[Fluff] Weine nicht kleine Schwester [Arash]

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Arash
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[Fluff] Weine nicht kleine Schwester [Arash]

Beitrag von Arash »

Seine Mutter war eine einfache Bäuerin, genau wie auch sein Vater jeden Tag die Felder bestellte. Die ersten sechs Jahre seine Lebens verliefen auch ohne besondere Ereignisse. Allerdings, als er gerade sechs war und alleine in dem abgeschotteten Schlafraum spielte, begann plötzlich seine Zwillingsschwester im Nachbarraum heftig zu schreien. Sie weinte unkontrolliert und brüllte vor Schmerzen. Arash linste durch den Vorhang der die Tür bildete. Was er sah erschütterte ihn zutiefst. Er sah zwei Männer die sich über seine Schwester gebeugt hatten und sie mit Peitschen traktierten. Er konnte sie nur von hinten sehen aber er wollte das nicht sehen. Dann wendete er sich ab, legte sich auf den Boden und presste die Hände auf die Ohren. Die Augen fest geschlossen. Aber er hörte das Schreien und Weinen seiner Schwester immer noch. Schließlich schlief er endlich ein.

Am nächsten Morgen erwachte er und die letzte Nacht war wie aus seinem Gedächtnis getilgt. Sogar noch mehr. Er wusste nicht einmal mehr das er eine Schwester gehabt hatte, diese war nämlich verschwunden. Er hatte die ganze Nacht über auf dem Boden gelegen und sich die Hände, selbst im Schlaf, auf die Ohren gepresst gehabt. Aber er hatte die Schreie trotzdem noch gehört. Sogar, als er schon geschlafen hatte und dabei zerbrach etwas in ihm. Jetzt aber war alles wie weggewischt. Seine Mutter wunderte sich zwar ein wenig das er gar nicht mehr schrie, war darüber aber auch ganz glücklich, denn sie hatte in der Nacht ihre Tochter verloren. Tot geprügelt, von zwei Männern aus dem Dorf. Und doch konnte sie nichts tun. Arash bemerkte das ihre Augen nie mehr so leuchteten wie vor dieser Nacht. Früher waren sie leuchtende Sterne gewesen in denen immer Schalk glitzerte. Nun waren sie stumpfe Kohlen die nicht einmal mehr ein Lächeln erreichte. Arashs grüne Augen hingegen leuchteten seit dieser Nacht in einer ruhigen Art, die scheinbar wenig auf die Umgebung abfärbte. Viel eher machte es die Leute nervös das dieses sechsjährige Kind nicht mehr schrie, nicht einmal mehr etwas anderes kindhafte von sich gab, sondern meistens ganz still auf dem Arm seiner Mutter saß oder in der Gegend herumstand und die Umgebung musterte. Nichts schien dieses Kind noch verstören oder erschrecken zu können aber keiner konnte sich einen Reim darauf machen, denn niemand wusste das er zugesehen hatte wie sein Schwester vergewaltigt wurde und dann starb. So wuchs sie weiter heran aber trotz das er wenig Sprach und sich sonst aber vollkommen ins Dorfleben zu integrieren versuchte, wurde er von den anderen Bewohnern eher gemieden. Mit neun Jahren war er ein schmächtiger Junge mit schwarzem Haar und diesen wachen grünen Augen, die jeden der sie erblickte nervös machten. Oft wanderte er des Tages einfach durchs Dorf und die das Dorf umgebene Wildnis. Diese Wildnis bestand aus einen Moor und einer etwas entfernteren Bergkette. Er brauchte nur eine Stunde Fußweg um die Ausläufer dort zu erreichen und er nutzte die Zeit oft um nachzudenken. Er war anders, das wusste er. Er dachte klarer als die meisten Menschen Seine Gedanken waren konzentriert auf den Punkt den er ansah. Das Andere diesen intensiven Blick als stören und unangenehm empfinden könnten war ihm nie bewusst. Eines Tages verschätzte er sich aber auf seinem Rückweg aus dem Gebirge in der Zeit und kam erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder ins Dorf. Die Holzhütten lagen allesamt dunkel da und es war still. Viel zu still. Langsam schritt er durchs Dorf. Er zeigte keine Angst, auch wenn er innerlich tausend Tode starb. Leise wehte der Wind das Geschrei eines Mädchens an sein Ohr. Erst war es ihm nicht richtig bewusste aber seine Füße trugen ihn schneller.

Das nächste an das er sich erinnerte war ein Messer in seiner Hand und Blut. Unendlich viel Blut. Es war überall an ihm, auf dem Boden und auf dem Messer. Er hielt es immer noch verkrampft fest und starrte dabei auf die beiden blutigen Körper vor sich. Er wusste nicht was passiert war oder wer diese Männer getötet hatte aber er lies das Messer fallen und sank schluchzend in sich zusammen. Es war das erste Mal nach drei Jahren das er wieder weinte. Dieser Weinkrampf hielt allerdings nicht lange. Als die anderen Dorfbewohner am Haus ankamen fanden sie ihn kniend im Raum neben den drei Leichen und seine grünen Augen schimmerten leicht im Kerzen und Fackelschein. Er war wieder vollkommen ruhig. Dann sprach er seit mehreren Jahren das erste Mal wieder. Seine Stimme war rau und ohne Gefühl, denn er hatte sie lange nicht mehr benutzt.

„Ihr, die ihr nichts tatet, werdet leiden wie sie gelitten haben, wenn die Zeit reif ist!“

Er meinte das vollkommen ernst und die Dorfbewohner, die ihn mehr oder weniger die letzten Jahre ignoriert hatten schreckten zurück, bis eine schrille Stimme rief: „Er ist verhext! Verbrennt ihn!“ Sofort war der Mob da, wollte ihn lynchen. Er hätte es zugelassen, aber seine Mutter stellte sich dazwischen. „NEIN!“ schrie sie aus vollem Hals und der Mob hielt inne. „Er ist mein Sohn und ich werde mich um ihn kümmern!“

Die anderen wurden ruhiger. Seine Mutter nahm ihn in den Arm und führte ihn weg. Die nächsten Stunden verbrachte er in einer Starre, aus der er sich nicht lösen wollte. Seine Mutter packte einige Sachen zusammen und ging mit ihm noch in dieser Nacht ins Gebirge. So tief das er sich dort nicht mehr aus kannte. Irgendwann, die Sonne sank schon langsam wieder hinter die Berggipfel setzte sie ihn in einer dunklen Höhle ab.

„Hier bleibst du, bis du wieder Normal bist! Du...du...Teufelsbalg!“ schrie sie noch dann stürmte sie aus der Höhle. In seinem Kopf brach sich ein Gedanke bahn. Etwas was er schon immer gewusst zu haben schien. Es war nur unter dem Dorf begraben gewesen. Jetzt wo er nicht mehr da war war auch die Barriere gefallen. In seinem Kopf erhallte ein lang gezogenes helles Lachen. „Wenn die Zeit gekommen ist!“

Er versuchte nicht mehr ins Dorf zurückzukehren. Er brauchte die Menschen nicht. Er wusste wie er etwas zu finden würde. Es gab hier wilde Beeren und den ein oder anderen Hasen konnte er auch erjagen. Es schien auch so das ihn die Tiere der Umgebung in Ruhe ließen, denn er sah zwar ab und an einen Bären oder einen Berglöwen aber keines dieser Tiere näherte sich ihm. Es könnte Glück sein, aber er wusste es besser. Er war frei von Zwängen und entfaltete sich frei. Eines Tages streifte er wie jeden Tag durch die Berge und kletterte gerade in einer Schlucht die letzten Meter zum Boden, als er einen Mann am Boden liegen sah. Er schien gestürzt zu sein. Auf jeden Fall jammerte er ganz fürchterlich, schien ihn allerdings noch nicht bemerkt zu haben. Neben dem alten Mann bleib er stehen und betrachtete ihn, bis dieser den Kopf hob. „Wer bist du?“ Er antwortete nicht, betrachtete ihn nur weiter. Seine durchdringenden Grünen Augen durchbohrten die trüben, grauen des Alten. „Hilf mir hoch bitte. Ich kann nicht mehr weiter.“ Es war eine Bitte. Ein Flehen aber er rührte sich nicht. „Wenn der Boden dich anzieht, stoß ihn selbst ab und geh.“ Der Mann sah ihn verständnislos an und dann drehte er sich um und ging. „Warte! So hilf mir doch.“ Arash ging weiter. „Stoße den Boden von dir ab. Dann wirst du unter dem Himmel wandeln!“

Arash ging weiter, auf die Felswand zu und begann sie wieder zu erklettern. Der Felsen war hier so zerklüftet dass klettern ein leichtes war. Oben angekommen blickte er noch einmal in die Schlucht hinab. Der Alte Mann stand dort und blickte zu ihm auf. Ein Lächeln ging über Arashs Lippen. Dann nickte er ihm zu und verschwand.

Zwei Tage später war er gerade dabei einen Fuchs über dem offenen Feuer zu braten, als plötzlich ein Schatten in seine Höhle fiel. Sein Blick suchte die Quelle und fand eine Frau vor, die dort kniete. „Ich bringe euch eine kleine Gabe.“ Er blickte sie verständnislos an. „Wofür?“ seine Stimme war leise und er wandte sich wieder dem Fuchs zu. „Ihr habt meinen Vater geheilt! Dafür will ich euch danken!“ Arash schüttelte den Kopf. „Nein das habe ich nicht. Er ist von alleine aufgestanden. Ich habe ihm nur gesagt was er tun muss. Getan hat er es ganz allein.“ Die Augen der jungen Frau weiteten sich kurz dann blinzelte sie und lächelte Scheu. „Bitte nimm es an!“

Arash antwortete nicht mehr und, als sie das merkte verschwand sie auch. Lies aber das Brot da, dass sie ihm bringen wollte. An diesem Abend aß er hungrig das Brot und warf den Fuchs in die nächste Schlucht. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich sein Leben in den Bergen. Immer öfter kamen Bewohner des kleinen Dorfes auf der anderen Seite des Gebirges, um seinen Rat zu erbitten. Dafür ließen sie ihm essen da. Er half ihnen gerne, hatte er doch so die Meiste Zeit seine Ruhe.

...und die Zeit verging....
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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Arash
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Re: [Fluff] Das Geistermädchen

Beitrag von Arash »

Arash wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er sich auf der hohen Felskannte aufrichtete. Sein Blick wanderte kurz nach unten. Zwanzig Meter tiefer floss ein kleiner Gebirgsbach entlang, dessen Wasser in der untergehenden Sonne orange glitzerte. Vor ihm lag das wilde Plateau auf dem er heute jagen würde.Gestern hatte Arash hier einen Hasenbau ausgemacht. Heute würde er sich eines der kleinen Tierchen holen. Das letzte Mal, war es leider schon zu dunkel gewesen. Aber heute schien die Sonne perfekt auf das kleine Waldstück hernieder. Lächelnd bewegte er sich zwischen die Bäume. Die Schatten, welche die riesigen Eichen und Buchen warfen, verschluckten seinen schlanken Körper beinahe ganz und nahmen ihm die Sicht, aber er kannte sich inzwischen aus und fand den Bau ohne größere Probleme. Er kniete rechts davor nieder und verfiel in eine Starre. Er wurde eins mit der Umgebung und irgendwann würden ihn die Hasen schon als Teil des Waldes akzeptieren und hinauskommen. Es war gar nicht so leicht in dieser Lauerstellung zu bleiben, denn die Beine schliefen ihm schnell ein und auch der Rücken begann zu schmerzen. Die Sonne ging bald unter und lies ihn im stock dunkeln zurück. Aber er wartete geduldig weiter und gewöhnte seine Augen langsam an das schwache Mondlicht, welches der Sternenklare Himmel auf ihn herab warf.

Endlich bewegte sich etwas in dem Loch vor ihm und kurz darauf steckte auch schon ein Kaninchen seinen Kopf prüfend aus dem Bau. Arash wartete, denn er wusste das er jetzt nicht vorschnell handeln durfte. Erst als das Tier den Bau ganz verlassen hatte stürzte er sich nach vorne, um ihm das Messer in den Körper zu rammen. Aber er verschätzte sich. Seine Beine waren eingeschlafen und gehorchtem ihm nicht, so dass er anstatt das Kaninchen aufzuspießen nur Erde aufwühlte. Seine Beute verschwand natürlich in der Dunkelheit. Arash blieb noch einige Augenblicke liegen und erhob sich erst dann. Innerlich fluchte er über seine eigen Dummheit. Äußerlich war ihm das jedoch kaum anzusehen. Mehr als ein Stirnrunzeln und einen wehleidigen Blick in die Richtung, wo sein Abendessen verschwunden war, leistete er sich nicht. Heute hieß es wohl hungern. Seufzend machte er sich auf den Weg zurück. Er musste im dunkeln die Steilwand wieder hinunter, aber zum Glück kannte er diese Wand inzwischen auswendig. Geschickt kletterte sein schlanker Körper die Wand hinunter. Er strauchelte nicht einmal und erreichte den Bach unbeschadet. Ein Sprung brachte ihn ans andere Ufer wo er sich kurz umsah.

Ein Hase lag tot vor ihm. Der Bauch fein säuerlich aufgeschlitzt. Arashs Augenbraue ging nach oben und er sah sich noch einmal aufmerksamer um.

"Du musst noch essen!" erklang eine Stimme in seinem Kopf. Er wirbelte herum und da stand ein kleines Kind. Ihre Haut war beinahe Schneeweiß und die Augen glühten in einem gefährlichen Rot. Er machte instinktiv einen Schritt zurück aber sie schüttelte nur den Kopf.

"Keine Angst." Und tatsächlich wurde er ruhiger und sah sie mit Gefasstheit an. "Wer bist du?"

Sie lächelte wieder und schlug die Augen nieder. Dann löste sie sich auf. Seine Augen wurden groß und er lief zu der Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte. Seine Hände wischten durch die Luft aber sie war verschwunden. Irritiert blieb er kurz stehen und sah sich noch einmal aufmerksam um. Das Mondlicht glitzerte in dem schnell fließenden Wasser hinter ihm. Beleuchtete den zerklüfteten Boden, der vollkommen ohne Bewuchs war und über den er noch gehen musste, um zu seiner Höhle zu gelangen. Aber er konnte sie nicht entdecken. War es nur eine Illusion gewesen? Aber wieso hatte sie dann mit ihm gesprochen? Und wo kam sonst der Hase her?

Schließlich zuckte er mit den Schultern und hob den toten Körper auf, um ihn zurück zur Höhle zu bringen und zu verspeisen.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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