[1026] Rudelbildung [La Strega, Arash]

[Arash]

Selten war er bisher hier in Ravecca gewesen. Dieses Viertel hatte ihn nicht angezogen, obwohl es die meisten Bäume in Genua beherbergte und nicht so eng war wie Clavicula oder Domus, wo die Mauern sich wie ein engmaschiges Netz um einen spannten. Hier war man freier und er hätte durchgeatmet, wenn er noch atmen würde. Aber als Kainit tat man das selten.

Heute hatte ein alter Hof, der verlassen wirkte seine Aufmerksamkeit erweckt. Der Geruch von Alter und Kräutern hing über dem Gebäuden und irgendetwas zog ihn an. Neugierig bewegte er sich durch die Mondhelle Nacht. Kaum ein Windhauch regte sich heute und die Stille wurde nur von gelegentlichen Geräuschen von Hunden oder Ratten unterbrochen, die sich zwischen den Häusern bewegten.

Aufmerksam sah er sich um. Irgendwie glaubte er nicht, dass dieses Gebäude verlassen war.

[La Strega]

Der Hügel, auf dem der verfallene Hof stand war ungewöhnlich karg. So als hätte jemand alle Pflanzen, mit Ausnahme einiger weniger knorrigen Bäume, ausgerupft...selbst die Unkräuter. Katzenjammer lag in der Luft und als Arrash begann den Hügel zu erklimmen, lösten sich aus der Dunkelheit mehrere Katzen. Räudig und missgelaunt liefen sie demonstrativ Arash über den Weg...so als wäre ihnen bewusst, dass sie Unglück brächten. Doch näher wagten sich die Viecher nicht, denn sie spührten die Bestie, die Arash verkörperte, fauchten furchterfüllt, machten einen Buckel und nahmen schließlich Reißaus, als Arash auf sie zu trat.

Der Hof schien auf den ersten Blick verlassen. Doch Arashs Augen, die an die Dunkelheit gewöhnt waren, konnten einen leichten Schimmer von Licht entdecken, der durch die Spalten in den mit Brettern zugenagelten Fenstern drang. Auch ein leichter Rauchfaden drang aus dem eingefallenen Schornstein. Dieser Ort hatte etwas merkwürdiges...etwas ungastliches...etwas geheimnisvolles.

[Arash]

Leise schlich er weiter durch die Dunkelheit. Sein Blick registrierte den sachten Lichtschimmer, bemerkte die kaum sichtbare Rauchfahne. Wieder ein Grinsen das über seine Lippen glitt. Dies war zwar keine Beute, denn er durfte hier nicht jagen, aber wer wusste, ob er nicht einen interessanten Gesprächspartner treffen würde.

Die Katzen weiterhin ignorierend näherte er sich der Tür. Seine Ohren lauschten, ob er Geräusche wahrnahm...nichts ungewöhnliches. Trotzdem hielt er kurz vor der Tür inne, die den Zugang zum Hof versperrte. Wollte er wirklich wissen was dahinter lauerte? Die Ausstrahlung des Ortes hatte etwas merkwürdiges, geheimnisvolles. Ein träges Blinzeln komplettierte den Gedanken. Katzen waren nunmal von Natur aus Neugierig. Daher klopfte er.

[La Strega]

"Komm herrein, mein Junge."

Ertönte von Innen eine Stimme, die aus den gruseligen Geschichten entsprungen war mit denen man Kinder erschreckte. Und doch schien diese Stimme zu diesem Ort zu passen. Die Tür war nicht abgeschlossen und so konnte Arrasch problemlos eintreten. Eine Wand aus Gerüchen traf seine feine Nase. Allerlei Kräuter, Hartze und Hölzer. Aber Auch Unrat, verfaulende Überreste von Tieren. Bündel von getrockneten Kräutern hingen von der Decke und versperrten normalgroßen Leuten die Sicht, sie mussten sich unter ihnen und an ihnen vorbei ducken. Auf einem Herdfeuer köchelte in einem Topf mit einem überlangen Griff irgendein undefiniertes Gebräu...es stank jedoch recht fürchterlich.

In einem Korb in der Ecke fanden sich unzählige getrocknete Spinnen, in einem Tontopf ein Haufen Schweine- und Schafsaugen. Abgetrennte Krähenfüße und andere Teile von Vögeln. In einem Topf waren lebende Regenwürmer gesammelt in einem anderen Blutegel. Auf einem niedrigen Tisch waren allerlei Besteck, Tiegelchen udn Töpfchen Verteilt. Mörser und Stößel und andere Kram, der zur Alchemie benutzt wurde. In der hintersten Ecke diente ein zerbrochener Tonkrug einer etwas größeren lebenden Spinne als Behausung. Das Tier mit seinem haarigen Leib und den haarigen Beinen hockte still in ihrem seidenen Thron und wartete offenbar auf Beute.

Von der Einwohnerin war zunächst nichts zu sehen. Doch in Wahrheit stand sie in einer der hinteren Ecke, mit der Macht ihres Blutes vor den Augen des Gangrel verborgen und beobachtete ihn.

[Arash]

Arash war nicht direkt überrascht eine Stimme zu hören, aber dass es die Stimme einer alten...Frau?...war lies ihn kurz innehalten. Die Neugier aber siegte. Er öffnete die Tür und seine Augen weiteten sich leicht, als er die vielen Dingen erkannte, die von der Decke herab hingen. Sein Atem hatte schon lange ausgesetzt, daher war der Geruch des Gebräus nicht sonderlich schlimm. Auch schien ihn das restliche Sammelsurium an Kuriositäten nicht sonderlich zu stören.

Neben seiner Unerschrockenheit über den Inhalt der Hütte war für die geneigte Beobachterin sicher der Gang interessant. Aufgrund der tiefhängen Utensilien an der Decke bewegte er sich in einem geduckten Gang. Dieser sah allerdings nicht angestrengt aus, sondern beinahe natürlich. Fast so, als würde er sich oft so bewegen. Sein Blick schweifte dabei durch die kleine Hütte. Blieb nur kurz an den eingelegten Augen hängen. Dafür schien er sich deutlich für die Kräuter zu interessieren, die von der Decke hingen. Schließlich blieb er in der Hocke sitzen und blinzelte Träge. "Ihr könnt euch gut verstecken." ein leises Schnurren war in der Stimme zu hören. Wie von einer Katze. Genau wie sein Gang war die Stimme geschmeidig. Fast schien er eine Katze in Menschgestalt. Dabei hatte sein Blick die Alte mehrfach gestreift, ohne sie wahrzunehmen. Aber so viel Platz war schließlich in dieser Behausung nicht und irgendwer war ja da.

[La Strega]

Die Bündel, die von der Decke hingen waren Kräuter, die man Häufig in Wald und auf Wiesen findet. Die meisten davon allerdings würden alle unwissenden Menschen als Unkraut oder dergleichen abtun, doch scheint hier jemand am Werk zu sein, der sich mit Kräutern auskannte. Neugierig und ungeniert beglotzte die alte Hexe den jungaussehenden Mann mit dem Wissen, dass er sie ja nicht wahrnehmen konnte.

Eine kleine Weile spielte sie noch dieses Spiel, bevor sie, als er gerade mit dem Rücken zu ihr stand, die Verdunklung fallen ließ.

"Wer bist Du, mein Junge? Und was willst Du hier?"

Die Stimme klang misstrauisch und neugierig zugleich. Arash war sich sicher, dort wo die Alte jetzt seelenruhig stand, hatte den Augenblick vorher niemand gestanden. Die kleine gebeugte Gestalt, die über und über in schmutzige Lumpen gehüllt war erschien alt und hässlich. Diese Frau musste mindestens neunzig Jahre alt sein...oder auch mehr.

[Arash]

Arash hatte die Kräuter tatsächlich interessiert gemustert. Es schien von außen so, als hätte er durchaus eine Idee was dies für Kräuter waren und hielt sie nicht für Unkraut. Er befühlte eines der trockenen Bündel mit der Hand und sah es sich genauer an, bevor er zusammen fuhr. Mit der Stimme der Alten hinter sich hatte er nicht direkt gerechnet.

Trotzdem fuhr er nicht panisch herum, sondern drehte sich langsam um, ohne sich dabei voll aufzurichten. Dabei hätte sein Kopf ohnehin nur die Deckendekoration gestreift. Sein Blick heftete sich auf die Alte, die nun in der Ecke aufgetaucht war, wo er sich sicher war, dass dort eben noch Niemand gestanden hatte. Seine Augen verengten sich leicht, während er wohl versucht die Gefährlichkeit der Alten einzuschätzen. Schließlich aber antwortete er. "Sei gegrüßt." schnurrte er langsam und leckte sich kurz über den Handrücken, um sich dann wie eine Katze das Ohr zu putzen. "Mein Name ist Arash und ich erkunde dieses Siestri gerade...um meine Neugier zu befriedigen." Nie verließ der schnurrende Unterton seine Stimme. Es war, als würde er die ganze Zeit schnurren, auch wenn man dies wohl nur hörte, wenn man nah an ihm war.

[La Strega]

Die Alte kicherte spitz und gehässig. So rein von der Körperlichkeit machte die alte Strega nicht den Eindruck, als würde sie eine großartige Bedrohung darstellen

"Neugierig wie eine Katze und putzen tust Du Dich auch wie eine...doch fehlt Dir eindeutig die Vorsicht einer Katze, Arash vom Clan Gangrel."

Sie gluckste ein wenig vergnügt und wackelte mit dem Kopf.

"Ich habe von Dir gehört...von Brimir...Du gehörst zu den Wandlern auf dem Weg des Tieres...und somit zum Rudel. Genau wie ich...man nennt mich la Strega und ich bin vom Clan Nosferatu."

Die alte Hexe schien sich an den Gedanken eines Rudels noc hgewöhnen zu müssen. Schwerfällig aber emsig schlurfte sie an ihm vorbei und begann das Chaos auf de mTisch ein wenig zu sortieren. Was für ein Ordnungssystem sie dabei anwandete war nicht festzustellen...in Wahrheit räumte sie die Sachen nur von einer Seite zur anderen Seite.

[Arash]

Nun war es an Arash verlegen zu Grinsen. Er hätte nicht erwartet hier auf ein Rudelmitglied zu treffen. Schon gar nicht eins das ihn kannte. Ein wenig brachte ihn das aus dem Konzept, daher sagte er kurzzeitig nichts. "Ich freue mich dich kennen zu lernen." schnurrte er schließlich, während die Hexe mit den Utensilien zu klappern. "Ich hätte nicht erwartet, dass du mich kennst und schon mit unserem Alpha gesprochen hast." Das Grinsen wurde etwas breiter. "Aber die Kunst der Katze ist es, dass sie sich unvorsichtig in eine Situation begibt und mit Geschick wieder heraus kommt." schnurrte er.

Weiterhin folgte sein Blick dem Tun der Hexe. "Trägst du dich nicht sonderlich mit deinem Clan? Oder weswegen schließt du dich eher den Wandlern an?" Interesse war in die Augen des Gangrels getreten. Die gefährliche Neugier der Katze hatte zugeschlagen. "Was hat dich dazu gebracht dem Pfad der Bestien zu folgen?"

[La Strega]

Sie unterbrach ihr Tun und drehte sich wieder zu Arasch um. Mit fragendem Silberblick hob sie ihren Kopf, um ihn anzusehen...und zu mustern. Sie kicherte belustigt.

"Oh, wir tauschen Geheimnisse aus? Nun gut..,wie Du willst."

Sie machte eine kurze Pause.

"Mein Blut ist meine Herkunft und wird es immer sein, egal auf welchen Pfaden ich wandle. Ihr kann ich nicht entfliehen, genausowenig wie Du Deiner Herkunft entfliehen kannst. Und diese Herkunft werde ich ehren...auch wenn sie alles andere als ehrbar und nobel ist."

Sie lachte kurz spitz und gehässig auf, um über ihren eigenen Witz zu lachen.

"Der Grund, warum ich diesen Weg gewählt habe liegt in der Vergangenheit meines sterblichen Lebens. Die Menschen haben mich nie gut behandelt und so war es für mich ein konsequenter Schritt mich von ihnen abzuwenden, nachdem ich verwandelt wurde."

Die Hexe legte den Kopf zur Seite.

"Nun bist Du dran..."