Dunkle Brüder [Benedetto]

[Juni '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Rennard
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Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Rennard »

Über dem Kloster San Marcellino lag die Nacht und nach der Vigil kehrte auch langsam wieder Ruhe ein. Die Mönche schoben sich ruhig durch die Gänge des alten Gemäuers, als es plötzlich an der Tür klopfte. Um eine solche Uhrzeit wirkte der Hall des Holzes umso lauter, da kein sonstiger Laut aus der Umgebung des Hauses auf es eindrang. Genua schlief noch für einige Stunden.

Als die Tür geöffnet wurde, fand man davor eine wenig bedrohliche Gestalt. Vom Alter auf seinen rund und glatt gegriffenen Stock gedrückt wartete ein weißhaariger Mann mit wachen, braunen Augen und nickte seinem Gegenüber mit einem freundlichen Lächeln zu. Seine Kleidung zeichnete ihn als einen Händler aus und wirkte hochwertig und sortiert, aber wenig prunkvoll. "Guten Morgen, Bruder. Verzeiht die Störung. Ich hoffe, ich unterbreche nicht die Vigil. Kennt Ihr jemanden namens Benedetto?" erklärte er und räusperte sich dann nachdenklich. "Mein Name ist Rennard und ein Freund in Mailand namens Theophilus sagte mir, er sei hier zu finden." Damit schaute er sein jüngeres Gegenüber erwartungsvoll an. Wenn der ehrwürdige Herr sich hier einen anderen Namen gegeben hatte, würde er wohl auf Stein beißen, aber dieser Gedanke war überflüssig.
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Il Canzoniere
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die kleine Sichtluke die in die Tür hineingearbeitet worden war hatte sich nach dem Klopfen tatsächlich geöffnet. Offenbar gab es soetwas wie einen Pförtner. Dieser blickte zuerst etwas skeptisch, aber als der Name Benedetto fiel trat etwas anderes in sein Gesicht. Ernst. Sorge?
Er nickte jedoch.

"Ja. Bruder Benedetto ist ein Mitbruder. Ich kann ihm ausrichten das ihr hier seid...wenn ihr Glück habt ist er...wach." ein freundliches Nicken folgte. Dann schloß sich das kleine Guckloch wieder. Es dauerte eine Weile, jedoch nicht lange genug um den kompletten Weg hin und wieder zurückgelaufen zu sein, da öffnete sich die Tür.

Ein weiterer Mönch, einige Jahre jünger als der erste begrüßte Rennard. "Ich wünsche eine gesegnete Nacht, Rennard. Mein Name ist Bruder Citus. Wenn ihr mir bitte folgen würdet. Ich geleite euch zu Bruder Benedetto. In die Schreibwerkstatt." der Mönch trug dies durchaus höflich vor. Wirkte auch so recht freundlich. Irgendetwas in dem Gesicht des Mannes sagte Rennard jedoch das dies nur eines seiner Gesichter sein mochte.

Sollte der Malkavianer keinen Einwand erheben würde er ihn über das Gelände geleiten und ihm dabei freundlich, für etwaigen Gesprächsbedarf, zur Verfügung stehen.
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Rennard
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Rennard »

Rennard bemerkte den Wechsel im Gesichtsausdruck des Pförtners beiläufig. Er konnte sich gut vorstellen, dass Magen und Seele des Mannes schon einiges erlebt haben mochten, wenn er unter einem Dach mit dem Untoten lebte. Ob er von der Natur Benedettos wusste?
Rennard reichte dem zweiten Mönch seine freie Hand zum Gruß. "Euch auch, Bruder Citus. Habt Dank für Eure Hilfe." wiederholte er freundlich. Auf seinem Gesicht lag eine geschäftsmännische Ernsthaftigkeit. Er folgte dem jungen Mann bereitwillig und nahm sogleich voller Neugier den Anblick des Gemäuers in sich auf, das er betreten hatte. Das rhythmische Klacken des Stockes auf dem Boden begleitete die beiden leise und trug dem rechten Bein des Besuchers Rechnung, das steif zu sein schien und deutlich nachgezogen wurde, sodass Citus etwas langsamer gehen musste um bei seinem Begleiter zu bleiben
Es schien daher nur fair, die Zeit etwas zu verkürzen, also erkundigte er sich: "Wisst Ihr, wann dieses Kloster gegründet wurde, Bruder?"
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Il Canzoniere
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Il Canzoniere »

Citus passte sich wie von selbst an das langsamere Tempo Rennards an. Er führte die beiden durch ein Gewirr von Gängen, wobei er den Finger an die Lippen legte. Das Kloster war abgesehen von den Schritten der beiden ganz still. "Es ist noch nicht die Zeit für die Vigil", sprach Citus mit gesenkter Stimme.

"Das Kloster ist seit dem fünften Jahrhundert von Mönchen bewohnt, auch wenn hier früher wohl nur eine Kirche stand. Von der ursprünglichen Form ist jedoch nicht viel erhalten. Erst vor wenigen Jahren wurde die Priorei in eine vollwertige Abtei umgewandelt. Die Baumaßnahmen sind noch gar nicht so lange abgeschlossen." Irgendwie schien er erfreut mit seinem Wissen glänzen zu können, so als ob er sich etwas behalten hatte was ihm vor langer Zeit erzählt worden war.
Sie durchquerten den Klostergarten, der nach würzigen Kräutern roch und passierten ein Wirtschaftsgebäude, nur um dann wieder in das Hauptgebäude einzutreten.

"Ihr kennt Bruder Benedetto von früher?" schien dann die Neugierde über die Höflichkeit zu siegen...auch wenn Rennard den Eindruck hatte das noch irgendetwas anderes dabei war.
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Rennard
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Rennard »

Intuitiv begann ein Teil seines Verstandes damit, sich den Verlauf der Gänge einzuprägen, die sie nahmen. Auf die Geste des Mönches nickte er verstehend und bemühte sich, seine Schritte leise zu halten.

Wieder ein Nicken, das diesmal den Ausführungen über den Umbau des Klosters gebührte. "Das ist ein stolzes Alter." kommentierte er und fragte sich insgeheim, ob und wieviel Benedetto mit diesen Veränderungen zutun hatte.

Dann kroch ein leicht gequälter Gesichtsausdruck auf die Züge des alten Herrn. Die penetrante, speichelleckerische Gier eines Ghuls sickerte durch die Fassade des freundlichen Klosterbruders. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Rennard bemühte sich um die Beibehaltung eines plaudernden Tonfalls. "Ich kenne ihn noch nicht. Ein alter Freund hat mir aber erzählt, was für ein kluger Mann er ist und ich möchte jetzt seine Bekanntschaft machen."
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Il Canzoniere
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Mönch nickte verstehend. Offenbar machte er sich nun Gedanken darüber wer dieser alte Freund wohl sein würde. Als ob er eine ausgeprägte Neugierde besäße. Dennoch schien er sich darüber bewusst zu sein das eine direkte FRage danach zu indiskret wäre. Also nickte er lediglich, die aussage zum Alter des Klosters bestätigend.

"Ja. Diese Mauern haben schon einiges gesehen."

Sie traten in den Kreuzgang des Klosters hinaus, durchquerten einen weiteren Gang und kamen schließlich vor einer geschlossenen Tür an. "Bitte, hier hinein", sagte der Mönch leise und klopfte. Dann öffnete er die Pforte, ließ Rennard hindurchtreten und schloss sie wieder.

Die Stube dahinter war offensichtlich das Scriptorium des Klosters, voller Holzbänke, schlecht geheizt und zu diesem Zeitpunkt nur vom Schein einiger Kerzen erleuchtet, die auf einem Tisch und einem der Pulte standen. Am Pult selbst saß ein fettleibiger, kahlköpfiger, unnatürlich bleicher Mönch der seinen Körper unter dem weiten Habit des Benediktinerordens verbarg.

Nachdem die Tür wieder geschlossen und der leichte Zug verschwunden war nickte der Mönch seinem Besucher zu "Willkommen auf San Marcellino... Herr?" dabei musterten die kleinen Äuglein Rennard mit ebensoviel Skepsis wie misstrauen. Offenbar vermutete er nichts gutes hinter dessen erscheinen.

"Meine Brüder sagten mir das ihr mich sprechen wolltet. Was kann ich für euch tun?"
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Rennard
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Rennard »

Langsam und vorsichtig trat Rennard in den Raum hinein. Er wusste, dass er die Zuflucht von etwas betreten hatte, das vermutlich ungern Besuch empfing. Es dauerte glücklicherweise nicht lange, bis er es am Pult sitzen sah und seine Haltung etwas an Spannung verlor. Ob der kühlen Luft zog er seine Gewandung mit der freien Hand etwas enger zusammen. Eine Geste, die in dieser Situation halbherzig wurde, denn seine Konzentration war von dem untoten Mönch gefesselt. Hatte er eine menschliche Gestalt? Seine Haut war so weiß wie Kreide und das Habit verdeckte viel von seiner Gestalt, die recht groß zu sein schien...

Die Worte seines Gegenübers holten ihn in die Situation zurück. Er machte eine Verneigung und räusperte sich dann. "Ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt. Mein Name ist Rennard. Ich bin Neugeborener vom Clan des Mondes und Kind des Theophilus, Ancilla vom Clan des Mondes." seine Worte klangen recht faktisch. Es fehlte ihnen sowohl an Stolz, als auch Scham. Er ließ eine geduldige Pause zum Zwecke des Verdauens der Aussage und fuhr dann fort. "Ich stamme aus Ratisboa und bin ein Student der Vergangenheit, der Naturphilosophie… und des Arkanen." er machte noch eine Pause, unsicher ob er sich verständlich ausgedrückt hatte und ob er es überhaupt wollte. "Mein Erzeuger sagte mir, Ihr seid ein gelehrter und kluger Mann. Daher hoffe ich, mit einem verwandten Geist eine freundliche Bekanntschaft machen und mich von Zeit zu Zeit mit ihm austauschen zu können." abermals führte er eine kurze Verneigung aus.
"Ich bin erst kürzlich in der Stadt angekommen und möchte mich der weißen Prinzessin vorstellen. Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir sagtet, wohin ich eine Nachricht an sie geben kann."
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Il Canzoniere
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Name seines Erzeugers schien den Mönch zumindest ein wenig freundlicher zu stimmen. Er nickte während seine unscharfen Gesichtskonturen einen Teil ihres Argwohns abzulegen schienen. Auch wenn dort immernoch eine Falte auf der Stirn zu sehen war.

"Benedetto, vom Clan des Todes, Ancilla und Kind des Angelo di Sorrento." hielt er sich kurz.

Gänzlich überzeugt schien er noch immer nicht zu sein. "Verzeiht, aber ich muss sicher gehen das ihr tatsächlich derjenige seid der ihr behauptet zu sein. Wie ihr sagt bin ich tatsächlich ein Scholar der Nacht. Und euer Vorschlag reizt mich. Aber meine Neugierde wurde schon früher von meinen Feinden ausgenutzt. Ich bitte daher um Verifikation. Beschreibt mir bitte wie Theophilus aussieht." offenbar war er mit dem Mann höchstens flüchtig bekannt und hatte wenig intimeres das sich abzufragen lohnte.

Während er sprach hatte er den Malkavianer mit leicht zur Seite geneigtem Blick fixiert. Die großen Augen schienen dabei leicht hervorzutreten. Hastig leckte er sich dabei dann und wann die Lippen.
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Rennard
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Rennard »

Dieses Spiel der Untoten war äußerst nervenzehrend. Fallen, Verrat, Misstrauen, Paranoia und er steckte mittendrin. Was, wenn seinerseits Benedetto versuchte, mehr über seinen Erzeuger zu erfahren und sie sich tatsächlich gar nicht kannten? Es war ein törichter Gedanke, den er schnell beiseite schob.

Er kramte also in seinem Gedächtnis und begann mit minutiöser Detailbesessenheit "Theophilus erhielt den Kuss, wie ich vermute, etwa zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr. Sein Gesicht ist kahl bis auf die buschigen Brauen und Barthaar an seinem Kinn und drei fingerbreit die Kieferkontur entlang." was er mit seiner freien Hand an sich selbst nachzeichnete. "Der Bart ist auf einen halben fingerbreit gestutzt und dunkelblond. Sein Haar ist etwa zwei fingerbreit lang, dunkelblond und hat einen kahlen Fleck um seinen Scheitel." welchen Rennard bei sich andeutete "Ich vermute frühen Haarausfall. Er besitzt eine hagere, aber hochgewachsene Gestalt und pflegt einen Ring aus Messing am Ringfinger der rechten Hand zu tragen..." nun begutachtete er Benedetto und machte den Eindruck, noch Luft zum Fortfahren aufzusparen. Allerdings wollte er nicht die Ungeduld des Ancilla erregen.
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Il Canzoniere
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Re: Dunkle Brüder [Benedetto]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Beschreibung des Theophilus schien den Kappadozianer ein wenig zu besänftigen. Er nickte abschließend als Rennard seine Pause machte. Als ob ihm dies reiche.

Ein wenig versöhnlicher fuhr er dann fort: "Das reicht. Danke. Ich kenne euren Erzeuger nicht besonders gut. Aber mit solch einer Beschreibung kann auch ich ihn wieder vor meinem geistigen Auge sehen. Habt dank.

Die Bitte um Vorstellung werde ich an Ihre Majestät weitertragen. Wohin soll sie Ihre Antwort übersenden?"
dabei schien er gleichzeitig zu fragen: Wo kann ich euch erreichen?

Als ob damit die lästigen Formalien besprochen seien wand er sich dem zu das offenbar sein eigentliches Interesse geweckt hatte: "Ihr nennt euch Student der Vergangenheit, der Naturphilosophie… und des Arkanen. Gibt es etwas an dem ihr aktuell forscht?" dabei winkte er das Mondkind heran während er sich schwerfällig erhob. Als ob er ihm etwas zeigen wolle. Tatsächlich holte er einen dicken, in gold eingeschlagenen Folianten hervor und platzierte ihn auf einem Lesepult. Der Einband war mit einem mit schwerem, eisernen Schloss gesichert. Den dazu passenden Schlüssel trug der dicke Kappadozianer offenbar direkt um den Hals an einer kleinen Kette, den er nun umständlich hervorkramte während er Rennard neugierig anblickte.
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