt. Seht ihr, als die Nordleute in unserer Heimat anlandeten, da..."

Fünf Minuten später, und Livia ist um eine interessante Anekdote reicher, die sich um Honigwein, Nordmänner und betrunkenen Geschlechtsverkehr mit einer Bärin dreht. Daraus lässt sich sicherlich ein gutes Tavernenlied machen - eine romantische Ballade allerdings weniger. "...und deswegen schwor sich Gunnar, nur noch mit Frauen zu schlafen, die sich untenrum die Haare entfernt hatten. Zur Sicherheit!" Alain grinst breit. Es ist, zugegebenermaßen, eine ziemlich spaßige Erzählung gewesen.

Der Bretone setzt sich auf die Hafenkante und lässt die Beine baumeln. "Gibt es hier auch Bären?" fragt er nachdenklich.

[Livia]

Livia hob etwas enttäuscht die Brauen, dann lachte sie amüsiert. Die witzige Geschichte des Tzimiscen nahm sie durchaus an, womöglich würde er sie eines Nachts hören... womöglich nicht.

"Es gibt in Genua wohl weder haarlose noch bebärtete Frauen." Grinste sie auf seine Frage. Vermutlich wollte er erneut auf Amalia hinaus, doch diese Gefälligkeit hatte er sich nicht verdient.

"Ihr seid durchaus ein herumtreiber, gerade für ein Kind der hohen Clane!
Das gefällt mir." Gab sie schmunzelnd zu.

"Was euren Wunsch angeht euer Aremorica hier nach Genua zu bringen...
Wie stellt ihr euch dies vor? Sänger, welche schwelgende Lieder der Ferne singen, Händler, welche Waren von dort heranschaffen, ein Geschichtenerzähler aus der Region? Oder habt ihr...
Konkretere Ideen?
Womöglich... wäre ich gewillt, euch zu lauschen?" Bot sie interessiert an.

[Alain le Beau]

Alain, der keinesfalls einen Gedanken an Amalia verschwendet hat, grinst amüsiert. "Wer, wenn nicht die Hohen, sollte die Freuden der Herumtreiberei zu schätzen wissen? Es ist doch gerade der erhabene Status, der das verbotene Vergnügen so süß erscheinen lässt. Und wenn es mir dann auch noch die Zuneigung einer hübschen Dame einbringt - wie kann ich da falsch handeln?" Er verneigt sich erneut, leicht, mit einer bühnenreifen Gestik.

"Ah!", sagt er dann. "Wie sollen Worte allein beschreiben, welche Eindrücke ich schaffen will? Nein - ich will noch nichts darüber erzählen. Denn wer weiß, vielleicht scheitere ich an meinen eigenen Ansprüchen und wie abgrundtief wäre dann die Schande, wenn ich zuvor geprahlt hätte. Aber wenn es soweit ist, dann werdet ihr die erste sein, die davon erfährt!" Livia ist sich ziemlich sicher, dass sie nicht die erste sein wird, die davon erfährt."

"Aber..." fährt Alain dann fort "...zunächst muss ich mich um die kleinen Dinge des, ähem, Lebens kümmern. Jagdrechte, eine formelle Aufnahme, all diese Dinge. Seid ihr zufällig mit jemandem im Streit?"

[Livia]

"Sind die verbotenen Güter verboten, da der Status erhaben ist, oder sind sie für jedermann verboten? Ist es ein Reiz des Verbotenen, der uns Niederen nicht zuteil wird, weil uns die Gesellschaft Freiheit einräumt?" Fragend lächelnd wölbten sich die zarten Brauen der italienischen Schönheit.

"Im Streit? Nein...
Zumindest nicht, dass ich wüsste." Sie grinste.
"Ganz im Gegenteil." Fügte sie dann etwas langsamer an.
"Wieso fragt ihr? Sucht ihr Fürsprecher zu gewinnen, indem ihr euch als Fehdehelfer verdingt?" Sie grinste breiter.
"Ein Fehdehelfer in Fragen der Liebe und des Hasses...
Wie eine käufliche Harpye!?" Die Idee gefiel ihr offenbar und zauberte Vergnügen in das sanfte Gesicht.

[Alain le Beau]

"Ich will es einmal so sagen", sinniert Alain: "Wenn ein Ventrue euch dabei ertappt, wie ihr mit einem Hafenarbeiter den Liebesakt..." ein leicht ironischer Tonfall begleitet insbesondere den ersten Teil des Wortes "...vollzieht, dann wird er nicken und sich sagen: 'Was habe ich auch erwartet?' Wenn er jedoch mich dabei findet, was denkt ihr, wie seine Reaktion sein wird?"

Offenbar gefällt auch Alain die Vorstellung nicht zu schlecht, denn er muss grinsen. Dann fügt er hinzu: "Fürsprecher? Nein, ich habe eine Aufgabe erhalten, um der Stadt nützlich zu sein. Und ich will sie nach bestem Gewissen erfüllen." Ob das jetzt ironisch war oder nicht, da kann Livia nicht sicher sein. Das Grinsen war jedenfalls noch nicht verschwunden.

"Was die Harpye angeht...", sagt er dann, etwas ernster "...so habe ich die wohlwerte Sousanna bereits um ihre Zustimmung gebeten. Nichts läge mir ferner, als eine solch wichtige Würdenträgerin zu umgehen."