[1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

[April '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa lächelte Toma an. Es war ein offenes und ehrliches Lächeln.

„Es wäre mir eine Ehre Euch als meinen dritten Fürsprecher gegenüber ihrer höchst verehrten Majestät Aurore nennen zu dürfen.“

Die Brujah nickte dem Tzimiscen respektvoll zu.

„Einzig die Frage würde verbleiben, in welcher Form ich mich Euch gegenüber diesbezüglich erkenntlich zeigen dürfte.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Alles zu seiner Zeit." erwiderte Toma und wiegte leicht den Kopf hin und her während er darüber zwar nachdachte, aber nicht gleich eine Idee hatte.

"Wie würdet aber ihr euch denn erkenntlich zeigen?" fragte er interessiert und etwas lauernd. Wenn sie ihm etwas anbieten würde, was wäre das? "...können oder wollen."
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Seresa
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

„Das hinge sicherlich davon ab, welche Verwendung Ihr für mich und meine Dienste haben könntet.“

Seresas Hände beschrieben eine öffnende Geste.

„Nun, ich könnte Euch wohl anbieten, wonach es Euch bereits seit bald fünf Jahren verlangt.“

Ihr Blick lag ruhig auf dem Tzimiscen, bevor sie kurz, aber bestimmt den Kopf schüttelte.

„Da ich jedoch bereits sagte, dass ich eine Fürsprache als Ehre empfinde, sollte diese auch entsprechend erwidert werden. Die Tatsache mich dabei möglicherweise an mein Tier zu verlieren wäre - mit allem gebotenen Respekt – mehr als beschämend für mich und würde das gewährte und ehrenhafte Geschenk einer redlichen Fürsprache wahrlich mit Füßen treten.“

Sie schwieg für einen kurzen Moment. Ganz offensichtlich stand eine innere Untersuchung als Tausch für seine Fürsprache nicht zur Verhandlung. Dennoch schien sie nachzudenken, was für den Tzimiscen anderenfalls von Interesse sein könnte.

„Da wir bedauerlicherweise bisher nie die Zeit gefunden hatten uns außerhalb Eurer Forschung über Interessen und künftige Pläne zu unterhalten, ist es - mit Verlaub - wahrlich schwierig eine angemessene Art zu benennen, ohne Euch damit zu beleidigen. Da Ihr jedoch die Frage gestellt hattet, werde ich mein Bestes versuchen Euch Vorschläge zu unterbreiten, von welchen ich die stille Hoffnung hege, sie könnten Euch zur Ehre gereichen. Womöglich seht Ihr noch andere oder weitere Möglichkeiten, wie Ihr mich nutzen könntet.“

Seresa machte erneut eine kleine Sprechpause.

„In diesem Fall wäre ich nicht abgeneigt dies mit Euch zu ergründen.“

Die Brujah nickte Toma höflich zu.

„Doch zu den Dingen, welche ich Euch anbieten könnte. Wie Euch bekannt ist fließt durch meine Adern das Blut Brujahs und obwohl ich dem Kampf nicht suche, habe ich gelernt mich meiner Haut zu erwehren. So Ihr Interesse daran hegt, könnte ich Euch lehren, Eure Fähigkeiten diesbezüglich zu verbessern.“

Ihr Blick wanderte kurz nachdenklich zu der Stelle, an welcher einst seine Hörner gewesen waren, bevor sie wieder auf die Maske blickte.

„Oder Ihr könntet über mich als eine Art persönliche Leibwache verfügen, so Ihr in Situationen gelangen würdet, wo Euch dies von Nutzen sein könnte. Schließlich habt Ihr Euch durch Euer neugewonnenes Amt auf dem Spielfeld der Politik platziert und ich nehme an, Neulinge werden dort entsprechend genuesisch behandelt.“

Sie schwieg für einen kurzen Moment.

„Nicht alleine zu stehen und jemanden zu haben, dem man vertraut, wäre womöglich etwas woran Ihr Gefallen finden könntet.“

Seresa nickte erneut Toma höflich zu, führte ihren Gedankengang dem Tzimiscen gegenüber jedoch nicht weiter aus. So Toma daran Interesse hätte, wäre er schlau genug sich Dinge zusammenzureimen und sich auszumalen, wie man die Brujah diesbezüglich einsetzen konnte. Schließlich hatte sie eine Aufgabe für Genua zu erfüllen, die sie zum Kontakt mit anderen Kainiten zwang oder zumindest konnte es so erscheinen, wusste Toma schließlich, wie viele Unsterbliche sie bereits während ihrer kurzen Zeit in Genua kennengelernt hatte.

„Das Offensichtlichste wäre jedoch meine Verwendung als Eure Schreiberin. Schließlich habt Ihr als erster oder zweiter - so der Erstkontakt über die Botschafter hergestellt wird - Kontakt mit den neuen Gästen innerhalb der Domäne Genua. Folglich habt Ihr neben den organisatorischen auch repräsentative Aufgaben. Einer unserer Art der wenig von und auf sich hält, wird vermutlich der Form und der Gestaltung einer Einladung zum ersten Treffen wenig Beachtung schenken. Jemand mit einem gewissen Anspruch wird hingegen gesteigerten Wert darauflegen. Schlussendlich entscheidet der erste Kontakt jemandem Fremden gegenüber über ein prinzipielles Wohlwollen oder nicht. Einen guten Eindruck zu hinterlassen ist wichtig und da ich Euch als überaus weisen Mann kennengelernt habe, der hohe Ambitionen hegt, würden Euch meine Dienste ohne jedweden Zweifel helfen, ein gewisses Ansehen in höheren Kreisen bereits zu Beginn zu erhalten. Daneben könntet Ihr selbstverständlich auch auf meine Fähigkeiten des Übersetzens oder dem generellen Erschaffen von Schriftstücken zurückgreifen. Auch könnte ich Euch die Kunst der Schreiberei lehren, so dass Ihr Eure eigene handwerkliche Kunst damit veredeln könnt.“

Die Brujah schwieg einige Momente, während sie Toma musterte, schließlich nickte und deutlich leiser fortfuhr.

„Sofern Ihr Bedarf oder Interesse daran hättet, könnte ich ebenfalls für Euch Nachrichten erschaffen, welche für das wissende Auge eine weitere Botschaft beinhalten, die dem Unwissenden verborgen bleibt.“

Sie schloss ihre Hände in einer ruhigen Bewegung vor sich und betrachtete ihr Gegenüber, welches auf Grund der Maske für sie nicht zu lesen war. Geduldig ruhte ihr Blick auf ihm. Ihr war durchaus bewusst, dass sie ihm nicht gab, was seine kurzfristige Gier verlangte. Stattdessen hatte sie ihm Angebote unterbreitet, von denen der Tzimisce längerfristig profitieren konnte und bei welchen die beiden Kainiten in Kontakt blieben. Nun lag es an Toma zu entscheiden, ob er für Seresa Verwendung hätte oder eigene Fantasien und Pläne besaß, von welchen die Brujah noch nichts wusste.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er war doch sichtlich überrascht, dass Seresa so viele Angebote brachte. Er hatte sie mehr nur zu einer Antwort herausfordern wollen, doch wäre es auch in Ordnung gewesen wenn sie ebenso den Gefallensaustausch verschoben hätte, bis sich etwas geeignetes gefunden hätte. Doch das gefiel ihm deutlich besser. Auch wenn er nicht mit allem einverstanden war.

Er mochte nicht wie sie es klingen lies, als könnte er sich nicht selbst erwehren. Leibwächter und Kampftraining...aber leider hatte sie recht. Er war bereits mehrfach unterlegen...Frustriert knirschte er mit den zusammen gebissenen Zähnen als er daran dachte. Doch das waren alles Prüfungen, alles Hindernisse auf einem steinigen Weg...
Dann ließ er von dem Gedanken wieder ab. Fixierte Seresa ruhig.

„Ihr bietet an meine Leibwache zu sein?“ fragte er etwas ungläubig.
„Das ist zum einen doch recht...ungewöhnlich für ein Mitglied eines hohen Clans und zudem müsste ich euch dann mein Leben anvertrauen...
Vertrauen...wir haben oft darüber geredet, doch weiss ich immer noch recht wenig von euch, werte Seresa.
Zudem was bringt mir ein Leibwächter, der nur in der Nacht an meiner Seite sein kann? Und wenn ihr sagt: in Situationen wo ich einen gebrauchen könnte, dann müsste ich bereits vorher wissen, wofür ich euch brauche und herbestellen...was wärt ihr dann anderes als ein Söldner? Ist das, was ihr sein wollt?“
fragte er durchaus neugierig aber auch irritiert.

„Ihr sagt wir haben nie viel außerhalb der Forschung geredet. So tun wir dies doch. Wer seid ihr Seresa? Wonach strebt ihr nun? Ihr seid nicht mehr dieselbe wie vor fünf Jahren. Also was hat euch verändert und wohin führt euch das?“ ging er plötzlich einen anderen Weg.

Was sie zu Auftreten und Repräsentative gesagt hatte machte ihn auch nachdenklich. Brauchte er das? Eine Schreiberin um besser zu wirken? Musste er das? Und reichte nicht Jakob?
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

„Ihr sagtet selbst, wie ich mich erkenntlich zeigen kann - oder will. Es geht also bei allem gebotenen Respekt nicht darum, ob ich es will, sondern einzig, ob ich es könnte.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Augenblick.

„Dennoch stellt Ihr viele Fragen auf einmal für Jemanden, der selbst darauf bedacht ist sich bedeckt zu halten.“

Seresas braune Augen ruhten auf dem Tzimiscen.

„Redliches Wissen hat seinen Preis und die Frage ist, ob Ihr bereit seid, ihn entsprechend zu erwidern.“

Die Spitzen ihrer Daumen tippelten leicht aufeinander, während sie nachzudenken schien. Schließlich nickte sie, als hätte sie eine Antwort gefunden, die ihr zusagte.

„Aber nun gut, ich bin gewillt Euch außerhalb der Forschung kennen zu lernen, jedoch zu gleichen Bedingungen. Eine redliche Antwort für eine redliche Antwort. Abwechselnd. Frage um Frage.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment, bevor sie lächelte. Ein Lächeln, welches durchaus widerspiegelte, dass die Brujah nicht glaubte, dass der Tzimisce ihre nächsten Worte annehmen würde, jedoch schien sie es ihm dennoch anbieten zu wollen.

„Es sei denn, Ihr möchtet nicht über Euch reden und wollt stattdessen redliches Wissen gegen eine redliche Fürsprache tauschen.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er verstand auf was sie anspielte, dennoch erwiderte er:
„Ich stelle immer viele Fragen. Ich erwarte nicht dass sie beantwortet werden, aber wer nichts hinterfragt kann auch nichts lernen.“
Er blickte sie einen Moment stumm an, dann machte er einen Schwenk mit der Hand.
„Ich respektieren euren Wunsch ebenso Fragen stellen zu wollen. Also fragt, was ihr noch wissen wollt. Doch ob ich antworte hängt von euren Fragen ab.“
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa schmunzelte leicht, bevor sie schließlich nickte.

„Oh, ich werde Euch nichts fragen, was Ihr mich nicht selbst gefragt habt. In identischer oder ähnlicher Weise. Je mehr Ihr bereit seid preis zu geben, umso mehr werde ich Euch preisgeben.“

Ihre Hände beschrieben eine sich öffnende Geste.

„Verschließt Ihr Euch oder schweigt, so werde ich ebenso handeln.“

Ihre Hände schlossen sich vor ihrem Körper.

„Ich werde redlich zu Euch sein, soweit es mir möglich ist. Auf Fragen, welche meine Loyalitäten jedoch in Frage stellen würden, werde ich Euch keine Antwort geben. Ich denke Ihr versteht dies.“

Für einen Moment schwieg sie und schien die Reaktion des Tzimiscen abzuwarten. Dann begann sie zu antworten. Sie schien es dem Tzimiscen offen zu lassen, wie er mit ihren Worten umgehen wollte. Sie jedoch hatte ihre Spielregeln klar abgesteckt.

„Ihr wolltet wissen, wer ich bin.“

Seresa griff Tomas erste Frage auf.

„Mein Name ist Seresa. Ich wurde als Sterbliche in der Nähe von Grenoble im Reich der Franken geboren. Meine verehrte Mutter verstarb im Kindsbett, dennoch erlebte ich eine gute und geborgene Kindheit, bevor mein geliebter Vater meiner verehrten Mutter kaum eine Dekade später nachfolgte.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment. Scheinbar sprach sie nicht oft über ihre menschliche Zeit, weshalb die Betrübtheit über ihren einstigen Verlust stärker an die Oberfläche zurückdrängte.

„Ich war gezwungen mich alleine durchzuschlagen, denn da war zu Beginn niemand, der sich mir angenommen hätte. Ich lebte von der Hand in den Mund, bis ich eines Nachts auf die verehrte Uta traf. Wäre es ihr Wille gewesen, so hätte ich in jener Nacht mein Ende gefunden. Stattdessen nahm sie mich bei sich auf und lehrte mich. Formte mein Wesen und mein Sein nach ihrem Willen. Brachte mir mein Handwerk bei. Es war eine gelehrige Zeit.“

Erneut pausierte sie kurz.

„Etwa eine Dekade nach dem Tod meines geliebten Vaters fand mein sterbliches Leben ein Ende und mein Neues wurde mir von meinem verehrten Erzeuger Fabrizio Piccolomini geschenkt. Er sorgte dafür, dass ich körperlich stark wurde und später wert war freigesprochen zu werden. Es gingen einige Jahre ins Land und mir wurde stärker bewusst, dass ich mit seinem Blut nicht nur Segen, sondern auch Fluch erhalten hatte. Dass von Einigen unserer Art auf ewig mein Blut als verdorben angesehen werden würde. Dies war ich nicht bereit zu akzeptieren, weshalb ich die aufgetauchte Chance nutzen wollte. Ich machte mich nach Genua auf mit meiner Suche, um zu beweisen, dass nicht verdorben ist, was aus scheinbar verdorbenem Blut einst geboren wurde.“

Seresa machte eine Sprechpause, bevor sie mit den Schultern zuckte. Sofern Toma weitere Fragen hätte, war sie sich sicher, der Tzimisce würde sie später stellen. Derzeit galt es herauszufinden, wie und wohin dieses Gespräch führen würde und so stellte sie ihm stattdessen nun ihre Fragen, die einst seine waren.

„Soweit zu Eurer Frage. Nun ist es mit Verlaub an Euch zu antworten. Wer seid Ihr und wonach strebt Ihr nun?“

Ihre Augen ruhten auf dem Tzimiscen. Sichtlich gespannt und interessiert, was er ihr erzählen würde.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Ich fragte euch wer ihr seid, nicht wer ihr wart. Aber nun gut. Identisch ja?“
fragte er rhetorisch und begann dann wie Seresa von sich zu erzählen. Etwas das er schon lange nicht mehr getan hatte, aber es machte ihm nichts aus. Es war eine ferne Geschichte.

"Ich bin Toma Ianos Navodeanu, geboren vor über 150 Jahren nördlich der Karpaten, jedoch einfach nur unter dem Namen Toma. Ich war der Sohn eines Zimmermanns.
Ich wollte mehr. Ich wollte besseres und einzigartigeres schaffen als einfache Möbel, doch niemand in unserem Dorf hatte Geld und Nutzen für so etwas.
Mein Vater nannte es Verschwendung."


„Ich verließ mein Dorf....nachdem ich ein Mädchen getötet hatte.“
Das war die erste wirklich noch starke Erinnerung, die er vielleicht nie vergessen würde. Während er schon nicht mehr wusste wie seine Eltern ausgesehen hatten, war diese Nacht immer da. Er hatte sie auch nicht einfach nur getötet, er hatte sie anschließend zerteilt und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen. Aus irgendeinem Grund hatte er ihren Kopf nicht zurücklassen können und hatten dieser daher bei sich getragen als er floh. Etwas das nun aber nicht erwähnenswert war.

„Ich habe nie hineingepasst…in die Gesellschaft. Ich hatte es versucht.“ redete er weiter, jedoch ohne Bedauern oder Trauer. Er empfand dies nicht mehr als einen Umstand der bedauerlich gewesen war, sondern richtig. Weil er eben immer anders war.

„Ich baute mir in jeder neuen Stadt ein neues Leben auf, lernte das Steinmetz Handwerk und schuf Kunst für Kirchen und reichere Händler aus dem Westen. Aber immer wieder merkte ich dass es nicht passte…und ich zog weiter. Ich verleugnete und verdrängte wonach ich mich sehnte all diese Zeit, bis ich es nicht mehr konnte…oder wollte.“

„Ich tötete..ich weiss nicht mehr wieviele Menschen und schnitt sie auf, häutete sie, weidete sie aus....weil mich faszinierte wie sie gebaut waren.“ berichtete er weiter und seine Stimme hob sich etwas als sich seine Begeisterung steigerte.

„Dabei fand mich mein Erzeuger.
Navod prüfte mich, lehrte mich… „

seine Gedanken schweiften dahin ab, an die Nächte des Schmerzes und der neuen Erkenntnisse.

„Ich tötete mich selbst, weil er es wollte und er holte mich in die Nacht.
Ich lernte mehr von ihm, alles über diese Welt und wofür wir bestimmt sind. Was uns möglich ist.


„Mein Streben? Ist es perfekt zu sein. Richtig.“ Wenn man sie hätte sehen können, hätten die blauen Augen vor Begeisterung gestrahlt, als er dies sagte. Seine Stimme hatte etwas ehrfürchtiges.

„Ist es immer noch. Wird es immer sein. Bis ich selbst perfekt bin und nichts wird dann von Bedeutung mehr sein auf dieser Welt. Nichts anders ist es jetzt schon.“
Der Eifer steigerte sich immer mehr und leicht hatte er sich Seresa entgegen geneigt und die Hände zu Fäusten geballt.

„Noch scheint der Weg voller Hindernisse....doch die muss ich überstehen. So muss es sein. Der Weg war nie einfach und wird es nie sein.“


Er lehnte sich zurück, streckte den Rücken durch und sah wieder ruhiger auf sie herab.
„Beantwortet die Frage richtig. Wer seid ihr heute, werte Seresa? Seht ihr euch selbst als verdorben an? Seid ihr was sie in euch sah oder was er aus euch machte? Oder seid ihr selbst etwas, das ihr selbst formtet? Wonach strebt ihr?“
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte Tomas Geschichte aufmerksam zugehört. Dabei hatte sie ihre Überraschung über seine Offenheit nicht gänzlich verheimlichen können. Bei den Grausamkeiten, welche er als Mensch bereits gezeigt hatte, verzogen sich ihre Augenbrauen zu einem nachdenklichen Ausdruck. Hätte er ihr die selbe Geschichte einige Jahre zuvor erzählt, hätte sie nur schwerlich verbergen können, wie sehr er sie anwiderte. Doch mit der Kälte, welche erneut in ihr innewohnte, waren die verlorenen Leben eine Beiläufigkeit zu der eigentlichen Frage, weshalb er es getan hatte. Als er erzählt hatte, dass er sich selbst umgebracht hatte verzog sich ihr Gesicht. Dies schien tatsächlich der einzige Punkt zu sein, welchen sie offensichtlich nicht guthieß. Den Rest schien sie durchaus verstehen zu können. Auf seine abschließende Aufforderung hin nickte sie.

„Wer ich einst war und wer ich bin fließt unaufhaltsam ineinander über. Das eine kann nicht ohne das andere erklärt werden. Es ist ein unzertrennlich und engverwobenes Schicksal. Ich war das gewollte Kind einer Ventrue. Ich bin das gezeugte Kind eines Brujah. Durch meine Adern fließt das Blut Syphax, doch auch das Blut Kains. Die brennende Leidenschaft des Clans der Gelehrten ist ebenso ein Teil von mir, wie das Ehrverständnis und die Loyalität der Könige. Dennoch verachtet mich Clan Ventrue für meine Ideale, während meine Geschwister im Blute mich in Frage stellen, da ich nicht wie sie bin und mit aller Gewalt versuche durch die Tür zu brechen, sondern nach offenen Fenstern suche.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment.

„Ich sehe mich selbst nicht als verdorben an, doch ändert dies nichts an der Tatsache, wie die Gesellschaft mich sieht. Für sie werde ich immer ein Bastard sein, bis ich bewiesen habe, dass sie sich in mir irren. Beide sagen, es ist das jeweils schlechteste, was ich vom jeweils anderen geerbt habe. Ich denke sie irren sich beide in diesem Punkt. Denn was nutzt die Unsterblichkeit, wenn man nur wartet und selbst nichts tut? Jedoch was nutzt es eine Vision zu haben, wenn man ohne Plan und mit offenen Augen in sein Verderben rennt?“

Seresa schüttelte leicht den Kopf.

„Man muss den passenden Mittelweg finden. Ein Bettler wird niemals König sein, da er nicht darum weiß, wie er sich in diesen Kleidern zu bewegen hat. Er kann es nicht lernen, denn es in nicht in seinem Blut. Ein König wird nicht zum Bettler, es sei denn er macht sich selbst dazu. Durch Fehlentscheidungen, durch Zwang oder durch eigenen freien Willen. Letzten Endes wird er jedoch niemals gänzlich verbergen können, was er war. Er wird immer zurückstreben von der Dunkelheit ins Licht. Und im Licht wird die Leidenschaft hell und leuchtend brennen. Die Idee einer Welt wie sie sein sollte. Doch das Licht wird immer die Dunkelheit anziehen und irgendwann wird sie erneut verschlungen.“

Sie schwieg für einen kurzen Moment und ihr Blick senkte sich, auf die Tischplatte.

„Es ist ein ewigwährender, niemals endender Wechsel. Ich bin das Kind zweier Welten, doch ich kann weder in der einen, noch der anderen auf Dauer bestehen. So sehr ich es mir auch wünschen würde.“

Seresa seufzte, bevor sie erneut zu Toma aufblickte.

„So versuchte ich lange Zeit die kurze Zeit des Zwielichts auszudehnen, indem ich Licht in die Dunkelheit brachte. Indem ich etwas, was mir Schatten spendete, mit ins Licht nahm. Doch dies änderte sich mit meiner Ankunft in Genua. Ebenso wie dies, wonach ich strebte. Ich verstand, dass es nicht wichtig ist, was ich möchte. Dass es Dinge gibt, für die man das Licht, aber auch die Dunkelheit akzeptieren und erdulden muss. Dass man sich nicht dagegen auflehnen darf. Dass es gut ist, wie es ist. Dass es Dinge gibt, welche wichtiger sind als man selbst. Dass es darum geht, was der Gemeinschaft hilft und dient. Dass man sie mit seinen eigenen Fähigkeiten unterstützt und nützlich wird. Dass man ein akzeptierter Teil davon wird, auch wenn es ein wahrhaft langer und schwieriger Weg ist.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1007] Bürde der Vergangenheit [Seresa, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Ihr wollt akzeptiert werden.“
In einem Punkt waren sie gleich, sie wurden beide nicht akzeptiert, doch während es bei Toma ledeglich die Welt der Menschen war und er seinen Platz unter den Tzimisce fand, wurde Seresa in eine Welt geworfen die sie vielleicht in alle Ewigkeit nicht akzeptieren würde.

„Ich verstehe euch, doch…dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als man selbst?“ Er schüttelte den Kopf.“Nein.“
„Was ist falsch daran an sich selbst zu denken? Die Gemeinschaft bleibt nicht, sie verändert sich, bildet sich neu oder vergeht, sie hilft euch nicht. Nur ihr selbst bleibt für euch selbst immer erhalten.“

"Ihr habt recht wenn ihr sagt: Es ist wie es ist. Ihr gehört zu beiden Welten und doch keiner davon.
Aber das müsst ihr auch nicht. Wenn sie euch nicht akzeptieren kehrt ihnen eben den Rücken zu. Es gibt sicher Orte wo ihr besser hingehört. Findet heraus wer ihr selbst seid, dann findet ihr auch heraus wohin ihr gehört.“


Die Worte kamen so leicht, weil es so sein sollte. Dabei wusste er manchmal selbst nicht mehr wer er war.
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