[1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Signora Achilla
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Signora Achilla »

Alains Bemerkung ließ die Signora lachen. Sie war sich alles andere als zu schade für einen derben Witz - und er hatte nun einmal recht. Es war makaberster Humor, wie er sonst nur unter ihresgleichen gerissen wurde.

Das Lachen verklang mit seiner Erzählung. So, wie er sie darbot, konnte die Signora auch gespannt und gebannt folgen - und sie liebte eine gute Geschichte, ob erfunden oder wahr, war dabei weniger wichtig. Sie schauderte bei der Beschreibung und wie er das Blut beschrieb.
Doch diese Geschichte hatte genug Teile in sich, die wahr klangen und der Duft von Alains Blut hing noch immer in der Luft als wollte er die letzte Geste noch unterstreichen.


“Das klingt schauderhaft”, meinte die Signora einfühlsam. Sie sah sich die blutigen Tentakel von näherem an. Selbst mit der Hälfte der Maske, die noch ihr Gesicht verbarg, war leicht genug zu erahnen, dass Duft und Anblick sie anzogen, vielleicht sogar erregten.
“Wollt Ihr, dass ich sehe, was sich finden lässt? Und wenn ja, mit welchem Ziel? Zwischen einer Suche von Liktoren und Godeoc zu tanzen…” Der Klang ihrer Stimme hatte sich verändert, als sie den Namen aussprach. Furcht? Ehrfurcht? “...ich würde die Dinge eher beruhigen wollen. Doch was wollt Ihr?”

Sie hielt in ihrem Gang inne, um ihn direkt anzusehen.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Alain le Beau »

Er zuckt mit den Schultern. "Nicht für mich", sagt er nonchalant. "Aber es gibt genügend gute Gründe für euch, es trotzdem zu versuchen. Zum einen fällt der Verdacht natürlich automatisch auf euren Clan, angesichts dieses Wesens und seines Zufluchtsortes. Zum anderen könntet ihr neu in der Stadt sein. Ich habe euch noch nie gesehen, was natürlich bei eurer Familie wenig bedeutet, aber dennoch... vielleicht wollt ihr euch ja die Gunst der Liktoren verdienen? Nicht zuletzt scheint ihr ja ein spannendes Rätsel zu genießen."

Der Tzimisce zieht die Augenbraue hoch, als sie Godeocs Namen ohne jegliche Attribute nennt und für einen Moment wirkt er nervös. Dann aber scheint er zu einem Schluss zu kommen, der ihm ein Lächeln entlockt. "Was ich will?" sagt er leise. "Dass ihr euer Versprechen einlöst und mich Geist und Jüngling vorstellt!"
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Signora Achilla
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora nahm wohl einfach hin, was er dazu sagte. Wer wusste schon, was sie daraus machen würde? Es wurde unwichtig mit den letzten Worten von Alain und dieses Mal, mit der halben Maske, konnte er ihr Lächeln auch tatsächlich sehen. Die obere Zahnreihe an einer Seite schien durch die Haut hindurch. Das Fleisch dahinter schien zerfallen zu sein.

“So solls sein!”, erklärte sie mit einer großartigen, nun ihrerseits bühnenreifen Geste. Sie wandte sich zur Zeltklappe, um jemanden von draußen herbei zu winken. Mit ihrem Ärmel verdeckte sie ihr Kinn gegen die Blicke von dort draußen.
Wer auch immer da kam, die Signora ließ ihn “Adelfo’s Zelt” vorbereiten - und Adelfo selbst holen, zusammen mit Sanjanna - das könnte Alain wohl heraushören, wenn er sich die Mühe dafür machte.

Nachdem das getan war, wandte sich die Signora wieder um und deutete zur anderen Seite des Zeltverschlages. In der Richtung hatte zuvor der ältere Mann irgendetwas gearbeitet. Das gesamte Gedränge aus Wagen oder Wagenteilen, Zeltplanen, Schuppen, Ständen und Häusern auf und um den Platz der Wunder war ein einziges, verwachsenes Durcheinander.

Dorthin, wohin die Signora gedeutet hatte, öffnete sich der Verschlag jedenfalls in eine Art gedrängten Lagerplatz. Die Vorstellung lief noch und das Getümmel war eher auf dem Platz selbst, so dass es hier im Augenblick leer war, bis auf den etwas dicklichen Mann mit dem prachtvollen Schnurrbart. Der beeilte sich nur, der Signora eine neue Maske zu reichen, als sie, wohl mit Alain, aus dem Zeltverschlag heraus trat.

“Das Leben ist kurz, selbst unseres”, sagte sie zu ihrem Gast. “Doch solang es dauert, sollte es ausgekostet werden. Die Welt bietet so vieles, dass es Sünde wäre, sich davor zu verschließen, eh? Genießt, was die Nacht Euch bietet.”
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Alain le Beau
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Alain le Beau »

"Ihr sprecht mir aus dem Herzen", sagt Alain lächelnd. "Habt ihr bereits euren Clansbruder Vergonzo Faro getroffen? Er ist nicht nur ein exzellenter Baumeister, sondern hat sich auch derselben Philosophie verschrieben." Sich das Kinn reibend, blickt er über die Menge. "Mich würde eure Meinung interessieren. Seid ihr einer von ihnen..." er deutet auf die Sterblichen um sich herum "...oder wandelt ihr unter ihnen?"

Offenbar amüsiert sich der Tzimisce prächtig und zeigt erstaunlich wenig Berührungsängste mit dem niederen Volk - oder niederen Clans. Aber Achilla weiß, dass solche Jovialität oft die Verachtung nur verschleiert. Alains Mundwinkel jedenfalls ist die ganze Zeit leicht nach oben gezogen, so, als würde er insgeheim über einen Scherz lachen, den nur er selbst versteht. Es verleiht seinem Gesicht einen niederträchtigen Zug, der erst auf den zweiten Blick deutlich wird.
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Signora Achilla
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Signora Achilla »

Solche oder vielleicht noch dunklere Gedanken ließ die Signora sich nicht anmerken. Es war ganz leicht, so ein Lächeln, ob nun aufgemalt auf der Maske oder mit faulenden Lippen hergeschenkt. Es kostete sie gar nichts und das machte es recht wertlos.
Doch es machte auch etwas her, zusammen mit der farbenfrohen Fassade von Pracht im Dreck der Gosse. Das Treiben von der Vorstellung war in Gesang und Gegröle übergegangen. Schellen klimperten, jemand trommelte und jemand hatte Flötenspiel angestimmt, zu dem man tanzen konnte - und nach dem Geräusch vom Gestampfe zu urteilen wurde das auch gemacht.

“Ich war einer von ihnen”, antwortete die Signora einfach. “Diese hier, die meinen, wissen, wie kurz ein Leben ist. Aber auch, wie schön es sein kann.”

Es war nicht ganz so laut und grob hier hinten, wohin die Signora führte. Das Licht war schwach, aber gerade genug, um dem Gang zwischen Zeltplanen einen gewissen Zauber zu verleihen, der sich entfaltete, als sie letztlich eine Bahne Stoff beiseite zog. Dahinter zeigte sich ein Nest aus Bastteppichen und Decken, Kissen und Stroh. Es roch nach schwerem Wein, der wohl in einem vollen Krug an der Seite stand, nach getrockneten Blüten, nach der festgetretenen Erde des Platzes, verrottendem Holz und frischem Schweiß auf warmer Haut. Der Quell des letzten Geruchs war einfach auszumachen: der Jüngling von der Bühne stand in der Mitte des Zeltes. Er war verschwitzt und außer Atem von dem wilden Gewühl draußen - vielleicht nur ein paar Schritt weiter, denn die Zeltwände schafften nur die Illusion von Abgeschiedenheit. Er drehte sich um, als Alain und die Signora eintraten und schenkte dieser ein strahlendes, vielleicht auch etwas berauschtes Lächeln.
“Signora!” rief er aus, eine Spur zu laut und überschwenglich. “Saja wird gleich hier s---” Er kam gar nicht weiter, denn jemand stolperte in den Rücken der beiden Vampire. Weißer und grauer Stoff und Schleier, wie die Frauen bei den Muselmanen sie oft trugen. Das war der Geist! Wahrscheinlich wohl eher eine junge Frau mit kohlschwarzen Augen und samtig dunkler Haut. “Oh…”, sagte sie und sah sich Alain an, der so direkt vor ihr stand.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Alain le Beau »

"Ah", sagt Alain und nickt. "Ich denke ich verstehe. Nun, in jedem Fall teilen wir die Lust am Vergnügen, die Lust am Neuen." Er lacht fröhlich. "Es ist immer wudnerbar, Gleichgesinnte zu treffen!"

Der Tzimisce folgt der Signora und macht einige Tanzschrittchen als das Flötenspiel erklingt. Als die beiden vor den Jüngling treten, leckt er sich leicht die Lippen und zieht den Mundwinkel in erwartungsvoller Spannung hoch. Da tritt der Geist hinter ihnen ein - oder besser, sie fällt herein - und mit der Anmut einer Katze fängt der Tzimisce sie auf, hält sie für einen Moment in der theatralischen Pose der Liebenden, zwinkert und richtet sie auf. Er greift die beiden Darsteller an den Händen und drückt diese, während er in die beiden Gesichter blickt.

"Eine wahre Freude, euch kennenzulernen", sagt er und es klingt ehrlich!
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Signora Achilla
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Signora Achilla »

Und ebenso ehrlich und auch herzlich wirkte das Lächeln Adelfos, als Alain seine Hand ergriff. Der junge Mann war hübsch, mit rosigen Wangen und lockigem Haar. Der Geist - “Saja” wohl, nach Adelfos Worten - lächelte wohl auch hinter dem dünnen Gesichtsschleier, den sie wieder angelegt hatte. Wahrscheinlich war dieser Schleier, genau wie vieles von den Gewändern des Geistes, nur dazu da, um dann doch wieder fallen gelassen zu werden.

Es war schwer zu sagen, ob sie tatsächlich arabisches Blut in sich hatte oder vielleicht doch einfach eine Italienerin war. Vielleicht auch beides, denn Bastardkinder und Mischblüter kamen oft genug vor. Jedenfalls war sie jung und hübsch und offenkundig angetan von Alain oder doch wenigstens von den Münzen, die Alain zuvor hatte springen lassen.

Adelfo machte eine Geste als wollte er nach dem Weinkrug greifen, um ihn dem Gast anzubieten, doch die Signora legte ihm sachte eine Hand auf den Arm, um ihn anzuhalten. Sie änderte ihren Griff nur ein wenig und fuhr mit den behandschuhten Fingerspitzen über die Innenseite seines Handgelenks und den Verlauf der kräftigen Adern und Venen unter der Haut ein wenig nach. Die Geste war nur kurz und leicht, eher subtil. Ohne einen Blick dafür wäre sie wohl kaum aufgefallen. Adelfo jedoch schien sie zu kennen und er sah zu Alain. War da nun ein wenig Furcht in seinem Blick? Oder doch etwas mehr? Ob Saja dies gesehen und verstanden hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Ihr warmer Leib schmiegte sich arglos an Alain.
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Alain le Beau
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Alain le Beau »

Aus dem Blick des Tzimisce spricht unverhohlene Begierde, als er über den Körper des Jünglings blickt. So wie Adelfo sich jetzt fühlt, muss sich ein Hummer fühlen, der auf dem Markt von einem Koch begutachtet wird. Insbesondere, als er seine Venen offenbart und Alains Zunge leicht über seine Lippen fährt, ist die Lust beinahe physisch zu spüren. Die drei Schauspieler können sehen, wie ihr Gast seine Hände nur mit Mühe bei sich behält. Noch.

Als sich der Geist an ihn schmiegt, wendet sich Alain der jungen Dame zu. Ein Hauch von Rosenwasser entströmt seiner Kleidung, das kann sie deutlich riechen - anders als Achilla ist sie ja nicht auf das Blut fixiert - und seine feinen Züge sind plötzlich sehr nah an den ihren. "Wir sollten uns setzen", sagt er leise, schnurrend. "Bei solcher Aufmerksamkeit werde ich ja ganz schwach in den Beinen."
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Signora Achilla
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Signora Achilla »

Da war durchaus Furcht in Adelfos Blick. Doch diese Furcht mischte sich mit etwas anderem. Mit Lust? Begierde? Wie viel Genuß brachte der Kuss eines Kainiten für einen Menschen? Was wurde mit jenen, die ihn oft genug überlebten?

Saja führte Alain etwas voran und half ihm, auf den weichen Kissen Platz zu nehmen. Das Licht hier im Zelt kam von ein paar abgeschirmten Öllampen und diese Schirme aus dünngeschabter Pergamenthaut waren hier und da bemalt, so dass hier und da die Illusion gemalter Muster auf dem Zeltinneren hing.
Adelfo schien beinahe ein wenig eifersüchtig, dass es Saja zuerst gelungen war, sich mit Alain nieder zu lassen, und er beeilte sich, es ihr auf der anderen Seite neben Alain gleich zu tun.

Bei alledem geriet die Signora selbst einfach etwas in den Hintergrund. Vielleicht lag es in der Natur der Sache oder schlicht der Natur ihres Blutes. Sie ließ Alain gewähren - immerhin hatte er in der Tat eine Wette gewonnen und in der Welt, die sie beide teilten, wog ein gegebenes Wort, ob in Wette oder Handel, schwer. Für den Moment begnügte sie sich damit, zu sehen, welchen Ton er anschlagen würde und welche Vergnügung er suchte. Vielleicht würde dies eine neue Herausforderung werden? Vielleicht ein exquisiter Genuss? Eine neue Erfahrung?
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Alain le Beau
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Re: [1026] Genußvoll (Alain, Achilla)

Beitrag von Alain le Beau »

"Nun", sagt Alain leise. "Dann wollen wir doch einmal sehen, was das Theater so zu bieten hat."

Genußvoll - Ein Stück mit Akt
von Alain le Beau, Maestro Extraordinaire

Auf der Bühne sind ein blonder Jüngling, Aias, und eine junge Frau, Niala, miteinander beschäftigt.

Ofleda, ein Adliger, von hinten hereinkommend: "Potztausend! Diese alten Häuser haben so enge Türen, da weiß man gar nicht, wie man sich am besten stoßen soll!"
Niala, zum Publikum gewandt: "Je öfter desto besser." Zu Ofleda: "Treuer Ofleda, eure Anwesenheit erfüllt mich mit Glück!"
Aias, leicht eifersüchtig: "Bin ich dir denn nicht genug, Niala?"
Niala: "So wie der heilige Geist, der Sohn / und auch der Vater auf seinem Thron / zu dritt das ew'ge Himmelsglück verteilen / auf dass die Seelen freudig dorthin eilen / so soll man auch auf dieser Erden / in einem Dreier glücklich werden!"
Ofleda: "Ein weises Wort, werte Niala. Vielleicht könnt ihr mir hier zu Hand gehen? Mein Dolch steckt fest!"
Niala: "Lasst Olivenöl bringen!"

Ende erster Aufzug, erste Szene.


(Hinweis: Das Stück hat viele Szenen)

Einige Zeit später liegen die beiden Darsteller ermattet neben Alain, um einiges Blut ärmer, dafür um exquisite Erfahrungen reicher. Der Tzimisce lächelt die Signora zufrieden an, wie ein Schauspieler, der seinem Publikum sein ganzes Können dargeboten hat und nun auf Applaus wartet.
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