[Fluff] Lektionen in Demut [Gasparo]
Verfasst: Mo 18. Feb 2019, 19:34
Der kleine Saal füllte sich langsam. Etwas mehr als ein dutzend Jungen begannen, sich auf den Holzbänken zu verteilen. Die älteren Kinder, die schon fast am Ende der Pubertät waren, zündeten vorsichtig eine Kerzen an, um den fensterlosen Raum zu erhellen.
Sie alle sahen sich, wenn man das unterschiedliche Alter nicht berücksichtigte, ähnlich. Sie trugen praktisch identische Tuniken, die aus abgetragener Wolle bestanden. Ihre Haare waren im Stile einer Tonsur geschnitten. Vielen stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben.
Sie unterhielten sich im Flüsterton immer wieder einen vorsichtigen Blick auf den Eingang des Saales werfend.
„Ich bin sooooo müde.“
„Reiß dich zusammen, Bernardo.“
„Lass ihn in Ruhe.“
„In fünf Stunden ist schon wieder Morgengebet.“
„Der Magister sagt, dass die Lektionen bei Nacht besser im Geist verweilen.“
„Leise, er kommt!“
In fast panischer Hektik liefen die Jungen kurz durcheinander, so dass jeder auf seinem Platz saß.
Dann betrat der Magister den Saal, aufrecht, fast starr, mit großen Schritten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Erst, als er einen mit christilichen Symbolen verzierten Pult am Ende des Saals erreichte, würdigte er die Kinder und Jugendlichen eines Blickes. Sein Gesichtsausdruck war neutral, fast gelangweilt, während sein langsam über die Anwesenden schweifte und stumm musterte.
Für einen langen Moment lag völlige Stille über dem Raum. Die Jungen begannen unruhig zu werden und der eine oder andere zappelte nervös auf seinem Platz, vergeblich versuchend, dem Blick des Lehrers auszuweichen.
„Guten Abend, Schüler.“ Gasparos Stimme war klar und tief, aber es schwang auch eine gewisse Schärfe mit, ein irgendwie bedrohlicher Unterton.
„Guten Abend, Signore di Como! Salve!“ Der Singsang der Schüler war einstudiert.
„Bevor ich weiter über den Epikureismus doziere möchte ich einen Zwischenfall vom heutigen Tage ansprechen. Ihr hattet nach dem Mittagsgebet eine Stunde mit Sixtus und was er mir berichtete macht mich unglücklich.“
Die Schüler begannen zu flüstern und zu tuscheln, aber Gasparo schlug mit der flachen Hand auf den Pult vor ihm und der laute Knall brachte die Unruhe zu einem schockierten Ende.
„Sixtus unterrichtete mich, dass eine ganze Reihe von Euch bei einfacher Grammatik versagt habe.“
Er richtete einen anklagenden Zeigefinger auf einen Schüler. „Du machtest Fehler beim Deklinieren.“ Tiefe Enttäuschung schwang in seinem Tonafall mit. Er richtete den Finger auf einen anderen Jungen. „Du konntest eine einfach Redewendung nicht übersetzen.“ Ein dritter Schüler wurde herausgepickt. „Deine Buchstaben waren so undeutlich gezeichnet, dass sie aussahen, als ob ein schwachsinniger Bauer sie mit einer Hühnerklaue in eine Mauer geritzt hätte.“
Der Finger legte sich auf das Amulett auf Gasparos Brust. „Ich bin wahrlich beschämt über diese Ergebnisse. Geben wir Euch hier nicht ein Dach über den Kopf, ein warmes Bett und jeden Tag Brot, um Eure Mäuler zu stopfen? Wie erklärt Ihr diese Verletzungen Eurer Pflichten, diese Faulheit die den Bischof und sogar mich blamieren?“
Er trommelte nun auf dem Amulett und erneut wanderte sein Blick durch die Reihen. Die Jungen sahen betreten auf die Tiche vor ihnen, der eine oder andere begann zu schluchzen.
„Solltet Ihr Eure Ausbildung hier so leicht nehmen sollte sein Zeit an dieser Schule zu einem Ende kommen. Würden Eure Eltern Euch wieder aufnehmen, wenn Ihr dieses Haus verlasst? Habt Ihr überhaupt noch alle eine Heimat, in die Ihr zurückkehren könntet?“ Sein Blick ruhte auf dem kleinen Frollo, von dem er wusste, dass er eine Waise war.
„Oder solltet Ihr Euch nicht lieber besinnen und endlich beginnen, diese Lektionen zu verinnerlichen? Sapientia et doctrina!“
Erneut schlug er mit der Hand auf den Pult. Viele der Kinder zuckten erneut zusammen.
„Werter Magister, Ihr könnt nicht nur den Jüngsten die Schuld geben.“
Sofort geriet die Klasse in Aufruhr, als einer der Ihren seine Stimme hob. Felice war einer der älteren Schüler, und vielleicht der Klügste von Ihnen.
Gasparos Augenbraue wanderte nach oben als er sich ganz dem Wortführer widmete.
„Ah, Felice. Wer sonst? Was hast Du zu sagen, Bursche?“
Felice schluckte kurz aber sein Blick begegnete dem des Lehrmeisters.
„Werter Magister, der Unterricht, den Sixtus führt, hat nicht die Qualität von Euren Lektionen. Er scheint vieles nur auswendig herunterzuleiern, ohne selbst ein echtes Verständnis zu haben, und erscheint oft gelangweilt. Als er Luca maßregelte für die falsche Deklination von vis bin ich mir nicht sicher, ob er die richtigen Worte kannte.“
Der Ventrue nickte und schloss kurz die Augen. Mit beiden Händen griff er nach den Ecken des Pultes und er schien sie sehr fest zu umklammern.
Als er die Augen wieder öffnete starrte er Felice kalt an. „Ausflüchte, junger Felice … Ausflüchte und Entschuldigungen und Lügen werden einem schlechten Schüler nie helfen, sein Potential zu entfalten.“
„Aber i-“
„ABER NICHTS! Deine Arroganz gegenüber Sixtus, Eurem Lehrer und Dozent, ist ein neuer Tiefpunkt in Deinem Benehmen. Wenn Du wirklich besorgt wärest über die Qualität Eurer Ausbildung, wenn Du wirklich Zweifel hättest am Urteilsvermögen irgendeines der Lehrer hier im Kastell, hättest Du das Gespräch mit mir suchen müssen. Unverzüglich. Stattdessen produzierst Du Dich hier als Spartacus vor dem Rest der Klasse.“
Gasparo trat hinter dem Pult hervor und ging in Richtung einer Ecke des Saals. Erneut begannen einige der Schüler sich nervös zu winden. Sie ahnten, was folgen würde.
„Ihr seid weit gekommen in den letzten Jahren. Die Lektionen, die ich Euch beigebracht habe, werden Euch zu weisen und begehrten Priestern machen, denen die oberen Ränge Eurer Kirche offenstehen werden. Aber wir sind noch lange nicht am Ende Eurer Formung angelangt und Eure Entwicklung könnte Euch noch zu traurigem Mittelmaß werden lassen. Ihr müsst über Euch hinauswachsen um die Welt und die Menschen zur Besserung zu führen und ich werde Euch dorthin bringen.“
Er drehte sich erneut zur Klasse um und in seiner Hand lag nun ein Bündel blattloser Birkenzweige, dass an einem Ende zu einer Art Griff zusammengebunden war. Die Schüler wagten es nicht, beim Anblick der Rute ein Geräusch zu machen. Diese Lektion hatten Sie bereits früher gelernt.
„Felice.“ Widerwillig erhob sich der Schüler. Er hatte das Züchtigungsexperiment bereits einige Male spüren müssen und er hatte sich geschworen, diesmal nicht zu zittern.
Doch der Magister hatte eine letzte Überraschung an diesem Abend geplant. „Felice, Deine Worte haben Deinen Mitschülern sicherlich gut gefallen. Aber Sie wie Du lernen musst, Deine Borstigkeit mir gegenüber abzulegen müssen sie lernen, dass sie sich nicht zum wiederholten Male hinter Dir verstecken dürfen. Frollo!“
Der Junge, höchstens zehn, schluchzte laut auf als er schnell begriff, was passierte. „Frollo, trete nach vorne.“ Frollo schaute hilfesuchend in die Runde aber keiner der anderen Schüler, auch nicht Felice, konnte seinem Blick begegnen.
„Frolloooooo“, intonierte Gasparo. Seine Mundwinkel schienen leicht zu zucken. Vorsichtig, als ginge er auf glühenden Kohlen, machte der kleine Schüler seinen Weg zum wartenden Magister. Mit einem flehenden Blick sah er zu Gasparo hoch … und fiel mit einem schmerzerfüllten Schrei zu Boden, als der Lehrmeister ihm mit der knallenden Rute quer durch das Gesicht fegte.
„Schüler, wir zählen von 10 herunter.“
„DECIMUS!“ hallte es ihm aus den Saal entgegen. Gasparo nickte zufrieden als er erneut ausholte.
Sie alle sahen sich, wenn man das unterschiedliche Alter nicht berücksichtigte, ähnlich. Sie trugen praktisch identische Tuniken, die aus abgetragener Wolle bestanden. Ihre Haare waren im Stile einer Tonsur geschnitten. Vielen stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben.
Sie unterhielten sich im Flüsterton immer wieder einen vorsichtigen Blick auf den Eingang des Saales werfend.
„Ich bin sooooo müde.“
„Reiß dich zusammen, Bernardo.“
„Lass ihn in Ruhe.“
„In fünf Stunden ist schon wieder Morgengebet.“
„Der Magister sagt, dass die Lektionen bei Nacht besser im Geist verweilen.“
„Leise, er kommt!“
In fast panischer Hektik liefen die Jungen kurz durcheinander, so dass jeder auf seinem Platz saß.
Dann betrat der Magister den Saal, aufrecht, fast starr, mit großen Schritten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Erst, als er einen mit christilichen Symbolen verzierten Pult am Ende des Saals erreichte, würdigte er die Kinder und Jugendlichen eines Blickes. Sein Gesichtsausdruck war neutral, fast gelangweilt, während sein langsam über die Anwesenden schweifte und stumm musterte.
Für einen langen Moment lag völlige Stille über dem Raum. Die Jungen begannen unruhig zu werden und der eine oder andere zappelte nervös auf seinem Platz, vergeblich versuchend, dem Blick des Lehrers auszuweichen.
„Guten Abend, Schüler.“ Gasparos Stimme war klar und tief, aber es schwang auch eine gewisse Schärfe mit, ein irgendwie bedrohlicher Unterton.
„Guten Abend, Signore di Como! Salve!“ Der Singsang der Schüler war einstudiert.
„Bevor ich weiter über den Epikureismus doziere möchte ich einen Zwischenfall vom heutigen Tage ansprechen. Ihr hattet nach dem Mittagsgebet eine Stunde mit Sixtus und was er mir berichtete macht mich unglücklich.“
Die Schüler begannen zu flüstern und zu tuscheln, aber Gasparo schlug mit der flachen Hand auf den Pult vor ihm und der laute Knall brachte die Unruhe zu einem schockierten Ende.
„Sixtus unterrichtete mich, dass eine ganze Reihe von Euch bei einfacher Grammatik versagt habe.“
Er richtete einen anklagenden Zeigefinger auf einen Schüler. „Du machtest Fehler beim Deklinieren.“ Tiefe Enttäuschung schwang in seinem Tonafall mit. Er richtete den Finger auf einen anderen Jungen. „Du konntest eine einfach Redewendung nicht übersetzen.“ Ein dritter Schüler wurde herausgepickt. „Deine Buchstaben waren so undeutlich gezeichnet, dass sie aussahen, als ob ein schwachsinniger Bauer sie mit einer Hühnerklaue in eine Mauer geritzt hätte.“
Der Finger legte sich auf das Amulett auf Gasparos Brust. „Ich bin wahrlich beschämt über diese Ergebnisse. Geben wir Euch hier nicht ein Dach über den Kopf, ein warmes Bett und jeden Tag Brot, um Eure Mäuler zu stopfen? Wie erklärt Ihr diese Verletzungen Eurer Pflichten, diese Faulheit die den Bischof und sogar mich blamieren?“
Er trommelte nun auf dem Amulett und erneut wanderte sein Blick durch die Reihen. Die Jungen sahen betreten auf die Tiche vor ihnen, der eine oder andere begann zu schluchzen.
„Solltet Ihr Eure Ausbildung hier so leicht nehmen sollte sein Zeit an dieser Schule zu einem Ende kommen. Würden Eure Eltern Euch wieder aufnehmen, wenn Ihr dieses Haus verlasst? Habt Ihr überhaupt noch alle eine Heimat, in die Ihr zurückkehren könntet?“ Sein Blick ruhte auf dem kleinen Frollo, von dem er wusste, dass er eine Waise war.
„Oder solltet Ihr Euch nicht lieber besinnen und endlich beginnen, diese Lektionen zu verinnerlichen? Sapientia et doctrina!“
Erneut schlug er mit der Hand auf den Pult. Viele der Kinder zuckten erneut zusammen.
„Werter Magister, Ihr könnt nicht nur den Jüngsten die Schuld geben.“
Sofort geriet die Klasse in Aufruhr, als einer der Ihren seine Stimme hob. Felice war einer der älteren Schüler, und vielleicht der Klügste von Ihnen.
Gasparos Augenbraue wanderte nach oben als er sich ganz dem Wortführer widmete.
„Ah, Felice. Wer sonst? Was hast Du zu sagen, Bursche?“
Felice schluckte kurz aber sein Blick begegnete dem des Lehrmeisters.
„Werter Magister, der Unterricht, den Sixtus führt, hat nicht die Qualität von Euren Lektionen. Er scheint vieles nur auswendig herunterzuleiern, ohne selbst ein echtes Verständnis zu haben, und erscheint oft gelangweilt. Als er Luca maßregelte für die falsche Deklination von vis bin ich mir nicht sicher, ob er die richtigen Worte kannte.“
Der Ventrue nickte und schloss kurz die Augen. Mit beiden Händen griff er nach den Ecken des Pultes und er schien sie sehr fest zu umklammern.
Als er die Augen wieder öffnete starrte er Felice kalt an. „Ausflüchte, junger Felice … Ausflüchte und Entschuldigungen und Lügen werden einem schlechten Schüler nie helfen, sein Potential zu entfalten.“
„Aber i-“
„ABER NICHTS! Deine Arroganz gegenüber Sixtus, Eurem Lehrer und Dozent, ist ein neuer Tiefpunkt in Deinem Benehmen. Wenn Du wirklich besorgt wärest über die Qualität Eurer Ausbildung, wenn Du wirklich Zweifel hättest am Urteilsvermögen irgendeines der Lehrer hier im Kastell, hättest Du das Gespräch mit mir suchen müssen. Unverzüglich. Stattdessen produzierst Du Dich hier als Spartacus vor dem Rest der Klasse.“
Gasparo trat hinter dem Pult hervor und ging in Richtung einer Ecke des Saals. Erneut begannen einige der Schüler sich nervös zu winden. Sie ahnten, was folgen würde.
„Ihr seid weit gekommen in den letzten Jahren. Die Lektionen, die ich Euch beigebracht habe, werden Euch zu weisen und begehrten Priestern machen, denen die oberen Ränge Eurer Kirche offenstehen werden. Aber wir sind noch lange nicht am Ende Eurer Formung angelangt und Eure Entwicklung könnte Euch noch zu traurigem Mittelmaß werden lassen. Ihr müsst über Euch hinauswachsen um die Welt und die Menschen zur Besserung zu führen und ich werde Euch dorthin bringen.“
Er drehte sich erneut zur Klasse um und in seiner Hand lag nun ein Bündel blattloser Birkenzweige, dass an einem Ende zu einer Art Griff zusammengebunden war. Die Schüler wagten es nicht, beim Anblick der Rute ein Geräusch zu machen. Diese Lektion hatten Sie bereits früher gelernt.
„Felice.“ Widerwillig erhob sich der Schüler. Er hatte das Züchtigungsexperiment bereits einige Male spüren müssen und er hatte sich geschworen, diesmal nicht zu zittern.
Doch der Magister hatte eine letzte Überraschung an diesem Abend geplant. „Felice, Deine Worte haben Deinen Mitschülern sicherlich gut gefallen. Aber Sie wie Du lernen musst, Deine Borstigkeit mir gegenüber abzulegen müssen sie lernen, dass sie sich nicht zum wiederholten Male hinter Dir verstecken dürfen. Frollo!“
Der Junge, höchstens zehn, schluchzte laut auf als er schnell begriff, was passierte. „Frollo, trete nach vorne.“ Frollo schaute hilfesuchend in die Runde aber keiner der anderen Schüler, auch nicht Felice, konnte seinem Blick begegnen.
„Frolloooooo“, intonierte Gasparo. Seine Mundwinkel schienen leicht zu zucken. Vorsichtig, als ginge er auf glühenden Kohlen, machte der kleine Schüler seinen Weg zum wartenden Magister. Mit einem flehenden Blick sah er zu Gasparo hoch … und fiel mit einem schmerzerfüllten Schrei zu Boden, als der Lehrmeister ihm mit der knallenden Rute quer durch das Gesicht fegte.
„Schüler, wir zählen von 10 herunter.“
„DECIMUS!“ hallte es ihm aus den Saal entgegen. Gasparo nickte zufrieden als er erneut ausholte.