[1011] Das Goldlöckchen des Teufels [Alain, Seresa]

[Seresa]

Seresa hatte für einen Moment überrascht auf Alain geblickt, ob dessen Aussage über Ketten und Peitschen. Dann schien sie nachdenklich geworden zu sein, ganz so, als versuchte sie den Zusammenhang zwischen dem einen und dem anderen und dessen Nutzen zu ergründen.

Nachdem die Würfel gefallen waren, nickte die Brujah instinktiv, bevor sie den Kopf schüttelte und auf die gerollten Würfel blickte. Der Wurf hätte schlechter sein können, aber auch besser. Wirklich gut im Aufmuntern war Seresa jedoch nicht und so schwieg sie, als sie rüde aus ihren abgedrifteten Gedanken gerissen worden war und nahm ihrerseits die Würfel auf.

Gerade als sie sie werfen wollte, öffnete sie ihre Hand und blickte auf die Spielquader darin. Mit der freien Hand drehte sie einen hin und her, während ihr Gesicht fragend wurde und sie den Tzimiscen anblickte. Dann sah die Gelehrte erneut unschlüssig auf ihre Handfläche, bevor sie ihre Finger schloss und ihr Schicksal den Knochen überließ.*

Ein leichtes Schmunzeln war auf ihren Lippen zu sehen, als die Knochenquader gefallen waren und sich letztlich nur einer der Würfel von dem Wurf des Tzimiscen unterschied. War es Derjenige gewesen, welchen die Brujah zuvor berührt hatte?!

„Anscheinend benötigen wir beide noch etwas Zeit, um mit dieser Art von Würfeln warm zu werden.“

Ihr Blick wanderte zu dem Tzimiscen, während sie ihn leicht fragend betrachtete.

„Ich habe eine solche Arbeit noch nie gesehen. Ich dachte zuerst an Marmor, doch dafür sind sie wahrlich zu rein und zu leicht.“

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*Würfel zeigen:
[1] [3] [3] [4] [6] -> 17

[Alain le Beau]

"Eine gewonnene Runde ist eine gewonnene Runde", philosophiert der Tzimisce und lächelt. "Nun denn: Ein Ratschlag für eine junge Vergnügungssüchtige. Es ist möglich, den Genuß von Haschisch und anderen Rauschpflanzen mit dem des Alkohols zu verbinden - für unsereins natürlich über das Blut der Berauschten. Und es führt zu ausgesprochenen Höheflügen, wenn man es richtig anstellt. Man sollte dabei nur bedenken, dass man möglicherweise für den Rest des abends sabbernd und grinsend in einer Ecke hockt."

Wieder nimmt er die Würfel auf. "Marmor? Nein, nein... diese Würfel habe ich aus Knochen gefertigt." Er grinst. "Marmor, was für eine absurde, wenngleich dekadente Idee." Die kleinen Knöchelchen klackern, als er sie in die hölzerne Würfelschale fallen lässt.

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Die Würfel zeigen: [5] [1] [6] [2] [2]

[Seresa]

Seresa bezweifelte, dass sie jemals zu einem solchen Vergnügen gelangen würde. Zu groß war ihre Sorge, dass Rauschkräuter auf ihr Temperament anders wirken könnten und statt dafür zu sorgen, dass sich ihr Tier entspannte, es die Möglichkeit witterte und sich ihrer bemächtigte. Dennoch war ein gewonnenes Spiel ein Ratschlag und ob sie ihn nun für sich selbst nutzen würde oder nicht: Es war ein guter für andere Dinge. Entsprechend nickte sie dem Drachen mit einem leichten Lächeln dankend zu.

Als er dann davon sprach, dass es sich bei den Würfeln um Knochen handelte, gefror ihr Ausdruck im Gesicht zu einer unbeweglichen Maske, während sie auf die Quader blickte, welche erneut die selbe Anzahl zeigten, welche der Tzimisce zuvor gewürfelt hatte. Starr sah sie auf die weißen Spielsteine, während sie regungslos auf der Decke sitzkniete.

„Ihr fertigt Würfel aus Knochen?“

Ihr Gesicht verzog sich, ob der mannigfachen Überlegungen, welche ihr durch den Kopf gingen, bezüglich deren Ursprungs. Seresa rieb ihre Finger gegen ihre Handfläche, als versuchte sie damit eine unangenehme Flüssigkeit zu zerreiben, die auf ihnen klebte. Ihr Blick wanderte in Richtung Burgus, bevor sie ihn wieder auf die Würfel in der Schale wandte.

„Ich nehme an, ich sollte besser nicht fragen, aus welchen Knochen sie gefertigt wurden, oder?“

Ihre braunen Augen wanderten zu ihrem Gegenspieler und der emotionslose Blick, welcher auf dem Drachen ruhte legte nahe, dass sie dies eigentlich ziemlich genau wissen wollte. Dann ging ihre Hand nach vorne und ihre Finger umschlossen wortlos und ohne zu zögern die Würfel, um diese aufzunehmen und erneut zu werfen.* Ihre Augen verweilten noch einen Moment auf dem Drachen, bevor sie ihren Blick auf die Würfel senkte.


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*Würfel zeigen:
[6] [4] [3] [2] [6] -> 21

[Alain le Beau]

"Ich bin kein Knochenschnitzer, falls ihr das meint", sagt Alain. "Ich denke, ihr wisst, dass meine Familie solche Handwerkskunst auch ohne krude Werkzeuge zustandebringt. Was diese Knochen angeht, so gibt es dazu eine amüsante Geschichte. Ihr müsst wissen, dass meine Ghule - so wie alle Diener - gerne einmal das Vergnügen suchen und gemeinhin habe ich nichts dagegen, mehr noch, ich heiße es gut. Allerdings nur, wenn es nicht dazu führt, dass sie ihre Pflichten vergessen. Nun, einer meiner Diener meinte, sich seine Wacht mit ein wenig Wein und Würfelspiel erleichtern zu müssen und..."

Er schaut auf den Wurf, den Seresa gemacht hat. Zischt leise. "Und dabei wollte ich doch unbedingt erfahren, wie man die Geschlechtsteile in der Sprache der Mohren nennt!", sagt er dann, offenbar aber nicht zu schlecht gelaunt. "Nun dann: Wenn ihr einmal das Mühlespiel spielt, dann macht keinen Anfängerfehler und versucht direkt, eine Mühle zu bauen, sonst wird euch euer Kontrahent ausnehmen wie eine Weihnachtsganz. Stattdessen solltet ihr versuchen, dass eure Steine sich immer noch bewegen können! Vermeidet anfänglich die Ecken und sucht die Kreuzungen, dann kommt ihr leichter an die Zwickmühlen. Selbst wenn das nicht gelingt, werdet ihr höchstwahrscheinlich im Vorteil sein. Es ist wichtiger, eigene Mühlen zu besetzen als die des Gegners zu verhindern!"

Der Blonde hebt den Finger. "Solche Lektionen können euch viel Geld ersparen!"

[Seresa]

Seresa schmunzelte, ob des erhobenen Fingers des Tzimiscen.

„Dafür müsste ich wohl gemeinhin um klingende Münze spielen, um diese eines Nachts ersparen zu können. Wissen ist für mich jedoch weitaus kostbarer, als es der schnöde Mammon jemals sein könnte.“

Sie deutete mit ihrer Hand auf die Würfel vor sich.

„Euer Wurf.“

Die Brujah lächelte und führte ihre Hand zu ihrem Körper zurück. Um die Zeit zwischen den Würfen zu überbrücken griff sie seine unterbrochene Erzählung auf.

„Wollt Ihr mir die Geschichte dieser bemerkenswerten Würfel derweil weitererzählen?“

[Alain le Beau]

"Ah, aber Geld öffnet so viele Türen! Auch zum Wissen, wenn man das denn begehrt. Bedenkt doch einmal, wie teuer ein einziges Buch ist! Ich erinnere mich, wie Konrad - mein Erzeuger - und ich dereinst einen Mönch damit beauftragt haben, uns eine Kopie eines Glaubenstraktats anzufertigen, mit den schönsten Illustrationen der himmlischen Chöre. Er hat monatelang daran gearbeitet, da wir ihm eine Unsumme für sein Kloster versprochen haben. Tatsächlich war es die Aussicht auf diese Summe, mit der der Abt dann begann, ein neues Wirtschaftsgebäude zu errichten."

Alain lächelt bei der Erinnerung. "Als das Werk fertig war, da haben wir den Mönch zu uns eingeladen - und er durfte miterleben, wie sich einer von Konrads Ghulen den Arsch damit abgewischt hat. Danach haben wir es verbrannt. Ich glaube, das hat den armen Geistlichen gebrochen. Hätten wir ihn nicht festgebunden, er hätte uns wohl trotz seiner Schwüre erwürgt. Sein Gejammer war schönste Musik... Das Geld haben wir natürlich behalten. Soweit ich weiß, verfällt das Kloster mittlerweile, da es so hoch verschuldet ist. Ah, gute Zeiten, gute Zeiten. Wo war ich?"

Er nimmt die Würfel zur Hand. "Richtig! Mein Ghul. Nun, ich habe ihn und seine Würfelkumpanen vor eine Wahl gestellt. Entweder, sie würden sich dort auf der Stelle zu meinem Vergnügen gegenseitig sodomisieren, oder ich würde wirklich wütend. Mein Ghul war dazu bereit, aber die anderen beiden weigerten sich und nun ja, weigert sich einer, müssen alle bestraft werden, nicht wahr?"

Es klackert. Alain grinst. "Schon besser."

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[6] [5] [4] [4] [1]

[Seresa]

Seresa hatte den Erzählungen aufmerksam, aber weitestgehend regungslos zugehört. Einzig bei der Tatsache, was mit den Schriften angeblich getan worden war, verzogen sich ihre Mundwinkel wenig amüsiert für einen Moment. Sie war selbst Schreiberin und der frevelhafte Umgang mit der Arbeit störte sie offensichtlich mehr, als das was Alain und Konrad dem Mönch und der Kirche angetan hatten. Ohne größere Regung hörte sie dem Drachen weiter schweigend zu, bevor sie auf die gefallenen Würfel blickte und anschließend nickte.

„Es ist eine Art der Bestrafung.“

Die Brujah nahm die Knochen auf und wog sie in ihrer Hand hin und her.

„Da Ihr generell dazu geneigt wart, sie für ihr Fehlverhalten zu bestrafen, stelle ich nicht in Frage, dass es der Situation angemessen war. Auch wenn ich die Vorstellung als wahrlich befremdlich empfinde, ihnen Lust zu gewähren für ein begangenes Vergehen.“

Die Gelehrte zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie die Würfel warf, welche klackernd auf das Holz fielen. Ein leiser, nachdenklicher Laut bildete sich in ihrem geschlossenen Mund, welcher durch ihre Nase dran, als sie auf das Würfelergebnis blickte.*

„Bedauerlich. Ähnlich bedauerlich wie Eure Geschichte über den Mönch. Doch sehe ich nicht, wo Geld Euch die Tür geöffnet hätte.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment.

„Sicherlich hat Euer Aussehen und Eure schmeichelnde Art äußerst erfolgreich dazu beigetragen, dass es für Euch und Euren Erzeuger ein Leichtes war, den Mönch um den Finger zu wickeln. Ihn eine äußerst naive Entscheidung treffen zu lassen, welche durch Superbia und Avaritia geprägt war. Würde ich jedoch dem Beispiel Eurer Erzählung folgen, so würde ich ebenso keinen schnöden Mammon benötigen, sondern einzig die Gabe mit leeren Versprechungen jemanden mir gefügig zu machen und dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf den Glauben zu scheißen.“

Kalte braune Augen blickten auf Alain, bevor sie mit den Schultern zuckte.

„Wie dem auch sei. Ich bin Euch etwas schuldig.“

Sie drehte ihre Hand leicht und beschrieb dann eine öffnende Geste.

„Erlaubt Ihr mir mich zu nähern?“

Fragend blickte sie auf den Tzimiscen.

„Es wäre mir äußerst unrecht, so ich mit allzu laut gesprochener Stimme unter Verwendung der Sprache der Schwarzen womöglich einige übereifrige Tote heraufbeschwören würde.“

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* Würfel zeigen:
[1] [5] [4] [1] [5] -> 16

[Alain le Beau]

"Nun, hätten wir dem Mönch nicht vorher eine Schatulle mit dem Geld gezeigt, hätte er wohl kaum auf das Wort zweier Unbekannter hin mit der Arbeit begonnen, nicht wahr?" Wenn Alain die plötzliche Kühle in Seresas Worten aufgefallen war, ließ er es sich nicht anmerken. "Aber ich freue ich natürlich, dass ihr meine Art zu schätzen wisst." Im Gegenteil, er schien das Gesagte als Kompliment zu verstehen.

"Was die Bestrafung angeht: Ich bin kein großer Freund von Strafen, zumindest nicht für so nachvollziehbare Dinge wie den Drang, sich zu vergnügen. Ich hatte gehofft, den beiden Männern eine lehrreiche und nützliche Erfahrung mit auf den Weg zu geben, mehr nicht." Er seufzt. "Ich habe die beiden von meinen Ghulen zusammenschlagen lassen. Ich vermute, sie hätten mehr Spaß bei der Alternative gehabt. Aber das ist ja auch zweitrangig. Ihr hattet nach den Würfeln gefragt. Also, mein Blutsdiener, er hat eine Geliebte, die er auf seine simple Art sehr schätzt. Ich befahl ihm also, diese Geliebte zu mir zu bringen."

Seine Erzählung wird unterbrochen von Seresas Nachfrage. Alains Augen weiten sich und ein Lächeln erscheint auf den sinnlichen Lippen. "Natürlich! Kommt nur näher, meine Liebe!"

[Seresa]

Seresa hob leicht ihre Augenbraue, als Alain sie als seine Liebe betitelt hatte. Offensichtlich störte sie sich jedoch nicht weiter an diesem Ausdruck, sondern erhob sich dieses Mal ohne die gereichte, helfende Hand des Tzimiscen, jedoch nicht weniger grazil als zuvor. Mit ruhigen Schritten ging sie auf den Drachen zu.

„Wäre der Mönch weise gewesen, hätte er die Schatulle im Vorhinein behalten oder gefordert.“

Der Stoff der Kleidung der Brujah raschelte leise, als sie sich in einer geschmeidigen Bewegung seitlich und dicht neben Alain auf die Erde kniete.

„Nicht, dass es ihm letzten Endes geholfen hätte.“

Seresa schwieg für einen kurzen Moment.

„Doch hättet ihr weitaus größere Mühe damit gehabt, euer Geld zurückzuerhalten, so es bereits für andere Dinge ausgegeben worden wäre.“

Ein Schmunzeln erschien auf ihren Lippen, während sie sich Alains Ohr näherte. Ruhig, vorsichtig und ohne allzu große Eile. Darauf achtend, wie ihr Gegenüber reagierte und darauf bedacht, sein Tier nicht zu reizen.

„Es wäre dann zumindest für ihn durchaus noch eine gewisse perfide Art der Befriedigung gewesen.“

Ihre Stimme war gesenkt gewesen, während das Schmunzeln noch immer auf ihren Lippen zu sehen gewesen war. Seresas braune Augen blickten einen langen Moment in die des Tzimiscen, bevor sie mit den Schultern zuckte. Leise und geflüsterte arabische Worte drangen dann zu dem Gehör des Drachen. Fremdartig und dennoch von einer eigenen Melodie und Schönheit durchzogen. Es war eine kurze Erzählung der Brujah über eine Frau, welche die Wange, die Lippen und schließlich die Brust ihres Geliebten liebkoste.

Seresa zog sich von dem Drachen zurück und blickte erneut in seine Augen. Dann legte sie ihre Hand nacheinander auf ihre Wange, ihre Lippen und schließlich ihre abgebundene Brust, während sie erneut leise und deutlich die arabischen Wörter aussprach.

[Alain le Beau]

"Es ist wahr", sagt Alain, "er war ein alter Narr. Was aber nichts daran ändert, dass der Besitz des Geldes in diesem Falle notwendig war." Als sie sich seinem Ohr nähert, erstarrt der Tzimisce kurz in freudiger Erwartung. Wenn Seresa etwas von Alains Tier bemerkt, dann ist es vielleicht der wilde Ausdruck der Lust in seinen Augen, der für einen Moment aufblitzt.

Der Mund jedoch wiederholt die seltsamen Klänge. Und die Augen Seresas Bewegungen mit deutlichem Interesse.

Schließlich, nachdem er - unter den Korrekturen der Brujah - eine einigermaßen verständliche Aussprache zustande gebracht hat, nickt Alain. "Nun denn", sagt er. "Wo finden wir um diese Zeit einen Mohren - oder eine Schönheit aus ihren Landen?"