[1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

[Juni '18]
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

[1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

In der Zeit, die zwischen seiner Ankunft und der Vorstellung bei Toma lag, hatte Galeno nur ein einziges Mal den Wunsch nach etwas Abwechslung. Er verlies mit Bruder Luciano zusammen Burgus, um eigentlich Genua einen Beusuch abzustatten. Er wollte sich ein Bild von den Möglichkeiten machen, ehe er bei Toma vorsprechen würde. Schliesslich brauchten seine Forschungen auch Material.
Die Nacht war unruhig, es wehte ein frischer Wind, der Mond stand hoch und die Sterne glitzerten zwischen vielen Wolkenflecken.
Aber sonst war sie ruhig. Galeno hatte etwas abgewartet, bis er gegangen war, um nicht der Geissel oder anderen zu begegnen, die Fragen stellen würden. Er wollte nur seine Ruhe haben.

So flog für ihn die Zeit dahin, in der ihn seine Füsse Richtung Stadt trugen. Bruder Luciano lief neben ihm her und sagte kein Wort, denn er wusste, dass Galeno diese Stille geniessen würde. Er blickte allerdings oftmals zu ihm, um zu prüfen, ob er doch nicht für ein Gespräch bereit wäre.
Beide hatten ihre dunklen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Galeno, damit kein eventueller nächtlicher Besucher vor Schreck von seinem Wagen stürzte oder ihm in anderer Form auf die Nerven gehen würde und Bruder Luciano, weil die Kälte doch noch schneidend an den Ohren war.

Und dann standen sie ziemlich nah beim geschlossenen Tor, der Blick lastete auf dem dunklen Holz und Bruder Luciano sah zu Galeno. "Bruder, meint ihr, dass wir dort ohne weiteres herein kommen?" Galeno zuckte mit den Schultern und sah die Tore nochmal genauer an. Wenn sie noch näher kommen würden, würde sicher die Wache auf sie aufmerksam werden und es würde kompliziert werden. Er seufzte und wendete sich dann ab.

"Wir kommen später wieder, wenn ich weiss, wie wir besser hier herein kommen." Luciano verdrehte etwas die Augen. Ja, so war sein Herr und Bruder. Wenn es schwierig wurde und es nicht um die Forschung ging, dann liess er das Ganze lieber bleiben. All zu wichtig war dieser kleine Aufflug ohnehin nicht gewesen. Also würden sie wieder nach Burgus zurück kehren.
Doch an der Stelle, an der sich der Weg gabelte, einmal Richtung Burgus und einmal an der Stadtmauer entlang, blieb sein kleiner Bruder stehen, und sah eine Weile den Himmel hinauf, verfolgte die Wolken. Sie glitten gleichmässig entlang und verdeckten immer wieder einige der Sterne. Wenn er noch atmen würde, hätte er nun vermutlich die kalte Nachtluft tief durch die Nase eingezogen und längere Zeit in der Lunge belassen, um sie dann langsam hinaus gleiten zu lassen. Doch er atmete nicht mehr und doch versuchte er sich an dieses Gefühl zu erinnern, die diese Art der Atmung in ihm ausgelöst hatte. Eine Art Friede mit sich selbst, eine innere Ruhe und Gelassenheit und es spendete gleichzeitig Mut, um vielleicht später die Dinge noch einmal anzugehen.
Er genoss es gerade so sehr, dass sie eine ganze Weile so da standen.

Bruder Luciano langweilte sich zwar sehr, doch masste er sich nicht an, dies auch Bruder Galeno mitzuteilen. Jetzt wollte er ihn nicht stören, da dies durchaus dessen Selbstbeherrschung stören könnte. Die Stille war Galenos ständiger Begleiter und dessen liebster Freund.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Und da war sie. Stand an einer Weggabelung, als hätte die Hand Gottes dort hingesetzt. Eine Frau von atemberaubender Schönheit und so tiefer Lebendigkeit, dass sie beinahe nur Gestalt aus tiefsten Träumen und schönsten Sehnsüchten sein konnte.
Ihr zierlicher Leib, der wie drapiert an einen Baum gelehnt einem Kunstwerk glich, wurde umglänzt vom Mondlicht und im silbernen Wehen der Nacht schienen ihre Züge noch reiner, noch unschuldiger. Sie war gehüllt in ein grünes Kleid. Einfach war es, erinnerte gar an Reisekleidung, doch der Stoff ließ schon von weitem erahnen, dass nicht an der Qualität gespart worden war. Einen Umhang trug sie nicht, so dass die Nachtwinde an Stoff und dem sanft gelockten, braunen Haar spielte wie ein zärtlicher Liebhaber.

Die Fremde schien auf irgendetwas zu warten. Keine Eile, Hast oder Erschöpfung hingen ihr an, viel eher mochte man sich einbilden, dass sie es genoss, genau hier zu stehen. Je näher sie traten, desto aus den gesummten Erzählungen der Nacht ein zartes Lied in fremder Sprache von ihren vollen Lippen fließen. Gesungen ganz für sich. In einer Sprache, die von Nähe und Ferne zugleich berichten mochte. Sie erkannten es gewiss, das Griechische, selbst wenn ein seltsamer, fremder Dialekt dort hinein getragen wurde. Unbekannte Worte lagen darin - und das Wogen träger Wellen auf Sand.
Weit hinauf, weit über euch, ihr Sterne,
Geht sie entzückt mit heilgem Seraphsflug;
Sieht über euch herab mit göttlich heilgem Blicke,
Auf ihre Erd, da wo sie schlummernd ruht....

Goldner Schlaf, nur dessen Herz zufrieden
Wohltätger Tugend wahre Freude kennt,
Nur der fühlt dich. – Hier stellst du dürftig schwache Arme,
Die seine Hülfe suchen, vor ihn hin.

Schnell fühlt er des armen Bruders Leiden;
Der arme weint, er weinet auch mit ihm;
Schon Trost genug! Doch spricht er, gab Gott seine Gaben
Nur mir? nein, auch für andre lebe ich. –
Schlanke Finger woben unterdessen geschickt an einem Kranz aus wilden Kräutern. Die Arbeit schien sie einzunehmen. Noch hatte sie die Wanderer auf nächtlichen Pfaden nicht bemerkt - oder wollte sie sie nicht bemerken?
War sie überhaupt wirklich? Vielleicht war sie auch bloße Fantasie des Bruders Luciano, erschaffen aus Langeweile. Oder auch eine seltsame Gestalt aus Anderswelten. Ein Wildfräulein vielleicht. Oder aber eine verlorene Seele, die hier auf ihren Liebsten harrte.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Bruder Luciano sah sich schweigend um, als er ein Lied vernahm, welches mal wieder von jemandem an einem Baum geträllert wurde. Doch dieses mal waren die Strophen nicht öbszön oder frevlerisch und stammten auch nicht von einem rothaarigen jungen Mann, sondern von einer nahezu engelsgleichen Gestalt in irdischen Gewändern.
Solch einen Körper, solch Anmut, hatte Bruder Luciano noch nie gesehen.
In der Einsiedelei waren Frauen Tabu und auf Reisen hatte es schon die eine oder andere gegeben, die durchaus als hübsch gewertet werden konnte, doch die verführerische Sünde stand jetzt erst vor ihm. Eine leichte Aufregung ging durch ihn, zwiegespalten zwischen leichter Lust und seinem Glaube.

Da Galeno durch das Lied nicht sonderlich gestört worden war und die Langeweile noch andauern würde und weil diese Frau recht anziehend wirkte, schlenderte Bruder Luciano langsam auf sie zu.

Sie flocht einen Kranz aus Wildblumen und war tatsächlich ganz allein hier draussen.

"Gott mit euch, schöne Frau. Was sucht denn eine so liebreizende Dame hier draussen vor den Toren der Stadt in dieser unbarmherzigen Kälte und Schwärze der Nacht?"

Der Mann war in seinen besten Lebensjahren, gross gewachsen, mit dem typischen Haarschnitts eines Mönchs, denn er hatte nun die Kapuze herunter gezogen. Seine Stimme war ruhig, kräftig und doch sanft und schwang als tiefer Bariton mit dem Wind zu ihr.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Da sich die Worte an sich richteten, schien sie erst die Anwesenheit anderer Menschen zu bemerken. Ihr Blick hob sich und traf den fremden Bruder mit der Sanftmut eines Rehs. Groß waren ihre Augen, mit dichten schwarzen Wimpern und von tiefem, dunklem Braun. Man mochte sich darin verlieren, so voller Unschuld und Sehnsucht waren sie.
Ein verlegenes Lächeln war die Antwort auf seine Frage, während sie, die so klein und zierlich gewachsen schien, wie eine Elfe, zu ihm empor blickte.
"Und mit euch guter Bruder", erwiderte sie. Selbst wenn sie reibungslos ins Italienische gewechselt war, haftete jener Akzent fremden Griechisch an ihren Worten. Ebenso wie sie selbst hierher zu gehören schien und doch wieder nicht. Man sah ihr an, dass sie nicht von hier stammte und doch hatte sie nicht die bedrohliche Fremde an sich, die manchen aus den fernen Landen anzuhaften schien.

Nachdenklich strich sie sich in anmutiger Geste eine Strähne aus der Stirn. Sie war ein wenig errötet. "Die Antwort muss euch doch recht dumm erscheinen.", gab sie zu und biss sich auf die Lippen, als zögere sie einem klugen Mann etwas sehr törrichtes zu sagen. "Vor einem Jahr ist mein Liebster fortgegangen - und nun warte ich jeden Abend auf ihn, in der Hoffnung, ihn wiederzusehen."
Die Fremde lachte, schien peinlich berührt davon es doch gestanden und die Traurigkeit offenbart zu haben und sah den Mann des Glaubens dann neugierig an. "Aber lasst euch nicht von der Einfalt eines doch recht dummen Mädchens langweilen. Was trieb euch in die dunklen Heiden vor der Stadt? Wandert ihr weiter, dem Herrn Jesus zu dienen?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der grosse Bruder sah sie sanftmütig an, aber es lag kein Bedauern in seinem Blick, noch irgendeine andere Wertung. Sein Gesicht strahlte eher einen alles einvernehmenden Friede aus.

"Das is doch nicht Dummes. Dies zeigt nur, wie stark eure Liebe für ihn ist. Sollte seine genauso stark sein, so bin ich mir sicher, dass Gott ihn hier her zurück schicken wird, zu euch in eure zarten Arme."

Er lächelte ihr zu. "Hoffnung ist ein wertvolles Gut. Tragt sie stets in eurem Herzen."

Er setzte ab und sah langsam zu seinem kleineren Bruder herüber. Dieser stand noch immer da und genoss die Kühle der Nacht. Mit der Stille war es ja leider vorbei.

"Wir sind zu Gast bei unserem Orden in einem nahen Kloster und wollten die Gunst der Stunde nutzen, um uns ein Bild über die Armen der Stadt zu machen. Vielleicht benötigen ein paar Seelen, die ihre Hoffnung diese Nacht im Bier ertränkt haben, etwas Unterstützung und Anleitung durch uns Diener Gottes."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Lächeln wirkte getröstet. Seine Worte schienen Balsam auf eine kaum verheilte Wunde zu sein. Sacht nickte die fremde Frau dann. "Es bleibt nichts als zu hoffen.", erwiderte sie und blickte einen Moment lang sehnsüchtig empor zu den Sternen. Einige Augenblicke schien sie um Tapferkeit zu ringen vor diesem fremden Mann.
Schließlich nickte sie aber und schenkte ihm ein letztes Lächeln, dem kaum mehr Wehmut anhing. "Der Herr wird das geschehen lassen, was das Richtige ist." In demütiger Geste neigte sie vor dem Schicksal das schöne Haupt.

Einen Augenblick folgten ihre Blicke den seinen. Und leicht legte sich ihr Kopf zur Seite, während sie wohl versuchte auch das Gesicht des zweiten Mannes zu erspähen. Vielleicht war Neugier die Sünde der hübschen Dame. "Das ist eine mehr als ehrenwerte Aufgabe." Sie löste sich von ihrem Baum und würde ihm das duftende Kränzchen darbieten. Ein Tribut für einen heiligen Mann, wie man ihn sonst einem edlen Ritter erbrachte.
"Sagt, liebe Brüder, würdet ihr mir für eine Nacht erlauben, euch zu helfen? Vielleicht hilft es mir, nicht so sehr in meinen trüben Gedanken zu versinken."
In ihren Augen lag ein stummes Flehen. Bruder Luciano würde eine verlorene Seele erkennen, die nicht mehr wollte, als eine Bestimmung zu finden. Wenn auch nur für diese eine Nacht.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der Mönch nickte ihr sachte zu, als sie seine Aufgabe als ehrenwert bezeichnete. "Nun, es ist eine Aufgabe, wie jede andere, die leider ab und an von so manchem vergessen wird."

Galeno, der die Kapuze lieber sogar noch etwas mehr herunter gezogen hatte, um auch wirklich nicht gesehen zu werden, verfluchte gerade innerlich seines Bruders Hang sich neue Freunde zu machen und nahezu jeden Fremden mit einer guten Mine zu begrüssen. Das führte dann zu Gesprächen und wieder zu irgendwelchen Anlässen oder noch mehr Menschen und noch mehr Worte, zu denen er selbst selten eine Antwort fand. Ihm war weder nach Spiel, nach Trunk oder irgendwas in der Art und verstand auch nichts davon, wenn Bruder Luciano etwas von "Freiheit geniessen" erzählte. Warum war er Mönch geworden, wenn er die Einsamkeit einer Einsiedelei nicht als Schätzenswert erachtete?

Da Bruder Luciano sich auch gern mal in so manchen Schlamassel hineinredete, wie beispielsweise eine Wette mit einem anderen Bruder, was ihm dann etwas mehr Arbeit eingebracht hatte, vor allem Arbeit, die er so gar nicht mochte, gesellte sich Galeno nun doch zu den beiden Quatschbasen und blieb aber stiller Beobachter. Er würde sich regen, wenn Luciano etwas falsches sagte. Schliesslich war dieser auch noch nicht sonderlich lange sein Ghul.

Das Flehen der Dame, ihnen helfen zu dürfen, verwunderte Luciano etwas, denn er war sich nicht sicher, bei was sie ihnen hätte helfen können. Doch er lächelte sie freundlich an und nickte abermals. "Nun, gute Dame. Natürlich nehmen wir gern eure Hilfe an, sofern ihr uns helfen könnt. Verzeiht, aber ich bin etwas verwirt, was solch eine Schönheit für uns einfache Mönche tun kann."

Galeno verdrehte die Augen, da er eigentlich gehofft hatte, dass Luciano NEIN sagen würde. Aber klar, so war er nunmal und Galeno hatte es versäumt sich einzumischen. Vielleicht wurde es ja doch noch interessant. Allerdings war dies nur zu sehen, wenn man durch den dicken Wollstoff seiner Mönchsrobe blicken konnte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Lächeln blieb sanft und weich wie Seide. Es lag eine leise Anerkennung darin, die über die übliche, blinde Verehrung hinausging. Auch die Schöne neigte nun leicht das Haupt und würde auf seine Frage hin, sacht lächeln.

"Nun, meine lieben Herren ihr wolltet in der Stadt Gutes tun, oder nicht?", fragte sie sacht zurück.
Selbst wenn nun sachtes Wissen in ihrem Blick lag, war da keine Bosheit in ihrer Stimme oder den Worten. Viel eher eine ruhige Selbstverständlichkeit, dass nicht alles immer ausgesprochen werden musste. "Dann geht ihr in die falsche Richtung" Kurz blitzte warmer Schalk in ihrem Blick auf, ließ die Situation vertraurlicher werden. "- und da ich eher glaube, dass man euch nicht durch die Tore gelassen hat, als dass Ihr euch einfach so verirrt habt, würde ich euch anbieten, euch in die Stadt zu bringen. Und danach biete ich mich gern als Führerin an. Ich kenne das Leid Genuas und wenn ich allein dadurch schon helfen könnte, wäre es mir eine Ehre das zu tun."

Der hinzugetretene Bruder dann bekam einen interessierten Blick zugeworfen. Offensichtlich wusste Sousanna nicht genau, was sie mit ihm anfangen sollte, denn die zarte Gestalt schien an Sicherheit zu verlieren. Unbehaglich zupfte sie an ihrem Ärmel herum, während die dunklen Augen nach ein klein wenig Halt unter der Mönchskapuze suchten. "Also, natürlich nur, wenn euch das auch recht ist."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Nubis
Kappadozianer
Beiträge: 3255
Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Da er die Frau nicht kannte und auch nicht einschätzen konnte, versuchte er weiterhin die Stille zu waren, währen Bruder Luciano sich freudestrahlend vielleicht um Kopf und Kragen schnattern würde. Sollte er doch....

„Oh, ausgezeichnet. Ja, die Wachen stellen leider ein Hindernis dar. Wir haben versäumt, uns einen Passierschein ausstellen zu lassen und strandeten daher hier, beziehungsweise waren dazu gezwungen, wieder ins Kloster zurück zu kehren. Sehr schade. Aber nun sind sie ja zur Stelle. Das nenne ich göttliche Fügung.

Bruder Luciano grinste bis über beide Ohren und schien sich tatsächlich grossartig zu freuen. Bei Galeno war noch immer keine einzige Regung zu sehen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1009] Hilfe für die Armen [Sousanna, Galeno]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna nickte eifrig. "Wie mein Vater immer sagte, Gott sorgt dafür, dass wir an der richtigen Stelle stehen.", plapperte sie und würde sofort in Richtung der Stadt gehen. Rückwärts natürlich, damit sie den grinsenden Bruder weiter im Auge behalten konnte.
Ihre Freude darüber, an diesem Abend aus ihrer Trauer gerissen worden zu sein, ja eine nützliche Aufgabe bekommen zu haben, schäumte geradezu über in diesem Lächeln voller Sonne in der Nacht.

"Es wird mir eine Freude sein, euch zu helfen. Ich habe Bekannte bei der Wache.", plauderte die junge Frau weiter. Dass der andere Mönch sie immer noch ignorierte, schien sie völlig vergessen zu haben. "Wenn ihr morgen Nacht wiederkommt, stellen sie euch sicher auch Passierscheine aus. Dann kommt ihr frei in die Stadt. Man freut sich ja, wenn so brave Christen wie ihr kommen, um zu helfen."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Gesperrt

Zurück zu „1009“