[1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

[Juli '18]
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Luciano ass weiter und lauschte der Unterhaltung der beiden, gut, es war keine wirkliche Unterhaltung, denn nur eine, die sich als Benita vorstellte, sprach, während die andere, eine Sophie, noch immer stumm blieb.
Benita stellte sehr eigenartige Fragen, doch Luciano blieb freundlich und offenherzig. Seine Gelassenheit war die Tage recht selten geworden, doch hier schien sie gerade wieder zu funktionieren.

"Im Kloster bauen wir meist unser Essen selbst an und haben durchaus genug. Ich bin allerdings trotzdem dankbar über die Gastfreundschaft. Im Kloster gibt es unterschiedliche Arbeiten, die jeder von uns einmal erledigen muss. Auch Botengänge können dabei sein. Sie sind allerdings tatsächlich nicht so oft und betreffen meist sehr besondere Nachrichten. Ich bin auf Grund eines Ordensbruder hier. Wir trafen einst auf eure Herrin und sie hatte ihm angeboten hier einmal als Gast die Villa bewundern zu dürfen. Von besonders grossem Interesse dürften dabei die Fresken sein."

Sein Blick zu Benita war noch immer freundlich, aber durchaus mit einer Ernsthaftigkeit behaftet.
"Ich fürchte, ihr bringt eure Kameradin gerade in hohe Verlegenheit, wie mir scheint."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Benita kaute auf einer Scheibe ihrer Orange herum und blickte den Mönch an. Nach und nach schoben sich die Brauen zusammen, sie wurde zusehends nachdenklicher.
„Ihr... habt Avelina getroffen? Und sie hat euch eingeladen?“ hakte sie noch einmal nach, aber es klang wie eine rhetorische Frage. Der Blick wanderte zu Sophia. Diese sah inzwischen auch nachdenklich aus. Gleichzeitig begannen die beiden sich zuzunicken.

Die Sonne war inzwischen fast verschwunden, was auch den beiden Frauen nicht entging.
„IchgehAvelinaholen.“ purzelten die Worte übermütig, fast etwas zu übermütig aus Benitas Mund, und sie sprang vom Stuhl auf. Doch Sophia war schneller. Wie eine Fessel legte sich ihre Hand blitzschnell um Benitas Handgelenk, die ein wenig das Gesicht verzog.
„Bitte bitte bitte Sophia, lass das... das tut weh.“ jammerte sie leise, „Ja, ich hab's verstanden. Ich halte sie nicht auf, ich versprech's. Ich erzähle ihr sofort von ihrem Gast... und ich mach ansonsten nur was du tust...“ inzwischen schien der freche Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwunden. Letztendlich saß wohl doch die ältere der beiden, nämlich Sophia am längerer Hebel.

Letztere sah Benita noch einmal warnend an, dann nickte sie, und ließ sie los. Und die junge Frau eilte auch sogleich davon. Ein wenig entspannter aß sie weiter. Luciano musternd dabei.

Es mochte etwa das Viertel einer Stunde verstrichen sein, bis sich etwas tat. Mit anmutigen Bewegungen schritt die Padrona des Hauses in die Küche, als käme sie aus einer anderen Welt. Alles was sie ausstrahlte stand in solch unglaublichen Kontrast zu dieser einfachen Küche, dass es fast unwirklich erschien. Den süßen und aphrodisierenden Duft einer exotischen Mischung an Blüten, Weihrauch und Hölzern verströmend, und mit der Erhabenheit einer Königin, bewegte sie sich auf Luciano zu – an ihrer Seite Benita, die versuchte sich zurückzuhalten, aber wer genau hinsah, könnte vielleicht merken, dass sie Körperkontakt zu ihrer Padrona suchte.

„Bruder Luciano.“ ertönte leise Avelinas sanfte Stimme, „Benita sagte ihr hättet eine Nachricht für mich.“
Sie sah an diesem Abend blasser aus als beim letzten Mal. Doch da er Galeno nahe stand, könnte sich Luciano sicher denken, dass die Viscontessa sich gerade erst erhoben hatte – reichlich früh übrigens, wie er vielleicht feststellen mochte – und hungrig sein musste.
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Er war durchaus etwas verwirrt auf Grund der kleinen Rangeleien, die die beiden hatten. Zumindest wenn man dies als solche überheupt bezeichnen konnte. Dieser Benita schien ein wenig das Benehmen zu fehlen.

So sass er ein wenig länger noch mit Sophia alleine da, speiste noch das eine oder andere Stück und trank den verdünnten Wein. Sie blieb stumm und er würde ihr keine Worte entlocken wollen, wenn sie nicht reden wollte. Vielleicht hatte sie auch ein Schweigegelübde abgelegt? Aber das hielt Luciano dann doch für Unfug.

Dann roch er etwas, was fremdländisch war. Ein Süsser Duft kitzelte seine Nase, verführerisch und heilend zugleich. Ein Duft gepaart aus vielem, was gut tat und er passte so gut zu ihr.

Luciano erhob sich sofort, als er Avelina sah und verneigte sich vor ihr der Etikette entsprechend, die er gelernt hatte.
"Ich grüsse euch, Viscontessa." meinte er in einem sanften, ruhigen Ton.
"Ja, ich habe eine Nachricht von Bruder Galeno für euch."
Er räusperte sich.

"Werte Viscontessa Avelina, Neugeborene vom Clan der Rosen,

Ich hoffe, euch ist es bisher gut ergangen.
Gerne komme ich auf euer Angebot zurück, mir einmal eure Villa ansehen zu dürfen und die wundervollen Fresken, die dieses Gebäude zieren sollen.
Ich habe selbst zudem ein wichtiges, persönliches Anliegen, welches ich mit euch gern erörtern möchte, sofern ihr Zeit und Muse dafür finden mögt.
Ich könnte mir ein Treffen in drei Nächten vorstellen, doch fürchte ich, dass dies womöglich zu kurzfristig sein könnte. Falls ihr eine andere Nacht im Sinn habt, so wäre ich hoch erfreut, wenn ihr mir euren Terminwunsch bekannt geben könntet. Ich richte mich dann sehr gern danach.
Bruder Luciano nimmt gern eure Antwort entgegen. Falls ihr mehr Bedenkzeit benötigt, oder das Angebot nicht mehr gilt, so schickt ihn doch bitte wieder zurück zu mir.
Letzteres wäre natürlich sehr schade, jedoch würde ich es euch nach der Nacht unseres ersten Aufeinandertreffens auch nicht verübeln.

Hochachtungsvoll auf eine Antwort hoffend
Galeno Fiore, Neugeborener vom Clan des Todes"

Nun überbrachte Luciano die richtige Nachricht, die nur für ihre Ohren bestimmt gewesen war.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina lauschte den Worten der Nachricht in perfekter Stille. Sie stand einfach nur wie eine Statue in der Küche, die Hände vor ihrem Körper übereinandergelegt und den Kopf leicht zur Seite geneigt.
Die beiden anderen Signoras waren nicht derart still. Sophia schmunzelte wissend, als Luciano mit der Nachricht deutlich machte, dass es sich bei dem Absender der Nachricht um einen Kainiten handelte, während Benita eine vorsichtige Siegesgeste machte, als hätte sie es von Anfang an geahnt.

Als der Ghul schließlich geendet hatte, nickte Avelina sacht.
„Richtet dem werten Signore Fiore doch bitte die besten Grüße von mir aus, und dass er herzlich willkommen ist in meinem Hause. Der Termin lässt sich einrichten.“ sie zögerte, „Wenn ihr es benötigt, gebe ich euch auch eine schriftliche Antwort mit.“
Sie warf Sophia einen Blick zu, und eine stumme Kommunikation schien zwischen den beiden vor sich zu gehen. Schließlich nickte die Magd sachte und Avelina lächelte dankend.

„Bleibt ruhig noch und stärkt euch für den Rückweg. Wenn ihr noch etwas bestimmtes benötigen oder wünschen solltet, so wendet euch ruhig an Sophia.“ wandte sie sich noch einmal an Luciano und wartete, ob der Frage nach der schriftlichen Antwort und ob er sonst noch Fragen an sie hätte. Benita schien unterdessen sehr brav geworden zu sein. Sie stand eng bei ihrer Padrona und schmiegte sich nun schon fast an ihren Arm, im allgemeinen recht glücklich wirkend.
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Luciano wartete ihre Antwort ab und nickte dann wieder, um zu signalisieren, dass er alles verstanden hatte. Auf die Frage hin, ob er ein Schreiben benötigen würde und das Angebot noch zu bleiben und zu essen, lehnte er freundlich lächelnd und mit leichter Beschwichtigungsgeste ab.
"Das ist nicht nötig, Signora. Ich möchte euch nicht zu lange aufhalten oder Umstände machen. Ich danke noch einmal für eure Gastfreundschaft hier im Hause" und er blickte erst zu Sophia und dann zu Benita "Und die ausgesprochen nette Gesellschaft."

Er wollte Avelina tatsächlich nicht zu lange aufhalten, schliesslich hatte sie sicherlich auch noch einiges in dieser Nacht vor. Und er musste auch wieder zurück zu Galeno, ihm die Nachricht übermitteln und dann ihn bei der Jagd begleiten. Seit einiger Vorfälle musste er das fast immer, ausser Galeno jagte in Burgus.

So wartete er auf eine Geste oder Mimik, nicht unbedingt ein Wort, um gehen zu dürfen und würde dann das Haus verlassen und sich mit Galeno treffen.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

„Ihr macht keine Umstände.“ meinte Avelina in sanftem Ton, „Eine gute Reise zurück zum Kloster, Bruder Luciano.“
Damit wandte sich die Padrona des Hauses auch ab, und verschwand mit Benita an ihrer Seite in den Gängen der Villa.
Sophia kümmerte sich noch um den rotwangigen Mönch solange er bleiben wollte, und würde ihn dann zur Tür geleiten. Natürlich stumm, wie bereits die ganze Zeit.

Dann allerdings würde sie zu ihrer Herrin eilen, und einmal mehr auf sie einreden, dass es mit Benita nicht so weiter ging. Sie hing viel zu sehr an Avelina. Und frech war sie noch dazu! Einfach die Padrona beim Vornamen zu nennen, vor Gästen! Und ständig die Hinweise darauf, dass sie doch gar nicht stumm war! Und natürlich musste man über Erziehungsmaßnahmen nachdenken! Die Padrona war viel zu nachsichtig mit ihr.

Kurz: Avelina bereitete Lucianos Besuch in dieser Nacht wohl noch einiges an Kopfzerbrechen. Ebenso der angekündigkte Besuch Galenos. Was konnte er wohl noch von ihr wollen, außer den Fresken? Und seine Reaktion auf diese wäre sicher schon spannend genug. Sie konnte nur hoffen, dass er Verständnis dafür hatte, dass die alten Kunstwerke erhalten blieben müssen. Aber war war diese wichtige, persönliche Angelegenheit? Nun, sie würde es erfahren...
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Drei Nächste später und auch viel später in der Nacht, als der letzte Besuch von Luciano, standen dieses Mal beide Mönche vor dem Anwesen von Avelina und auch Galeno begutachtete die Villa zuerst von aussen. Er war wie immer gekleidet, Mönchsrobe, Rosenkranz um das linke Handgelenk gewickelt, Kreuz an der Brust und unter der Robe verborgen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

Luciano sah ihm Grunde aus, wie sein grosser Zwillig, nur hatte er die Kapuze zurückgeschlagen und trug das Kreuz offen. Sein Rosenkranz baumelte an der Seite seiner Robe, gut befestigt an der Hüfte.

Er war es auch, der das Wort gegenüber der Wache des Hauses erhob und mit kräftiger Stimme um Einlass bat. Man hätte ein Treffen mit der Viscontessa und sie würden ihn sicher von vor drei Tagen noch kennen.

Wenn sie den beiden Einlass gewähren würden, würde Luciano auch weiterhin voraus gehen und dann kräftig an der Tür klopfen, damit man ihnen auch ins Haus Einlass gewähren würden.

Galenos Blick musterte die vielen Rosen dabei und fühlte sich leicht unbehaglich. Bloss nicht anfassen, denn er wollte nicht gleich zu Beginn die Dame des Hauses verärgern. Er hoffte, dass sie schnell herein durften, nicht dass die Kälte doch noch etwas in Mitleidenschaft ziehen würden.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Wachen an der Villa di Fiori stellten keinerlei Problem dar. Sie waren wohl instruiert, und ließen die Mönche passieren. Es war schon etwas anderes des Nachts durch den Pergola-Gang zu gehen, musste Luciano abermals feststellen. Die Äste der Orangenbäume ragten fast wie dürre Finger über ihre Köpfe, die nach ihnen greifen wollten. Doch der Duft war auch des Nachts der gleiche, verführerisch süß. Und vor allem war er hier unbelastet, der Gestank der Stadt reichte nicht auf die Klippen und Hügel Mascharanas. Stattdessen wehte immer ein wenig der klaren Seeluft herüber.

Es dauerte nicht lange, bis auf das Klopfen reagiert wurde. Wieder war es Sophia, welche den beiden öffnete. Sie mochte etwas erstaunt aussehen, dass Luciano den Herren begleitete, doch sie verneigte sich höflich, während sie die Tür aufhielt.
Die Eingangshalle wirkte des Nachts wirklich ein wenig magisch. Öllampen spendeten ihr Licht, welches durch die seidenen Stoffe gedämpft war, aber dafür in bunten Farben schillerte. Gerade das Wasser im Regenbecken funkelte wie Edelsteine.
Galeno als Fachmann würden sicher sofort die Wände ins Auge stechen. Auch er sah die Darstellung, die an die Szene aus dem Garten Eden erinnerte, sie dominierte den Raum beim ersten eintreten. Die Hintergrundfarbe des Eingangsbereiches war ein dunkles Rot. Er würde es vermutlich als pompejanisches Rot erkennen.

Sophia schien sich für einen Moment eher unschlüssig, ob sie beide zur Viscontessa führen sollte, und wie sie noch überlegte ertönte ein Kichern. Die hübschen Köpfe mehrerer junger Frauen lugten neugierig um die Ecke eines Ganges – es war jener der in die Küche führte, wie Luciano wußte. Und unter ihnen würde der Ghul auch Benita erkennen. Sophia war kurz ein wenig Verärgerung anzumerken, ob des Benehmens der Mädchen, doch dann blickte sie fragend zu Luciano und deutete in deren Richtung.
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Nubis
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Nubis »

Auch Galeno staunte, als er die Villa nun von innen betrachten durfte. Für ihn war es atemberaubend und wunderschön. Anders als Luciano interessierten ihn hier die Details. Er ging sogar zu einer Wand und strich sanft über die Wand, um die Farbe zu fühlen und den Untergrund, auf den sie aufgetragen worden war.
"Beachtlich" flüsterte er und schmunzelte dann. Er erkannte tatsächlich das Rot als aus Zinnober hergestelltes Rot, für das es auch einige Rezepte gab, in denen nicht Cinnabarit dafür verwendet werden musste, sondern Schwefel und Quecksilber. Es war somit günstiger, als Karmesin und er verwendete selbst für Rottöne dieses Pigment.

Tatsächlich waren wohl einige der Fresken nicht gut gepflegt worden und etwas blass, trotzdem konnte man ihre Schönheit erkennen. Sie würden einige Nachbesserungen benötigen, aber musste nicht völlig neu gemalt werden. Er war gerade in seinem siebten Himmel. Die Motive selbst waren aber auch interessant. Teilweise christlich, aber dann irgendwie verfremdet. Aber ihm war im Grunde egal, was es für Motive waren, hier ging es mehr um die Arbeit selbst, die Herausforderung, alles wieder strahlen zu lassen.

So strahlte sein Gesicht tatsächlich vor Begeisterung, als er hinter Sophia weiter hinterher schritt und die Optik der Umgebung wie ein Schwamm in sich auf nahm. Ja, das ganze Haus wäre ein einzigartiges Projekt für ihn.

Als die anderen Mädchen kichernd zu ihnen herüber sahen, musterte Galeno sie kurz, hielt sie aber nicht für wichtig. Er erkannte auch Sophias Geste an Luciano und meinte dann zu ihm: "Ich werde dich sicher nicht brauchen."
Luciano nickte und räusperte sich etwas. Mit Benita hatte er ja schon Kontakt gehabt, aber die anderen? Er wünschte sich gerade eher Bernardo her.
Trotzdem ging er dann zu ihnen und auch wenn es junge Damen waren, so würde er sicherlich ihre Gesellschaft irgendwie angenehmer finden, als das Gespräch zwischen Galeno und der Viscontessa.
Kainiten unter sich waren soch immer recht steif und er brauchte im Moment auch mehr eine Auflockerung.

Galeno liess sich dann weiter zu Avelina geleiten und grüsste sie mit einem freundlichen Nicken.
"Eine wundervolle Nacht wünsche ich, werte Viscontessa Avelina die Braida. Vielen Dank für den Empfang in eurem wundervollen Haus. Es ist wahrlich prächtig. Die Architektur ist sehr geräumig und mit viel Abwechslung gestaltet. Und die Fresken, ebenfalls wundervoll. Ihr hattet nicht übertrieben, als ihr davon spracht."

Er gab sich erhebliche Mühe so etikettär, wie möglich rüber zu kommen, war sich aber unsicher, ob er es wirklich richtig machte. Seresa hatte gemeint, dass Avelina wohl eine Meisterin dieses Faches sei und er wollte nun auch nicht all zu dumm da stehen. Zumal er noch immer nicht ganz wusste, wie sie nun nach dem Ausrutscher im Wald so zu ihm stand.

"Ich kam allerdings nicht dazu, alle einmal im Detail anzusehen. Eure Dienerin war etwas schnell zu Fuss..."
Er lachte verlegen. "Und ich wollte euch aber auch nicht warten lassen. Sicherlich ist heute noch genug Zeit, um das eine oder andere Fresko betrachten zu können?"
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Freskengemälde von roten Rosen (Galeno, Avelina)

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophia war doch leicht irritiert, als der kleinere Mönch so eifrig zu den einem der Fresken eilte. Sie blinzelte, und neigte noch einmal kurz das Haupt vor Luciano, bevor sie zu Galeno eilte, und ihn in einen der Gänge führte.

Das Kichern der Mädchen wurde unterdess lauter, als Luciano in ihre Richtung kam und dann sprangen sie auseinander, und einige huschten eilig davon. Nur Benita grinste ihn frech an und schien in keinster Weise Scheue zu zeigen. Sie führte ihn in die Küche, wo er auch erleichtert feststellen konnte, dass ein grummliger Bernardo gerade am Tisch saß und mit der für ihn so typisch finsteren Miene an einer Schüssel Eintopf löffelte. Er hielt kurz inne und ein leicht irritierter Blick wanderte von Luciano zu Benita und wieder zurück. Er nickte kurz, dann allerdings aß er weiter. Die Mädchen fanden sich wohl doch nach und nach wieder neugierig an der Küchentür ein, um den fremden Gast zu beäugen. Irgendwann würde Luciano auch seine Schüssel Eintopf und sein Stück Brot bekommen, sowie etwas zu trinken, und er würde feststellen können, dass die Mädchen allesamt nicht dumm waren. Irgendwer hatte sie offenbar geschult, so dass ihre Themen sich nicht auf Stickmuster beschränkten.

Galeno wurde unterdess in einen Raum seitlich des Atriums geführt. Gemütlich aussehende Sitzmöbel und Liegen dominierten den Raum, sowie ein kleiner Tisch davor, und ein etwas größerer in einer der Ecken, hinter welchem auch die Viscontessa gerade saß, offenbar in ein Schriftstück vertieft, mit einem Lächeln in den Mundwinkeln.
Zum Atrium hinaus hatte die Wand eine Öffnung, die von Säulen gesäumt war. Rechts und links davon standen große, tönerne Töpfe, in denen Rosenbüsche wuchsen und ihren süßlichen Duft verbreiteten. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Ausblick in den grünen Innenhof, in dessen Mitte ein Brunnen plätscherte. Die Wände in diesem Raum zeigten andere Motive. Es waren aufgemalte Fenster, welche einen Ausblick in üppiges Grün boten. Reich bewachsene Hügel die mit Wäldern bedeckt waren, aus denen hier und da ein Pavillon oder kleiner Tempel ragte. Sah man genauer hin, so schienen sich allerlei Wesen in den dichten Wäldern zu tummeln. Bunte Vögel, schlafende Wölfe, neugierige Waschbären... aber auch Nymphen welche sich an einem See tummelten, Faune die hinter Bäumen hervorlugten um schlafende Dryaden zu beobachten.

Avelina blickte auf als sie die Schritte hörte und erhob sich rasch von ihrem Platz, um den beiden entgegen zu kommen. Sofern ihr in irgendeiner Weise nicht wohl war diesen seltsamen Kainiten in ihrem Hause zu empfangen, so überspielte sie dies gekonnt.
„Es ist mir eine Freude euch in meinem Hause willkommen heißen zu dürfen, werter Signore Fiore. Ich hoffe euer Weg hierher war angenehm.“ sie neigte den Kopf höflich und musste doch vorsichtig schmunzeln, als er sogleich auf die Fresken zu sprechen kam.
„Ihr habt offenbar auch nicht übertrieben, die Malerei scheint euch eine wahre Passion zu sein. Als Trägerin des Blutes des Clans der Rosen freut mich eine solche Leidenschaft natürlich außerordentlich.“

Sie deutete auf eine der Liegen.
„Sofern ihr genug Zeit mitgebracht habt werde ich euch die Gelegenheit euch in Ruhe umzusehen sicher nicht verwehren. Ich führe euch gerne auch selbst herum, sofern ihr das wollt. Doch zunächst, um der Gastfreundschaft genüge zu tun, nehmt doch Platz. Ihr erwähntet bei unserem letzten Zusammentreffen ihr wäret recht neu in dieser Stadt. Ich würde euch liebend gerne eine Erfrischung anbieten, doch ich sehe es als meine Pflicht euch darauf hinzuweisen, dass mir die Gesetzeslage in dieser Hinsicht noch zu unbekannt ist. Sofern ihr noch nicht als Gast anerkannt seid, dürft ihr euch laut dem Gesetz in der Stadt nicht nähren. Allerdings ist dies mein Haus und ich bin unsicher, ob hier nicht die Regeln der Gastfreundschaft Vorang haben. Sofern ihr das Angebot also annehmen möchtet, so seid euch gewiss, dass dies unter uns bleibt. Ich möchte wegen derartiger Kleinkariertheit sicher keinen Ärger und ich würde es als äußerst unhöflich betrachten einen Gast in meinem Hause nicht zu bewirten und ihn durstig zu wissen. Auch fiel mir bereits auf, dass andere Kainiten Genuas es ähnlich halten. Darf ich euch also einen Kelch anbieten?“
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