[1030] Das gestohlene Mädchen [Angelique, Vergonzo, Ilario]

[Ilario]

Argwöhnisch betrachtete Ilario den Gefühlsumschwung des kleinen Orakels. Das Blut Malkavs trug allerhand seltsame Blüten. Sie hatte schreckliches erlebt, ihre Beschreibung erinnerte ihn ein wenig an jenen dunkelsten Ort und die Kälte dort.

Mit einer Geste deutete der Lasombra auf die in tönernen Schalen liegenden Hinweise.

"Eure Entscheidung, dies sind die weiteren Dinge die wir an euch fanden als der werte Vergonzo euch hierher brachte."

[Angelique]

Angelique nahm sich als nächste eine Schale vor, in der Textilfasern lagen. Es war wohl Flachs von dunkler Farbe. Sacht streckte das Mädchen die Fingerspitzen nach den Fäden aus.

Auspex 3: Olol rolled 39. (8 + 8 + 6 + 9 + 8 = 39)

Sie versuchte die Eindrücke zu verarbeiten. Wieder war ihre mystische Psychometrie aufs Wundersamste geschärft gewesen. Sie hoffte, dass diesmal nicht die eigenen Emotionen alles überlagerten.

Danach wandte sie sich den Pflanzenresten zu, die man in ihrem Munde gefunden hatte. Doch hier fühlte sie wenig anhaftende Emotionen.

Pflanzen in Mund: rolled 21. (5 + 2 + 8 + 1 + 5 = 21)

[Vergonzo Faro]

Vergonzo kannte sich nur sehr sehr wenig mit Pflanzen aus, fragte sich daher ob man sie bestimmen könnte.
Also trat er vorsichtig näher, die Hände hinter dem Rücken und schaute erneut auf die Hinweise. Er würde erstmal abwarten ob Angelique die nächste Runden gut überstehen würde.

[La Cronista]

Die Pflanzen blieben vertrocknete Blätter und Stängelreste. Keine Eingebung fand sich hier.

Bei den Fasern überkamen sie jedoch Bilder und Gefühle. Sie wusste sofort wem das Kleidungsstück gehörte zu dem diese Fasern gehörten. Ein Kleidungsstück, das eine starke Verbindung zu seinem Träger hatte. Fast jeden Tag getragen wurde und das über viele Jahre.

Ein Name: Giuseppe
männlich, rund 40 Jahre alt, graues Haar, mit einem starken Vertrauen in Gott.

Angelique bekam Eindrücke von kaltem Steinboden auf dem gekniet wurde, schwacher Schein von Kerzen. Schmerz einer Geißelung. Eine Messe in einer Kapelle. Enge Gänge. Spärlich eingerichtete Räume. Ein Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit. Kreuzgänge. Ein Garten. Pergament. Mauern. Wäscherei….
Eindrücke eines ganzen Lebens an einem Ort.

Diese Fasern stammten von einer Mönchskutte.

[Angelique]

Angelique leierte wie in Trance Wort für Wort diese Informationen herunter, die die Psychometrie ihr lieferten.

Schließlich erwachte sie aus der Trance und fragte in die Runde: "Kennt ihr einen solchen Josef? Oder die Mauern jenes Gotteshauses?"

Oder, dachte sie bei sich, kannte sie es vielleicht selbst? Kaum ein Gotteshaus oder Kloster, kaum ein Wegschrein oder eine Kapelle hatte sie in Genua und Umgebung nicht besucht gehabt.

[Ilario]

Ilario beobachtete das was sich dort vor seinen Augen abspielte ziemlich fasziniert. War dies wohl eine ihrer speziellen Orakelfähigkeiten oder eine Gabe die jeder vom Blute Malkavs beherrschte? Irgendwann würde er Angelique vielleicht fragen, doch nicht heute. Heute Nacht galt es andere Geheimnisse zu ergründen.

"Nein, er ist mir persönlich nicht bekannt. Welches Gotteshaus dies sein mag... es wäre ein Ratespiel ohne weitere Hinweise. Aber wenn er ein Mönch ist, sollte er sich finden lassen."

Er sah zu Vergonzo, vielleicht hatte er Kenntnisse?

[Vergonzo Faro]

"So man die Pflanzen nicht genauer bestimmen kann und die anderen Objekte nichts genaueres mitteilen können, wird es sicher ein Ratespiel. Aber so viele Klöster mit Männern gibt es jetzt auch nicht."
Er zuckte mit den Achseln:"Mönch Josef, davon sollte es nicht allzu viele geben. Aber ich muss gestehen dass ich mich bei den Mönchen und Klöstern nicht sonderlich auskenne, abgesehen davon wie sie gebaut wurden." er lächelte entschuldigend.

Er dachte laut nach:"Wie kommen diese Dinge von Josef an dich Angelique? War er dabei? Hat ein anderer sich seiner Robe bemächtigt? Ist sein Glaube nur Fassade und er fröhnt insgeheim den menschlichen Sünden, wie es vorkommt, wenn man sich als schwacher Mensch versucht zwangahft in Abstinenz zu üben?"
Mit Sünden kannte sich der ehemalige Beichtvater Sousanna´s aus.

[Angelique]

Angelique überlegte. "Ich kenne das Kloster sehr, sehr gut, es ist San Marcellino."

Sie überlegte wieder und sagte dann mit oberlehrerhaft erhobenen Zeigefinger: "Vielleicht ist es aber eine falsche Fährte! Vielleicht will jemand, dass ich das herausfinde, um einen Keil zwischen die gläubigen Kainiten zu treiben. Vielleicht ist es aber auch so, dass man denkt, ich würde so denken, und das Gegenteil ist Fall. Oder aber, jemand setzt voraus, ich würde denken, dass ich denke, jemand würde denken, dass ich das denke. In dem Fall..."

Sie brach erschrocken ab und riss am mentalen Zügel das aus der inneren Narrenanstalt herausgallopierende Roß des Irrsinns zurück. Fast hätte sie ihre besten Freunde mit ihrer Paranoia angesteckt.

Sie räusperte sich: "Leider wissen viele von meiner Gabe, Gegenstände zu lesen. Benedetto zum Beispiel. Aber auch Geodoc könnte durch Alliierte davon erfahren haben. All dies taugt nicht als Beweis. Und selbst wenn, es ist ja niemand vernichtet worden. Keinen der Verdächtigen träfe irgendeine Schuld im Sinne der Winkelkinderjuristerei der Vampire."

[Ilario]

Beifällig nickte Ilario zum Gedankenspiel der kindlichen Malkavianerin. Man durfte sich zwar nicht in seiner eigenen, gesunden Paranoia verlieren, aber wie hatte seine bitterste Lektion noch gelautet? "Du wurdest nicht getäuscht, du hast dich täuschen lassen!" Nachdenklich legte er einen Finger an die Lippen.

"Täuschungen über Täuschungen, Lügen verborgen in einer Lüge... Es geht nicht unbedingt darum jemanden des Traditionsbruchs anzuklagen. Aber es geht darum, wie du damit umgehen willst Marie. Es geht auch darum welche Erkenntnisse man ihrer höchst verehrten Majestät darlegen kann so sie diese einfordert. Zumal die Liktoren in dieser Sache nicht besonders geglänzt haben. Wir wissen, dass es entweder des Kappadokiers oder des sehr verehrten Nosfertu schmutziges Geheimnis war wo ihr verborgen lagt. Was wir aber nicht wissen ist wer noch alles darin verwickelt ist. Haben die Liktoren überhaupt ernsthaft gesucht? Was ist mit den verdächtigen Beobachtungen des werten Vergonzo hier in der Martinsfeste und die werte Seinfreda betreffend? Wieso war die werte Livia so schnell zur Stelle mit einer angeblichen Vision? Wieso hielt sie Etienne gefangen und riss sich so schnell Rogers Turm unter den Nagel?
Die offensichtlichsten Möglichkeiten die sich hieraus meiner Ansicht nach ergeben sind zweierlei: Entweder haben der verehrte Benedetto, möglicherweise im Verbund mit weiteren Kappadozianern oder auch Livia, euch als Vorwand nutzen wollen um möglichst viele Kainiten gegen den sehr verehrten Godeoc einzunehmen. Stimmen direkt gegen ihn loszuschlagen gab es und ich musste sie, auch zu ihrer eigenen Sicherheit, bremsen...
Oder aber es war tatsächlich der sehr verehrte Älteste der Nosferatu, der eurer ständigen Nadelstiche überdrüssig wurde."

Ilario zuckte mit den Schultern, beides war in seinen Augen Möglich. Seine anderen Theorien hatte seine eigene Schattenzauberei wiederlegt. Letztlich wirkte er nicht besonders getrieben den Schuldigen zu strafen, die Priorität seiner Herrin hatte darin bestanden, dass Angelique wiedergefunden würde. Das war geschehen. Seiner Meinung nach könnte man Godeoc und Benedetto in einen Sack stecken und mit einem Knüppel draufhauen... und den Sack mit Lampenöl übergießen und anzünden... beide hätten es gleichermaßen verdient.

[Vergonzo Faro]

Vergonzo nickte zu alle dem.
"Meinem Ältesten sagt man durchaus nach über Leichen zu gehen und so wäre es wahrscheinlich gewesen das er, wenn er dich bekommen hätte, er dich auch restlos vernichtet hätte, ohne das jemals eine Spur zu ihm geführt hätte. Aber vielleicht war es ihm dieser Aufwand nicht wert?
Und was Benedetto betrifft, nun ihn kenne ich nicht wirklich persönlich auch wenn sich unsere Interesse hier und da über den Weg liefen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass seine Interessen weitaus tiefer gehen als man denkt.
Godeoc ist ein Fels in Genua, würde ER wegbrechen, entsteht ein Machtvakuum das heilloses Chaos für Genua nach sich ziehen würde, dass sieht jeder gescheite Kopf, auch wenn man ihn noch so sehr hasst und vernichtet sehen will.
Was Benedetto dagegen angeht, so spüre zumindest ich nicht das gleiche."

Er räusperte sich pergamentartig.
"Vielleicht untersuchst du die anderen Hinweise noch. Die Pflanzen und dieser Dreck, nun vielleicht könnte jemand damit durch Genua ziehen und schauen wo es sowas zu findet gibt?
Danach gehen wir besser nur zu Dritt zu unserer Princeps durch den Hintereingang und informieren Sie. Dann kann sie direkt fragen stellen oder uns wieder weg schicken."
Schlug er besonnen vor auch wenn er getrieben war davon heraus zu finden wer es war.