[1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mein Kopf hatte sich leicht zur Seite geneigt und mein Gesicht kurz meine Verwunderung über diese für mich seltsam anmutenden Fragen wiedergespiegelt. Ilario hatte es tatsächlich geschafft mich zu überraschen. Doch statt dies zu bedauern, richtete ich meinen Kopf wieder auf, senkte meinen Blick stattdessen leicht verlegen oder gar womöglich schuldbewusst ab und antwortete dem Lasombra vor mir: „Weil es zeigte, wieviel ich noch zu lernen habe.“

Innerlich wusste ich, dass meine zu vor gegebene Antwort die vermutlich Beste gewesen war, welche ich ihm hätte geben können und ich bedauerte sie nicht. Was ich bedauerte war ihm nicht sagen zu können, dass es überaus unhöflich von ihm gewesen war, mir eine Frage gestellt zu haben, dessen Antwort niemand anders geben konnte, als er selbst und selbst dies nicht unbedingt, denn ich wusste, auch er war hergebeten worden und nicht zufällig hier.

Doch da er exakt diese Frage gestellt hatte und keine andere, schien sie von Bedeutung zu sein und so fand ein charmantes, wenn auch etwas zögerliches Lächeln auf meine Lippen zurück, während ich den Blick wieder etwas hob und ihn stattdessen fragte: „Warum also seid ihr hier, verehrter Kastellan Contarini?“ Ich hätte eine Provokation oder gar Herausforderung in meiner Stimme mitschwingen lassen können, doch das tat ich nicht. Es gab für mich keinen Grund gegen ihn oder seine Prüfung an mir aufzubegehren, auch wenn dies für mich bedeuten würde, empfundene Unhöflichkeiten stumm herunterzuschlucken. „Das heißt, sofern ihr hierüber mit mir sprechen möchtet.“, ergänzte ich meine Worte mit höflicher und einladender Stimme, die für ein Gespräch offen und interessiert an dem Thema klang, dass Ilario mit seiner Frage zuvor begonnen hatte.
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Ilario
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

Interessant, überaus interessant. Sie gab sich keine Blöße. War sie Blandus' Kind? Luitprands? Eines aus den Reihen der etriuskischen Könige? Dem Namen nach würde dies passen. Oder doch von den Höfen als Mündel gesandt, immerhin schien der Herrin an dem Kind irgendwie gelegen.

"Ich bin hier, weil ich darum gebeten wurde." Ein sachtes Lächeln, ob Bitte oder Befehl, es war der Wille seines Prinzen. "Ihrer höchst verehrten Majestät ist daran gelegen, dass wir einander begegnen." Ein Hauch von Verklärung schlich sich in des Kastellans Blick, als er über seine Herrin sprach. Die Macht uralter Vitae hatte wohl diese Eigenschaft, wenn auch das Band nicht vollends ausgeprägt schien.

"Ihr habt noch viel zu lernen wie ihr sagt... und ich bin hier um Wissen zu vermitteln so euch danach verlangt."
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Erneut hatte sich diese leichte Verwunderung, oder war es inzwischen gar womöglich bereits zu einer seltsamen Art von Bewunderung geworden, in mein Gesicht gestohlen. Doch statt eifrig oder gar gierig zu nicken, bewegte ich meinen Kopf dezent hin und her, um ihn zu schütteln, während mein Blick ernster wurde und ich zu dem Schatten sprach: „Ich besitze kein Recht dazu etwas zu verlangen.“ Ich schwieg kurz, bevor ein Lächeln zurück auf meine Lippen fand und ich fortfuhr: „Doch ich müsste lügen, so ich behaupte, mir würde die Vorstellung lernen zu dürfen nicht sehr gefallen.“
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Ilario
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"Wenn es euch nach etwas verlangt ist dies etwas anderes als wenn ihr etwas verlangt." Korrigierte sie der Schatten, doch das Lächeln nahm der Belehrung die Schärfe, vielmehr hatte es etwas Vermittelndes. "Lernt, lernt in jedem Augenblick eurer Existenz. Sobald ihr damit aufhört ist es euer Untergang. Teilweise werden die Lektionen bitterer Natur sein... doch sind dies oft die wertvollsten." Fast war es als spräche der Kastellan nicht nur zu ihr, sondern auch zu sich selbst.

"Ihr dürft dementsprechend nicht nur lernen, ihr sollt... ihr müsst." Einen Moment lang ließ er seine Worte wirken, dann sprach Ilario weiter. "Gibt es denn ein bestimmtes Feld in welchem ihr Wissen sucht?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ich hatte die Korrektur mit einem Nicken angenommen und widersprach ihr nicht. Die warnenden Worte des Schattens konnten keine Sorge oder gar Angst bei mir auslösen, wusste ich um die Bürde des Blutes, weshalb ich das Lernen sichtlich nie als ein müssen empfand, sondern als selbstverständlicher Teil von einem einmaligen und besonderen Geschenk, das ich annehmen hatte wollen, was mein betont und bewusst langsames Nicken gegenüber dem Kastellan unterstrichen hatte.

Als Ilario geendet hatte, überlegte ich länger, während ich ihn nachdenklich musterte. In welchem bestimmten Feld verlangte es mir, wie er es nannte, nach Wissen? Was war es, was ich erreichen wollte und was würde mir dabei helfen? Würde er einzig Wissen vermitteln, mir gar selbst helfen oder würde es letztlich einzig eine Lektion bitterer Natur sein, die er mir zuteilwerden lassen wollte? Eine der wertvollsten, wie er es selbst genannt hatte.

Schließlich antwortete ich ihm weiter in Latein: „Ich würde es nicht ein bestimmtes Feld nennen, denn ich kann nicht beurteilen, welches Feld wichtiger wäre als ein anderes, noch welches ich dringender benötigen würde. Jedes Wissen hat seine Zeit und seinen Ort. Kann einen stärker oder gar schwächer machen. Wonach es mir verlangen würde, ist entsprechend weniger einzuordnen, denn ich will lernen was auch immer von mir erwartet wird, um dem Geschenk…“ Ich unterbrach unerwartet plötzlich, bevor ich nach nur einem kurzen Moment weitersprach, als hätte ich das Wort gefunden das mir entfallen war: „Meiner Existenz als würdig erachtet zu werden.“ Ich sagte dies mit einer inneren Überzeugung in der Stimme, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass ich es akzeptierte, so die Götter mir Zitronen als Preis hierfür schenken würden, denn ich wusste, sie würden nicht wollen, dass ich deshalb beleidigt mein Gesicht verzog, sondern die Möglichkeit dankend und freudig annahm, um sie bis zum allerletzten, bitteren Tropfen genüsslich auszupressen.
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"Wissen macht einen wachen Geist niemals schwächer." Eingehend betrachtete er dieses Geschöpf, hinter der hübschen Fassade steckte immerhin kein hohles Adelstöchterchen sondern ein kluger Geist. "Ihr liegt ganz richtig, in den kommenden Jahren und selbst danach, wenn ihr eine Freigesprochene und kein Kind mehr seid, sollte euer Augenmerk stets darauf liegen euch der Gabe als würdig zu erweisen. In dem Moment da wir dies in den Augen unserer sehr oder höchst verehrten Ahnen nicht mehr tun sind wir Asche im Wind."

Kurz blickte Ilario verträumt in die Ferne, dachte an jenen dunklen Ort am Grunde der See wo Hunderte in Starre oder Schlimmerem lagen. Aber er war zurückgekehrt.

"Was also glaubt ihr erwartet man von euch, damit ihr euch als würdig erweist? Jedes Wort, jede Geste eurer sehr oder höchst verehrten Ahnen könnte euch Aufschluss darüber geben... Doch sind sie stets tiefgehender und mehrschichtiger als die erste Deutung es vermuten lässt. Ihre Kommunikation verläuft auf mehreren Ebenen, die ihr, aber auch die meisten anderen die keine Ahnen sind, nie alle zu erfassen vermögt... Aber alleine schon das Erkennen der ersten oder zweiten Schicht unter den Offensichtlichen wird euch zugute kommen." Eine wertvolle Lektion, irgendwann würde sie sicherlich verstehen wie wertvoll und sich erinnern, dachte Ilario.
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mein Kopf hatte sich erneut in dieser betont und bewusst langsamen zustimmenden Bewegung gesenkt und gehoben, als Ilario von der Asche im Wind gesprochen hatte. Ich war mir der Konsequenzen bewusst, die es haben würde, so ich als unwürdig erachtet werden würde und doch lag kein Zweifel, Angst oder Aufbegehren in meinem Blick.

Interessiert betrachtete ich den verträumten Blick des Lasombras, der in die Ferne ging, als würde er dort etwas sehen, was ich nicht sehen konnte. Da er jedoch darüber schwieg und zu einem anderen Thema wechselte, folgte ich ihm. Überdachte seine Worte, bevor ich ihn nachdenklich fragte: „Wäre das denn nicht gerade, als würde man versuchen Auspizien zu betreiben, verehrter Kastellan Contarini?“ Ich ließ seine gestellte Frage ohne eine direkte Antwort und doch beantwortete ich sie mit meiner Frage zu guten Teilen.
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Ilario »

"In gewisser Weise... man muss sich darauf verstehen die Zeichen zu deuten. Und doch kann man sich niemals wirklich sicher sein." Ihre ausweichenden Antworten, dieses vage bleiben ließ Ilario schmunzeln. Ein nützliche Angewohnheit um die Kindheit zu überleben, es sei denn man geriet damit an jemanden wie Godeoc.

"Wenn ihr mir die Frage gestattet, woher stammt ihr ursprünglich Signora?"

Eine beiläufige Frage, immerhin ging Ilario davon aus, dass sie sich Kennenlernen sollten nach dem Willen Aurores. Doch gab nicht die Herkunft Aufschluss über einen Kainiten; insbesondere bei den Ventrue?
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Nachdenklich hatte ich Ilario bei seinen ersten Worten betrachtet, bis ich bei seiner Frage dann zustimmend genickt hatte. „Ich stammte aus der Toskana.“, antwortete ich, als nur kurz ein kleiner Funke Schmerz bei der Erinnerung daran zu erahnen gewesen war. Dann jedoch fand mein Lächeln zurück in mein Gesicht, denn ich war glücklich darüber, hier sein zu dürfen, was sich auch in meinen weiteren Worten wiederspiegelte: „Ich würde mir jedoch wünschen, künftig Genua Heimat nennen zu dürfen.“ Ich schwieg kurz, bevor ich interessiert nachfragte: „Wie steht es hierbei um euch selbst? Stammt ihr ursprünglich aus Genua?“

Dann zögerte ich, bevor ich meine Stimme wiederfand und schließlich vorsichtig fragte: „Dürfte ich euch ebenfalls fragen, wie ihr wisst, ob die Zeichen die ihr meint zu erkennen auch der Wahrheit entsprechen oder sie nicht mehr als wohlgefällige Lügen sind, die man euch glauben lassen will?“ Es war keine Beleidigung oder gar ein Angriff auf ihn in meinen Worten zu hören, denn die Stimme transportierte meine eigene Nachdenklichkeit, gar meine verborgene Unsicherheit, zu diesem Thema. Ich wusste, mir stand es nicht zu, den Willen meiner Ahnen zu erraten und doch schien Ilario eben dies zu tun. „Denn ich frage mich, wie es einem jemals gelingen soll die Zeichen richtig zu deuten, ohne daran unweigerlich scheitern zu müssen, sind die Ahnen so viel älter, erfahrener und weiser als wir.“
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Re: [1031] Die Erste von Vielen [Ilario, Iulia]

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"Die Toskana... interessant." War da eine Verbindung zu den Etruskern, zu Maximinianus? Er beließ es bei dem Gedanken und antwortete Iulia stattdessen auf ihre Frage. "Nun, ich nenne Genua meine Heimat. Mehr als alles andere, doch Leben und Tod fand ich in den Schatten Venedigs."

Ihre nächste Frage ließ Ilario ernst nicken. "Wahrheit oder Lüge, das ist niemals einfach zu erkennen. Dieses Spiel wirklich zu beherrschen, die Sprache zu verstehen, das ist es war letztlich den Status eines Ahnen ausmacht. Wir jüngeren verstehen meist nur teilweise, oder mancher auch gar nicht. Aber nur jene die anfangen zu begreifen wie vielschichtig die Kommunikation unserer sehr verehrten Ahnen ist werden überleben und über den Status eines Neugeborenen hinauswachsen."
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