[1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

[April '18]
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Angelique
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[1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Angelique »

Der große Mann, der seine Kettenrüstung trug, als sei sie seit Jahren eins mit ihm geworden, schritt kraftvoll auf dem frisch angelegten Trampelpfad empor zum Handelsposten im Schatten der Martinsfeste.
Die gedungenen Schläger, die des Nachts den kleinen Kontor bewachten, erschraken. Mutige zähe Köter waren sie zwar, aber kein Vergleich zum burgundischen Bären.
Staunend sahen sie den Schild mit dem aufgemalten Bär, der eine Armbrust hielt.

"Capitano Ruggiero", brachte der eine hervor. Beide waren natürlich beim Spektakel dabei gewesen, als der berüchtigte Geächtete im Triumph die versklavten Kinder nach Genua zurückgebracht hatte, die er den Heiden abgerungen hatte.

"Genau der bin ich", meinte die sonore Stimme unter dem Spangenhelm. "Und ich wünsche die Dame Livia zu sprechen, wenn sie denn anwesend ist."
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Livia
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Re: [1007]Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Livia »

Die beiden Köter staunten nicht schlecht. Dann sahen sie sich gegenseitig verwirrt an. Dann schauten sie wieder auf den Capitano.
"Ich muss nachfragen gehen..." Sagte er mit angezogener Braue, er wirkte verwirrt und spielte Selbstsicherheit vor - wie der erfahrene Capitano leicht erkennen konnte.
Sein Kumane war nun auch etwas irritiert, hier draußen, alleine? Mit dem da! Ihm graute, so nickte er nur und machte sich simpel auf daran zur Tür zu gehen.
Beide Wachhunde verschwanden also.

Es dauerte nicht sehr lange, da kamen sie wieder. "Wir haben bescheid gegeben, jetzt wird gesehen ob man etwas für euch tun kann, oh Capitano. Eine Frau mit dem Namen kannt ich jetzt nicht, aber womöglich ja mein Chef. Wollt ihr warten? Oder wollt ihr, dass man sie irgendwo hin schickt?" Er grinste sehr breit und dreckig.

"Also wenn ihr warten wollt, wir wüssten die Zeit uns schon zu vertreiben." Merkte der andere an. "Ihr wisst sicherlich die dollsten aller Kriegssagen zu erzählen!"
Der andere nickte. "Die Geschichte, wie Capitano Ruggiero mit dem Katapult ins Lager des Feindes geschossen ward?!" Der andere schüttelte nur den Kopf und verdrehte die Augen. "Wahre Geschichten, von Mann zu Mann, mein ich... ich hab damals im Krieg gegen Mailand gedient... das war ne Schlacht!
Der Capitano hat sicher zwei dutzend solcher Schlachten gesehen." Ehrliche Bewunderung für den Ritter klang in seiner Stimme mit.
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Angelique
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Angelique »

Roger nahm den Helm ab und grinste die Männer aus seinem gebräunten Gesicht an, das die weißen Zähne heller und die Augen noch blauer blitzen ließ.
"Ich warte gern mit euch, Jungs", sagte er. "Gibt´s hier Wein oder Bier? Ich bin durstig und da wo ich war, erlaubt GOtt keinen Alkohol."

Er beugte sich vor. Lange war er nun schon Söldnerhauptmann und wusste Männer unterschiedlichster Art für sich mit Worten und Gesten zu gewinnen. Verschwörerisch sagte er: "Ihr wollt vom Krieg hören? Ihr denkt ihr kennt den Krieg. Ich sage, ihr kennt ihn nicht, denn ihr wart damals nicht dabei, als wir gegen die Ungarn stritten. Das waren Feinde gegen die die Sarazenen Knaben mit Stöcken sind. Stolze Krieger, die erst lernen zu reiten und dann zu laufen. Von Kopf bis Fuß in Schuppen gepanzert und jeder mit einem Bogen bewaffnet, dessen Pfeile alles durchschlagen. Schilde, Kettenhemden Helme - alles.
Ihre Pferde lieben sie so sehr wie menschliche Verwandte. Teilten damals sogar die geraubten Weiber mit ihnen.
Und sie folgten nicht GOtt, sondern dämonischen Geistern und die Untoten wandelten offen unter ihnen und wurden von ihnen verehrt wie Götzen.
Da standen wir. Krieger von überall her - jedenfalls die, die mutiger als klug waren oder keine billige Ausrede gefunden hatten, um sich feige zu drücken. Und wir aus dem Westen waren da mit unseren neuen Kettenrüstungen und großen Schilden. Die Ostarrichi waren auch da, hart geworden durch die Ungarn, die ihr Land verwüsteten und sich an ihren aufgespießten kreischenden Kindern erfreuten.
Die Sachsen kamen auch, bekreuzigten sich wie wir, aber wer genau hinsah, konnte ihre heidnischen Messerrituale sehen, die sie dem Saxnod, ihrem Schutzteufel, weihten.
Franken mit ihren Flügellanzen und wilde Slawensöldner.
Dennoch: Wir waren zwar viele, aber die Jurten - das sind die Zelte der Ungarn, denn sie hassten feste Häuser, wie wilde Tiere es taten - bedeckten die Ebene bis zum Horizont. Auf jedes unserer Lagerfeuer kamen zehn von ihnen.
Als der Herrscher anstelle des Tributes einen toten Hund als Beleidigung vor die Füsse der Unterhändler warf, da bebte die Erde vor Hufschlag und der Himmel verdunkelte sich mit Wolken aus Pfeilen. Und dann begann der Ungarnsturmangriff..."
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Livia
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Livia »

Die beiden Männer stellten dem Söldner einen Schemel hin, so niedrig und prunklos wie die Eigenen, sie reichten ihm den Weinschlauch und teilten ihren Trunk gerne mit ihnen. Guter wars wohl nicht, aber besser als keiner.

Seinen schaurigen Geschichten lauschten sie voller Spannung und ihren Dienst vergaßen sie so recht bald - treffliche Wachmänner sahen wohl anders aus.

Andererseits stand ihr Haus auch fast im Mondschatten der Feste und keiner konnte es Plündern, ohne dass der Wachmann auf dem hohen Turm die rollenden Wagen würde hören können... ob die stolzen Martinsrittern allerdings diesen Händlern hier zur Hilfe eilen würden? Eine Verbindung war nicht zu ersehen.

Während Roger schaurige Geschichten von Menschenfressern, tödlichen Wolken und schändenden Pferden berichtete... "Was macht der Krieger der eine Stute reitet denn dann?" War die einzige verblüffte zwischenfrage der Wachmänner.
Öffnete sich irgendwann die Türe und eine junge Frau trat - wie verschlafen - heraus. Eine Bardin wohl?
Die beiden Wachmänner sahen sie verwirrt an, sahen dann zu Roger, dann wieder zu ihr.
Livia hingegen legte nur ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und deutete Roger danach ihr doch ins Innere zu folgen...
Da grinsten die Männer. Der Capitano traf sich hier also heimlich mit seiner Geliebten?! Stolze, anerkennende... nein... neidische Blicke - die süßesten von allen - lagen auf ihm.

Sollte Roger Livia folgen, würde diese ihn recht bald in ein Arbeitszimmer im Inneren des Kontores führen, von zwei Laternen sanft erleuchtet. Und ihn dort mit einem Lächeln und ihrer zuckersüßen Stimme grüßen.
"Capitano Ruggiero, wie schön euch wieder zu sehen!" Verspielt neigte sie ihr jugendliches Haupt - der Abstand zwischen dem respektgebietendem Ghul und ihr als junger Kainitin schien ihr weniger zu bedeuten. "Und welch Überraschung euch bei mir, hier und bereits jetzt aufzufinden? Ich hoffe eure Mission war erfolgreich!"
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Angelique
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Angelique »

Der kampferpropte Söldnerführer verbeugte sich elegant, als er der jungen Dame gefolgt war, vor dieser, ergriff ihre kühle Hand und führte sie kurz vor seinen Mund. Sie mochte die wohl frisch getrimmten Barthaare fast auf der blassen Haut spüren und den angedeuteten Kuß durch den warmen Atem des Mannes erahnen.

"Seid gegrüßt, wohlwerte Doma Livia."
Als er sich erhob, drückte seine Hand etwas in die ihre. Ein geschnitztes kleines Käuzchen lag in der Vampirin Hand, als er die seine fortzog.

"Nun, danke der Nachfrage. Sehr erfolgreich. So erfolgreich war sie, dass ich Handelspartner suche, um weitere Bande nach Süden zu knüpfen. Wollt Ihr nicht dabei sein?"
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Livia »

Livia ließ ihren Blick auf dem stolzen Recken ruhen, aber es rührte sich nichts an und in ihr. Sie hatte für den Mann eine Zuneigung entwickelt, seit sie ihm die Kisten des Silbers für die Waisenkinder gebracht hatte... aber dies lag wohl nur an Angeliques Aura, die durch seine Augen zu ersehen war.

Als er ihr das Käuzchen in die Hände gab musterte sie es länger... seufzte kurz und lächelte auf diese entrückte Art, wie es nur die Mondenkinder taten.
Erst nachdem Roger selbst wieder sprach, wandte sich Livia ihm zu... und lächelte.
"Erzählt mir doch davon... Handel... Handel ist gut, doch meine Leidenschaft für die Kinder Mohammeds ist gering..." Sie wirkte verstimmt. "Ihr Gold jedoch stinkt nicht mehr als das der Anderen..." Anders als sie selbst...
"Was genau habt ihr vor? Mit wem wollt ihr was in welchem Umfange handeln, in welcher Form seid ihr der Unterstützung bedürftig?"
Dann lächelte sie aber versöhnlicher...
"Aber doch... ich danke euch für euer Angebot, ihr habt mein Interesse...

Lasst uns doch Platz nehmen... wollt ihr etwas essen, trinken, eure Reise war lange, seid ihr hungrig, durstig oder soll ich euch eine Dame oder einen Knaben herbeischaffen lassen?" Letzteres bot sie etwas zögerlicher an... dann deutete sie Roger einen der großen Stühle, ehe sie selbst gegenüber Platz nahm.
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Angelique
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Angelique »

"Interessant", kommentierte Roger die Animosität der Frau gegenüber des Sarazenen, ging aber nicht weiter darauf ein.

Stattdessen erklärte er: "Gold begehrt ihr also. Das ist eine seltene Münze. Mehr noch wie wir zahlen sie in Silber ihre Waren. Gold ist eher das Mittel der Oströmer. Aber das wisst Ihr wahrscheinlich besser als ich.

Was die Waren angeht, so hat mich Angelique gelehrt, in ihren Büchern stünde, man solle sich nicht zu sehr einschränken, wenn man kein Monopol besitzt. In erster Linie habe ich Kontakte zu Händlern und Fürsten geschlossen, um Waren zu handeln.
Ihr habt ein Kontor, also habt ihr Stapelmöglichkeiten und Logistik wie Fuhrwerke und Wegerechte. Die könnte ich gut gebrauchen, wenn der Handel anläuft. Ich könnte einen Rabatt für Söldner zum Schutz Eurer Konvois anbieten als Gegenzug. In erster Linie will ich Gewürze und exotische Früchte einführen. Angelique liebt ihren Geruch so sehr."

Er seufzte. "Ihr hättet sie sehen sollen! Sie war wieder wie vor hundert Jahren, unbeschwert, ein glückliches Kind in den Orangen- und Zitronenhainen Sicilias."
Er straffte sich. "Jedenfalls will ich einen guten Start hinlegen, so dass sie stolz ist, wenn sie wieder aufwacht."
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Livia
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Livia »

Livia nickte. "Möglichkeiten Waren zu löschen besitze ich bisher nur außerhalb der Stadt, ich muss also zusätzliche Zölle bei der Einfuhr in die Stadt zahlen... dort lassen sich durch meine Kontakte sicher einige weitere Abnehmer finden." Sie lächelte vielsagend.

"Wie sieht es mit Schiffen aus, seid ihr ausgestattet?" Sie hob kurz die Braue. Hier lag vermutlich das größte Problem, aber Roger war doch so oft mit Normannen unterwegs? Ihre Handelsschiffe waren aber schrecklich veraltet...

"Doch wie genau stellt ihr euch eine solche Partnerschaft vor... wir alle investieren einen Teil und handeln gemeinsam, erhalten Anteile anhand von Mühen, Investition und Risiko? Oder jeder besorgt Waren und Absprachen selbst, aber wir nutzen eure Schutzkraft und meine Möglichkeiten der Landung?"
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Angelique
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Angelique »

"Gemeiname Investition und gemeinsamer Gewinn schwebt mir vor. Nein, Schiffe besitze ich selber nicht. Ich hatte mich zumeist auf Grimsteinn verlassen oder welche gedungen.

Angelique würde gerne Kapitäne an sich binden, aber sie kann kindisch sein und nicht verstehen, dass es schlauer ist, Handelsherrn und Reeder zu binden, als deren Angestellte. Sie hat bei so etwas die Aufmerksamkeitsspanne von Eichhörnchen. Wüsstet Ihr, edle Dame, Handelshäuser oder Adelsfamilien, die sowohl Schiffe haben, als auch noch nicht irgendjemanden gehören und zudem noch einen Patriarchen haben, der eine so junge Dame wie meine Herrin nicht aus dem Schlafgemach werfen würde?"

Kein Blutvasall würde für gewöhnlich so offen über Defizite seines Vampirs reden, wie Roger es tat. Der Umgang von Angelique und den Ihren war so anders als gewöhnlich in Genua.
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Livia
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Re: [1007] Die Nacht der handelnden Toten [Roger, Livia]

Beitrag von Livia »

Livia nickte. "Sie werden sich beschaffen lassen... Ein gemeinsamer Kontor in der Stadt wäre ein anderes Thema.
Grimmstein? Jenes war der Nordlandhändler, könnt ihr mir mehr über ihn erzählen, Roger?" Bat sie lächelnd.

"Du solltest nicht so über die schöne Angelique sprechen!" Schalt sie ihn fast. "Sie mag nicht die beste Strategin sein, aber wer von uns könnte das schon bemessen? Sie wird sicherlich für alles eine Idee und einen Plan haben, in den alles zusammenfließt. Davon bin ich überzeugt!" Gab sie mit diesem schwämerisch verzückten Lächeln von sich, welches Livia nur aufsetze, wenn Angelique in der Nähe oder als Thema im Gespräche war.
"Ich müsste mich mit ihr besprechen, aber ich hätte in der Tat eine Idee... ob das bis ins Schlafzimmer geht hingegen weiß ich nicht." Sie hob die Schultern.
"Aber Angelique droht kaum Gefahr, wenn wir beide zusammenarbeiten, sind wir fast unschlagbar." Sie grinste breit, weiterhin närrisch verliebt.

"Aber gut, Capitano. Dann sind wir in einer Vorabsprache, sobald Angelique die Details mit mir klären kann, machen wir es fest. Ich habe bald größere Investitionssummen zur Verfügung... das wäre eine schöne Option.
Ich kümmere mich also um die Angelegenheiten in Genua, ihr um die bei den Muselmanen und gemeinsam sehen wir, wie wir an Schiffe kommen?" Fragte sie noch einmal seine Planung ab.

Dann wartete sie lächelnd, doch noch wollte sie den spannenden Ghul nicht von dannen ziehen lassen.
"Sagt Capitano, ihr habt kein Land und keinen Posten hier in der Grafschaft? Wie kam unsere geliebte Angelique dazu, gerade euch zu ihrem Liebeskind zu erwählen? Ihr scheint das Gegenteil des anderen Mannes in ihrem Leben zu sein... wie hieß er gleich?" Sie dachte nach. Hoffte, der Ghul würde nicht nur mit einem simplen Namen antworten sondern das schwärmerische Gespräch annehmen.
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