[1010] Schlapphütchen und der kleine, böse Wolf [Angelique, Arash]

[Angelique]

Angelique sonnte sich in so viel Aufmerksamkeit.

"Nein, meine Erschafferin hat es mich gelehrt. Sie meinte, alle Mädchen sollten das können. Nur die Angst der Männer, dass Weiber so klug wie sie werden, hält uns dumm. Meine Herrin bewies das, in dem sie ein dummes Müllerskind so gebildet wie einen Priester gemacht hat."

Sie lachte keck und tanzte spielerisch umher. "Keine Kirche würde das tun, es sei denn, ein Mädchen heiratet den HEiland. Aber ich teile meine Männer nicht mit hunderttausend anderen Weibern. Nicht einmal JEsus."

Angelique schaute den Gangrel in dieser überlegenden Art an, wie nur kleine Mädchen das konnten.
"Du willst mehr über Lillith wissen, hm? Was kriege ich denn dafür?"

[Arash]

Arashs Augenbraue hob sich, ob des Blicks des Mädchen, grinste aber. Das zumindest machte klar, dass sie genau wie alle anderen Kainiten war...und er war nicht anders. Nichts wurde ohne Gegenleistung gegeben. Es war immer ein ständiger Handel. Gefallen, Gegengefallen und Güter. Das tägliche Brot der Vampire. Ein unhörbares Seufzen kam über seine Lippen. "Nun die Frage ist eher, was kann ein ungebildeter Mann aus einem kleinen Fischerdorf einer so hoch gebildeten jungen Dame anbieten, was sie als gleichwertiges Zahlungsmittel akzeptiert?"

Er legte nachdenklich den Kopf schief, dann schien ihm eine Idee zu kommen.

"Ich könnte euch Geschichten und Legenden aus meiner Heimat erzählen. Die Mythen der Schöpfung aus der Sicht meiner Erzeugerin." bot er an. Geschichte gegen Geschichte. Vielleicht ein durchaus fairer Handel.

[Angelique]

"Aaah, endlich jemand, der das Spiel versteht", lobte die Kleine anerkennend nickend.

"So machen wir das." Sie hockte sich hin und lehnte ihr spitzes Kinn auf die Handballen. Gespannt schaute sie dem Gangrel tief in die Augen. Alles andere mochte unterentwickelt an ihr sein. Aber diese Augen schienen Brunnen in eine Dunkelheit voller Geheimnisse zu sein.

"Fang an", forderte sie, "ich habe schließlich vorgelegt."

[Arash]

Das Lächeln kehrte zurück auf das Gesicht des Gangrels, als Angelique auf seinen Vorschlag einging. Arash machte es sich nun auch bequem, denn dieses Gespräch schien noch etwas länger zu dauern. Die Augen der Malkavianerin waren faszinierend, aber er scheute den Blick nicht. Erwiderte ihn sogar mit eigenen tiefgründigen grünen Augen.

"Nun. Meine Erzeugerin glaubte daran das Kain nachdem er den Fluch empfing weitere seines Blutes erschuf und Ennoia meine Clansälteste hatte schon immer eine starke Bindung zur Erde und zu Gaia, dem Geist und der Seele der Natur. Dadurch sind alle Gangrel in gewissen Sinne von Gaia erfüllt und deswegen fühle ich mich auch nicht wie ein Engel." schmunzelte er. "Ich bin vermutlich keiner. Aber diese Nähe brachte auch die Wildheit in uns zum Vorschein. Städte sind nicht unser Territorium wie das vieler Anderer unserer Art."

Er schloss kurz die Augen, als müsste er sich einen Teil der Geschichte erneut ins Gedächtnis rufen.

"Nun Selan glaubt das Ennoia durch ihre Nähe zu Gaia tiefgreifende Erkenntnisse über ihren Zustand und damit auch über uns alle erfuhr. Einige Legenden berichten das sie in der Lage war des Tages zu wandeln und die Sonne sogar zu genießen, während andere in die Nacht verbannt wurden. All dies nur, weil sie das wahre Wesen unserer Art verstand."

[Angelique]

Es war an der Zeit für Angelique zu antworten. Mit verklärtem Blick begann sie zu reden.

"Jesaja 13, 14: ,Wüstentiere treffen auf Hyänen, Bocksgeister begegnen einander. Ja, Lilith, die Hoffnung für alle Gespenster, macht dort Rast und findet für sich einen Ruheplatz.'

Sie ist die siebte der Sieben, deren erster Samael ist.
,Einer sollte nicht in einem Haus allein schlafen, und wer in einem Haus allein schläft, wird von Lilith geplagt.'
Sie errang durch List den Wahren Namen GOttes und zwang IHn, ihr Flügel zu verleihen und sie flog davon.
Der Schwarze Mond ist ihr Stern und die Zauberschalen der Charakener ihr Zeichen.
u-pagšu ṣiyyim et-ʾiyyim w-saʿir ʿal-rēʿēhu yiqra; ʾak-šam hirgiʿa lilit u-maṣʾa lah manoaḥ"

Mit jedem Wort schienen die Augen der Kleinen größer zu werden und ihre Stimme bedeutungsschwanger von Geheimnissen.
Die letzten Worten wurden zu magischem Hammerschlag und Arash wusste instinktiv, dass ihre Übersetzung, sollte er es wagen, sie zu erfragen, seinen Geist in die schwarzen Brunnen von Angeliques Augen hinabziehen würde. Der Preis für dieses Wissen würde Wahnsinn sein.

[Arash]

Arash lauschte der kleinen Malkavianerin mit geschlossenen Augen. Es schien beinahe als würde er die Worte in sich aufsaugen, wie ein Schwamm. Dann öffnete er die Augen und blickte das kleine Mädchen wieder direkt an.

"Diese Geschichte kannte ich noch nicht. Ich kann allerdings auch nicht lesen." schmunzelte er. "Es erinnert mich aber eine Legende, die ich einmal hörte. Sie wurde von einer alten Frau in meiner Heimat erzählt." Wieder schlossen sich die Augen des Gangrels, bevor er zu erzählen begann.

"In der dunkelsten Stunde unter dem leeren Mond fand eine Frau einen Strahl des Sonnenlichts in einer dunklen Nische. Sie nahm ihn auf und er wärmte sie in der Nacht. Als sie sich am Morgen von ihm verabschieden wollte war er verschwunden, hatte aber Zeichen in ihrer Haut hinterlassen. Diese Zeichen sollen die Namen Gottes gewesen sein, in der Schrift der Engel. Der Name der Frau ist nicht überliefert."

Er legte den Kopf schief. "Euer Wissen ist beeindruckend...was führte euch nach Genua?" fragte er voller Neugier.

[Angelique]

"Ich hielt es für eine gute Idee." Das Mädchen wurde melancholisch. "Meine Erschafferin wohl auch. Erst viel später lernte ich, dass es ein viel älterer Wille war, der mich schickte. Meine Aufgabe ist erfüllt, aber ich lebe noch. Ich suche nach dem Sinn, aber ich finde ihn nicht."

Sie lächelte wieder. "Und welche alte Intrige führt dich hierher?"

[Arash]

"Eine Intrige der Alten?" er runzelte die Stirn. "Vermutlich ist es tatsächlich eine, aber ich habe sie noch nicht durchschaut befürchte ich."

Der Gangrel winkelte die Beine an und setzte sich in den Lotussitz. "Bisher dachte ich wäre auf eigenen Willen hier. Ich bin wegen meiner Forschungen über unsere Zustand hier. Nun mag es sein, dass es eine Intrige meiner Erzeugerin, oder deren Erzeuger ist...aber dann weiß ich davon bisher nichts." schmunzelte er.

[Angelique]

"Oh, solche Erkenntnis wird sich mit der Zeit offenbaren. Vielleicht aber auch nie. Ich habe den Vorteil, ein Orakel zu sein. Deshalb habe ich mein Schiscksal klarer vor Augen. Meist hört man aber nicht auf meine Weissagungen. Zwei Magister und eine Rose sind schon tot, weil sie meinen Warnungen nicht zuhörten.

Aber sag, hast du noch weitere Fragen?"

[Arash]

"Davon ist auszugehen." lächelte Arash. "Eigentlich ist es peinlich, wurde ich doch in meiner Heimat selbst als Orakel bezeichnet. Allerdings habe ich den Menschen nur das Offensichtliche offenbart, was sie selbst nicht wahrhaben oder sehen wollten." er schüttelte traurig mit dem Kopf.

Sein Blick wurde kurzzeitig intensiver, während er weiter die Malkavianerin musterte. "Falls ihr eine Warnung für mich habt, würde ich sie gerne hören. Aber andere Fragen habe ich derzeit nicht. Würde euch aber gerne zu späterer Zeit erneut treffen mit euch unterhalten."