[1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

[August '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Seresa »

Seresa hatte die Gesten und Bewegungen ihres Bruders im Blute wahrgenommen, kannte sie ihn, seine Körpersprache und seinen gesamten Körper als solches inzwischen sehr gut. Auf sein Kopfschütteln hin, hatte sie den Blick, wie auch den Kopf gesenkt. Ein stummes Verstehen und eine Entschuldigung für ihre Unbeherrschtheit. Nach einer Weile erhob sich ihr Haupt wieder und sie verfolgte das Gespräch der beiden Männer weiter. Aufmerksam, aber schweigend und sich wie ein unsichtbarer Schatten dezent im Hintergrund haltend.

Auf Galenos Hinweis bezüglich der Liktorin hin, hatte Seresa Ajax fragend betrachtet. Sie war sich sichtlich unschlüssig, ob Ajax Aussage, dass Amalia ebenfalls nun gerne hereinkommen kann indirekt an sie gerichtet war. Eine Aufforderung dafür zu sorgen, dass die Salubri von einem Söldner hereingebeten wurde. Entsprechend verunsichert hatte Seresa sich nicht bewegt.

Galenos Bitte um Fürsprache hatte ein sanftes und leicht amüsiertes Schmunzeln auf Seresas Lippen gezaubert. Sie bezweifelte ein Ja ihres Bruders im Blute, denn dagegen sprach schlicht zu viel. Entsprechend wenig war sie davon überrascht, dass er wenig später tatsächlich ablehnte. Dass Galeno Ajax nach dem Altgriechischen fragte, nahm sie jedoch wohlwollend zur Kenntnis. Als er dann jedoch von dem vollendeten Blutsband sprach, verfinsterte sich ihr Blick und sie tat einen falschen Atemzug, bevor sie wieder in die Teilnahmslosigkeit versank.

Auf Ajax Worte hin bezüglich des Clans und der Loyalität senkte sich Seresas Blick gegen Boden. Es war offenkundig, dass sie nachdachte, denn die Fingerspitzen des Daumens ihrer rechten Hand rieben und tippelten gegen ihre anderen Fingerspitzen, während ihre Stirn von leichten Falten überzogen war. Galenos Worte über Krieg nahm sie nur im Hintergrund wahr. Ihre Gedanken kreisten um andere Dinge und sie fand erst mit einem kurzen, kaum sichtbaren Kopfschütteln und entschuldigenden Blick an Ajax wieder zum eigentlichen Inhalt des Gesprächs zurück, als Galeno diesen fragte, ob er eine Vorstellung hätte, was er dafür verlangen wollen würde.
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Ajax »

Ajax lächelte, ein finsteres Lachen, so als ob er einen besonders morbiden Schalk im Kopf hätte.

"Lernt aus euren vergangenen Fehlern und ihr könnt nur gestärkt daraus hervorgehen. Ein Fehler ist kein Fehler, aber zwei Fehler sind genau einer zu viel. Gramt euch nicht zuviel. Ich würde die Situation nicht als derart kritisch erachten. Doch es ist etwas gänzlich anderes Etwas offen zu proklamieren, so wie es etwa eine offene Anklage des eigenen Klans nach den Gesetzen des Vaters oder eine offene Unterstützung meinerseits tun würde, als einfach Kontakte zu pflegen. Über das Eine kann man hinwegsehen, über das andere nicht." damit war die Sache für ihn geklärt.

"Gut das ihr danach fragt, ich habe zum Glück eine sehr genaue Vorstellung davon was ihr für mich tun könnt. Ihr werdet alle Nachfragen bezüglich der Arbeit mit den Liktoren und meiner Person mit Stillschweigen beantworten. Kein Inofrmationsfluss. Ich bin mir sicher einige Kainiten werden in euch eine einfache Möglichkeit sehen an Informationen über mich oder die Arbeit der Liktoren sehen. Daran habe ich kein Interesse. Alles was ihr über mich und and Informationen durch die Liktoren und über die Liktoren erhaltet, werden nicht nach außen gegeben." er beobachtete Galeno in diesem Moment augenscheinlich besonders genau.

Die Entschuldigenden Miene Seresas schien er nicht bemerkt zu haben, denn sein Blick streifte sie nur kurz so als wolle er sich vergewissern dass sie noch da war.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Nubis »

Galeno nickte auf die ersten Worte. Da brauchte es wirklich keiner Worte mehr. Bei Ajax Vorstellung des Gefallen überlegte er ein wenig, liess die Worte zwei- bis dreimal durch den Kopf laufen.
Er blieb völlig ruhig dabei. Im Grunde hatte er das sowieso niemals vor gehabt. Seine Aufgabe konnte er nur gewissenhaft erfüllen, wenn nicht zu viel nach Aussen gelangte und die Liktoren hatten Weisungspflicht, nicht er. Somit war da alles in Ordnung. Bis auf eine Sache. Quinto al Mare.

"Ich muss euch allerdings über die Situation beteffend Quinto al Mare informieren, wobei es dabei weniger um Informationen euch betreffend oder der Liktoren geht, als vielmehr die Information, was ich dort herausfinde. Ich bin mir aktuell nicht sicher, ob es da Schwierigkeiten gäbe, eurer Meinung nach, aber ich habe nicht vor der werten Livia liktorenrelevante Themen mitzuteilen, sondern ledigglich Erkenntnisse meiner Forschung. Ich möchte es hier nur anmerken, nicht dass es später Missverständnisse geben wird. Ich gab mein Wort, dass als Liktor die wohlwerte Amalia als Erste die Informationen erhalten wird, danach die werte Livia und dann ihr und der verehrte Blutvogt, wobei die wohlwerte Amalia jederzeit euch die Informationen zuspielen kann, ehe die werte Livia sie von mir erhält."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Ajax »

Ajax dachte einen kurzen Moment nach, dann nickte er.

"Das scheint....praktikabel. Bevor ich die werte Amalia hereinbitten würde, hätte ich noch zwei weitere Fragen an euch werter Galeno. Welchen Kainiten seid ihr bereits begegnet seit eurer Ankunft in Genua und wie ist eure Einschätzung dieser Individuuen. Welchem würdet ihr es zutrauen für seinen eigenen Vorteil Morde zu begehen welche die Stille gefährend würden, nachdem ihr euch persönlich mit ihnen unterhalten habt? Und zweitens, welche Gebiete habt ihr auf eurem Weg hierher durchreist seit ihr die Abtei verlassen habt, und in welcher Domäne liegt diese? Was waren eure Beobachtungen auf eurem Weg hierher, irgendwelche interessanten Vorkommnisse?" gedankenversunken fuhr sich der Brujah durch den Bart.

"Ihr könnt eure Antwort ebenso gerne aufteilen und wir reden zuerst über den ersten Fragenkomplex, dann über den zweiten oder umgekehrt, wie es euch lieber ist." fügte er noch zur Klarifikation bei.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Nubis »

Galeno starrte Ajax an, wieder einmal. Dann blinzelte er ein wenig und versuchte nun Herr seiner eigenen Gedanken zu werden...und Ängste...und der kleinen Wut, die er mit sich führte.
Sein Blick wanderte zu Boden, erneut nachdenklich.
Er könnte Ajax belügen, aber da war er nicht gut drin und die Konsequenz wäre sicherlich schlimmer, als wenn er gleich die Wahrheit sagen würde. Aber auch wenn er dies tun würde, war er so und so irgendwann endgültig tot oder gar Schlimmeres.
Seine Brauen zogen sich zusammen und das längere Zögern zog eine schier unendliche Stille mit sich.

Ein tiefes Seufzen durchbrach sie.

„Was ich auch sage, so denke ich, werdet ihr so und so misstrauisch sein. Da kann ich mich auch vollends in die Nesseln setzen. Belügen kann und möchte ich euch ebenfalls nicht.“

Er sah zu seinem Bruder herüber und hoffte inständig, dass es Ajax gut aufnehmen würde, denn sonst waren sie vermutlich beide tot oder irgendetwas anderes. Dabei realisierte er gar nicht, dass Seresa dort auch noch stand. Seine Gedanken und sein Blick waren nicht weitsichtig, nicht im Moment.

„Die Priorei liegt in der Domäne Florenz weiter im Osten davon. Wir versuchten so schnell als möglich voran zu kommen und haben uns eher auf den Weg konzentriert, als darauf, was sich alles für einen Reisebericht eignen würde. Genua war das erste wirkliche Ziel auf der Reise, die hoffentlich irgendwann noch länger sein wird.“

Er räuspere sich, als hätte er einen leichten Klos im Hals.

„Was das andere angeht. Ich kenne bisher einige Kainiten, wenn auch nicht alle und nicht alle sonderlich gut. Deswegen dürfte meine Einschätzung bisher mehr als mangelhaft sein. Allerdings..wieso wollt ihr die...“

Er stockte und blickte auf seine Finger, die nun heftigst kribbelten, wie aus dem Nichts.

„Dampnas! Non nito! Non mo...“ ((Latein in etwa übersetzt: Verdammt! Keine Prüfung! Nicht jetzt (bzw. auf keinen Fall!)))

Er konnte nicht einmal seinen kleinen Fluch oder seinen Wunsch fertig äussern, da brach es über ihn. Er zuckte unkontrolliert an den Händen, was sich schnell über den Körper fortführte und ihn vom Stuhl rutschen liess.
Die Pupillen waren wie Stecknadeln, der Rest der Augen hatte scheinbar seinen sonstigen Glanz verloren.


Als Luciano dies sah, zuckte sein Körper auf und er würde sich bewegen beinahe automatisch in Richtung Galeno. Er würde versuchen unterwürfig zu bleiben, nicht den Respekt gegenüber Ajax zu verlieren und somit eilig, aber in gebeugter Haltung zu seinem Herrn zu gehen, um ihm zu helfen.
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Ajax »

Einen kurzen Moment schien Ajax verwirrt ob der eskalativen Aussage Galenos, er hatte wohl mit etwas weitaus schlimmerem gerechnet, als das was der Kappadozianer auf seine Frage bezüglich der Priorei zu sagen hatte. Er schien sich sogar das Lachen etwas aus dem Gesicht streichen zu müssen. Er wollte nicht, dass es so wirkte als ob er das was der Kappadozianer sagen würde nicht ernst nehmen würde. Es schien zumindest sehr wichtig für den jungen Mönch zu sein, als zollte er den entsprechenden Respekt. Gerade als er zu einer Antwort ansetzen wollte, in welcher er dem Kappadozianer eine Erinnerung geben wollte, dass sie sich hier nicht zu Gericht am prinzlichen Hof befanden, sondern, dass sie hier gerade ein Gespräch führten bemerkte er die Veränderung des Kappadozianers.

Die kurze Antwort bezüglich, der zweiten frage überraschte ihn ebenfalls, etwas mehr hatte er durchaus erwartet, jemand mit der raschen Auffasungsgabe von Galeno würde sicherlich eine gutes mentales Bild seines Gegenübers zeichnen können.

Gerade als er sich diesem Gedanken noch etwas weiter widmen wollte durchschoss der Zwang Galenos durch seinen Körper. Als dieser die lateinischen Worte ausgesprochen hatte, eigentlich zeitgleich, stand Ajax schon über dem Kappadozianer, er gab Luciano, Seresa und vor allem Galeno keine Möglichkeit zur Reaktion. Wie hatte er sich so schnell die drei bis vier Schritte bewegt? Wer ganz genau hingeschaut hatte, hätte möglicherweise noch Schlieren erkennen können.* Der Duft von Vitae erfüllte kurzzeitig aus und legte sich wie ein leichter Schleier über die Szenerie. Heizte die Atmosphäre, als süße Verlockung, noch mehr an.

Für den Beobachter war, nach dem ersten Schock, dass Ajax den Kappadozianer anfallen könnte und nun endlich seine Chance nutzen würde, die Kappadozianer dort zu treffen wo es am meisten weh tat....an ihrem schwächsten Glied, jedoch schnell klar, dass Ajax den Stuhl weggestoßen hatte und nun unter Kraftanstrengung versuchte den Körper der armen Seele zu fixieren.



*Geschwindigkeit >3
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Seresa »

Es war ein gefühlt langer und anstrengender Abend für die junge Brujah gewesen. Einer, bei welchem sie widerholt ihre Verärgerung hatte hinunterschlucken müssen. Etwas, was ihr nach der beschwichtigenden Handbewegung ihres Bruders im Blute weitaus besser gelungen war als zuvor.

Zwischenzeitlich wirkte sie gänzlich wie eine teilnahmslose und in der Zeit eingefrorene Statue. Die morbide Zierde eines Hauses, dessen Besitzer einen überaus seltsamen Geschmack hatte. Doch hinter scheinbar toten, braunen Augen hatte ein wacher und aufmerksamer Verstand gearbeitet, welcher permanent Mosaikteilchen hin und her geschoben hatte.

Der Anfall des Kappadozianers hatte dafür gesorgt, dass Seresas Körper sich instinktiv angespannt hatte. Als sie dann jedoch die übernatürliche Bewegung wahrnahm, welche von Ajaxs Körper ausging, hatte sie ihren eigenen Reflex Galeno zu helfen verworfen. Stattdessen verließ sie ihre beobachtende Position zwar ungewöhnlich zügig, doch unter sterblichen Umständen mehr oder minder erklärbar schnell, um sich dem ungleichen Paar am Boden zu nähern.

Doch sie kniete sich nicht dazu oder mischte sich ein. Ganz offensichtlich hatte sie keinerlei Zweifel an den Intensionen ihres Bruders im Blute oder aber sie wusste innerlich, dass sie ihn so oder so nicht hätte aufhalten können, sofern er gegen Galeno vorgehen hätte wollen. Ihre Aufmerksamkeit galt entsprechend einzig Bruder Luciano.

Durch ihren schnelleren Schritt hatte sie entschieden, wo sie im Raum stehen würde und damit ebenso, wo der Ghul seinen Platz bei Galeno finden würde. Seresa hielt Luciano nicht davon ab, sich seinem Herrn zu nähern oder verstellte ihm gar den Weg, denn der Mensch war in ihren Augen der Einzige im Raum, welcher wohl den besten Umgang mit dem Zustand seines Glaubensbruders kannte.

Dennoch war die Position - im späteren Rücken des Ghuls - in welche sich die Brujah begeben hatte eine strategische und wohlüberlegte. Sie würde es ihr erlauben einzugreifen, sollte Luciano den Fehler begehen und die Gesamtsituation missinterpretieren. Insgesamt wirkte Seresa entspannt und strahlte Ruhe aus, doch ihre braunen Augen ruhten aufmerksam und wachsam auf dem Menschen.

Nur für einen Moment hatte sie zu Ajax geblickt, um ihrem Clansbruder - von dem Ghul ungesehen - einen Blick zuzuwerfen, welcher fragte, was dieser nun vorhatte, schließlich konnten beide Brujah aus Seresas Erzählungen heraus durchaus abschätzen, wie lange Galenos Zustand wohl andauern würde und auch, dass dieser in Raserei wiedererwachen konnte, auch wenn die Beiden keine Ahnung davon hatten, ob der Anfall des Kappadozianers immer gleich verlief.
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Nubis
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, evtl. auch Amalia]

Beitrag von Nubis »

Galeno stand in einem wunderschönen Anwesen, gross und reich geschmückt mit Mustern, die er so nicht kannte. Die Bauweise des Raumes selbst entsprach nicht dem, was er sonst so vorfinden konnte. Eine lange Tafel stand in dem Raum und viele Stühle reihten sich drumherum. Alles war perfekt geordnet. Es waren Gläser bereit gestellt, kein Besteck, keine Teller. Ein grosses Bild hing hinter dem Stuhl an einem der schmelen Enden des Tisches. Doch egal, wie nah er schritt, es zeigte eine Person, aufrecht, erhaben, fast königlich wirken, aber die Gesichtszüge blieben verschwommen. Es war nicht zu erkennen, wer er war.

Dann schwang die Tür auf. Es traten Menschen ein, die aber, sobald er sie zu Gesicht bekam, ihm einen Schrecken einjagten. Alle sahen gleich aus, wirkten wachsig, ausdrucks- und teilnahmslos. Ihre Gesichter waren ebenfalls nicht gut zu erkennen, als hätte ein Bildhauer keine gute Arbeit geleistet. Sie wirkten noch nicht einmal menschlich.
Einer von ihnen war edler gekleidet, als die anderen und jeder von ihnen gesellte sich zu einem der Stühle. Einer blieb frei und Galeno verstand erst nicht, bis plötzlich alle ausdruckslosen Augen auf ihn starrten. Und nun verstand er und nun erst sah er es.
Das war kein Versehen des Bildhauers. Die Gesichtszüge waren tatsächlich nicht mehr vorhanden, da es an Muskeln fehlte und fast nur noch die Haut sich über die Knochen spannte und mehr nicht. Und der eine Stuhl, er war für ihn bereit gestellt.

Ausserhalb der Vision Galenos war Luciano bereit gewesen seinem Herrn zu helfen, hatte aber erst später reagieren können, als es der Brujah tat. Der Stuhl war weggestossen worden, was Luciano einen Schreck einbrachte, denn er hatte nicht gesehen wie dies geschehen war. Dieser Brujah war zu schnell gewesen oder konnte er zaubern? Luciano wusste nicht recht, was diese Art von Vampiren konnte, konnte nur Vermutungen anstellen. Auch hatte er einen Schock bekommen, weil er befürchtet hatte, dass Ajax seinen kleinen Bruder anfallen würde, doch hielt inne, als er bemerkte, dass dieser ihn fest hielt.
Seresa in seinem Rücken nahm er gar nicht wahr, denn das Blutsband und seine eigene Treue fixierten seine Aufmerksamkeit einzig auf Galeno und Ajax und die vertrackte Situation.
Er schritt hastig auf Galeno zu, musterte ihn dabei, versuchte einzuschätzen, wie es ihm ging, versuchte Ajax einzuschätzen, was er von ihm wollte, doch scheinbar hielt er in nur am Boden fest, über ihn gebeugt.
Lucianos Mundwinkel verzogen sich etwas bei dem Anblick, denn er konnte aus Erfahrung sprechen, dass dies nicht sonderlich förderlich war.
Und da er nicht wollte, dass sein Herr auf Grund von Raserei noch schlimmeres erleben musste, brach der Ghul die Stille, die er aus Respekt vor Ajax bisher gewahrt hatte.

"Wenn ihr ihn festhalten wollt, dann bitte, ohne euch über ihn zu beugen. Er könnte euch beim Erwachen für einen Feind halten, für das, was er gesehen hat. Ich bezweifel nicht, dass ihr dem Herr werden könnt, doch bezweifel ich, dass es gut für ihn ausgehen würde."
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Ajax
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Ajax »

Schnell und präzise verließen die Worte seinen Mund. Er schien den Ghul jedoch nicht einmal anzuschauen, während er mit diesem sprach. Er hatte seine Bedenken angehört, und die Loyalität die der Bruder an den Tag legte war bemerkenswert. Doch er sprach von Dingen von denen er keine Ahnung hatte und dies schwang in Ajax Stimme mit, wenn auch nicht abfällig. Seine ersten Worte jedoch richteten sich an Seresa, welche er im Gegenzug zu Luciano direkt anblickte.

"Hol oder lass Ketten holen! So schnell es geht..." seine Muskeln hatten sich angespannt, als er den krampfenden Körper nach unten drückte, nicht fest genug als das er sich dabei etwas brechen könnte, jedoch fest genug um ihm keine Bewegungsfreiheit zu geben.

"Ich werde nicht von ihm ablassen...woher sollte ich die Sicherheit haben, dass wenn ich ihn loslasse er nicht doch anfängt zu rasen. Und zweitens bin ich nicht so einfältig einen anderen Kainiten zu vernichten...von allem anderen erholt er sich. Also rede nichts von Dingen die du nicht verstehst...Ghul. Dein Bruder wusste um seinen Zustand und die Gefahr die er sich begeben würde." nachdem die Worte seinen Mund verlassen hatten war Bruder Luciano aus seiner Aufmerksamkeit verbannt. Was dachte er würde passieren wenn er hierherkam? Hatten die Kappadozianer ihm eine perfide Falle gestellt. Ein krampfender, rasender Bruder für den er sich verantworten müsste?
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Re: [1011] Der Clansfeind Nr. 1 [Seresa, Ajax, Galeno, Amalia]

Beitrag von Seresa »

Ihr Haupt senkte sich zu einem schnellen Nicken und sie drehte sich auf dem Absatz um, um in Richtung der Tür zu eilen und der dort stehenden Wache die Anweisung ihres Herrn zu überbringen.

„Besorg mehrere lange Ketten und Haken. Sofort. Und beeil dich.“

Ihre Stimme klang ungewohnt hart und befehlsgewohnt. Ihr Körper war angespannt und sie ließ keine Zweifel an ihren Worten aufkommen. Obwohl die Gelehrte zierlich und bald einen Kopf kleiner war als die Wache, eilte diese nach dem gegebenen Befehl umgehend hinfort. Für noch einen weiteren Moment drangen die Geräusche der Wachstation in den Raum, dann wurde es erneut stiller, als Seresa sich zu den Männern umdrehte und die Tür schloss. Ihre Augen waren auf Luciano gerichtet. Bereit in weniger als der Dauer eines Wimpernschlages bei dem Ghul des Kappadozianers zu sein und gegen ihn vorzugehen, so das Blut seines Domitors ihn zu unklugen Entscheidungen treiben würde. Bevor dieser Ajax antworten konnte, erklang Seresas Stimme weich und sanft hinter dem Ghul. Ihre Worte waren dennoch von einer gewissen Eindringlichkeit durchzogen.

„Ajax.“

Ihr Körper war ähnlich angespannt wie der ihres Bruders im Blute und ihr gefiel offensichtlich genauso wenig was hier passierte, wie ihm. Dennoch suchten ihre braunen Augen die Grünen ihres Clansbruders, während sie leicht den Kopf schüttelte und ihre Hand eine offene, beschwichtigende und um Einhalt bittende Geste in Richtung des Brujah machte.

„Titus war damals über Galeno gebeugt, als dieser nach seinem Anfall der Raserei anheimfiel.“

Ihr Blick ging auf Luciano, bevor er wieder zurück zu Ajax fand.

„Galenos Ghul lebt noch und diese Tatsache liegt ohne jedweden Zweifel nicht alleinig an seiner Körperlichkeit.“

Seresa wusste nicht, ob sie Ajax erreichen würde, um diesen aus seinen rasenden Gedanken zu reißen, ihn zu beruhigen und nachdenken zu lassen, anstatt einzig auf die Situation zu handeln. Alles was sie tun konnte, würde ihm nur noch weniger Möglichkeiten lassen zu handeln und von sich aus die in ihren Augen richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn sie sich selbst nicht gänzlich sicher war, dass sie tatsächlich richtiger war als die Seinige. Sie kannte ihren Bruder im Blute jedoch inzwischen lange und gut genug. Seine Ansichten und weshalb er tat was er tat. Sie würde ihm und seinen Anweisungen nicht widersprechen oder sich gar gegen ihn wenden. Dennoch formten ihre Lippen ein stummes ´Bitte´, während sich ihre Hand vorsichtig und minimal in die Richtung von Ajax bewegte, ganz so als würde diese kleine Geste genügen, um ihren Clansbruder zu besänftigen. Seresa schwieg, doch dann fand ein zögerliches lächeln auf ihre Lippen und sie sah mit einer aufrichtigen und tiefgehenden Verbundenheit Ajax an, ganz so als wollte sie sagen: ‘Es ist alles gut. Es ist alles unter Kontrolle.´ Sie waren hier zusammen und zu zweit. Sie waren Beides erfahrene Kämpfer und auch wenn die Situation seltsam war, gab es hier nichts, was sie nicht gemeinsam überwinden würden. Erneut machte Seresa eine beschwichtigende und bittende Geste, bevor sie ihre Hand schließlich sinken ließ und ihr Blick wieder ernst zu Luciano gewandert war, der ihr derzeit anscheinend mehr Sorgen machte, als der hilflose und im Anfall gefangene Galeno.
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