[1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

[September + Oktober '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Nubis »

Galeno musterte die Dame, während sie sprach und liess sie reden. Er hatte beinahe etwas sagen wollen, zog es doch dann vor, zu schweigen. Jeder hatte seine Ansichten über Sünden und wer wie schuldig war. Jeder Kainit schien da noch einmal spezieller zu sein, als es Menschen waren. Auch er hatte seine Ansichten, die sich zum Beispiel von denen seines Ghuls oder denen Avelinas etwas unterschieden. Doch er glaubte, dass Worte auch nicht immer etwas bringen würden, vielleicht eher Taten. Man konnte viel diskutieren, wenn der Tag oder die Nacht lang war, doch oftmals bewegten erst Handlungen das, was Worte nur anstossen konnten.
Er nickte also nur, um zu verstehen zu geben, dass er noch immer bei der Sache war, aber dazu nicht wirklich etwas sagen wollte. Auch war der Glaube seiner Meinung nach hier gerade nicht so wichtig, auch wenn alleine schon dieser Gedanke in seiner Vergangenheit verurteilt worden wäre.

"Ich würde sie trotzdem gern von euch hören, denn so könnten wir gleich vorweg Missverständnisse vermeiden. Erwartungen können trügerisch sein, genau wie Vermutungen. Ihr nehmt es mir sicherlich nicht übel, wenn ich in diesen Belangen lieber von Anfang an Klarheiten schaffen möchte. Dies ist wichtig, auch der Forschung wegen. Und wenn ihr einen neue Forschung eröffnen könnt, nun..sagt an, was genau schwebt euch vor?"
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Sousanna
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

"Ihr seid ein kluger, junger Mönch und ich bin mir sicher, dass ihr wisst, wie die Dinge unter den unseren funktionieren.", stellte die Ravnos noch einmal klar und schüttelte ungläubig den Kopf. Beinahe als könne sie es nicht fassen, solche Banalitäten nun auch noch ausbuchstabieren zu müssen. Als könne sie es nicht fassen, dass man immer noch hohes Blut zeugte und entließ, das sich so stillos zeigen konnte, nun auch noch die einfachsten Regeln erklärt bekommen zu müssen.
So klang die Erklärung auch so als bläue sie zum tausensten Mal einem Kind ein, dass man mit einem Messer keine Suppe würde essen können. "Ich helfe euch. Ihr helft mir. Geld interessiert keinen von uns beiden. Es verliert die Bedeutung nach dem Tod. Also wäscht eine Hand die andere."

Dann aber blickte Sousanna dem Mönch ernst ins Gesicht. Etwas abschätzendes lag in ihren dunklen Augen, als wolle sie seine nächste Reaktion genau beobachten. "Meine Frauen könnten eine sichere Methode brauche, Schwangerschaften zu verhindern oder zu beenden. - Vor allem aber brauchen sie eine billige Möglichkeit Männer schlafen zu legen ohne dass es auffällt."
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Nubis
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Nubis »

"Ja, ich weiss wie die Dinge funktionieren und dass nicht jeder genau dies im Sinne hat, Gleiches mit Gleichem. Wobei Geld ab und an durchaus Bedeutung hat, sofern man mit Sterblichen Handel treiben will." Er lächelte wieder.

Doch dann wurde sein Blick etwas verwirrt.
"Inwiefern wollt ihr günstig Männer schlafen legen? Meint ihr betäuben? Oder tatsächlich einschläfern? Und ich sollte wahrscheinlich nicht fragen, wozu ihr dies genau benötigt oder was dies für einen Zweck erfüllen soll?"

Er war durchaus etwas misstrauisch, klang das Ganze doch ein wenig seltsam. Was geschah dann wohl mit den Männern? Betraf es vielleicht nur bestimmte Sorten von Männern? Gewalttätige oder sonstige, vor denen sie sich schützen wollten?
So runzelte er nachdenklich die Stirn und fasste den Gedanken, sie ein wenig vertrösten zu müssen, sehr wahrscheinlich. Denn das wollte er nicht übers Knie brechen, zumal noch jemand anderer involviert war.
Doch vorerst wollte er abwarten, was sie noch an Informationen preis gab, denn schliesslich musste er schon etwas mehr wissen, um sich überhaupt darüber Gedanken machen zu können oder zuzusagen oder abzulehnen.
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Sousanna
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Für einen Augenblick schien es, als hätte die Ravnos mit Freuden den Kopf gesenkt und frustriert geschnaubt. Doch sie war eine über Jahrzehnte geschulte Bestie. So blieb es lediglich bei einem gereizten Funkeln in den sonst so sanften Augen.

"Würde ich sie töten wollen, könnte ich das mit einem Fingerschnippen besorgen lassen.", erklärte sie mit gezwungener Ruhe. Einen Augenblick konnte man meinen, dass sie die Zähne zusammengepresst hatte. Beinahe so als müsse sie sich nun wirklich zusammenreißen, nicht sehr, sehr unhöflich zu erklären, dass er sich ihre Unterstützung in die Haare schmieren sollte, wenn er sie so für dumm verkaufte. Eine stille Warnung lag aber in jeder Silbe ihrer Aussage.

"Ich möchte Verletzungen vermeiden können." Ein unangenehmes Grinsen spielte über das wunderschöne Gesicht. Es sprach von amüsierter Missachtung. "Nicht jeder Wanderer will in jedem Fall jedem schaden. Nicht jeder Sünder badet im Blut." Ihre Worte hatten etwas von einem Lehrsatz wie er sie aus dem Kloster kennen würde.
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Nubis
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Nubis »

Ein tiefes Seufzen entfuhr seinen Lippen. Leute, die wenig Ahnung von Medizin und der Wirkung von Giften hatten, reagierten wohl oft mit Unverständnis, wenn es darum ging, etwas zu spezifizieren. Sie dachten, dass Gift gleich Gift sei oder Heilung mit einem Fingerschnipp geschehen mag.
Zudem schien die Verständigung wohl manchmal etwas schwierig, schliesslich trafen mehrere Dialekte aufeinander. Und manch Wort wurde anders gedeutet.

Als er sprach, blieb er sachlich, ruhig und in einer neutralen Tonlage.

"Ich sprach nicht vom Töten. Dies würde ich auch ablehnen. Ich wollte lediglich wissen, ob ihr eine bestimmte, differenzierte Art in Ausblick habt. Es gibt Möglichkeiten den Körper zu betäuben, den Geist dabei aber nicht. Lähmende Gifte würden dann zum Einsatz kommen. Oder wollt ihr, dass der Geist ebenfalls benebelt wird, weil dann würden einschläfernde, narkotische Gifte eine Rolle spielen. Allerdings sind die meisten Gifte von Pflanzen relativ gut erkennbar, wirken zu langsam, sind zu unsicher oder führen zu ungewollten Nebeneffekten, wie Übelkeit, Wahnsinn, Tollheit, Krämpfen und oftmals trotzdem zum Tode, da sie falsch dosiert wurden. Ich könnte euch also nicht gleich eine Lösung bieten, sondern müsste auch da etwas finden oder mischen. Ausserdem...wenn es günstig sein soll, dann wäre etwas, was ihr auch selbst herstellen könnt, um einiges besser, als wenn ihr jedes Mal zu jemandem gehen müsstet, dieser womöglich Fragen stellt oder gutes Geld für die Zutaten verlangt.“

Er lächelte. „Es wäre durchaus eine interessante Forschung, aber eine, die ich ein wenig hinten anstellen müsste. Die Nächte sind dann doch leider zu kurz, als dass ich zu breit Fächern könnte. Zumal, wenn man sich auf weniger konzentriert, wird man auch oftmals schneller damit fertig.“
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Offensichtlich schien Sousanna derartige Geschäftsgespräche sehr zu schätzen. Zumindest wirkte sie ein wenig entspannter. Ernst nickte sie und hörte dem Mönch aufmerksam zu. Immer wieder nickte sie aufmerksam oder schien Dinge zu bedenken, die er ansprach.
So nickte sie auch ein letztes Mal, da er schloss. "Ich verstehe.", gab sie ernst zurück und lächelte kurz. "Mir ist auch klar, dass eure Prioritäten fürs erste in anderen Feldern liegen. Ich bin bisher ohne ausgekommen und ich werde warten können. Seht es eher als Angebot denn als Verpflichtung." Kurz blitzte Wärme in ihren Augen.

Leicht neigte sich dann ihr Kopf, ehe sie Rede und Antwort stand. "Es geht mir darum, dass viele der Kunden besagter Frauen unangenehm werden. Wir können sie nicht überall schützen und eine Bekämpfung der späteren Schäden ist als erschläge man die Maus besorge sich aber keine Katze." Die schmalen Schultern der Harpyie hoben und senkten sich, als wolle sie die Selbstverständlichkeit darin nur noch einmal betonen.
"Wein wirkt nicht schnell genug und ist zu teuer. Alles andere ist bisher zu auffällig." Sie seufzte theatralisch. "Am besten wäre es, eine einfache Müdigkeit würde die Herren ergreifen und sie schlafen lassen. Man könnte es auf Rausch oder Anstrengung schieben, wisst ihr?"
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Nubis »

„Einfache Müdigkeit..Rausch....“ er überlegte leicht, schüttelte dann aber mit dem Kopf. „Wäre zu teuer...“

„Wir werden sehen, ob sich etwas finden lässt. Das Problem bei Forschung und Medizin ist, dass man nie mit absoluter Bestimmtheit sagen kann, ob man etwas findet, oder nicht. Eine Frage noch...habt ihr Möglichkeiten selbst etwas anzubauen oder anbauen zu lassen, wenn ihr denn die Samen dafür erlangen könnt?“
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ein weiteres Nicken. Auch sie schien eine Weile nachzudenken. Ihr Blick ging zum trüben Sternenhimmel.
"Das ist doch bei jedem Unterfangen so", sinnierte sie vor sich hin. "Man weiß nie, ob etwas von Erfolg gekrönt ist, ehe man nicht einmal versucht hat, es zu tun. Gleich ob Handel, Forschung oder Liebe..." Sousannas verträumtes Lächeln traf den Kappadozianer.
"Aber ja, ich kann anbauen lassen. Das sollte das geringste Problem sein." Sanft funkelten die Augen. "Auch über Mittel für die Forschung braucht ihr euch, so euer Interesse geweckt ist, keine Sorgen machen."
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Nubis »

“Damit liesse sich womöglich etwas finden. Und wenn ihr selbst etwas anbauen lassen könnt, dann seid ihr dort auch nicht auf Handel angewiesen.“
Er hatte schon etwas im Kopf, doch das musste er noch einmal austesten und die richtige Mischung finden, die nicht womöglich tödlich enden könnte.

“Wie wollen wir es handhaben mit den Frauen, die sich untersuchen lassen würden? Kommt ihr deswegen auf mich zu? Es wäre schön, wenn sich ein paar Freiwillige finden würden, denn schliesslich kommt es auch ihnen zu Gute.“
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Re: [1012] Lass die Knochen tanzen [Galeno, Sousanna]

Beitrag von Sousanna »

Ein nachsichtiger Blick streifte Galeno. "Ihr wisst nicht viel von Huren, oder?", stellte sie nur mit einem Seufzen fest und schüttelte dann bedauernd das Haupt. "Sie sind ein eingeschworenes, verschlossenes Völkchen und bevor eine von ihnen sich freiwillig ohne Bezahlung oder Bestechung einem fremden Mann ausliefert, muss ein Wunder geschehen." Ein leises Lachen. "Ihr Leben ist hart und fördert das Misstrauen. Ich werde einiges an Arbeit leisten müssen, ehe ihr auch nur eine von ihnen zu einem Gespräch bekommt."
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