[1030] Kleine Gossengeschichten [Anastasia, Alain]

[Alain le Beau]

"Ihr seid recht freigiebig mit euren Vermutungen", sagt der junge Mann und runzelt die Stirn. "Ihr zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf euch. Das könnte euch Ärger einbringen." Dann zieht er den Mundwinkel hoch, grinst schließlich. "Aber nicht mit mir. Und eure Lebensgeschichte gefällt mir. Ich für meinen Teil wurde geraubt, versklavt, verführt und verwandelt. Aber ich habe dabei auch eine neue Familie gefunden. Vielleicht wollt ihr mir folgen? Dann kann ich sie euch vorstellen." Das letzte Wort betont er.

Noch bevor sie antworten kann, ist er bereits aufgestanden und auf dem Weg zu einer Tür, die wohl zum hinteren Bereich des Gasthauses führt. Dort angekommen wirft er der Verschleierten einen Blick über seine Schulter zu, bevor er hindurchtritt, dicht gefolgt von seinen drei Begleitern.

[Anastasia]

Leise glucksend folgt ihm die Verschleierte, die drei Männer beachtet sie nicht mehr, als wären es Fliegen. Toni bekommt einen Wink und bleibt missmutig sitzen.

[Alain le Beau]

Der Weg führt durch einen längeren Korridor an mehreren Türen vorbei, bis sie schließlich an dessen Ende in ein weiteres Zimmer eintreten. Anastasia fallen sofort die schweren Läden auf, mit denen die Fenster verriegelt werden können. Jetzt gerade aber streicht nur der Nachtwind herein und trägt einen angenehmen Geruch von frischem Stroh und sauberen Laken an ihre Nase. Der dunkelhaarige Schöne tritt ein, gefolgt von der Verschleierten und den drei Männern, die sich im Halbkreis zwischen ihr und der Tür aufbauen.

Als er das Bett erreicht, dreht sich der Jüngling abrupt, aber geschmeidig um und legt die Hände hinter dem Rücken zusammen. Er begutachtet sein Gegenüber erneut, diesmal im Stehen, sagt aber kein Wort. Da ist etwas Abwartendes in seinem Blick...

[Anastasia]

"Wollt ihr mich etwa ins Bett zerren?" Sie sieht dich interessiert an, während die Luft ein Hauch von Vitae vorbei weht. Nicht genug, dass ein Mensch es riechen könnte, aber rin Kainit wird es bemerken. Dabei lässt sie dich nicht aus den Augen, versucht dabei auch die drei unauffällig zu beobachten, falls sie sich bewegen sollten.

[Alain le Beau]

"Nein", sagt der Jüngling. "Ich erwarte eure Vorstellung. Sollte diese nicht in Kürze erfolgen - solltet ihr nicht wissen, wovon ich spreche - werden meine Männer euch niederstrecken. Dann werden wir euren Freund rufen und auch ihn töten. Im Anschluss werden wir eure Leichen fortschaffen. Zwei tote Bettler kümmern in dieser Stadt niemanden." Er lächelt freundlich und sieht Anastasia weiterhin geduldig an. Die Männer hinter ihr treten näher.

[Anastasia]

Sie sieht nach hinten, das Lächeln ist trotz ihres Schleiers zu bemerken. "Ich habe mir versprochen höflich zu sein, auch wenn das Angebot großzügig ist.
Anastasia Vica, Neugeborene, Tochter von Konstantin, Enkelin von Tommaso, vom Clan der Verborgenen. Erfreut euch kennen zu lernen, Alain von... " Sie lässt den Satz wie eine Frage klingen.

[Alain le Beau]

Diese Worte ernten ein Nicken, so, als habe der seltsame Mann nichts anderes erwartet. "Es freut mich ebenfalls, eine weitere Vertreterin der Verborgenen kennenzulernen, werte Anastasia. Ich bin Alain der Bretone, Neugeborener der Drachen und Kind des Konrad von Wolmar, seinerseits Kind des Radislav Draculea aus der Linie Tzimisces." Er nickt ihr leicht zu, dann weist er auf einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. "Nun, da die Formalitäten erledigt sind: Kann ich euch etwas zu trinken bringen lassen? Macht euch keine Sorge wegen des Jagdverbotes, wenn ihr Gast seid. Wir sind hier außerhalb der Stadtmauern, wenn auch direkt davor."

[Anastasia]

"Ich nehme gerne etwas zu trinken, solange ihr mir nicht wieder puren Wein vorsetzt." Sie lacht leise. "Aus einem Mann schmeckt er einfach besser." Sie betrachtet ihn genauer. "Man sieht euch den Tod nicht an. Sehr interessant. Bleiben euere Hunde?"

[Alain le Beau]

"Oh ja", sagt Alain und lehnt sich zurück. "Nach dem letzten Anschlag auf mein Leben... nun, meine Existenz... sind sie viel zu besorgt, um mich mit einer geheimnisvollen Fremden alleine zu lassen." Er gibt ein Zeichen und einer der drei verschwindet zur Tür hinaus. "Ich lasse euch etwas bringen, werte Anastasia. Und dann könnt ihr mir erzählen, wie ihr wusstet, was ich bin - wenn man mir doch den Tod nicht ansieht." Seine Finger tappen auf dem Tisch, während er den Schleier studiert. "Außerdem - trotz allem - würde ich euch gerne in die Augen blicken, wenn wir schon sprechen."

[Anastasia]

Sie lacht leise. Ihre Augen sehen dich an. Der Schleier bedeckt nur die untere Hälfte des Gesichtes. "Ich hatte keine Ahnung. Ich habe es vermutet, denn normalerweise interessieren sich Menschen nicht für das Geschwätz von offenbar Irren oder Bettlern. Aber man sah euch nichts an. Also dachte ich, ich spiele die Irre. Wenn ihr nicht vom Tod gewesen wäret, dann wäre ich für euch eine Irre gewesen, die einen wahnsinnig Mörder sucht. Wenn mir das nicht gelungen wäre, dann... wäret ihr leider verstorben." Sie mustert dich nochmals. "Ihr wollt mein Gesocht sehen."