[1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

[Juli '18]
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Seresa
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[1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Seresa »

Glauben - so hieß es immer - bedeutete nichts zu wissen. Doch was war dieses Wissen? Lohnte sich die Frage nach dem Erkenntnisgewinn und der Wahrheit überhaupt? Würde dieses Wissen - in ihrer Welt hinter der Welt - nicht von vorne herein niemals mehr sein können, als ein Trugbild aus Lüge, Verrat und Betrug? Sollte man demnach leichtsinnig schreien: Weg mit dem Glauben!? Ihn eintauschen gegen Wissen, Schutz und andere Vorzüge. Oder sollte man auf den Herrn vertrauen und den schweren Weg mit dem Glauben beschreiten?

Es war früh im Jahr gewesen, als Seresa geschrieben und darum gebeten hatte ihn zu treffen. Ihn, der sich gegenüber der Brujah positioniert hatte. Dennoch hatte er sie nie von sich aus aufgesucht. Es hatte acht lange Jahre gedauert, bis sie sich dazu überwunden hatte die Bitte überhaupt zu Pergament zu bringen. Die Bitte um ein Treffen hundert Schritt nördlich von dem Ort ihres ersten Aufeinandertreffens, zur ersten Stunde der Nacht und acht Tage nach dem Namenstag ihrer ersten Begegnung.

Seresa wusste, dieses Treffen würde kein Einfaches werden. Vieles hatte sich verändert seither. Sie hatte sich verändert. Die Gelehrte wusste sie würde die Person, welche die tatsächliche Wahrheit kannte, vermutlich nie dazu befragen können. Dafür lag zu vieles im Unklaren und im Schatten. Die Person, welcher er diese Wahrheit erzählt haben könnte, konnte Seresa nicht befragen, denn dies hätte wiederum zu viele weitere Fragen aufgeworfen, die sie nicht bereit war zu beantworten. Nicht das dieses Gespräch mit ihm nun weniger Fragen aufwerfen würde, aber es wurde Zeit, dass sie sich miteinander unterhielten. Schließlich sprach nichts gegen ein höfliches Gespräch und einen Informationsaustausch. Oder?!

Die Brujah hatte sich gestärkt und zeitig zum vereinbarten Ort des Treffens begeben. Sie hatte sich in eine sitzkniende Haltung begeben und die kleinen Perlen aus Rosenholz des Rosenkranzes - welchen sie einst von Titus geschenkt bekommen hatte - wanderten durch ihre Finger, während sie die Zeit bis zu dem Eintreffen ihres Gesprächspartners im leisen und gedämpften - aber deutlich zu verstehenden schmerzreichen Rosenkranzgebetes - in lateinischer Sprache verbrachte.
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Il Canzoniere
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Rauschen des nahen Meeres begleitete ihr Gebet wie ein atmender Organismus. Schlugen die Wellen auf die Felsen, die hier und da ins Wasser schnitten, klang es mit etwas Fantasie gar wie ein unregelmäßiger, dumpfer Herzschlag. Die einsamen Schritte des Mannes der vom Wege abgekommen schien setzen sich jedoch so treffend in diese sanfte Geräuschkulisse, als würden sie absichtlich so gesetzt das sie in diese Szenerie passen würden, als würde er bewusst alles was ihn umgab wahrnehmen. Geradezu harmonisch trat er dann neben sie. Auch hätte es sein können das er sie nicht bei ihrem Rosenkranzgebet hatte stören wollen und deshalb so sehr acht gegeben hatte. Vielleicht war er auch einfach nur vorsichtiger geworden. Nach allem was passiert war.

In breiten Stiefeln, einfachen Hosen und simplem Leinenhemd wirkte die Gestalt einfach. Das längere schwarze Haar und der etwas dickliche Körper waren ungewohnt. Offenbar hatte er im Laufe der letzten Jahre etwas zugenommen. Tief und ungewohnt brummig wirkte die Stimme, mit der er sie grüßte: "Nun bist du völlig vom Wege abgekommen." demonstrativ sah er sich dabei um. Von Wegen war hier tatsächlich nichts zu sehen. "Du bist noch weiter vom Licht entfernt als damals." langsam glitt der Blick hinauf zum Himmel. "Erzähl mir wie es dazu gekommen ist." kam es dann, nicht sonderlich fordern sondern eher mitfühlend von ihm. Als ob er nicht in Zweifel ziehen würde das sie es bereue. Und eher das Opfer schrecklicher Umstände geworden sei.
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Seresa
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Seresa »

Seresa war unwillentlich zusammengezuckt, als sie unvermittelt die brummige Stimme neben sich wahrgenommen hatte. Die Lippen der Brujah hatten sich einen Spalt weit geöffnet, um ihrem Erstaunen - ob des gänzlich ungewöhnlichen Auftrittes des Mannes - Ausdruck zu verleihen. Trotz allem wanderte kein Laut über sie. Stattdessen hörte sie ihm schweigend und aufmerksam zu, während ihre Augen ihn zu mustern schienen. Als er dann geendet hatte, senkte sich Seresas Blick, bevor sich ihre Lippen schlossen und sie ihren Kopf in Richtung Boden wandte. Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie - begleitet von einem zustimmenden Nicken mit der offenen Handfläche nach oben - in einer bogenförmigen Bewegung neben sich deutete. Eine stumme Einladung an den Mann sich an ihre Seite zu setzen. Die Perlen des kleinen Rosenkranzes - sowie das kleine Kreuz daran - lagen dabei sichtbar wie ein wortloses Zeichen in ihrer Handfläche, bevor sie die Hand zu ihrem Körper zurückführte. Sie ließ den Gegenstand in ihre linke gleiten und bedeckte ihn schützend mit der rechten.

Ihre Lippen öffneten sich leicht und die Gelehrte holte Luft um zu sprechen. Doch dann wanderte ihr Blick zu ihren Händen und der Daumen der rechten Hand rollte sanft die Perlen des Rosenkranzes hin und her, während ihr Gesicht nachdenklich wurde. Es dauerte einen Moment, bevor sie mit gedämpfter Stimme dem Mann ihrerseits eine rhetorische Frage stellte.

„Ist dem so?!“

Die Brujah sah zu dem Mann, während sie für einen Moment schwieg.

„Nun, ich bin der festen Überzeugung, es ist äußerst schwierig - gerade in dunklen Nächten wie diesen - wahrlich zu erkennen, ob das was wir meinen zu sehen und das was wir meinen zu wissen der gänzlichen Wahrheit entspricht.“

Musternd wanderten die Augen der Gelehrten über den Körper des Mannes.

„Es erfordert, dass wir unseren Geist ein Stückweit öffnen und wir vertrauen, trotz der unzähligen Unsicherheiten, welche uns umgeben. Etwas, was uns wahrlich schwerfällt, denn es ist leichter argwöhnisch zu sein, als an etwas zu glauben. Doch das ist dir selbst durchaus bewusst, nicht wahr?“

Er hatte sich bereits einmal in ihr getäuscht. Konnte sie ihm da wahrlich vorwerfen, dass er erneut ihr und ihren Absichten misstraute?! Schließlich nickte sie dem Mann leicht zu.

„Ich bin bereit dir noch immer zu vertrauen, denn ich zweifle nicht an dem Wort des Herrn. Er ist bei mir in meinem Herzen und ich weiß, dass er meine Schritte zum Guten lenken wird.“

Und so begann Seresa dem Mann eine Geschichte längst vergangener Nächte zu erzählen. Als sie schließlich unvermittelt und ohne scheinbar glückliches Ende abrupt geendet hatte, sah sie schweigend ihr Gegenüber an. Ihre Hände waren noch immer schützend um den Rosenkranz gelegt und verbargen ihn wie ein kleines Geheimnis vor der Welt.

„Doch sag, weshalb bist du damals auf einmal fortgewesen?“

Es lag kein Vorwurf in ihrer Stimme, sondern vielmehr eine ehrliche Trauer, ob verschenkter Möglichkeiten und eine tiefe Besorgnis um sein Wohl. Die Frage, welche sie anschließend stellte war eine, welche ebenfalls von Mitgefühl geprägt war.

„Und was geschah mit jenen, welchen wir einst gedachten zu helfen?“

Brennende Sorge, aufrichtige Anteilnahme und quälende Ungewissheit war etwas, was nahezu greifbar in der Luft lag und deutlich in ihrer gestellten Frage mitschwang.
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Il Canzoniere
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Du warst nie allein." antwortete er. Kryptisch und in die Dunkelheit starrend. "Manche Dinge jedoch sind für dich selbst bestimmt. Als Reise ins eigene Herz."

Dann huschte ein mattes Lächeln über sein Gesicht und er schloß einen kurzen Augenblick die Augen. Wie eine Katze es tut wenn sie nah am Feuer liegt und die Wärme genießt. "Den anderen geht es gut. Sie tun etwas für die Gemeinschaft. Sähen Leben dort wo verbrannte Erde diese Domäne entstellt. Sie ahnen nicht was du wirklich für sie getan hast, du aber wirst dich in alle Ewigkeit daran erfreuen können. Auch wenn längst ihre Enkel es sind die ihre Häuser bewohnen und ihre Gärten bewirtschaften. Was du damals getan hast kann dir niemand mehr nehmen. Erfüllt es dich mit Frieden?"

Der Blick wanderte langsam zu ihr hinüber, betrachtete sie sorgsam und mit gleichbleibender Miene. Ohne zu blinzeln starrte er sie lange an, dann schüttelte er leicht den Kopf. "Wieso also hast du damit aufgehört? Wieso machst du schon wieder kehrt auf deinem Pfad. Weg vom Licht zurück ins Dunkel? Hörst jemandem zu der dir sagt es wäre nichts falsch daran stets den leichten Weg zu nehmen und immer das zu tun was dir selbst Begierde ist? Du trägst ein Monster in dir Seresa. Ein Monster das nichts anderes kennt als Blut, Tod und Neid. Das die Gier als höchste Tugend anbetet wie einen Götzen. Es ist ein kraftvoller, mächtiger Teil eines jeden Kainiten. Es beeinflusst dich in jedem Augenblick. Mal sehr bewusst und mal nur unbewusst. Richtest du deine Taten und Gedanken nur nach dir selbst, dann richtest du es zum einem gewissen Teil auch nach ihm. Dem Dämon in dir. Und du weist was mit jenen passiert die mit Dämonen paktieren: sie fahren in die Hölle ein."

Schweigend stand er da, wirkte gar ein wenig traurig als er die Arme hinter dem Rücken verschränkte. "Wem aber nutzt es das du in die Hölle fährst? Doch nur dem Teufel oder? Spinnt Lügen und streut sie in der Welt um die rechtschaffenden vom Wege abzubringen. Seine Agenten streunen zu Dutzenden umher - auch hier in Genua - und sammeln Anhänger. Weißt du, der Heide, Brimir, ist ein guter Beobachter, wenn auch kein guter Denker. Er huldigt zwar Götzen aber er ist nicht blind. Es wird zur finalen Endschlacht kommen. Das Gute gegen das Böse. Nur nicht so wie er sich das vorstellt. Und in anderen Dimensionen. Aber hier auf Erden wird es dazu kommen. Hier in Genua wird es dazu kommen. Es liegt bereits Blutgeruch in der Luft. Unbewusst treffen wir alle unsere Entscheidungen wo wir einmal stehen werden. Und der Weg den du dort entdeckt zu glauben hast Seresa... der führt zurück ins Dunkel. Das Dunkel durch das du auch in jener Nacht geirrt bist. Öffne deine Augen. Erkenne!"

Der Blick dabei weiterhin direkt auf sie gerichtet.
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Seresa »

Erkenne!, hatte er von ihr gefordert. Dies, ihr - anscheinend um ihr Wohl besorgt - geradezu befohlen. Doch was war es, dass sie wahrlich erkannte, als sich ihrer beider Blicke in jener Nacht schweigend miteinander verbunden hatten?! Als sie zu ihm aufgeblickt hatte. Als er weiterhin direkt auf sie hinabgeblickt hatte, während sie wie eine reuige Sünderin neben ihm gekniet hatte.

Die Zeit schien zu verstreichen und doch blieb sie stehen, bevor Seresa unsanft aus ihrer tiefen Nachdenklichkeit gerissen worden war und sie ihre braunen Augen gänzlich verwirrt nach unten auf ihre Hände geschlagen hatte. Ihre Finger hatten sich unbewusst - fast verzweifelt - und um Halt suchend, an die Perlen aus Rosenholz ihres Rosenkranzes geklammert, während sie seinen Worten stumm gelauscht hatte.

Seresa schüttelte kurz - wie geistesabwesend - den Kopf und zwang ihre Hände sich zu entspannen, bevor sie mit der rechten unter ihre Kleidung griff und ein kleines Lederbeutelchen hervorzog. Ohne zu sprechen, verschwand der Rosenkranz darin, bevor der geschlossene Beutel unter ihre Kleidung wanderte und sie deren Lage kontrollierte, so dass auch die Schnüre unsichtbar wurden. Dann starrte sie für einen Augenblick ausdruckslos geradeaus auf die Erde vor sich, bevor sie langsam nickte.

In einer fließenden und übernatürlich geschmeidigen Bewegung erhob sich Seresa. Dann erst legte sie ihren Kopf etwas in den Nacken, blickte ihrem Gegenüber in die Augen, um nach einer gefühlten Ewigkeit mit ihm zu sprechen. Leise und sanft war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit.

„Weshalb hier? Weshalb Genua? Was wird geschehen? Was siehst du?“

Ehrerbietend flüsternd - fast gehaucht - fügte Seresa ein Wort an, mit dem sie ihn seit vielen Jahren wie eine Tochter ähnlich Vater rufen durfte. Danach ruhten ihre braunen Augen fragend auf dem Mann vor ihr. Versuchend die Wahrheit hinter seinen vielen Worten zu ergründen und zu verstehen. Doch sie war zu jung und wusste zu wenig. So schüttelte sie sanft unwissend nach einigen Augenblicken des Schweigens den Kopf, bevor sie ernst, wenn auch nicht gänzlich ohne jedweden Vorwurf in der Stimme weitersprach.

„Ich denke, du täuscht dich in mir.“

Seresa pausierte für einen Moment. Ein ungläubig fragendes ´Erneut?´ wanderte seufzend über ihre Lippen.

„Dabei solltest du es vor allen anderen doch wahrlich am besten wissen, nicht?“

Die Brujah schüttelte leicht den Kopf und in ihrem Gesicht war stummes Unverständnis zu erkennen. Ganz so, als wäre sie es inzwischen leid von ihm wiederholt in Frage gestellt zu werden. Als wüsste sie nicht, was sie noch tun sollte, um ihre Redlichkeit zu beweisen.

„Doch sag, weshalb strafst du mich mit dieser böswilligen Unterstellung - gar Anklage? Was habe ich getan, dass ich diese tiefen Zweifel von dir erneut verdiene? Einzig, weil ich nicht auf dem offensichtlichen und dir wohlgefälligsten Weg zum Licht wandle?“

Sie legte ihren Kopf leicht schräg und ihre Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Dann schüttelte sie mit einem Bedauern im Gesicht unendlich sanft den Kopf.

„Dominus pascit me.“

Erneut flüsterte sie seinen Namen, ganz so als würde sie ihn damit beschwören wollen, endlich die Wahrheit hinter dem Schleier zu erkennen.

„Und wahrlich, ich sage dir, meine Absichten und mein Herz sind rein. Ich diene keinem Dämon, noch paktiere ich mit ihnen. Ich habe nicht aufgehört oder kehrt gemacht. Ich bin dort, wo ich sein muss. Nicht auf Grund meiner eigenen Begierde oder weil ich einen anscheinend leichten Weg gehen wollte, wie du sagst. Stattdessen habe ich das Kreuz auf mich genommen und bin den unsagbar schweren und schmerzlichen Weg zu Ende gegangen, auch wenn ich innerlich beinahe daran zerbrach.“

Die Gelehrte pausierte für einen Moment und ließ ihren Worten genügend Raum, unwissend ob sie ihr Gegenüber damit überzeugen oder überhaupt erreichen konnte. Ob er verstehen würde, dass es nicht dem Teufel diente, sondern einzig dem Herrn, wo sie nun war.

„Doch du fragtest mich, ob es mich mit Frieden erfüllt was ich damals tat?!“

Seresa wandte ihren Blick ab und blickte schweigend in Richtung der Stadt. Als sie zurücksah, schüttelte sie den Kopf.

„Nein.“

Das einzelne Wort war kaum mehr als gehaucht und ihre Stimme zitterte leicht dabei, ganz so, als läge eine viel zu schwere Last auf ihr.

„Nein, es erfüllt mich wahrlich nicht mit Frieden, denn ich wünschte, damals wäre vieles anders gewesen. Ich wünschte, ich hätte die Wahrheit gekannt oder sie zumindest erahnt. Ich wünschte, ich hätte früher gehandelt. Ich wünschte, ich hätte entschiedener zu dem gestanden, was mein Herz mir riet. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können, um das Grauen zu verhindern und abzuwenden. Also nein, wie könnte es mich jemals mit Frieden erfüllen, wo doch so viele Unschuldige ihr Leben ließen? Wie könnte ich dies denn, nachdem Jener vor unser aller Augen Jahre später verschwunden war, welcher damals Jene ins Innere geführt hatte, welchen wir gedachten zu helfen?“

Die braunen Augen der jungen Gelehrten wirkten gequält, bevor sie mit einer gewissen Betrübtheit in der Stimme weitersprach, die ihr offenkundiges Bedauern über ihre Handlungen wiederspiegelte.

„Ich wünschte, ich wäre damals bei ihnen geblieben. Ich wünschte, ich hätte sie nicht allein gelassen. Ich wünschte, ich hätte mehr riskiert einerlei der für mich damit verbundenen möglichen Konsequenzen.“

Seresa zögerte, bevor sie ihre Worte vorsichtig fragend an ihr Gegenüber richtete.

„Weißt du, was damals hinter verschlossenen Toren wahrlich vorgefallen war?“
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Il Canzoniere
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er konnte ebensogut schweigen wie er sprechen konnte, das stand fest. Und so ließ er sie in Ruhe ausreden, lauschte geduldig und blcikte sie mit stetig offenen Augen durchdringend an. Sein gesicht zeigte einen gewichtigen Ernst, aber darüber hinaus nichts weiteres. Ob das nun besonders schlimm oder besonders gut sei, musste sie schon selbst entscheiden.

Mit silberner, glatter Stimme entgegenete er in einem Tonfall der das Tier die Ohren anlegen ließ: "Ich habe nicht behauptet das du einem Dämonen dienst, Seresa. Ich habe gesagt das du selbst zu einem werden wirst. Der Weg auf dem du wandelst führt geradewegs in die Hölle. Wir haben zahlreiche traurige Beispiele wie jene auf diesem Weg mit ihren Problemen umgehen. Die Demonstration vor San Sisto et Vittorio? Ein Massaker. Die Übernahme Platealongas? Ein Massaker. Die Übernahme der Kirche? Mord. Der Angriff auf Kreuzdorf? Ein Massaker. Der Gottesdienst in Quinto al Mare? Ein Massaker. Und das sind nur die Ereignisse um Genua und innerhalb der letzten fünfzig Jahre." er blickte sie durchdringend an. "Soll ich noch einige aus Florenz anfügen? Aus Lucca? Mailand? Pisa?... Hältst du dich etwa für die einzige Person die Zeit und Raum überwinden und gegen die grundlegenden Prinzipien eines Pfades verstoßen kann ohne dem Tier anheim zu fallen? Das ist Hybris, Seresa. Es hat also schon angefangen." bedauernd schüttelte er den Kopf. War das eben Trauer in seinem Blick gewesen?

"Du sagst du bedauerst nicht mehr getan haben zu können. Trauerst über den Tod der Unschuldigen.... aber was glaubst du wer für ihren Tod verantwortlich ist? Was glaubst du was die Männer der Magdalena in dieser Nacht getan haben? Was ihnen jener der auch auf deinem Weg wandelte ihnen aufgetragen hat? Wir beide trauern wegen ihrer Erbarmungslosigkeit. Was meinst du weshalb jene starben die wir beide zu retten versuchten? Gemordet von einem König. ...und kurz darauf taucht ein anderer König auf und beansprucht Mascharana für sich. Und ausgerechnet jenen Weg, gesäumt von kaltherzigen Tyrannen, maßlosen Händlern und verräterischen Mächtigen.... jenen Weg suchst du dir aus? Jene sind für dein Leid verantwortlich. Wieso folgst du ihnen dann auf ihrem Ritt in die Hölle? Weil sie dich gut behandelt haben?" zum ersten Mal wurde er lauter. Die Gleichgültigkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Gerechter Zorn stand nun darin geschrieben "Du bist bereits wie sie. Unterstellst mir das ich neidisch auf sie wäre, weil du nicht den Weg Gottes gewählt hast? NEIDISCH? Ich betrauere dich Seresa. Du hast dich von einem Weg abgewandt auf dem du gutes tun konntest - der Menschlichkeit. Du hattest zahlreiche Wege zur Auswahl, unter anderem auch jenem Gottes - der dir jede Sünde vergeben hätte - der dich umarmt hätte. Niemand hat dich hierzu gedrängt. Stattdessen wählst du den verdorbensten von allen. Auf den sie dich gepresst haben. Mit Blut und Lügen. Der für all dein Leid erst verantwortlich ist." zum Schluss war er immer leiser geworden. Wandte seinen Blick von ihr ab und schüttelte abermal traurig den Kopf.

"Ich kann nur noch für dich beten. Stelle eine Kerze in der San Giorgio für dich auf. Dein Glaube ist nur noch eine leere Hülle. Der Benediktiner hat sich auch unter einer Mönchskutte und später unter einem Priestergewand versteckt. Leere Floskel besagen gar nichts. Dir ist nur noch dein Wort etwas wert. Nicht mehr das Wort des Herrn." die Trauer in seiner Stimme war nun deutlicher zu hören als jemals zuvor. Als wäre sie gestorben.

"Ich kann versuchen das von dir zu erhalten was du einst warst. Dir den Spiegel vorhalten was du geworden bist, auch wenn er vielleicht zerbrochen sein mag. Aber du musst schon hineinblicken." das wiederrum klang nach einem Angebot. Einem letzten Grashalm nach dem man greifen konnte. Auch wenn es nach einem schweren Weg klang.

"Ich hoffe nur du bist dann noch im Stande zu begreifen. Nach deinem ersten Massaker ist der Blick auf vergangene Aussagen sicherlich getrübt. Mord verändert die Seele." sein Blick glitt dabei langsam und nachdenklich ins Dunkel.
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Seresa »

Seresa hätte ohnehin nichts aus den Gesichtszügen ihres Gegenübers lesen können, dafür fehlte ihr jegliche Form der Empathie und so konzentrierte sie sich auf das worin sie sich verstand. Das gesprochene Wort. Dem was dazwischen mitschwang und doch verborgen blieb. Nachdem er geendet hatte, musterten die braunen Augen schweigend und nachdenklich ihr Gegenüber, bevor sie leicht den Kopf schief legte und ihre Nachdenklichkeit der Sorge und dem Bedauern wich. Dann begann sie sich langsam, ruhig und leise zu bewegen. Schob sich vorsichtig in seinen abgewandten Blick und wartete geduldig, bis er sich ihr zuwenden und sie wahrnehmen würde. Die Worte, welche nachfolgend über ihre Lippen wanderten waren kaum lauter als ein Flüstern im Wind und kaum stärker als die sanfte Berührung dieses Lufthauchs, welcher ähnlich liebevoll, unendlich zärtlich und wohlwollend seine Haut umstreichen mochte.

„Du hast Angst… nicht wahr?“

Für einen Moment mochte Ihr Gegenüber das Gefühl haben, die Brujah empfände etwas für ihn, was dieser ihr gänzlich absprach. Tiefes Mitgefühl und so etwas wie redliche Nächstenliebe.

„Sie ermordeten die Deinen… Wieder… und wieder… und wieder...“

Die Pausen zwischen ihren einzelnen Worten zogen sich qualvoll dahin.

„Sie trachteten nach deinem Dasein… Deiner Vernichtung…“

Erneut schwieg die Gelehrte für die Dauer von einem oder zwei Wimpernschlägen, bevor sie weiter liebevoll zu ihm sprach.

„Deswegen mag es dir so unendlich schwer fallen mir zu glauben was ich sage, nicht wahr? Deswegen meinst du derart hart und unbarmherzig mit mir ins Gericht ziehen zu müssen.“

Ihre braunen Augen ruhten vorwurfsfrei und verstehend auf ihrem Gegenüber.

„Du fürchtest dich vor ihnen und ihrer Macht. Du fürchtest dich davor zu scheitern. Du fürchtest dich davor, dass sie eines nachts Erfolg haben werden.“

Ruhig bewegte sich ihr Kopf in einem sanften Nicken.

„Sei versichert, ich verstehe deine Angst und ich verurteile dich nicht dafür. Wir alle haben Angst, weshalb wir nach Etwas suchen, dass uns Schutz und Halt gibt gerade in dunklen Zeiten wie diesen.“

Seresa senkte für einen Moment ihre Lider, während ihr Blick auf die leichte Erhebung unter ihrer Kleidung fiel und schließlich nachdenklich auf ihre Hand wanderte.

„Mein Glaube ist und war nie eine leere Hülle, auch wenn es dir schwerfallen muss, dies wahrhaben zu wollen. Du sagtest einst zu mir, all diese Politik hat uns zu ängstlichen Narren werden lassen, die hinter jedem gesprochenen Wort eine Falle wittern.“

Für einen Moment zögerte sie, dann führte sie ihre kleine Hand mit den Fingerspitzen voran in einer langsamen und vorsichtigen Bewegung auf ihr Gegenüber zu. Die Handfläche nach oben haltend und keine hektischen Bewegungen dabei vollziehend. Ihre Hand ihm darreichen und hinreichen, bevor sie erneut zu ihm aufblickte.

„In der heiligen Schrift steht geschrieben: ´si duo ex vobis consenserint super terram de omni re quacumque petierint fiet illis a Patre meo qui in caelis est ubi enim sunt duo vel tres congregati in nomine meo ibi sum in medio eorum.´*“

Ihr Blick wanderte kurz und einladend auf ihre Hand.

„Lass uns beten.“

Ihre braunen Augen wanderten zurück auf ihr Gegenüber, dessen Namen sie andächtig aussprach.

Gemeinsam.“

Es folgte erneut eine Pause, während sie ihn schweigend betrachtete und ihm Zeit gab für sich eine Entscheidung zu treffen. Zu entscheiden, als was er sie sehen wollte. Für sie selbst war es eindeutig und sie hatte keine Furcht davor darüber zu sprechen, wofür sie einstand und wofür sie mit ihm beten wollte.

„Lass uns beten gegen all die Ungewissheit, welche uns verfolgt und die Furcht, welche es vermag unseren Geist derart tief zu quälen. Lass uns beten für den nicht wanken werdenden Schutz ihrer Majestät Aurore, der Domäne Genua und all ihrem Blut - sterblich oder nicht -, vor alldem was ihr schaden mag.“

---
*Latein: Mattäus 18:19-18:20
Wo zwei unter euch eins werden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er betrachtete sie einen Moment, mit jenem kalten, starrenden, niemals blinzelnden, eisblauen Blick und schüttelte erneut den Kopf. "Da ist es wieder. Ich zeige dir auf was jene mit denen du dich umgeben wirst tun und das du, wenn ihr gemeinsam einen Weg geht auch die gleichen Schritte tun werdet... und du lenkst ab. Du täuscht dich selbst. Wir reden nicht über mich.

Wir reden über dich. Ich bin es nicht der strauchelt. Der seine Menschlichkeit hinter sich lässt um sich einer Horde Mörder anzuschließen. Wenn ich um jemanden Angst habe, dann um dich. Denn jene die ein gutes Leben leben und von den Königen ermordet werden, jene landen in den himmlischen Gefilden des Herren. Jene jedoch die morden, die Könige, solche zu denen du werden wirst.... gehen mit Sicherheit nicht jenen Weg. Besonders dann wenn sie ohnehin das Kainsmal tragen. Jenen schrecklichen Fluch der das gute Leben um so vieles schwerer und das schlechte um so vieles einfacher macht."
wieder blickte er sie an, wie sie da schon saß, zum Gebet bereit.

"Das dein Glaube keine leere Hülle war, darüber sind wir uns einig. Das er nun keine ist, da können wir drüber streiten, aber das er zu einer leeren Hülle verkommen wird sobald du dein eigenes Wort über das des Herren stellst, dafür garantiere ich. Und keine Beteuerung, kein Versprechen und kein guter Wille der Welt wird dich oder mich davon abhalten können dies zu ändern. Wir können es entweder akzeptieren oder die Hybris leben und es abstreiten. Wo du aber Matthäus zitierst: Matthäus gilt für Brüder. Für abfallende. Er rät auch dazu jene anzuflehen den rechten Pad nicht verlassen. Dreimal, dann sollen sie wie Ungläubige behandelt werden. Jenes gilt für dich und deshalb bin ich hier.
Über solche wie die Könige, spricht Jesaja 59,8: Aber eure Vergehen stehen trennend zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden haben sein Gesicht vor euch verdeckt, sodass er nicht hört. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt, eure Finger mit Unrecht. Eure Lippen reden Lüge, eure Zunge flüstert Bosheit. Keiner bringt gerechte Klagen vor, keiner hält ehrlich Gericht. Man stützt sich auf Nichtiges und redet Haltloses; man geht schwanger mit Unheil und gebiert Verderben. "
eine kurze Pause machend blickte er zu ihr hinüber. All das stand in der heiligen Schrift. All das über die Wege der Toten...
"Und weiter heißt es: Ihre Fäden taugen nicht zu Gewändern, man kann sich nicht bedecken mit dem, was sie erzeugen. Ihre Taten sind Taten des Unheils, Gewalttat ist in ihren Händen. Ihre Füße laufen dem Bösen nach, schnell sind sie dabei, unschuldiges Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Gedanken des Unheils, Scherben und Verderben sind auf ihren Straßen. Den Weg des Friedens kennen sie nicht, auf ihren Spuren gibt es kein Recht. Sie machen selbst ihre Pfade krumm; niemand, der darauf geht, lernt Frieden kennen. " wieder machte er eine Pause, ließ er die Chance die Parallelen zu erkennen die jedem Zuhörer ins Gesicht schlugen wie tieffliegende Tauben.

"Es steht dort Seresa. Alles steht dort: Abtrünnigkeit und Verleugnung des HERRN, Abkehr von unserem Gott. Von Gewalttat reden und Aufruhr, mit Worten der Lüge schwanger gehen und sie aus dem Herzen von sich geben. So wird Recht zurückgedrängt, Gerechtigkeit steht in der Ferne. Redlichkeit kommt auf dem Marktplatz zu Fall, Rechtschaffenheit findet nirgendwo Einlass." offenbar schien er sich diese Dinge nicht zurecht zu spinnen, sondern Dinge wie sie waren weiterzugeben. Er überlegte nicht unter interpretierte nicht. Er sprach Wahrheit.

Sein Blick fiel auf ihre noch immer einladende Hand. Griff langsam nach ihr und ließ sich zum beten nieder. Noch in der Bewegung lächelte er sie an. "Ich werde das nicht zulassen."
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Seresa »

Schweigend hatte Seresa dem Mann vor ihr zugehört. Aufmerksam und zeitgleich doch in einer tiefen Nachdenklichkeit versunken. Für einen Moment wirkte es, als würde sie sich selbst, ihre Motivation, ihre Taten und ihren Weg hinterfragen und daran zweifeln. Ihre braunen Augen ruhten in und auf jenen kalten, starrenden und niemals blinzelnden, eisblauen ihres Gegenübers. Unzählige Fragen schienen ihr durch den Kopf zu gehen und doch unerheblich zu werden, als ihr Gegenüber nach ihrer einladenden Hand griff und sich zum Beten niederließ.

Ein leises, kaum mehr als gehauchtes „Ich weiß.“ wanderte über Seresas Lippen, während ihre Lider für einen flüchtigen Augenblick geschlossen waren. Dann sah sie ihm erneut in die eisblauen Augen, bevor sich ihre Lider und ihre braunen Augen gegen Boden senkten, ganz so, als könnte sie seinem Blick nicht länger standhalten, während sie erneut dieselben Worte kaum hörbar, fast innerlich gequält seufzend, sprach. „Ich weiß.“

Dann schlossen Seresas kleine Finger sich um die Hand des vermeintlichen Fremden. Nicht zögerlich oder gar ängstlich. Auch nicht fest und grob packend. Stattdessen berührten ihre Fingerspitzen unendlich sachte und behutsam - beinahe liebevoll und zärtlich - ihn. Hoffnungsvoll eine Verbindung zu ihm suchend über seine untote Haut. Ihre eigene Hand war totenkalt und doch angenehm sanft, als sie seine Nähe fand und somit die Geborgenheit, welche ihr derart lange vorenthalten worden war.

„Lass uns beten.“

Eine Einladung an ihr Gegenüber und zugleich eine Eröffnung für ein Gebet. Ein Gebet, welches sich zu jenem, dass sie gemeinsam vor so vielen Jahren gebetet hatten, unterscheiden sollte. Es war kein ´Vater unser´ in der fränkischen Sprache. Es waren lateinische Worte, welche aus ihrem tiefsten Inneren zu kommen schienen.

(Latein:)„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Mit ihrer freien Hand zeichnete sie ein großes Kreuz auf ihrem Körper, bevor sie einen Moment schwieg.

(Latein:)„O Herr, blicke gnädig auf deine Diener herab, welche vor deiner Barmherzigkeit in Glauben niederfallen. Höre auf ihr flehen und segne ihr gutes Vorhaben und ihr Werk, auf dass es ohne irgendein Hindernis zu deiner Ehre vollendet werden möge. Als den allmächtigen Herrscher, bitten wir dich, erhöre uns und erbarme dich.

O Herr, der du geboten hast, alles zu deiner Ehre zu tun, gewähre deinen Dienern, die zu deiner Ehre ihr Werk tun, durch deinen Segen gutes Gelingen mit Zufriedenheit zur Vollendung, Unversehrtheit und Glück. Wir bitten dich, gabenreicher Gebieter, erhöre uns und erbarme dich.

O Herr, segne uns mit Vertrauen ineinander und in die Gemeinschaft. Schenke uns die Gewissheit, in dieselbe Richtung zu schreiten, auch wenn wir auf unterschiedlichen Wegen zu dir wandeln. Sei du die starke und verbindende Kette, auch wenn wir uns nicht sehen. Wir bitten dich, gütiger Gebieter, erhöre uns und erbarme dich.

O Herr, sei du unser strahlendes Licht und unsere ewigwährende Hoffnung auf dunklen und einsamen Pfaden. Lass uns nicht wanken im Angesicht unserer Feinde, sondern schenke uns die Kraft zu schützen, was des Schutzes bedarf. Wir bitten dich, o Herr, erhöre uns und erbarme dich.“


Seresa öffnete ihre braunen Augen, welche sie für die Dauer des Gebetes geschlossen gehalten hatte. Erst an dessen Ende blickte sie erneut auf den bei ihr knienden Mann. Einen Moment wartete sie geduldig, ob dieser dem Gebet noch etwas hinzufügen wollen würde. Anderenfalls hätte sie es mit nachfolgenden Worten und dem Zeichen ihres Glaubens geschlossen.

(Latein:)„Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.“
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Re: [1010] Weg mit dem Glauben [Seresa, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

Als sie die Augen wieder öffnete war er verschwunden. Bis zu dem Moment wo ihre Wimpern sich erhoben hätte sie schwören können das er noch bei ihr war. Nun war er fort. Sie spürte das eine ungewohnte Leere in ihrer Brust um sich griff. Dort wo eben noch etwas gewesen war breitete es sich langsam in alle Winkel ihres Körpers aus.

Das sie verdammt war, wurde ihr wieder einmal klar. Das sie alleine war, konnte man in so einem Augenblick kaum leugnen. Aber das sie verlassen war. Das war etwas, das neu war. Da waren nur sie und das kalte Verlangen nach Blut und Verderben das seit ihrer zweiten Geburt wie ein Kettenhund an ihr zog.

Sie war sich sicher das ihre Taten dennoch gewisse Konsequenzen haben würden, was ihren weiteren Weg und auch ihr Ende betrafen. Dennoch war sie nun auf sich gestellt. Mochte mit guten Taten zurück in seinen Schoß finden und mit schlimmen seinen gerechten Zorn über sich heraufbeschwören. Es würde ein langer und beschwerlicher Weg werden, wenn sie zurück in seine Herde wollte. Falls sie das überhaupt tat.

Ein kühler Windhauch, in solchen Nächten eigentlich ganz angenehm, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

Kalt. War es geworden.
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