[1030] Ausreißer [Alain]

[Juli '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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[1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Sie war am Nachmittag aufgebrochen, irgendwie spontan, hatte das Tor passiert und war nach ein paar Stunden, als die Sonne sich hinter den Horizont schob bei dem abgelegenen Palast des Tzimisce angekommen. Ihr Herz schlug schnell und kräftig in ihrer Brust. Einen Moment zögerte sie, dann ging sie schnellen Schrittes voran und bat um Einlass. Sie musste ihn sehen. Alain.
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Alain le Beau
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Sie ist keine Unbekannte an diesem Ort, im Gegenteil. Ein Jahr ihres Lebens hatte sie hier verbracht, wartend und bangend. Die Wachen lassen sie ein, auch wenn die beiden jungen Männer ihre verhüllte Gestalt mit Misstrauen beobachten. Tatsächlich scheint es, als würde sie bereits erwartet.

Die Statuen, welche die Tür zur großen Halle flankieren, schauen auf sie herab. Für andere Besucher mögen die Blicke einladend wirken. Für andere, aber nicht für sie. Vorwurf liegt in den Blicken, eine stumme Anklage. Sie weiß, welche Finger die Statuen geschaffen haben. Welche Hände aus dem kalten Stein diese beinahe lebendigen Bilder hervorgebracht haben. Hände, die auch ihren Körper geformt haben. Es ist zuviel - rasch tritt sie in die Halle hinein.

Dort steht Alain, inmitten all der Pracht, zwischen weiteren Statuen von der Hand ihres Herren. Aber ist er noch ihr Herr? Alains Anblick lässt etwas in ihrer Brust springen.

"Ah, Martha", sagt er mit mildem Lächeln, ein Lächeln wie Sonnenschein. "Was kann ich für dich tun?"

Er fragt nicht, ob Toma sie geschickt hat. Warum nicht? Er hat nach ihr gefragt! Er denkt an sie allein. Nicht an Toma. Sie spürt die Hitze steigen, in jedem Glied ihres Körpers.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Die Blicke sind erdrückend. Als wären es seine. Was sie auch irgendwie waren. Seine Schöpfungen, so wie sie seine war. Seit so vielen Jahren. Gewandelt, berührt, geformt. Den Schmerz ertragend, weil sie für ihn perfekt sein wollte und war doch nie genug. Nun hatte sie ihn betrogen, ihren Herren, ihren Schöpfer.
Es schnürte ihr die Kehle zu, aber sie spürte auch, dass es der richtige Weg war. Sie hatte Zeit ihres Lebens so viel gegeben, doch nie etwas bekommen. Sie hatte ihn immer geliebt, doch was hatte er ihr je gegeben?
Er hatte gesagt sie wäre etwas besonderes, doch sie war nur ein Objekt, das er wegwerfen würde, wie die anderen wenn er kein Interesse mehr hätte...

Dagegen war da Alain, der sie wirklich begehrte, der ihr Blicke schenkte, die sie nie sah und Gefühle, die sie nie vorher gespürt hatte.

Ihr Herz schlug schneller als sie Alain sah und Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie atmete hektisch und haspelte ein paar unverständliche Worte, während sie sich an ihn drückte.
"Ich...ich weiss nicht...ob es richtig war...ist...Ich...musste euch sehen. Ich..will bei euch bleiben."
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Alain le Beau
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Oh, Martha", sagt Alain mit einem Zittern in der Stimme, für das er viele Nächte geübt hat. "Martha!" Er geht rasch auf die Ghulin zu und ergreift ihre Hände. Wie kleine Blitzschläge auf ihrer Haut. Seine dunklen Augen blicken tief in die ihrigen. "Ich würde nichts lieber haben, als dich täglich um mich zu sehen." Für einen Moment keimt die Hoffnung, aber dann schüttelt der Tzimisce traurig den Kopf. "Leider... ist das unmöglich."

Mit studierter Geste wendet er sich ab, ein Bild des Jammers. "Toma ist dein Herr. Er hat dich geschaffen, dich zu dem gemacht, was du bist. Und ich fürchte seinen Zorn, sollte er ahnen, dass sein Kunstwerk seinen Bruder begehrt..." Alain legt die Hand an die Stirn und seufzt schwer. Dann hält er inne.

"Aber..." sagt er leise und wendet sich ihr zu "...ich will dich nicht aufgeben. Nein." Seine Hand streicht über ihre Wange, sanft. "Unsere Treffen im Wirtshaus, sie werden unsere Stunden des Glücks sein."
"Denk an deinen Vater!"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Mit einem Entsetzen als wäre gerade ihre ganze Welt vor ihren Füßen zerbrochen blickt sie zu ihm auf. "Nein." haucht sie. "Nein, ich will nicht zurück. Ich will bei dir sein!" Ihre Stimme klingt belegt und tränenschwer. "Nicht manchmal, nicht geheim."
"Toma..." ein Schauer läuft ihr über den Rücken und sie holt tief Luft "Es ist ihnen egal was ich begehre, ich bin doch nicht mehr als eine Statue für sie. Warum müssen wir uns da überhaupt geheim sehen?" fragte Martha aufgebracht und klammerte sich mit flehendem Blick an Alains Kleidung.
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Alain le Beau
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Weil es jede Begegnung so viel süßer macht", sagt Alain. "Und weil mich Toma sicherlich vernichten könnte, wenn er von uns erfährt. Du kennst ihn: Ist er ein gnädiges Wesen? Nimmt er Diebstahl einfach hin?" Er ergreft ihre Hände und sieht ihr tief in die Augen. "Wenn du meine Existenz nicht gefährden willst, musst du zurückkehren, Martha. Dann musst du die Statue sein, die treue Dienerin, ihm in allen Dingen gefällig." Ein schuldbewusstes Kopfschütteln. "Ich weiß, was ich von dir verlange und es schmerzt mich. Es schmerzt mich zutiefst."

Für einen Moment schweigt er, scheinbar tief bewegt. Dann seufzt er wieder. "Wenn ich nur etwas hätte, womit ich Toma im Zaum halten könnte... irgendein schmutziges Geheimnis, irgendein Vergehen seinerseits, es würde helfen." Alain sieht Martha bei diesen Worten nicht einmal an. Sie stehen einfach im Raum, wie zusammenhanglose Gedanken.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Diebstahl..." Marthas Blick blieb ängstlich und verwirrt. "Aber..." Vermutlich hatte er recht. Sie wurde nicht gestohlen, sie war freiwillig gegangen, aber würde Toma das so sehen? Würden sie es so oder so akzeptieren? Nein...

Mit geöffnetem Mund stand sie vor Alain, nach diesem einen Hoffnungsschimmer greifend, ihm hörig und bereit alles zu tun, um ihn nicht zu verlieren. Genauso wie sie eigentlich mal Toma angesehen hatte.
"Geheimnis? Ich..ich weiss nicht was für dich ein Geheimnis ist."

Sie überlegte angestrengt.

"Fremde beschützen unser Haus. Die Leute draußen auf dem Platz. Toma sagte das wären die Männer seiner Schwester, also wäre es in Ordnung. Sie dürfen mich trotzdem nicht sehen...also ohne Kleid. Seit ein paar Tagen haben wir aber neue Wachen im Haus. Ganz andere Männer und sie sprechen nicht. Ich glaube sie können es nicht mehr. Vielleicht hat Toma ihnen die Stimme genommen, wie Mama damals. Sie sind mit den Sklaven gekommen, die jetzt oft eintreffen. Toma macht was mit ihnen und dann werden sie wieder weggebracht. Aber die Wachen blieben.

Toma hält auch andere Menschen gefangen, nicht nur im Tarda Ora, aber das ist vermutlich nichts besonderes.. Die bei uns sind recht frei, die anderen werden in einem Schrank aufgehängt."
Erzählte sie diese groteske Grausigkeit als wäre es nichts weiter besonderes. Es kümmerte sie kaum noch, dieses Leid zu sehen. Sie war damit aufgewachsen. Es war völlig natürlich für sie, dass in ihren Schränken Menschen als Nahrung aufbewahrt wurden.
"Er experimentiert an ihnen. Hm...Wir haben jetzt Vögel im Haus, mit denen Toma auch spricht, als würden sie es verstehen. Kannst du das auch?"

"Ich weiss sonst nicht viel mehr. Gandac kennst du bereits, meine Familie auch. Toma erzählt mir nichts. Ich sah nur immer bei seiner Arbeit zu, putzte das Haus...Ich weiss nicht was er tut, wenn er das Haus verlässt.

Er fragt uns jetzt immer was wir den Tag über gemacht haben oder nach alten Erinnerung, dabei starrt er uns immer so an."
Sie wurde leicht rot, bei dem Gedanken, dass sie diese Aufmerksamkeit doch genossen hatte, auch wenn es irgendwie seltsam war.
"Ich glaube ich könnte ihn so auch schwer anlügen. Er würde es merken, deshalb war es auch besser zu gehen, oder?" hoffnungsvoll dass er ihr zustimmen würde und sie so bleiben könnte, schaute sie ihn an.
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain schweigt, die Stirn in Falten gelegt. Dann nickt er. "Du hast recht. Es war besser. Aber du musst etwas für mich tun, damit wir zusammen bleiben können." Er legt Martha den Zeigefinger unter das Kinn und hebt ihren Kopf. "Sprich mir nach." Dann beginnt er zu rezitieren.

"Alain. Ich komme zu dir, weil ich nicht weiß, wohin sonst." Geduldig wartet er, bis Martha die Worte nachspricht. "Eine Frau hat mir gesagt, dass Toma vernichtet wird, wenn ich ihm davon erzähle. Sie wusste viel über ihn, Dinge, die ich selbst nicht wusste. Ich habe Angst, dass sie recht hat. Sie will dass ich etwas für sie tue, damit Toma überlebt. Andernfalls will sie den Menschen Gandac zeigen. Oder ihn am Tag überfallen lassen." Wieder wartet er, ignoriert die wachsende Verwirrung auf Marthas Gesicht.

"Was ich tun soll? Das hat sie noch nicht gesagt. Ich soll ihr Angebot überdenken. Ich glaube ich kenne sie..." Hier lässt Alain die Ghulin eine Beschreibung einer ihm bekannten Ravnos wiedergeben. Dann hebt er die Hand, unterbricht das Nachsprechen. "Nun höre, was ich denke, Martha: Geh sofort zu Toma und erzähl ihm davon! Brauchst du eine Wache - ist dir jemand gefolgt?" Er zwinkert. "Nun du wieder: Nein, ich glaube nicht." Wieder wartet er bis die Worte wiederholt wurden.

"Nun gut", sagt Alain theatralisch. "Dann geh rasch - und heimlich! Du hättest direkt zu Toma gehen sollen!"

Er pausiert und räuspert sich. "Das genügt. Es ist nun wichtig, dass du jetzt gehst. Beppo hier wird dir ein Schlafquartier zeigen. Ich will nicht wissen, wo! Du musst dort einige Tage warten, natürlich gut bewacht. Danach können wir zusammensein. Oh, und Martha..." Alain reibt sich das Kinn. "Wir werden weiter an dir arbeiten müssen. Etwas Neues versuchen. Wenn du damit einverstanden bist."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Voll Unverständnis blickte Martha Alain an, sprach die Worte aber wie gewünscht nach. Satz für Satz. Stockte kurz an manchen Passagen, die noch überraschender kamen, als das ganze Unterfangen ohnehin schon.
Es war eine Lüge, eine Lüge die sie erzählen sollte. Doch wie würde das helfen? Wenn sie zurück ging? Was plante ihr Geliebter?

Verwirrt wurde sie schließlich von Beppo weggeführt. Verunsichert blickte sie zu Alain zurück. "Äh...ja. Ja natürlich."
Ergeben ließ sie sich irgendwohin bringen, wo sie nicht wusste wo, wo es nicht einmal Alain wissen sollte?
Das war alles gar nicht so wie sie es sich ausgemalt hatte.
Doch sie würde ihm vertrauen.
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Alain le Beau
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Re: [1030] Ausreißer [Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain wirft ihr einen schmachtenden Blick zu. Als sie den Raum verlassen hat, verschwindet dieser noch im selben Moment. Alain winkt Luca heran, seinen Diener und Boten. "Geh zu Toma. Richte ihm aus, dass ich ihn in der morgigen Nacht um ein Treffen ersuche. Es sei dringend." Er reibt sich das Kinn. "Sehen wir einmal, was sich aus dieser Misere machen lässt."

Während Luca davoneilt, schüttelt der Tzimisce den Kopf. "Ich sollte sie töten", sagt er leise zu sich selbst. "Viel sicherer. Ja."
Zusammenfassung: Martha sucht Alain auf. Sie will fortan bei ihm leben, nicht länger bei Toma. Alain ist wenig überrascht, legt Martha einige ausgewählte Worte in den Mund und bringt sie fürs erste bei sich unter.
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