[1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

[Juli '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Warum war es so? Was meint ihr? Warum wurden die Herrscher 'schlechter'. Gieriger? Und war das nicht schon immer so? Sowohl unter den Menschen, wie den Kainiten?“ überlegten sie. Sie wussten nicht viel von Rom, aber sie wussten wie Kainiten waren und wie Menschen waren. Die Dummen und gierigen hat es immer gegeben. Wohl sind es die anderen die selten sind.

Toma sah einen Moment von ihrer Arbeit auf.

„Rom ist nicht mehr unser? Ihr meint wir werden dort vertrieben? Oder es lohnt sich nicht mehr?“ fragten sie weiter nach.

Dann drehten sie die Holzbüste um, an der sie als Entwurf gearbeitet hatten und zeigten sie dem Ventrue.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

„Wie gesagt, ich vermute, dass der Einfluss der anderen Clans dahinter steckt. Die Auswahl der Handlanger und Herrscher war nicht mehr so glücklich wie in den Jahrhunderten zuvor. Nero, Caligula, Elagabal … niemand kann glauben, dass meine Ahnen diese Wahnsinnigen zu Kaisern gemacht haben. Oh, es gab noch immer Patrioten und fähige Denker, die aber nun damit beschäftigt waren, gegen die Situation im eigenen Land zu kämpfen. Der Fokus wechselte aufs Innere, auf Aufstände und Umstürze, und die Verteidigung vor den Barbaren an den Toren wurde vernachlässigt. Die chaotische Zeit im dritten Jahrhundert war der traurige Wendepunkt und das römische Reich hat sich nie wieder erholt. Nein, es war so geschwächt, dass fremde Horden dem großen Projekt ein Ende setzen konnten. “

Gasparo benutzte die Bezeichnung für die Feinde Roms freimütig, ohne zu zögern, ob die Vorfahren Tomas auch zu diesen Invasoren gezählt werden konnten.

„Der Mann, der ein Haus erbaut, wird sorgfältiger damit umgehen als ein Urenkel, der es erbt und nie die Mühen, den Schweiß und die Tränen kannte, die in den Aufbau geflossen sind.“

Nach einigen Minuten des Stillen Sitzens bewegte er nun sein linke Hand und fuhr sich einmal durch das nach hinten gekämmte Haar. Eine unnötige Geste, da seine Frisur noch immer gewohnt gut lag.

„Was genau in Rom vor sich geht kann ich Euch nicht sagen. Mein Erzeuger, sein Erzeuger und … andere Kainiten, mit denen ich sprach, stellten es als gegeben da, dass wir die Stadt nicht mehr betreten können. Nicht nur Ventrue … kein Kind unserer vorsintflutlichen Stammesväter.“

Nun zögerte der Magister einen Moment und er musterte Toma, ob der Herold eine erkennbare Reaktion zeigte. „Vielleicht hat es mit dem sogenannten wahren Glauben zu tun? Ich wurde gewarnt, dass manche der Christen Kräfte entwickeln die uns bedrohen können. Rom als heilige Stadt könnte das Zentrum dieser Macht sein.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hörte interessiert zu, während sie noch ein paar details ausbesserten an dem Entwurf.

„Hm...alles muss sich einmal wandeln. Nichts bleibt für immer. Auch der Glanz eines Reiches nicht." Erwiderten sie. „Vielleicht musste es schlicht so sein.“

„Ihr habt recht mit eurem Vergleich des Hauses. Doch auch ein Haus das geerbt wurde kann zu einem zu Hause werden in das man seine Mühe steckt, denn sonst bricht es einem irgendwann über dem Kopf zusammen. Etwas das die werten Römer offenbar nicht gelernt haben.“

Als Gasparo so dann von dem Glauben der Christen sprach, sahen sie wieder auf und runzelten die Stirn.
"Wir hörten davon. Ein unerschütterlicher Glauben der Sterblichen...jedoch nicht in Rom...Wie könnte denn das aber sein? Wie sollten Menschen einen stärkeren Glauben an Ihn haben können, geliebter von ihm sein, als wir mit Kräften gesegneten, von ihm auserwählte Kainiten?" fragte Toma und wirkte pikiert.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

„Wahrscheinlich habt Ihr Recht und Veränderungen sind nötig und unaufhaltsam. Aber dieser Niedergang, in dessen Zeit wir existieren, ist wie ein Pesthauch. Es ist absurd es als Geschöpf der Nacht zu sagen, aber es scheint, als würde die Welt in der Dunkelheit der Ignoranz versinken und nur wenige stemmen sich dagegen.“

Gasparos Stimme klang verbittert, sein Gesichtsausdruck war starr.

„Der Fall des Reiches ist eine Warnung für jeden, der sich etwas aufbauen will. Es gilt, seine Besitztümer gegen Gefahren von innerhalb und außerhalb zu verteidigen, sich nicht sicher zu fühlen oder zufrieden. Diese Lektion sind natürlich für unsere Art besonders wertvoll, nicht wahr, wohlwerte Toma?“

Als das Thema auf die Christen zu sprechen kam zögerte der Ventrue einen Moment.

„Diese Kräfte sind mir ein Rätsel. Ich wurde vielfach davor gewarnt, dass besonders gläubige Christen sie entwickeln und sehe es auch als meiner Pflicht an, die Priesterschüler im Kastell in dieser Hinsicht im Auge zu behalten. Zeuge dieser Auswüchse war ich selbst noch nicht aber ich habe keinen Zweifel, dass es sie gibt.

Was wirklich die Quelle ist … wer weiß.“
Er warf einen kurzen Seitenblick auf Toma. „Es gibt so viele Sagen und Geschichten, in denen die Menschen Talente zeigen, die den unseren ähneln oder sie gar in den Schatten stellen. Es ist denkbar, dass es auch nur Blutdiener besonders mächtiger Kainiten sind, deren Mächte wir noch nicht erfasst haben.

Ansonsten habt Ihr auch hier Recht … wenn Gott die Sterblichen gegen uns ermächtigen würde, warum so indirekt und so vereinzelt? Warum sollte er uns nicht auslöschen wie die Erstgeborenen in Ägypten oder die Einwohner Sodoms?“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Sie nickten auf die Worte des Ventrue, die er womöglich aus dem Grund gesprochen hatte, dass Toma nur wenige Stunden zuvor sehr beharrlich versucht hat klar zu machen, was ihr Besitz war.

"Ganz genau. Warum sollte er uns walten lassen, wenn wir wirklich verflucht, verdammt wären? Warum einzelnen Menschen eine Macht geben? Aber nun ja, sagt man nicht seine Wege sind unergründlich? Vielleicht...ja vielleicht wenn es sie gibt sollen sie Gegenstücke zu uns darstellen? Eine Balance? Ein Hindernis? Eine Prüfung?" überlegten sie dann laut zu den Ansichten Gasparos bezüglich der gläubigen Menschen.

Es gab so viel seltsames auf der Welt, was sie nicht gleich verstanden...alles war irgendwie möglich.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo wog Tomas Aussage sorgfältig ab. Selbst diese Kreatur, die mit ihrer unheimlichen Macht vor ihm geprahlt hatte, schien an den Gott der Christen zu glauben und dessen Macht und Einfluss abzuschätzen.

Der Ventrue selbst wusste, dass diese Diskussion schwer zu führen war. Zu sehr waren die Menschen geblendet und indoktriniert, seit Jahrhunderten, zu tief verwurzelt waren die Ansichten und Lehren des Vatikans.

„Unergründlich ist sicher ein gutes Stichwort, wohlwerte Toma. Wie viel wissen wir wirklich über den Schöpfer, den die Bibel beschreibt. Wir, als Kinder Kains und seiner Nachkommen, wissen, dass vieles in dem … heiligen Buch fehlt oder hineingetragen wurde um zu täuschen und zu lenken. Auserwählt sind wir, capi selecti. Sind die Kräfte dieser Sterblichen mysteriös und rar so ist die Macht unseres Blutes offensichtlich, real … in uns allgegenwärtig.“

Der Lehrmeister machte eine wegwischende, abfällige Geste mit seiner rechten Hand. „Möge Genua nie Nährboden für diese Abscheulichkeiten sein.“

Es lag kein Sarkasmus und keine Spur von Ironie in Gasparos Stimme, als er diese Worte sprach.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma nickte. Mehr gab es auch nicht dazu zu sagen. Sie waren erfreut, dass sie mit dem Ventrue hier ein gemeinsames Verständnis hatten.

Sie erhoben sich von ihrem Platz hinter der hölzernen Büste, die sie als Entwurf angefertigt hatten.
"Seid ihr zufrieden mit unserem Werk, werter Gasparo? Dann werden wir diesen Entwurf in den nächsten Nächten übertragen und euch die fertige Büste zu einer erneuten Begutachtung präsentieren." erklärten sie während sie das Abbild des Ventrue vor dessen Original drehten.
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo erhob sich und schritt hinüber zum Herold, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. Dann nickte er anerkennend, mehrfach, während er intensiv die Details des Werkes bestaunte.

„Wohlwerte Toma, erneut beweist Ihr Eure Kunstfertigkeit. Dieser Entwurf beschämt, was zahlreiche Künstler ihr Lebenswerk nennen würden.“

Er hob eine Hand, als wolle er sie nach seinem Abbild ausstrecken, hielt aber dann inne und legte seine Fingerspitzen fast andächtig auf die rechte Wange seines Gesichts.

„Ich kann es kaum erwarten zu entdecken, wie das fertige Produkt Eures Könnens aussehen wird. Meine Erwartungen habt Ihr bereits nun übertroffen.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Bei den lobenden Worten des Königs konnte man den Stolz förmlich sehen, der die Tzimisce erfüllte. Mit einem selbstgefälligen Lächeln betrachteten sie ihr eigenes Werk.
"Ihr werdet nicht lange darauf warten müssen. Wir werden die nächsten Nächte damit beginnen und sie euch liefern." erwiderten sie.

Damit war für diesen Abend auch alles gesagt. Die Tzimisce verabschiedete sich nach etwas höflichem Plausch von dem Ventrue und entließ diesen wieder in die Nacht.

--

Nun hatten sie sich selbst einen Maßstab gelegt, den es zu halten oder gar zu übertreffen galt.
Doch die Übertragung auf das Gestein ging ihnen nicht so einfach von der Hand, wie der vorherige Entwurf in Holz.

Frustriert zerstörten sie die erste Büste, die sie einige Nächte später begannen, wieder. Meißelten es zu einem unförmigen Klotz zurück. Etwas woraus man noch Neues schaffen könnte, doch für das angedachte Abbild war es nicht mehr zu gebrauchen. Es war einfach zu ungenügend im Vergleich zu dem, was sie zuvor geschaffen hatten.

Der zweite Versuch, bei dem sie sich mehr Mühe gaben, noch genauer arbeiteten und ihre Handarbeit durch ihr Blut verbesserten, zeigte höheren Erfolg. Dennoch konnte Toma den Unterschied zu der Holzbüste immer noch sehen. Doch es war annähernd so gut. Immer noch herausragender als alles was Menschen derzeit schaffen konnten.

Sie waren nicht völlig zufrieden, aber es war ansehnlich und würde dem Ventrue sicher dennoch gefallen.
Die fertige Büste wurde Gasparo ins Bischofskastell geliefert. Gut blickdicht verpackt, brachte es Jakob dort vorbei und allein zu Händen des Magister di Como.

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SW -2 durch Entwurf
+Spezi ruhige Hand
@? Kleiner Schatten (Sam) rolled 48. (5 + 9 + 2 + 3 + 7 + 1 + 7 + 5 + 9 = 48) = 5 Erfolge

SW -1 durch Entwurf und Neuversuch
Spezi ruhige Hand
+2 auf geschick -2BP
@? Kleiner Schatten (Sam) rolled 53. (5 + 10 + 5 + 6 + 3 + 5 + 1 + 5 + 1 + 6 + 6 = 53) = 7 Erfolge
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Gasparo
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Re: [1030] Wie aus alter Zeit [Gasparo, Toma]

Beitrag von Gasparo »

Einige Nächte später stand Gasparo in einem relativ kleinem Raum, der mit einer schweren Tür verriegelt war. Dominiert wurde der Raum durch ein Bett, das sich in der Mitte befand. Mehrere Kerzen brannten und zwei besonders große erhellten einen kleinen Tisch aus edlem Holz, der in der Ecke stand.

Auf ihm befanden sich verschiedene Gegenstände. Ein halbes Dutzend Figuren aus Holz und Stein, einige Schriftrollen und ein Foliant, ein Messer in einer kunstvollen Lederscheide … und die Büste, die Toma angefertigte hatte.

Gasparo stand vor diesem Altar, starr und unbeweglich, als wäre auch er aus Marmor gefertigt. Zu Beginn der Nacht hatte er sein Abbild dort platziert, an den Rand der ausgestellten Objekte. Dies war sein Gesicht, nun und für immer, und gleichzeitig seine Totenmaske, sein Imago Maiorum. Seine Ahnen, sowohl Sterbliche wie auch Kainiten, hatten diese Tradition gepflegt.

Der Ventrue wusste, dass nach seinem Ableben niemand mehr Gelegenheit haben würde, einen Wachsabdruck seiner Gesichtszüge zu erstellen. Er unterdrückte den Drang, seine Hand nach der Büste auszustrecken. Sollte das Undenkbare passieren und seine Existenz beendet werden, so bliebe doch zumindest diese Erinnerung, dieses Überbleibsel, um Gasparo di Comos Existenz zu gedenken.

Ob es ein Gelehrter war, der dieses prächtige Kunststück als Antiquität ausstellen würde, oder ob ein Nachfahre im Blute Ventrues sein Bildnis in Ehren halten würde, lag an ihm selbst.

Gasparo würde einen wortreiche Nachricht des Dankes an Toma formulieren müssen. Die Arbeit, die die Künstlerin abgeliefert hatte, war ausgezeichnet und so seltsam ihr Gebaren auch manchmal anmutete so konnten ihre Fähigkeiten nicht bestritten werden. Sie wäre ein gefährlicher, aber wertvoller Verbündeter. Die Zeit würde es zeigen.
Gesperrt

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