[1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

[Juni '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Neuem Lichte. Ilario konnte sehen, dass seine Betonung in Seresas Inneren etwas bewegt hatte, auch wenn sie dies versucht hatte zu verbergen. Doch ihre Augenbrauen waren kurz nachdenklich zusammengezuckt. Für den Moment ließ sie Ilario jedoch zu Ende sprechen. Seine Veränderung im Gesicht merkend, jedoch nicht eindeutig zuordnen könnend, blickte sie einige Momente nachdenklich, in denen sich ihre Augen unentwegt hin und her bewegt hatten. Schließlich nickte sie. Sie schien mit der Antwort zu frieden und doch unzufrieden mit der Konsequenz. Dennoch ging sie auf ein anderes Thema zuerst ein, schien es im Moment das Wichtigere von beiden zu sein.

„Was die Vasallität angeht, so mag man nie gänzlich voraussagen, was die Ewigkeit bringen mag. Es war ohne jedweden Zweifel auch nicht der Wunsch meiner Brüder im Blute vor Mailand das Knie zu beugen und dennoch taten sie es. Ich selbst besitze derzeit schlicht keinen Grund, ihnen nachzufolgen, auch wenn ihre höchst verehrte Majestät Totila ein wahrlich beeindruckender Kainit und Lehnsherr ist. Bezüglich Genua sollte gerade Euch als loyaler Diener ihrer höchst verehrten Majestät Aurore durchaus bewusst sein, welche Konsequenzen es hätte, sollte bekannt werden, dass jemand aus der Linie der Syphax einer Ventrue Vasallität geschworen hatte.“

Aurore könnte zu Handlungen gezwungen werden, dass war Seresa als ehemalige Schülerin einer Ventrue nur allzu bewusst. Bei den Königen hatten die Alten immer recht und man musste ihnen gehorchen oder man stand alleine. Seresas Vasallentum zu Aurore würde diese unweigerlich eines nachts zwischen die Stühle von Clan und Herrschertum zwingen. Dies war eine Tatsache, die Seresa weder guthieß noch zulassen würde. Niemand hatte Seresa je gefragt, wie es sein konnte, dass sie, welche genügend Etikette bewiesen hatte, um beim Seneschall um Einreise zu ersuchen, bei Hofe so kläglich scheiterte. Weshalb sie ohne Geschenk aufgetaucht war und doch formvollendet vor den Herrschern kniete. Weshalb sie einzig Ilario, welchen Seresa als einen der treusten Vasallen Aurores sah, einzig als Fürsprecher genannt hatte, jedoch nicht ihren Bruder im Blute Ajax, bei welchem sie zu dem Zeitpunkt bereits wohnte. Niemand stellte ihr diese Fragen und Seresa hatte ihre Gründe, weshalb sie die Wahrheit niemandem unter die Nase rieb. Stattdessen ließ sie sie in dem Glauben einer naiven und jungen Kainitin begegnet zu sein, die unwissentlich alle Fettnäpfchen mitnahm, die sie nur finden konnte. Seresa schwieg für einen kurzen Moment und hielt den Blick in den Augen des Kastellans, bevor ihr Blick auf das Schachfeld zwischen ihnen wanderte.

„Ich kenne meine derzeitige Position, wohlwerter Ilario, und bin mir dessen Problematik wohl bewusst. Ich mag ihrer höchst verehrten Majestät Aurore offiziell nicht das Vasallentum schwören können. Dennoch hält mich wahrlich nichts davon ab, im Sinne und zum Wohle ihrer höchst verehrten Majestät Aurore und somit Genua selbst zu dienen.“

Sie verneigte ihr Haupt vor dem Schatten. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass er verstehen würde, was sie meinte. Dann wurde ihr Blick nachdenklicher und sie sog leise und tief Luft in ihre toten Lungen.

„Was meine Geschwister im Blute jedoch angeht, so verbleibt die Frage, weshalb sie das Risiko einer Vernichtung auf sich nehmen sollten, um in Genua einzufallen und zu plündern? Keiner unserer Art, welcher bei klarem Verstand ist, sollte so naiv sein und wissentlich mit den Traditionen brechen. Die Tatsache, dass angeblich gleich drei meiner Geschwister im Blute derart arglos agieren erscheint…“

Die Brujah schien nach Worten zu suchen. Viele Begrifflichkeiten gingen ihr durch den Kopf, die von dumm, über gewinnsüchtig, über loyal bis hin zu todesmutig gingen. Ihr gewähltes Wort war dann ein anderes, welches klar machte, dass sie es nicht verstand und doch noch andere Dinge sah, die ihr nicht gefielen.

„Besorgniserregend. Zumal ich während dem Krieg keine erkennbaren Nordleute innerhalb der Stadtmauern gesehen hatte, welche die Sarazenen begleitet hatten.“

Seresa wirkte noch immer nachdenklich. Sie hatte die Sarazenen gesehen. Hunderte. Wie sie durch die Straßen zogen oder tot die Straßen zierten. Doch Nordleute waren nicht darunter und diese Vorstellung schien ihr offensichtlich zu missfallen. Dennoch wirkte es, als würde sie die Worte Ilarios nicht in Frage stellen.

„Catarina, welche Verbindungen zu Eurer verehrten Ältesten Acacia hatte wurde hingerichtet. Ebenfalls der Botschafter Siziliens. Die vernichteten Gangrel trugen nordische Namen oder nordische Wurzeln. Ihr sagtet einst, man sagt das Blut der Schatten habe eine besondere Verbindung zur See. Hätte Eure bei Hofe hingerichtete Schwester im Blute einen Kreis schließen können, dessen unangenehmer Eindruck sich mir unweigerlich aufzwingt?“

Könnte es sein, dass alle sieben Hingerichteten auf die eine oder andere Art Anhänger Siziliens gewesen waren?! Eine beängstigende Vorstellung, welche Seresa - sofern die Vermutung zutreffen würde - Sorgen bereitete. Auch wenn sie bis heute noch immer der festen Überzeugung war, dass Fabrizios Bitte um Vasallität bei Hofe redlich gemeint war. Dass er kein Anhänger Siziliens, sondern im Inneren ein treuer Vasall war.
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Ilario
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Ihre Position, ihre Worte bezüglich Vasallenschwüren und ihrer eigenen Herkunft... Ilario hörte zu und nickte nur abschließend. Er verstand, vielleicht mehr als Seresa dachte und beließ es dabei. Dann nahm er sich ihrer Worte bezüglich ihrer gerichteten Clansmitglieder an.

"Eure Geschwister im Blute waren nach eigener Angabe Mitglieder der Domäne Catania und damit Siziliens. Also Teil des sizilianischen Überfalls. Sie sind hier eingefallen weil sich sich gute Beute versprachen nehme ich an, nicht ungewöhnlich unter Nordleuten... diese Mentalität. Und die sizilianische Piratenflotte hat gute Beute gemacht, zum Leidwesen ganz Genuas. Ihre Motivation stelle ich also nicht infrage. Was aber interessant erscheint ist, dass es ausgerechnet Brujah waren. Vielleicht hatten sie sich freiwillig gemeldet, nicht nur um Beute und Ruhm zu ernten... sondern vielleicht auch um in eine Ventruedomäne einzufallen? Vielleicht solltet ihr den verehrten Brimir fragen, er ist selbst Nordmann und hat vermutlich einige der Plünderer selbst gefangen."

Es schien als hätte Ilario sich selbst einige Gedanken zu dieser Sache gemacht und ein Achselzucken legte nahe, dass es einige Möglichkeiten gab. Die Erwähnung der hingerichteten Lasombra ließ ihn besorgt ausschauen.

"Die Umstände von Tacitas Hinrichtung scheinen mir in mehrerer Hinsicht merkwürdig, insbesondere ihre Attacke auf ihren früheren Prinzen. Doch wie meint ihr das, dass sie einen Kreis schließen könnte? Welchen unangenehmen Eindruck?"
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Seresa
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Als Ilario vom Einfall in eine Ventruedomäne gesprochen hatte, war der Blick der Gelehrten nachdenklich - fast finster - geworden und die Daumen tippelten erneut aufeinander. Sie hatte diese Überlegung bereits selbst gehabt und es war keine, welche sie beruhigt hätte.

Bezüglich Brimir hatte sie dann schlicht genickt. Der Schatten wusste selbst, wer ihn damals weiterempfohlen hatte. Die Gelehrte hatte den Gangrel bereits aufgesucht. Was genau zwischen den Beiden gesprochen worden war, darüber schweigt die Geschichte zu diesem Zeitpunkt jedoch. So es einen neuen Erkenntnisgewinn gefördert hätte, hätte Seresa es vermutlich Ilario an diesem Punkt mitgeteilt. Doch wer kannte die wirren Stränge der Zeit schon wirklich und konnte beurteilen, was geschehen wäre, wenn?!

Ohne Zögern sprach Seresa dann ihren Eindruck aus.

„Dass Eure Schwester im Blute - in welcher Form auch immer - Sympathisant oder Mitglied einer der Domänen Siziliens war, so wie dies bei allen Hingerichteten der Fall sein könnte. Dass mit den Hinrichtungen bewusst eine Nachricht gesendet werden sollte, abseits der Tatsache Stärke zu demonstrieren durch die Ahndung von Vergehen gegen die Traditionen.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment.

„Oder aber, es steckt noch etwas ganz anderes dahinter, denn Ihr sagtet, meine Brüder im Blute waren nach eigener Angabe Mitglieder der Domäne Catania und damit Siziliens. Ihr sagtet dies und scheint Euch darin sehr sicher zu sein. Dennoch nehmt Ihr nur an, dass sie sich gute Beute versprachen.“

Seresa pausierte. Dass er sie an Brimir weiterverwiesen hatte, ließ sie in diesem Zusammenhang unkommentiert. Stattdessen zog sie eigene Schlüsse und Rückschlüsse.

„In manchen Nächten frage ich mich, was wohl gewesen wäre, wenn mein verehrter Ältester nicht geschwiegen hätte. Wenn er sich wie der hoch verehrte Godeoc oder der verehrte Brimir verhalten hätte. Dann frage ich mich, weshalb er es nicht getan hatte.“

Sie sog die Luft in ihre toten Lungen, bevor sie sie unverbraucht wieder ausatmete.

„Nun, mein wohlwerter Bruder im Blute würde mich wohl erneut dafür schelten, dass ich versuche in jede kleinste Aussage etwas hineinzudeuten oder in jede Handlung. Ich verstehe nun einmal die Sprache der Alten fürwahr nicht. Ich bin zu jung und nur eine einfache Schreiberin. Zumal wie Ihr selbst einst sagtet, wir vielschichtige Persönlichkeiten sind. Eine Tatsache, welche ich wohl lernen sollte zu akzeptieren. Dennoch ist es ein faszinierendes Spiel, welchem ich mich schlichtweg nicht gänzlich zu entziehen weiß.“

Die Brujah schwieg erneut für einen kurzen Moment, bevor sie leicht mit den Schultern zuckte. Sie konnte schlichtweg nicht anders sein, als sie nun einmal war. Jeder besaß seine ganz eigenen Stärken und Schwächen. Diese war ihre.

„Was den Hof mit all seinen Merkwürdigkeiten und im speziellen Eure Schwester im Blute angeht, so hätte ich bei ihrer Hinrichtung mit einem Verschwinden ähnlich Eures Bruders im Blute gerechnet.“

Seresa kannte sich nicht aus damit, ob alle Schatten implodierten, wenn sie vernichtet wurden oder ob es eine Eigenart des Piraten war. Sie hatte schlicht bei Tacita ebenfalls damit gerechnet und war ´enttäuscht´ worden. Was Seresa bei Hofe gesehen und gehört hatte, hatte die Gelehrte mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen.

„Ich hatte einst ein Gespräch mit Eurem Bruder im Blute über den interessanten Schattenwurf alter Säulen, welche seinen Forschergeist geweckt hatten. Es hätte mir zur Ehre gereicht eines nachts mehr darüber zu erfahren, was ihm vergönnt war zu erfassen und zu begreifen. Die Schatten und ihre Auswüchse sind ohne Zweifel faszinierend, doch ist dies kein Gebiet mit welchem ich mich bisher beschäftigt habe. Ich bedaure, dass ich Euch in diesem Punkt nicht hilfreich sein kann. Dennoch ist es eine höchst interessante Frage, ob damit gerechnet wurde, dass der hoch verehrte Godeoc eingreifen und den Pflock entfernen lassen würde. Ob das Tier eures Blutes derartiges tut, wenn man ihm auf ewig anheimgefallen ist. Ob Eure Schwester im Blute bewusst an diesen Punkt gebracht wurde. Ob man eine solche Attacke bewusst steuern könnte unter dem Vorspielen falscher Tatsachen. Ob das, was wir sahen wahrlich geschah oder ob es sich um ein Trugbild handelte. Was geschehen wäre, wenn der Pflock nicht entfernt worden wäre. Ob sie ebenfalls verschwunden wäre, wenn der Kopf von ihren Schultern getrennt wurde, wie Euer Bruder im Blute. Ob womöglich der hoch verehrte Godeoc mit dem Angriff auf sich, zu einem einäugigen König unter den Blinden gemacht wurde.“

Die Gelehrte zuckte mit den Schultern und schüttelte mit einem Bedauern im Gesicht den Kopf. Sie signalisierte deutlich damit, dass sie kein Wissen in diesem Punkt hielt. Dass sie sich zwar ebenso ihre Gedanken machte, diese jedoch keinen Sinn ergaben, weil einzelne Mosaikteilchen fehlten. Sie war schlicht zu jung und unerfahren, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sie versuchte das hochkomplexe Spiel zu beobachten und kleine Fetzen davon zu verstehen, auch wenn ihr wieder und wieder gesagt wurde, dass dies eine vergebene Liebesmüh war.
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Nun, ihr könntet Recht damit haben. Die Hinrichtungen waren sicherlich auch ein Zeichen. Ein Tanzschritt, eine Geste. Neben der gerechten Strafe für die Übeltäter natürlich. Die Sprache der Alten ist vielschichtig..."

Er schüttelte sich kurz, wie um einen unangenehmen Gedanken loszuwerden. Dann sprach Ilario weiter, die Stimme gesenkt.

"Euer verehrter Ältester erhob sich vermutlich nicht, weil er ein Vasall Mailands ist. Warum sollte er auch? Ich vermute euer Clan ist in mindestens genauso viele Fraktionen gespalten wie der der Schatten. Vielleicht sogar mehr wenn man eure sprichwörtliche Leidenschaftlichkeit bedenkt.
Eure Worte... malen ein interessantes Bild über die Worte und Taten Tacitas. Überaus interessant. Ihr Angiff auf den hochverehrten Godeoc erscheint zunächst unlogisch, doch in Anbetracht bestimmter Umtände bei Hofe... fragt euren werten Bruder Ajax. Ich denke er hat ähnliche Schlüsse gezogen. Das Verschwinden dessen was ihr für Fabrizo haltet... war unerwartet. Ich bin recht sicher Tacita wäre nicht derart verschwunden."


Rätselhaft drückte der Lasombra sich aus und vermutlich lag in dem was er nicht aussprach genausoviel Bedeutung wie in seinen Andeutungen.
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Obwohl oder gerade deshalb weil Ilario sich derart rätselhaft ausgedrückt hatte, verstand Seresa nur zu gut was der Schatten damit andeutete. Sie nickte stumm über die Aufforderung das Gespräch mit Ajax zu suchen und wartete bis der Kastellan ihrer Majestät geendet hatte. Mit jedem seiner gesprochenen Worte, war derweil ihr Gesicht nachdenklicher geworden.

„Ich verstehe und danke Euch für Euren weisen Ratschlag.“

Seresa nickte leicht, war sich dann jedoch unsicher, ob sie Fabrizios Verschwinden tatsächlich weiter ansprechen sollte. Sie wusste sie würde das ´wie´ vermutlich nicht verstehen und doch war da eine Frage, die ihr auf dem Herzen lag. So begann sie nach einem kurzen Zögern vorsichtig, indem sie Ilarios gewählte Worte wiederholte.

„Ihr sagtet gerade, dessen was ich für Fabrizio halte.“

Seresa schwieg länger, bevor sie weitersprach.

„Mir war es bedauerlicherweise nicht vergönnt Euren werten Bruder im Blute jemals ohne seine goldene Maske zu erblicken. Demnach weiß ich wahrlich nicht, für wen oder was ich jene Gestalt gehalten hätte, hättet Ihr selbst bei Hofe nicht seinen Namen ausgesprochen und ihre höchst verehrte Majestät seine Hinrichtung verkündet.“

Die braunen Augen der Gelehrten ruhten in den meergrauen des Lasombras. Die Frage schien ihr wichtig und doch wirkte es so, als würde sie sie kaum wagen sie zu stellen. Entsprechend gedämpft waren ihre Worte.

„Denkt Ihr, wohlwerter Ilario, Euer werter Bruder im Blute Fabrizio könnte noch unter uns weilen?“

Seresa wirkte unsicher, denn sie wollte ungerne in Ilarios Augen naiv wirken. Sie kannte sich diesbezüglich nicht aus und sie wusste nicht, wie es hätte möglich sein können, schließlich hatten doch alle gesehen, wie er vernichtet worden war, oder?! Auf der anderen Seite hatte Sousanna ihr etwas gezeigt, was die Brujah mit vielen offenen Fragen zurückgelassen hatte. Es hatte Seresa an ihrem Verstand zweifeln lassen, auch oder gerade deshalb weil sie mit eigenen Augen gesehen hatte, was unmöglich schien. Entsprechend schwang da eine stille Hoffnung in ihren leisen, fragenden Worten an den Schatten mit.
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Möglich ist vieles werte Seresa. Die Nächte dieser Welt sind voller Geheimnisse, und hinter der Welt wie wir sie kennen verbergen sich noch mannigfaltigere Mysterien. Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass Fabrizio Begado nicht mehr unter uns weilt... auch wenn nicht auszuschließen ist, dass irgendwo noch etwas von ihm existiert."

Ilario gab sich enigmatisch, doch ob sich in den Tiefen des Abgrunds, in der Leere des Abbyss, irgendwo Fabrizio finden liess? Wer wusste das schon? Düster blickte er Seresa an als der Lasombra fortfuhr.

"Mein Clansbruder war vieles, auch ein recht interessanter Zeitgenosse... aber ich denke der Preis wirklich herauszufinden ob irgendwo noch etwas von ihm übrig ist, und sei es in den lichtlosesten Tiefen, wäre zu hoch. Möge Gott seiner Seele gnädig sein."

Tatsächlich bekreuzigte sich der Lasombra. Ein Überbleibsel sterblicher Tage als Mann der Kirche? Oder eine echte Reaktion auf den Tod Fabrizios?
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte ihren Blick gesenkt, als Ilario davon gesprochen hatte, dass der Herr Fabrizios Seele gnädig sein sollte. Für einen Moment zögerte sie. Die Vorstellung, dass seine Seele irgendwo in den lichtlosesten Tiefen verweilen könnte, schien ihr noch weniger zu gefallen, als die Tatsache mit welcher sie sich bis zu der heutigen Nacht abgefunden hatte. Dennoch hatte der Lasombra in einer gewissen Art und Weise trotzdem recht. Egal ob oder wo sein Bruder im Blute tatsächlich war: Es war niemals falsch den Herrn zu bitten, seiner Seele gnädig zu sein. Sie nickte, während sie dieselbe Bitte schweigend an den Herrn richtete, bevor auch sie sich stumm bekreuzigte.
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

Die Nacht schritt vorran und Ilario gedachte einen Augenblick dem grausigen Schicksal Fabrizios. Dabei wanderten seine Gedanken zurück zu einem Detail, das Seresa zuvor in Verbindung mit Fabrizio erwähnt hatte. Die Säulen. Tat sich hier womöglich ein Hinweis auf? Oder war es schlicht der Obsession Fabrizios, oder des Wesens das an seiner Stelle gewesen sein mochte, geschuldet?

"Ihr erwähntet vorhin Säulen. Säulen die Fabrzio interessierten? Ihr sagten der Schattenwurf wäre ungewöhnlich gewesen?"

Der Lasombra war höchst interessiert und gab sich auch keinerlei Mühe dies zu verbergen.
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Seresa »

„Euer Bruder im Blute nannte es einen interessanten Schattenwurf und er meinte, dass er sich sehr für so etwas interessiere. Es würde seinen Forschergeist wecken.“

Seresa betrachtete Ilario, bevor sie leicht mit den Schultern zuckte. Sie hatte gesehen, wie sich die Schatten um die Älteste der Lasombra im Kerker bei Gaius und bei Hofe gewoben hatten. Sie selbst verstand nichts von derlei Dingen. Es war erschreckend und doch in der gleichen Art und Weise im selben Moment faszinierend.

„Ich selbst konnte daran nichts Besonderes erkennen oder feststellen. Allerdings bin ich - wie ich bereits sagte - in derlei Dingen zu meinem Bedauern nicht bewandert. Womöglich hatte er sich einen Spaß erlaubt, den nur Mitglieder vom Clan der Schatten wahrlich verstehen können.“

Die Brujah schwieg erneut für einen kurzen Moment, bevor sie wiederholt mit den Schultern zuckte.

„Sein Humor dabei müsste sehr dunkel gewesen sein, denn er klang recht ernst als er davon gesprochen hatte.“

Erneut pausierte sie, bevor ihr Gesicht nachdenklich wurde. Sie schien sich in diesem Moment an etwas Weiteres zu erinnern.

„Er meinte damals, dass wir gemeinsam gesehen wurden und das ich in dieser Nacht nichts mehr unternehmen solle, da dies zu ihm führen würde. Außer seine Begleiter in einiger Entfernung hatte ich in dieser Nacht jedoch niemanden dort gesehen.“

Seresa schüttelte leicht den Kopf, als versuchte sie ihre Nachdenklichkeit dadurch zu überwinden.

„Wie dem auch sei. Ich kann Euch hinführen, sofern Ihr es wünscht. So Ihr bevorzugt alleine dort hinzugehen, findet Ihr die Säule auf dem Platz vor dem Verwaltungsgebäude am Rande von Mascharana, bevor es nach Ravecca übergeht. Vor dem Gebäude ist ein kleiner - mit Marmor ummauerter - Brunnen. In seiner Mitte befindet sich eben jene ältere Säule.“
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Re: [1009] Gehet hin in Frieden [Ilario, Seresa]

Beitrag von Ilario »

"Ihr wurdet also gesehen ohne selbst gesehen zu haben in jener Nacht... oder zumindest ihr werte Seresa habt niemanden bemerkt. Der den ihr Fabrizio nennt, nennen wir ihn doch der Einfachheit halber den Goldenen, jedoch schon. Zu gern wurde ich wissen was er bemerkt hat..." Sinnierte Ilario und sein Blick glitt in weite Ferne, nur um dann schlagartig zu Seresa zurückzukehren. An Intensität hatten die meergrauen Augen gewonnen, auch wenn nicht die Kraft des Blutes in ihnen lag. "Geht nicht wieder an jene Stelle, insbesondere nicht allein. Vielleicht irre ich mich und es war nur ein Verborgener oder ein Tier des verehrten Brimir... aber wenn nicht, wenn dort etwas wahrlich Finsteres euch erblickte wäre es vielleicht noch immer gefährlich."

Ilario würde es sich allein ansehen, doch nicht ohne zuvor Sicherheitsmaßnahmen ergriffen zu haben. Vielleicht war dort tatsächlich nichts, vielleicht aber auch etwas sehr altes dunkles. Und vielleicht war es auch etwas nach dem er suchte.
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