[1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

[Juli '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

"So frisch also in der Stadt." bemerkte Galeno nur und hörte dann erst einmal weiter zu.

"Werter Nicolò, auch für uns gibt es ein Ende, da bin ich mir sehr sicher. Ich habe schon lange akzeptiert, dass der Tod mich stets umgibt und irgendwann auch meiner habhaft werden wird, wenn die Zeit dafür reif ist. Wenn es bei einem Menschen an der Zeit ist, dieser Welt lebewohl zu sagen, so sollte man dies oft auch akzeptieren und nicht unnötig herauszögern. Zum einen nützt eine unnötige Qual niemandem und zum anderen lassen sich auch mit und nach dem Tode Erkenntnisse gewinnen. Vielleicht treffen sich da unsere Meinungen, vielleicht nicht. Ich würde dies gern herausfinden.
Ist für euch die Erkenntnis wichtiger, oder das Leben?"


Die Ausführungen zur Schrift lissen Galeno lächeln. Ja, Seresa war dafür sicherlich eine ganz gute Wahl gewesen. Erstaunlich, dass dieser Kainit kurz nach seiner Ankunft gleich nach einem Lehrmeister gesucht hatte, um sein Schriftbild zu verbessern, aber wegen Fürsprechern keinerlei Ahnung hatte.
So ruhte dann doch ein ernster Blick auf dem Einhorn.

"Ihr benötigt zwei Fürsprecher, einen Vasallen Genuas und einen, der einfach nur vom Mondsenat anerkannter Gast ist. Und wenn demnächst der Hoftag stattfinden wird, dann werdet ihr nicht sonderlich viel Zeit dafür haben. Aber es reicht aus, vorausgesetzt ihr gebt ein gutes Bild ab oder seid zumindest bereit etwas dafür zu geben, denn die wenigsten werden euch die Fürsprache geben, wenn ihr nichts zu bieten habt. Deswegen meine Frage an euch, warum sollte man euch die Fürsprache geben? Was seid ihr bereit dafür zu geben?
Und ihr solltet auch beachten, so sagte man mir damals, als ich mich in eurer Position befand, dass Fürsprache nicht gleich Fürsprache ist. Die Wahl des Fürsprechers sagt viel auch über den jeweiligen Kainiten aus. Ein Fürsprecher kann auch ein schlechtes Licht auf euch werfen."


Dann legte er einen Finger ans Kinn und dachte kurz nach. "Baumeister? Nun, es ist nicht einfach eine Bleibe zu finden, die dem jeweiligen Anspruch gerecht wird. Ich habe mich auch erst vor Kurzem an einen Baumeister gewandt, da ich ebenfalls Pläne für einen Ort habe, an dem man helfen, forschen und lernen kann. Ich kann ihn fragen, ob es in Ordnung geht, dass ich euch Kontaktmöglichkeiten zu ihm nenne. Kommt deswegen einfach noch einmal auf mich zurück, sobald ich hier wieder richtig angekommen bin."

Zu den Salubri verlor er erst einmal kein weiteres Wort. Hatte er es womöglich überhört? Oder vergessen?
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte nur, denn er war wahrlich erst seit kurzer Zeit in der Stadt. Die Ausführungen über das Leben und den Tod hörte Nicolò sich interessiert an und schielte häufiger rüber zum Mönch, während er sich nebenbei auf die Straße konzentriert. Auf seine Frage antwortete er mit einem Schulterzucken: „Ich stimme Euch einerseits zu, allerdings unterscheiden wir uns wohl doch hierin tatsächlich, denn ich kann Eure Frage nur mit weder noch beantworten.“ Nicolò blickte nachdenklich drein und versuchte die richtigen Worte zu finden: „Für mich steht der zu Behandelnde im Vordergrund. Unnötige Quälerei will ich niemanden zumuten, aber wenn ich eine Möglichkeit sehe, etwas zu tun, dann unternehme ich sie auch. Schließlich schiebt man hierüber seine Grenzen immer weiter und gewinnt dadurch neue Einsichten und Erkenntnisse. Es ist wohl eine andere Methode des Lernens als Ihr sie beschreibt, aber mein Blut… bietet mir doch hier gewisse Vorteile…, die Euch wohl nicht gegeben sind, weshalb ich Euren Ansatz wohl unter diesen Umständen nachvollziehen kann…“ Mit diesen Worten ließ er den Satz verklingen und fügte nichts mehr hinzu, auch wenn man hätte meinen können, dass er noch etwas sagen wollte – eindeutig war dies aber nicht.



Als Galeno über das Gastrecht erzählte, hörte Nicolò mit einem neutralen Gesichtsausdruck zu, trotzdem erhielt man den Eindruck, als wären die Ausführungen nicht ganz neu. Nachdem der Mönch geendet hatte, antwortete er:

„Nun genau darin besteht mein Problem, Werter Galeno. Viele der Vasallen sind mir unbekannt und ich weiß zum meinem Leidwesen erst recht nicht, welcher über eine gute Reputation verfügt…“


Nicolò unterbrach sich kurz, strich über seinen Bart und sagte dann: „Was ich zu bieten habe oder zu bieten bereit bin… Nun da ich erst kürzlich in Genua angekommen bin, kann ich natürlich weder politischen oder ähnlichen örtlichen Einfluss als Gegenleistung anbieten und ich kann mich nur wiederum auf meine Fähigkeiten als Händler und als Heiler besinnen – immerhin habe ich gute Handelsbeziehungen in die Gascogne und wäre wohl bereit einen…  Teilhaber für eine gewisse Zeit zu akzeptieren, was ihm zumindest für eine gewisse Zeit einige finanzielle Mittel zur Verfügung stellen würde…“ Er blickte dabei Galeno ziemlich direkt an, ging aber dann nicht näher darauf ein: „Auch vermag ich nicht nur Sterbliche zu behandeln, sondern kann auch unseresgleichen von… gewissen Krankheiten… heilen, was ich ebenfalls bereit bin anzubieten. Und zuletzt spreche ich einige Sprachen fließend und bin bewandert in der Kunst der Algebra, vielleicht wäre der ein oder andere darin interessiert, so es ihm genüge.“



Nachdem die Sprache auf den Baumeister kam, sagte Nicolò: „Ich wäre Euch verbunden, wenn Ihr nachfragen könntet – glücklicherweise genügt noch der Raum aber auf längere Sicht gesehen, benötige ich einfach etwas mehr Platz...“

Nicolò blickte abwesend auf die Straße und hatte die Hand nachdenklich an seinem Bart.  Er schien über die Antworten des Mönchs und das Ausbleiben einiger nachzudenken.

Schließlich schien er sich zu etwas durchgerungen zu haben, straffte er doch seine Haltung etwas und sagte freundlich: „Wenn Ihr Euch eingelebt habt und wieder in der Stadt seid, werter Galeno, seid Ihr in meinem Hause in Platea Longa willkommen.“
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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Der junge Mönch musterte Nicoló noch einmal, wieder bei dem Knotenschmuck hängen bleibend.
„Ja, ihr habt es womöglich einfacher herauszufinden, was wem fehlt oder wie es ihm geht, oder? Ich meine mich zu erinnern, dass Heiler - ähnlich der Krieger - die im Körper verborgenen Informationen ergründen können, indem sie nur ihr drittes Auge verwenden. Man könnte knapp neidisch werden.“

Stille währte allerdings nicht lange zwischen ihnen, denn er setzte sofort noch etwas nach.

„Man würde sich also durchaus ergänzen können.“

Die Fahrt führte an einigen kleinen, verschlafenen Dörfern vorbei. Galeno musterte etwas die Umgebung, die durch die Schwärze der Nacht noch erkennbar war. Dort hinten lag irgendwo das Meer und dort hinter dem kleinen Wäldchen müsste Burgus liegen, weiter hinten dann Flussmund.
Ihm waren die Wege mittlerweile sehr vertraut.

„Nun, die Reputation ist eine schwierige Sache, denn jeder denkt dabei etwas anders, fürchte ich. Es gibt viele kleine Unstimmigkeiten zwischen den Kainiten hier und diese wirken sich meiner Meinung nach auch darauf aus. Ich kann euch also nicht genau sagen, wer besser geeignet wäre und wer nicht.
Ich bin vom Mondsenat anerkannter Gast, könnte euch also auch Fürsprache geben. Allerdings bin ich noch jung in der Stadt, werde also zum Beispiel nicht sonderlich viel Gewicht haben. Anders bei alteingesesseneren. Ich würde euch vielleicht raten, euch bei hohen Clans umzuschauen, oder jenen, die euren Interessen eine Stütze sein können. Ihr seid Händler, vielleicht also andere Händler, wie...mh..die werte Livia oder, nun, wenn ihr noch höher gehen wollt, die ehrenwerte Hüterin der Elysiums. Dann wäre da noch der wohlwerte Kastellan, der womöglich auch an einem Austausch interessiert sein könnte und euch deswegen auch seine Fürsprache geben könnte. Falls ihr tatsächlich so sehr um das Wohlergehen der Menschen besorgt seid, dann womöglich auch die werte Avelina, die ausserdem auch noch mit Stoffen handelt. Allerdings sind nicht alle von ihnen Vasallen Genuas. Diejenigen mit Ämtern sind es auf jeden Fall. Entweder von Genua oder von Mailand. Bis auf die werte Avelina sind alle, die ich euch nannte, Vasallen Genuas. Vasallen Mailands sind meines Wissens der verehrte Benedetto und die beiden Liktoren Amalia und Ajax. Ich war lange Zeit weg, wer weiss, vielleicht gab es da auch schon wieder Verschiebungen.“


Die Dinge, die er bieten wollte, klangen teilweise ganz gut, zumindest für ihn. Ganz besonders interessierten ihn aber zwei Themen.
„Kainiten von Krankheiten heilen? Könnt ihr das besser erläutern? Was meint ihr für Krankheiten?“
Er dachte dabei an einen eigenen, teils doch sehr hinderlichen Nachteil, den er selbst besass und fragte sich, ob die als Krankheit gelten würde.
„Und welche Sprachen beherrscht ihr? Und könnt ihr sie auch schriftlich nutzen?“

Hinten am Horizont war Burgus zu sehen, zumindest ein oder zwei Lichter des Klosters. Irgendwer war noch wach.

„Ich komme der Einladung gern nach. Platea Longa also. Ich werde sogar oft in der Stadt sein, denn ich habe dort viel zu tun. Allerdings nicht sonderlich stark in Platea Longa..

Wenn ihr mit mir Kontakt aufnehmen wollt, so hinterlasst eine Nachricht im Elysium, oder sendet einen Boten zum Kloster in Burgus. An diesen beiden Orten erreicht man mich bisher am Besten.“
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Nicolo Trevisan
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò hatte den Blick zum Knoten auf seiner Stirn bemerkt und nickte: „Wiederum zeigt Ihr erstaunliches Wissen über meinen Clan. Aber ja, man kann sich ergänzen und ich würde es auch begrüßen.“
„Auch wenn Ihr noch jung in der Stadt seid und manch andere mehr Einfluss besitzen mögen, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr für mich Fürsprechen würdet. Unsere Interessenlagen sind zumindest in einigen Punkten sehr ähnlich und wenn der Fürsprecher einiges über den Kainiten aussagt, so würde ich selbst Eure Fürsprache für mich als passend und achtbar empfinden. Und ich danke Euch ebenfalls sehr für Eure Hinweise, ich habe bereits Kontakt mit der Verehrten Acacia aufgenommen. Vielleicht ist es mir möglich sie zu überzeugen.“
Nicolò fuhr sich nachdenklich über den Bart – wohl eine sehr typische Geste für ihn, blickte Galeno fragend an, doch dann fuhr er fort: „Ich bin tatsächlich bemüht mich um die Menschen zu kümmern, allerdings sind mir zum Teil Grenzen gesetzt, wegen den… räumlichen Umständen. Vielleicht sollte ich meine Dienste im Hospital anbieten…“
Aus der Überlegung heraus wechselte er jedoch abrupt das Thema: „Könnt Ihr mir mehr über die werte Avelina erzählen, ist Sie ebenfalls in der Heilkunst bewandert oder versucht sie auf andere Weise das Wohlergehen der Mensch zu erreichen?“

Nicolò blickte nun wieder den Mönch direkt an, wenn das Pferd nicht so gut erzogen wäre und sie sich ohnehin nur langsam vorwärts bewegten, hätte man sich wohl sorgen machen müssen, aber so rumpelte der Wagen ohne allzu große Schwierigkeiten weiter. „Ich kann Krankheiten des Blutes heilen, beispielsweise Wundfieber und auch andere. Doch kostet dies mich einige Anstrengungen, weshalb ich versuche, es auf herkömmlichen Wegen zu kurieren und nur im Notfall auf meine Gaben zurückkomme. Bei Kainiten ist es das meist nicht möglich, daher ist meine Gabe hier umso wertvoller.“ Er blickte nun sehr konzentriert den Mönch mehrere Augenblicke an und Tebaldo wurde bereits unruhig, richtete sich halb auf, um die Zügel zu übernehmen. „Fragt ihr aus einem bestimmten Grunde, werter Galeno?“
Auch wenn seine Worte direkt waren, sprach er doch mit einer ruhigen und freundlichen Stimme. Dann besann er sich und richtete sein Augenmerk wieder auf die Straße, während Tebaldo wieder Platz nahm.

Nach dieser Pause furh Nicolò mit einem anderen Thema fort: „Leider bin ich schriftlich nur des Italienischen mächtig und das Lateinische lerne ich gerade. Aber ich spreche Okzitanisch, Katalanisch, Griechisch und auch noch Rumänisch, wobei ich zu letzterem leider nicht besonders viele Gelegenheiten habe.“

Als sie sich Burgus näherten und Nicolò der Lichter gewahr wurde, sagte er mit einem leicht verlegenen Gesichtsausdruck: „Habt dank, ich werde dann wohl einen Boten zum Kloster senden, denn ich möchte meine Schrift momentan noch niemanden zumuten, so es andere Möglichkeiten gibt.“
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Nubis
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

Bevor er auf die Fürsprache zu sprechen kommen wollte, beantwortete Galeno dem Salubri einige der anderen Fragen. Sei es nun mit Worten, oder blossem Nicken oder Kopfschütteln.
"Ich kann mir gut vorstellen, dass bei der verehrten Acacia sicherlich der Preis sehr hoch sein werden wird. Aber ein Versuch ist es sicherlich wert. Sie besitzt grossen Einfluss in der Stadt, soweit ich weiss und eine Fürsprache, nun...dürfte bei dem einen oder anderen durchaus gut ankommen. Bei manchem allerdings auch auf Unmut treffen. Jene, die schon viel erreicht haben, haben oftmals auch erbitterte Gegner. Seid also gewappnet und sucht euch womöglich noch eine Stimme mehr, die womöglich euer Ansehen auf der gegnerischen Seite sichern kann. Ich weiss nicht, wie es auf dem Hof dann geschehen wird, aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch dort Einfluss anderer auf die höchst verehrte Aurore geltend gemacht wird. Diejenigen im Mondsenat werden es zumindest versuchen, sollten sie etwas gegen euer Dasein als Gast entgegen zu bringen haben."

Sein Blick ging gen Boden und er dachte kurz nach. Auch er musste sich gewiss sein, dass sicherlich nicht alles nach Plan verlaufen würde, doch bei seinen Fürsprechern hatte er keine Sorge darum, dass wenigstens zwei von ihnen dementsprechend gute Reputationen in der Domäne hatten. Den Mondsenat hatte er ja bereits überstanden.

"Die werte Avelina ist keine Heilerin, nein. Sie versteht nur ein paar Ansätze dazu. Sie ist eine Dame aus adligem Hause und künstlerisch sehr begabt und interessiert. Sie gehört dem Clan der Rose an und ich denke, sie sieht sich als eine Art Leuchtfeuer der Menschlichkeit. Zumindest hält sie diese in hohen Ehren und schätz es Menschen zu helfen, läuft also in gewissen Pfaden mit unseren Absichten einher oder zumindest parallel. Sie hat sich vor allem Frauen mit schrecklichen Erfahrungen angenommen oder bemüht sich um jene. Jene, denen Gewalt angetan wurde, die oftmals keinen anderen Ausweg sehen, als sich mit sonderbaren Heilmethoden von Innen heraus zu vergiften. Sie trat deswegen auch an mich heran, denn sie kann in Sachen der Medizin nichts unternehmen. Allerdings sollte ich euch auch nicht zu viel über sie erzählen. Der eigene Eindruck ist sicherlich wichtiger. Allerdings kann ich euch einander gern einmal bekannt machen."

Mit einem Nicken zeigte er Nicolò, dass seine Ansichten zum Nutzen der Kräfte oder normaler Methoden ähnlich waren. Wenn es Mittel gab, sollte man diese finden, statt immer auf die eigenen Kräfte sich zu verlassen. Zumal das Wissen um andere Methoden anderen auch mehr helfen konnte. Diese konnte man weitergeben, lehren.
Doch als er ihn dann so konzentriert für ein paar kleine Momente ansah, verschmälerte er die Lippen und schüttelte dann sacht mit dem Kopf.
"Reine Neugierde."

Und irgendwie war er wieder einmal froh drum, dass es Winter war und zudem eine doch sehr kalte Nacht, denn dann würde nicht auffallen, dass mit der Zeit der Fahrt des Wagens sich mehr und mehr Kälte ausbreitete und die Kainiten und ihre Diener umspielte. Vielleicht würde der sowieso schon frierende Tebaldo noch mehr frösteln.

Die Sprachen nickte er nur ab. Alles keine, die ihn jetzt gerade interessieren würden, vor allem nicht nur mündlich. Er war an anderem interessiert und wenn, dann vor allem in der Zuhilfenahme der Schrift, denn Pergamente liessen sich nicht mit Worten füllen und sehr alte Lehrmeister pflegten leider nicht immer aus dem Grab zu steigen und klar und deutlich ihre Worte an einen zu richten.

Schlussendlich geriet er ins Grübeln. Die Frage nach der Fürsprache war noch offen. "Mhh Fürsprache und Zusammenarbeit..."
Dann aber sah er Nicolò doch noch einmal sehr ernst an. Man könnte meinen, ein prüfendes Funkeln erkennen zu können.
"Ich würde deswegen zuvor noch etwas von euch wissen wollen...zwei Dinge, ehe ich euch sagen kann, ob dies passen würde, oder nicht. Was hat man euch zur Aufgabe gestellt und werdet ihr die Domäne, ihre Regeln und vor allem unsere höchst verehrte Prinzessin ehren und ihr dienen?"
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Während der Wagen dahinrumpelte lauschte Nicolò den Worten des Mönchs. Seine Mimik wirkte nachdenklich und der möglicherweise hohe Preis schien ihm wohl etwas Sorgen zu bereiten, dennoch vertiefte er das Thema nicht weiter, scheinbar tat er sich mit den politischen Ränken innerhalb der nächtlichen Gesellschaft noch schwer.
Als sie über Avelina sprachen, wirkte er dagegen wieder deutlich aufgeweckter: „Ah dann sollte ich der Werten Avelina bestimmt meine Aufwartung machen, insbesondere wenn sie weit fortgeschritten auf ihren Weg ist, entspricht dies doch auch meinem Bedürfnis und Ansinnen.“

Von hinten auf dem Wagen, hörte Nicolò ein leises Bibbern und er drehte sich zu Tebaldo um, musterte diesen kritisch. „Manchmal vergesse ich noch, dass uns die Kälte kaum noch etwas ausmacht, aber wir sollten wohl besser schnell ins warme kommen, bevor mein Freund hier ernsthaft unterkühlt oder gar erkrankt.“ Während er das sagte, nahm Nicolò seinen Umhang ab und warf ihn Tebaldo zu. Unter dem Umhang kam ein Einfaches, aber gut verarbeitetes und recht dickes wollenes Gewand zum Vorschein, auffällig war noch die reich verzierte Gürteltasche, groß genug, um medizinisches Besteck zu beherbergen.
Dabei entging Nicolò wohl die Mimik des Mönchs. Er nahm nur das Nicken zu den Sprachen wahr und er zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Nun ich bin eben ein Händler und spreche hauptsächlich die Sprachen meiner Handelspartner, bisher war es auch nie nötig, Schriftstücke dazu aufzusetzen…“

„Zu Eurer zweiten Frage, die Antwort ist recht einfach doch vielleicht nicht ganz das, was Ihr hören möchtet, aber ich möchte ehrlich zu euch sein - Ich werde die Domäne und die höchst verehrte Prinzessin ehren und dienen, solange dies nicht bedeutet, dass ich meine Via verraten muss und auch nicht gezwungen bin, eine direkte Aktion gegen meinen Erzeuger zu führen, welchem ich auch Loyalität schulde.“
Nicolò mustere Galeno kritisch während er sprach und achtete ganz genau auf die Reaktion, bei dem was er als nächstes sagte: „Was meine Aufgabe angeht, Ich hoffe Ihr habt Verständnis, aber zunächst möchte ich wissen, ob Ihr ernsthaft über meine Bitte nachdenkt, insbesondere wenn Ihr meine vorhergehenden Worte bedenkt. Wenn Ihr dies bejahen könnt, werde ich Sie Euch nennen.“
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

"Wenn dies euer Ansinnen ist, dann solltet ihr sie auf jeden Fall treffen. In Mascharana steht die Villa di Fiori. Dort solltet ihr einen Boten hin entsenden und ich denke, die werte Avelina di Braida wird jemanden empfangen, den ich an sie verwiesen habe."

Er beobachtete, wie er seinem Diener den Umnag über zog und schmunzelte leicht. "Wenn wir beim Kloster angekommen sind, kann er sich sicherlich kurz etwas aufwärmen. Mit einem warmen Trunk mit Thymian und Kamille, den sicherlich mein Bruder zubereiten kann."
Er blickte zu dem robusteren Mönch, der seine Sachen zuvor auf den Wagen geladen hatte und dieser nickte.

"Was nun wiederum eure Frage anbelangt, werter Nicolò, so will ich euch sagen, dass ich niemals Worte an jemanden verschwende, bei dem ich nicht ein gewisses Interesse hege."
Und tatsächlich wirkte die Tonlage und auch die Mimik, die dort sachte mit hinein spielte, als sei der junge Mönch ein wenig verstimmt.
"Ansonsten hätte ich auch die jeweiligen Informationen nicht an euch herangetragen. Also ja, ich bin geneigt ernsthaft darüber nachzudenken."

Er setzte kurz ab und sah sein Gegenüber dann todernst an, ein widernatürliches Starren, kein Blinzeln.
"Ihr seid noch jung hier und eure Loyalitäten sind sicherlich auch noch nicht gefestigt. Vor allem, was Genua betrifft. Aber mit eurer Antwort kann ich leben. Ich denke nicht, dass ihr – sollte sich euer Erzeuger nicht gegen Genua wenden – etwas gegen ihn unternehmen müsstet. Was die Via anbelangt, nun, auch da denke ich, wird es sicherlich nicht all zu viele Probleme geben. Allerdings macht ihr mich schon neugierig, welcher Via ihr genau folgt. Der Menschlichkeit oder einem der Unterpfade?"
Er räusperte sich kurz.
"Nun! Wir sollten uns also ganz gut verstehen können, was Arbeit und Pflichtgefühl betrifft..."
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Ich danke euch sehr." Und er meinte dies sowohl bezogen auf Avelina, als auch auf den warmen Trunk. Kurz senkte Nicolò sein Haupt vor dem robusten Mönch und sagte anschließend: "Der Winter ist dieses Jahr bereits sehr früh streng. Hoffentlich ist dies nicht zum Schaden der Bauern."

Nicolò hob beschwichtigend die Hände, als er Galenos Ausdruck gewahr wurde: "Verzeiht werter Galeno, ich enthüllte euch bereits ebenfalls viel, weil ich in Euch jemanden mit ähnlichen Ansichten und Interessen sehe. Nun ist es allerdings so, dass die Aufgabe etwas speziell ist." Nicolò senkte seine Stimme zu einem flüstern: "Meine Aufgabe ist es, einen inoffiziellen Kanal in meine Heimatdomäne Bologna zu etablieren. Da es eben inoffiziell ist, möchte ich vermeiden, dass allzu viele Kainiten dies erfahren."

Als Galeno ihn wiedernatürlich anstarrte, verlor Nicolò seinen Gleichmut, obwohl er sich auf so eine Reaktion innerlich vorbereitet hatte. Für einen kurzen Moment blinzelte sein drittes Auge, abgesehen davon war es schwer seine Mimik zu deuten. Jedoch wieß dieses blinzeln bereits darauf hin - hatte er das dritte Auge bisher doch sehr unter Kontrolle gehabt.

Dann nahm Nicolò einen tiefen künstlichen Atemzug: "Nun tatsächlich folge ich einen der Unterpfade der Menschlichkeit, dem Via Spiritus." Fragend blickte Nicolò den Mönch an, wie um zu sagen "ist er Euch bekannt"?

Als Galeno meinte, dass sie sich gut verstehen könnten, nickte der Salubri entschieden.
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nubis »

"Ja, der Winter ist streng, aber sollte die meiste Ernte nicht ohnehin schon eingeholt sein? Jetzt erntet man doch kaum noch etwas, nicht wahr?"
Er liess es dabei bleiben und wendete sich den anderen, viel wichtigeren Themen zu. Schliesslich würde die Fahrt auch nicht ewig dauern.

"Also gut. Das ist durchaus eine Interessante Aufgabe, jedoch scheint diese eher eure Fähigkeit des Handels wegen abzudecken, als die des Medicus und deswegen eher nicht von Belang. Ich werde darüber schweigen."
Die Augen wanderten wieder zu dem Auge, welches wohl ein klein wenig unruhig schien. Es blinzelte? Vielleicht würde er noch weitere Dinge über die Salubri erfahren, mit der Zeit und über dieses Auge. Es war für ihn wirklich sehr interessant, denn dadurch waren gerade die Salubri etwas recht Besonderes.

"Mh...diesen Pfad kenne ich nicht. Er scheint wohl einer der eher unbekannteren Pfade zu sein? Vielleicht mögt ihr mir bei Gelegenheit einmal mehr darüber erzählen, auch im Falle einer Zusammenarbeit, um zu vermeiden, dass wir uns gegenseitig in unseren Wegen behindern.
Doch ich denke, bezüglich Fürsprache könnte ich euch folgendes anbieten. Wir arbeiten zusammen, was die Versorgung der Kranken anbelangt und nicht gegeneinander. Jeder kann vom anderen sicherlich profitieren. Dies könnte durchaus auch gemeinsame Forschungen oder dergleichen bedeuten, jedoch möchte ich in erster Linie, dass ich mit unterrichtet werde, sollten seltsame Krankheiten und Todesfälle auftreten. Sollte jemand an euch herantreten, der sonderbares entdeckt oder gesehen hat, was durchaus auch einem Stillebruch nahe kommt, oder diesem sogar entspricht, möchte ich gern ebenso informiert werden. Ich möchte nicht, dass ihr euch dieser Sache annehmt, ohne mich vorher hinzugezogen zu haben.
Dies soll so lange gelten, bis ich euch etwas anderes mitteile. Untersuchungen von Stillebrüchen sind mein Gebiet in Verbindung mit den wohlwerten Liktoren Genuas. Die Liktoren könnt ihr natürlich auch zeitgleich darüber informieren, oder ich übernehme dies dann..."


Ihm schien dies ernst, sehr ernst.
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Re: [1030] Treffen zweier Heiler [Galeno, Nicolò]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

„Es ist allerdings nicht gerade der… häufigste Pfad. Daher spreche ich meist auch ungern über ihn. Im Grunde stellt er mehr das Handeln im Vordergrund als die eigentliche Philosophie, zumindest könnte man so den wichtigsten Unterschied zur Menschlichkeit in einem Punkt zusammenfassen“
Es fiel ihm sichtlich schwer, sich über dieses Thema zu unterhalten. „Ich hoffe Euer... Weg läuft dem nicht konträr?“

Nicolò nickte und wirkte nun ebenfalls ernst. Er sagte schlicht: „Euren Vorschlag stimme ich in allen Punkten zu.“ Seine Augen aber leuchteten mit einer gewissen Entschlossenheit, während er dies sagte und man konnte erkennen, dass ihm die Einhaltung des gegebenen Wortes wichtig war. Dann fuhr er fort: „Ich begrüße ebenfalls eine gemeinsame Forschung, auch wenn ich diesbezüglich erst noch die erwähnten Probleme des… Raumbedarfs… lösen muss…“

Viel Zeit war nicht mehr geblieben, bis sie Burgus erreichten, aber Nicolò machte einen zufriedenen gar frohen Eindruck über dieses zufällige Zusammentreffen und die Konversation mit allen Implikationen, die daraus entsprungen waren.
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