[1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

[April '18]
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Angelique
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[1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von Angelique »

Noch bevor Roger offiziell anlandete, legte er mit einem Beiboot von der am Abend ankenrnden Galeere ab und landete unerkannt mit seiner kostbarsten Fracht an. Nur von den treusten und besten seiner Männer begleitet hetzte er mit Pferden und einem Karren zum Kloster der Seinfreda. Niemand hatte das Unglück sich ihm in den Weg zu stellen.

Hunger und Wahn begannen bereits am Rande seines gestählten Willens zu nagen. Wie damals. Diesmal gab es keinen Gaius, kein Wunder.
Brimir war auf die Schnelle nicht aufzutreiben. Einzig die mütterliche Freundin seiner Angebeteten blieb übrig, deren Blut würdig genug wäre, das heilige Angeliques zu ersetzen. Ihn notdürftig zu nähren. Er könnte weiter hungern, wie damals. Aber er würde zum Greis oder zu einem Haufen Staub werden, der seinen kleinen Engel nicht mehr dienen könnte. Wer sollte ihn ersetzen? Etienné, der irre Mörder? Die kleine Strassendirne Cris, die ihre Mutter für einen Kanten Brot verkaufen würde? Oder Cebér, immerhin treuer als beide zusammen? Die anderen waren sowieso nur Initiaten.
Nein, er brauchte eine, deren Blut ihn am Leben hielt. Die ihn weder bewusst noch unterbewusst abtrünnig machen wollte.
Es blieb nur Seinfreda.
"Öffnet das Tor!", brüllte er den Wachen des Klosters zu, als der Höllenritt zuende war. Er hatte nur wenig Zeit. Bald musste er wieder zurück an Bord.
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La Vedova
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Etwas pikiert blickte die schon beinahe greise Nonne des Klosters Sant Agnese durch den Türschlitz des Holztores, als dieser Irre mitten in der Nacht herumbrüllte.
"Guten Abend, Grüß Gott", begrüßte sie ihn mit strengem Ton und ebenso strengem Blick "Was ist Euer Begehr?" dann gab sie den Wachen jedoch mit einem Nicken zu verstehen, den Mann mit seiner mysteriösen Fracht hereinzulassen.Einer von ihnen eilte hinüber in das Scriptorum, wo Schwester Agnes in dieser Nacht einige Farben herstellte.

Das hölzerne Tor öffnete sich für den hungrigen Helden, dann wurde er in die Kapelle geführt. Die ältere Nonne betrachtete Roger dabei aufmerksam.
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Angelique
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von Angelique »

Roger trat ohne Umschweife ein. Eine schwere Kastentruhe trug er dabei unter dem Arm, als wiege sie nichts.
Doch dass sie schwer sein musste, hörte man, als er sie in der Kapelle absetzte.
Er verneigte sich galant vor Schwester Agnes und reichte ihr einen Beutel mit kostbaren Gewürzen und Samen für den Kräutergarten.

"Schiavo, Schwester", grüßte er in der jovialen Art, die sie von ihm kannte. Er war ein Bild von einem Mann samt aller Stärken und Schwächen seines Geschlechts. Vielleicht mit etlichen mehr davon, wenn sie an das kleine Mädchen dachte, das ihn häufig als Page verkleidet, begleitete.
Aber er war immer genau auf das weibliche Gegenüber eingestellt, wie sie gelernt hatte. Auch diesmal hatte er etwas dabei, was ihr Herz erfreute. Lapislazuli-Pigmente für Farben, die ja so selten zu bekommen waren.
So stimmte es wohl, was die Schützen sagten, die das Kloster bewachten. Der Hauptmann aller Söldner war im Süden gewesen.

"Ich warte auf die Herrin Seinfreda", meinte er noch, kniete auf den Boden der Kapelle nieder, küsste sein Schwert und weihte es stumm dem Altar. Staub des schnellen Ritts rieselte bei jeder Bewegung von ihm nieder.

Dann wartete er.
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La Vedova
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Schwester Agnes betrachtete den treuen Mann nachdenklich, nahm das Geschenk dankbar entgegen, warf sogar schnell einen neugierigen Blick hinein in das Beutelchen.
"Roger", stellte sie freundlich fest "Ich sehe, Ihr seid zurück von der Reise. Ich danke Euch für die freundlichen und wertvollen Gaben aus der Ferne. Ich werde sofort ausschicken, um meine Herrin zu erreichen. In letzter Zeit war sie nicht mehr oft hier, es gibt wohl viele andere Dinge zu erledigen..."
Ein besorgter Ausdruck war auf das Gesicht der Mutter Oberin getreten. Und auch wenn sie sehr dankbar für die wertvollen Gaben war, so schien ihr das Auftreten Rogers durchaus Besorgnis erregend. Deshalb zögerte sie nicht, sofort noch in dieser Nacht alles in Bewegung zu setzen, um die Älteste herbeizurufen.

Es dauerte einige Stunden, die Roger warten musste. Schwester Agnes stellte ihm verdünnten Wein, Brot, Salz und Olivenöl bereit, falls er hungrig war. Es war mitten in der Nacht als endlich leichte Schritte herbeieilten. Ebenfalls staubig betrat Seinfreda die Kapelle. Sie trug nicht das übliche Nonnengewand, sondern einen unauffälligen, dunkelgrauen Umhang über ihrem Unterkleid mit grüner Schürze und ihre Haare verborgen unter einen Tuch, das sie nun abwickelte, als sie den Raum betrat. Ihre erste verbeugende Bewegung galt dem Altar, dann trat sie an Roger heran. Besorgnis stand ihr ins Gesicht geschrieben.
"Schwester Agnes ließ mir ausrichten, Ihr müsstet mich dringend sprechen? Ich habe mich sofort von meinen üblichen Tätigkeiten losgemacht und zur Euch geeilt", ihr Blick wanderte an Roger hinunter und dann hinüber zu der Holzkiste. "Ward ihr erfolgreich auf Eurer Mission? Ist etwas vorgefallen? Ich hatte euch nicht so früh zurückerwartet?"
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Angelique
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von Angelique »

"Ich bin auch noch gar nicht wirklich da, Doma Seinfreda. Baldigst muß ich wieder aufbrechen, denn meine Schiffe warten."

Er kniete vor ihr nieder und zauberte eine kleine auf sarazenische Weise geschnitzte Lilie unter dem Umhang hervor. "Dafür muß aber Zeit sein, hohe Frau", sagte er lächend und reichte der Kappadokierin das Schitzwerk.

Dann stand er auf und ging langsam auf die Kiste zu. "Die Mission war mehr als erfolgreich. Hundert und mehr Kinder habe ich aus der Sklaverei freilösen können. Und ich habe auch klargemacht, dass wir an solchen Geiselaustauschen auch in Zukunft Interesse haben. Zudem, glaube ich, wollen die Sarazenen auch wieder mehr Handel mit uns treiben. Alles in allem eine Reise mit GOttes Segen. Allerdings", schränkte er ein, während er das schwere Schloß auftat und den Deckel der Kiste öffnete, "lief nicht alles so gut."

In der Kiste lag reglos, als schliefe sie, Angelique in Totenstarre.
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La Vedova
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda bedankte sich für das Geschenk, es war wirklich eine hübsche Gabe. Die hölzerne Blume noch in den Händen trat Seinfreda an die kleine Holzkiste heran. Ihre Augen weiteten sich, als sie darin erblickte, was sie beinahe befürchtet hatte. Sie griff sich an den Kopf. Das durfte nicht wahr sein..nicht ihr kleiner Engel!
"Das sind wunderbare Neugigkeiten...", antwortete sie fahrig auf Rogers Bericht, da kniete sie schon neben Angelique, tastete vorsichtig nach den kleinen Händchen.
"Roger...was ist geschehen? Marie..." vorsichtig fuhr sie mit ihrer Hand über die kalte Wange des Kindes.
Ach, wäre Gaius doch noch hier!
"Marie..."
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Angelique
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von Angelique »

"Man sandte einen Beutel mit Asche zu unserem Schiff und sie wollte sie lesen", erklärte er leise, kniete ebenfalls neben die im Todesschlaf liegende und strich sacht durch ihre Locken.
"ich weiß nicht, ob es eine Falle sarazenischer غُول war oder ein Streich des Schicksals, dass sie die Macht Maries nicht abschätzen konnten und der Zufall sie niederstreckte. Aber nun liegt sie da wie tot. Von allen Möglichkeiten wählte ich Euch sie zu hüten, bis sie mit GOttes Hilfe wiederaufersteht, wie der kleine Heiland, der sie ist.
Ich übergebe sie nun in Eure Obhut und muß schnell zurück an meinen Platz, bevor ihre Feinde merken, dass sie hilflos ist und gegen ihr feines schönes Gespinst vorgehen, um es zu zerreißen."

Er erhob sich. "Sie nannte Euch ,Mutter', so wie sie Gaius ,Vater' nannte, seid ihr bitte eine liebevollere als ihre leibliche oder ihre vampirische."
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Sie sah kopfschüttelnd zu Roger "Ich weiß Euer Vertrauen in mich zu schätzen, ich werde es nicht enttäuschen...doch ich bin nicht Gaius. Ich kann keine Wunder vollbringen wie er das letzte Mal, als es ihr so erging...Ich kann nur beten und hoffen."
Sie sah Roger besorgt an...und die Sorge Wuchs von einem Moment zum nächsten. "Braucht Ihr Unterstützung bei Eurer Mission? Kann ich irgendwie helfen? Ihr begebt Euch in große Gefahr, wenn Ihr nun dorthin zurückkehrt, wo Angelique dieses furchtbare Schicksal traf! Was, wenn es jemand auch auf Euch abgesehen hat, was wenn Euer Schutzengel nun nicht bei Euch ist?", sie hielt inne, wollte nicht zu schwarzmalerisch sein. Doch ihre liebe Tochter so vor sich liegen zu sehen, erfüllte sie mit solch großer Sorge, dass sie nur noch an das Schlimmste denken konnte.
Ob Angelique sie wohl hören konnte in dem Zustand, in dem sie jetzt war?
"Ach, Marie..", seufzte sie "Nun bist du in Sicherheit hier kann dir nchts mehr geschehen. Ich werde mich um dich kümmern, und sollte es eine Möglichkeit geben, dich zu uns zurückzuholen, dann werde ich sie finden, versprochen mein Mondkind, mein kleiner Harlequin..."
Noch immer Maries Hände haltend sah zu Roger auf "Die Asche...was habt Ihr mit ihr gemacht? Habt Ihr schon mehr dazu herausfinden können?"
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Angelique
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von Angelique »

Roger lachte bitter. "Nein, nach Sicilia will ich nicht so schnell zurück. Ich meinte zu meinem Schiff, dass mich nach Genua bringen wird, damit ich die Kinder abliefern kann. Mit Feinden meine ich keine ehrlichen Heiden, sondern verschlagenen sogenannte Christenunmenschen.

Die Asche habe ich natürlich noch. Natürlich nicht bei mir. Ich will auch niemanden der Perfecti der Gefahr aussetzen, wie Marie zu enden, wenn sie sich damit beschäftigen."
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La Vedova
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Re: [1007] Notwendigkeiten [Roger, Seinfreda]

Beitrag von La Vedova »

Erleichtert nickte Seinfreda ihm zu "Achso, zum Schiff, natürlich. Das ist gut. Was wird mit den Kindern nun geschehen, wenn ich fragen darf? Werden sie in Waisenhäusern untergebracht? Werden sie adoptiert?"
Während sie sprach, untersuchte sie vorsichtig Angeliques starr liegenden Leib, strich ihr übers Haar und sah sann nicht minder besorgt zu Roger auf "Sagt...Wie geht es Euch momentan? Jetzt wo Euer Engel...abwesend ist...?"

"Die Asche...Habt Ihr eine Vermutung...wer das war?"
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