[1010] Verschönerung [Alain, Toma]

[Toma Ianos Navodeanu]

„Es sollte klettern können, ja, immerhin hat es genug Gliedmaßen um sich hochzuziehen und zu halten, aber es hat noch Probleme mit der Koordination...“ antwortete Toma und sah etwas enttäuscht auf das Geschöpf herunter. „Es muss noch mehr üben und in der Werkstatt war zu wenig Platz und nicht die Möglichkeit es herumlaufen zu lassen.“

Dann blickte er aber mit einiger Begeisterung zu Alain.
„Aber sie haben überlebt! Ein Erfolg! Ein Wesen aus zweien! Starke funktionierende Gliedmaßen und ein funktionierendes Organsystem das durch beide Körper läuft. Etwas völlig neues, aus zwei menschlichen Körpern!“ beschrieb er in völliger Entzückung seine Schöpfung und zeigte einen Eifer und Freude die Alain an seinem Bruder noch nie gesehen hatte.

Wenig erhaben und eher wackelig stand es da auf seine angespitzten Beine balancierenten und sich eigentlich nur mit den Händen wirklich haltend und gab angestrengte Laute von sich. Dann wollte es sich fort bewegen doch stolperte direkt wieder über seine eigenen Gliedmaßen. Frustriert begann das Etwas, das mal zwei Menschen gewesen war daraufhin zu weinen und zornig mit den Zähnen zu fletschen.
Hektisch versuchte es nun über den Boden zu krabbeln, dabei irgendetwas mit seinen Beinen anzufangen, was es nicht so wirklich wusste was und wimmerte dabei jämmerlich.

Urs und Johann schauten betreten und mitleidig drein, während Tomas Gesichtsasdurck direkt von Freude zu Verdruss wechselte.
„Leider kommt sein Verstand auch noch nicht ganz damit zu recht.“

„Aber es benötigt Zeit. Es wird es noch lernen.“ spricht er zuversichtlich weiter und sieht auf das Wesen herab.

[Alain le Beau]

"Da bin ich sicher", sagt Alain mit deutlicher Skepsis in der Stimme. "Aber diese Idee von zwei Körpern zusammen... das ist interessant. Das ist sehr interessant." Toma kann sich nur ausmalen, welche Perversionen sich gerade vor dem geistigen Auge seines degenerierten Clansbruder abspielen. "Das würde ich auch gerne können. Sofern ich diese Knochenformerei gemeistert habe. Ihr habt zwei Menschen gewählt, wie ich sehe. Meint ihr, man könnte auch andere Lebewesen damit verschmelzen?"

[Toma Ianos Navodeanu]

„Das ist ein hervorragender Gedanke. Leider habe ich mich bisher auch zu wenig mit Tieren beschäftigt, aber ihre speziellen Merkmale könnten wahrlich wundervolle Dinge hervorbringen!“
Nun konnte Alain sich nur ausmalen, welche groteske Mischwesen in dem Kopf seines Bruder ihr Unwesen treiben mochten.
„Es wäre auf jeden Fall ein Versuch wert!“ sprach er weiter und seine blauen Augen glänzten voller Vorfreude. Dann fiel ihm aber ein welche Probleme und neue Erkenntnisse er bei diesem Versuch gemacht hatte und sein Ausdruck wandelte sich ins nachdenklich. „Hm...ja doch, man sollte es auf jeden Fall ausprobieren.“ entschied er trotz allem dann doch. Es war eine These die es zumindest zu überprüfen galt.

Da das Wesen auf dem Boden keine Anstalten mehr machte sich wirklich anzustrengen, sondern sich nun zusammengerollt hatte und schluchzte, zog Toma an der Kette, was den Kopf und den Vorderkörper hochzog und das Monstrum keuchen ließ, als sich das metallische Halsband in dessen Kehle drückte.
Die weit aufgerissenen braunen Augen glänzten voller Tränen.
Panisch griff es mit den ersten Paar Händen an den Hals, ohne in der Lage zu sein, das mit einem Bolzen verschlossene Band zu lösen. Während sich das zweite Paar Hände an Toma klammerte und seine Beine versuchten ihn wieder aufzurichten.

„Hör auf zu jammern!“ fuhr er die Kreatur an.
„Du bist ein wundervolles neues Wesen, verhalt dich auch so.“
Dann ließ er die Kette wieder durch seine Finger gleiten und lockerte sie so.
„Lauf!“

Hustend zog es sich auf die Beine und machte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Es war natürlich auch nicht besonders nett von dem Tzimisce, dass er ihn auf Fliesen laufen ließ anstatt für den Anfang Holz zu wählen.
Sich mit den Händen abstützend tapste es so auf allen achten los, wobei die Beine jedes mal bedrohlich wackelten.

„Nun. Das ist aber gar nicht der Grund, warum ich euch kommen ließ, werter Alain.“ setzte Toma dann das Gespräch fort. „Ich habe euch noch etwas ganz anderes zu zeigen.“

Die Kette reichte er weiter an Urs Unul, bevor er sich Richtung Tür wandte.. „Sieh zu, dass er sich bewegt.“

„Folgt mir.“ richtete er die nächsten Worte dann wieder an seinen Bruder und führte diesen dann aus dem Raum, den Gang zum Ende und eine Treppe hoch in den zweiten Stock. Johann folgte den beiden Vampiren schweigend. Er war froh, dass er nicht bei der Kreatur bleiben musste.

[Alain le Beau]

Würden die Wunder niemals aufhören? Alain folgt Toma voller Erwartung, während er noch einen Blick auf die seltsame Kreation warf. Und auf Urs, der in diesem Moment sicherlich nicht zu beneiden war. Diese seltsamen Beine wirkten durchaus formidabel geeignet um einen menschlichen Körper aufzuspießen. Vielleicht würden sie ja hinterher zu einem neuen, blutigen Kunstwerk zurückkehren, gemalt von der Hand - metaphorisch gesprochen - eines wahnsinnigen Künstlers. Mit einem warmen Lächeln der Vorfreude stieg der junge Tzimisce die Treppe hinauf.

"Ich denke, es braucht Liebe, Toma. Zuwendung. Oder zumindest ein Blutsband." Eine kurze, nachdenkliche Pause. "Zumindest ein paar Streicheleinheiten."

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma blickte über seine Schulter auf Alain zurück. "Ihr könnt es gerne streicheln wenn ihr wollt. Oder lieben..." letzteres sagte er sehr skeptisch und mit hörbarem Spott. Nicht weil es an dem Geschöpf lag, dass das niemand lieben könnte, sondern viel mehr, dass er sich nicht vorstellen konnte irgendjemanden wirklich zu lieben. Er liebte ja keines seines Werke. Er bewunderte sie, seine eigenen Fähigkeiten und Visionen und sah sie gern an, aber Liebe...nein, sie könnten sterben und es würde ihn nur soweit kümmern, dass er wertvolles Material und Leben verloren hatte.

Womöglich hatte Alain ja recht, nicht alles konnte mit Gewalt gelöst werden, doch er war einfach die völlig falsche Person dafür. Vielleicht würde ja irgendeiner der Diener besser zu ihm durchdringen.

Gegenüber der Treppe betraten sie direkt den ersten Raum, der diesmal bereits beleuchtet war. Und bewohnt.
Fünf Menschen saßen oder lagen auf ihren Nachtlagern aus Stroh und Decken. Fünf nackte Menschen.
Zwei Frauen und drei Männer in verschiedenem Alter.

Drei von ihnen trugen, ebenso wie das neue Wesen im Saal unten, Halsbänder, die mit langen Ketten an Ringen in den Wänden befestigt waren.
Die anderen beiden waren nicht festgebunden, aber scheinbar so schwach, dass sie sich ohnehin kaum bewegten.

Als die beiden Vampire eintraten sahen ein paar von ihnen auf und rutschten sogleich weiter von den beiden Raubtieren weg. Drückten sich an die Wände und sahen sie ängstlich an.
Währen die beiden schwächeren Exemplare, sich verschlafen herumrollten und sie aus stumpfen Augen ansahen. Ein Zittern ging durch die eine Frau und Alain konnte an ihrem Hals und Armen dunkle Male erkennen, als sie sich auf ihrem Lager streckte.

Sie war keine Schönheit. Das waren sie alle nicht, abgesehen von einem Jüngling, der eines der Halsbänder trug, den man wohl am ehesten noch attraktiv nennen konnte. Ansonsten waren sie von Makeln geschlagen. Schwaches Bindegewebe, Fett, schlechte Haut oder fehlende Zähne.

Toma hatte seine Herde nicht gerade unter den schönen Schichten gejagt, aber das war auch nicht weiter verwunderlich. Der Abschaum, war immer leichter zu bekommen.

[Alain le Beau]

"Oh, ich denke, die Streichelei überlasse ich eurem Diener. Er sah so aus als wäre er der Typ..." Alain unterbricht sich, als er die nackten Menschen sieht. "Toma, Toma..." sagt er leise. Dann geht er auf die Gefesselten zu, kopfschüttelnd. "Nein! Diese armen... diese armen Seelen! Wie konntet ihr nur!" Direkt in die müden, ängstlichen Gesichter blickend, hält er sich die Hand vor den Mund. "Das sind Menschen, keine Tiere! Ihr solltet sie sofort... freilassen..."

Alain bricht in Lachen aus. Der kurze, verzweifelte Ausdruck der Hoffnung auf den Gesichtern ist wahrlich zu amüsant. "Ahahaha... verzeiht, Toma, aber ich konnte nicht wiederstehen..." Er hält sich den Bauch und gluckst ein paar Mal, das leise Jammern neben ihm ignorierend. Dann setzt er sich zu dem Jüngling und legt ihm die Hand auf die Schultern. Zieht ihn mit sanfter Gewalt zu sich heran. Kneift in die Arme. "Euer Materiallager, was? Kein Verlust, wenn ich mich so umschaue. Kein Verlust."

[Toma Ianos Navodeanu]

Verdutzt schaute Toma seinen Bruder an, als dieser sich so entsetzt zeigte. Es nicht sofort merkend, dass er es nur spielte.
Doch auch als Alain dann lachte über seinen eigenen Scherz, schaute Toma nicht viel weniger irritert und zeigte auch keine Form von Lachen.
Das war dann wohl nicht Tomas Humor.

"Nein, das Material lagert woanders." berichtigte er Alains Vermutung.
"Das ist meine Herde...und so wie in Domus möchte ich auch hier meinen Gästen Blut anbieten können. Nun, in dieser Umgebung, kann ich sie auch besser präsentieren, als zuvor. Und ist das keine gute Gelegenheit die Kunstfertigkeit unseres Blutes zu zeigen?"

Toma schritt die Reihen der Menschen ab und bedachte sie kritisch. "Ich hatte euch gesagt dass es eine kreative Übung sein soll. Also wenn ihr es wollt und Freude daran habt, so könnt ihr sie gern verschönern."
Nun lächelte der ältere Drache in Vorfreude.

Der Junge, zu dem sich Alain gesetzt hatte, zuckte heftig zusammen, als der Vampir ihn griff und so nah zu sich zog. Seine Augen waren panisch geweitet, doch er wusste nicht wo er hinsehen sollte. Was er tun sollte. Er hatte ja noch nicht mal verstanden was das hier war. Wo er hier war. Dass er bloße Nahrung war, das war noch nicht völlig in seinen Verstand gesickert.
Der Bursche war schmächtig, gerade so ein Mann vielleicht, auch wenn er dafür noch etwas zerbrechlich wirkte. Ein Straßenkind wohl. Nicht sonderlich gut genährt.
Angespannt hatte er die Hände in seine Decke gekrallt, die über seine Beine gelegt war.

"Sie haben so viel Angst." sinnierte Toma als würde ihn das wirklich wundern. "Dabei wissen sie nicht einmal wie gut sie es nun haben."
Da schaute er zu den beiden die wohl schon etwas länger dem Tzimsice als Blutquelle dienten. Doch diese blickten nur geistesabwesend aus ihren stumpfen Augen. Einfach darauf wartend, dass er ihr Blut nehmen würde und sie dafür das schöne Gefühl bekommen würden oder dass sie wieder schlafen könnten.

[Alain le Beau]

"Eine Herde. Das ist ja eine ganz hervorragende Idee. Und natürlich verstehe ich euren Wunsch, sie besser aussehen zu lassen. Obgleich ich nicht weiß, ob das die Qualität ihres Blutes verändert. Da müsstet ihr eine Expertin fragen." Alain reibt sich das Kinn. "Ich kann euch gerne dabei helfen, sie meiner Vorstellung von Schönheit anzunähern. Es wäre eine gute Übung. Sofern ihr nicht böse seid, wenn... nun, ich bin noch nicht so erfahren wie ihr und es kann durchaus sein, dass ich scheitere."

Seine langen Finger streicheln des Jünglings Haar. "Keine Sorge..." sagt er leise. "Bald wirst du ein Gott unter Sterblichen sein."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Eine Expertin?" fragte Toma, da ihm diese Bezeichnung doch sehr besonders schien. Zu offensichtlich keine Phrase. "Ihr habt also die werte Ravunthu getroffen?"
Ein neugieriger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und er kam wieder näher zu Alain heran, wobei er dem zitternden Jüngling nur mit einem kurzen musternden Blick bedachte. Bei Alains Worten an den Jungen schnaubte Toma verächtlich.

"Solange ihr sie nicht tötet, kann ein Scheitern auch wieder ausgebessert werden." stellte er fest. "Mit größeren EIngriffen solltet ihr also vorsichtig sein. Sie sind ja nur Menschen."

[Alain le Beau]

"Das habe ich, in der Tat. Eine wundervolle Dame. Ganz anders als ihre Clansgenossen, die so oft die guten und schönen Dinge nicht zu schätzen wissen." Alain schnuppert am Hals des jungen Mannes und leckt sich leicht die Lippen. "Nun gut", sagt er dann. Kommt geschmeidig auf die Beine und blickt sich im Raum um. "Ich werde ein wenig von ihrem Blut brauchen, um die furchtbaren Anstrengungen der Arbeit zu überstehen, aber das wisst ihr ja. Mit wem soll ich beginnen?"