[1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

[August '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

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Nicolò hob beschwichtigend die Arme: "Es liegt weniger an Euch..." Doch beendete er den Satz nicht und somit war unklar, wen er genau meinte.
Als die hübsche Frau herein kam und sie ihm angeboten wurde, schaute Nicolò sie kurz an: "Gestattet Ihr?"
Und so sie denn nickte, nahm er ein wenig von ihrem Blut, nicht zu viel, als dass sie Schaden davon trüge.

Dann konzentrierte er sich wieder auf Alain:
"Die Risiken sind mir bewusst und inzwischen konnten wir eine etablierte Route auftun, jedoch führte diese über den Landweg. Als ich noch von Bologna aus arbeitete spielte es keine Rolle. Doch bietet sich nun mit Genuas günstiger Lage eher der Seeweg an."
Er setzte sich nun bequemer hin und fuhr dann fort: "Aber ich besitze selber kein Schiff und noch wirft mein Handelskontor nicht genug ab, dass ich mir eines leisten könnte."

Nicolò musterte Alain nun sehr genau, wenn auch er immer noch entspannt da saß: "Auch würde ich meine Waren lieber auf den Märkten Genuas veräußern, als in Bologna. Dies würde zumindest auch zum Vorteile der Stadt gereichen, da mehr Handelsgüter und ein größerer Umsatz die Attraktivität als Handelsstadt sicherlich verbessern."
Er Strich erneut durch seinen Bart: "Anbieten könnte ich immerhin ein Vorkaufsrecht oder möglicherweise eine Art von Beteiligung an meinem Geschäft, je nachdem..." Nicolò beendete nicht den Satz und wartete erst die Reaktion von Alain ab.
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Alain le Beau
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Ihr seid bei mir an der richtigen Adresse", erwidert Alain gönnerhaft. "Ich habe Kontakte in den Familien Genuas, die es euch erleichtern dürften, hier Fuß zu fassen. Eine Umsatzbeteiligung klingt angemessen dafür. Ich werde das in die Wege leiten." Der Tzimisce schweigt für einen Moment, dann runzelt er die Stirn. "Ich erwarte allerdings eure Diskretion in dieser Sache. Auf Versprechen und Schwüre gebe ich wenig, daher nur dies: Sollte ich herausfinden, dass ihr Informationen über mich an Dritte weitergegeben habt, werde ich euch entsprechend als Feind behandeln." Der Tonfall ist ruhig, nicht drohend.

"Was den Seehandel angeht: Ihr werdet ein Schiff brauchen. Ich habe bereits einen fähigen Kapitän, der meine Waren in einem Konvoi transportiert - ich bin sicher, ihr könntet euch anschließen - aber wenn er nun noch weitere Tücher mit sich führen soll, wird der Platz nicht ausreichen, um auch eure Güter zu transportieren. Außerdem solltet ihr für Wachen sorgen." Alain vergewissert sich, dass die junge Frau den Raum verlassen hat. Dann senkt er die Stimme. "Die See der Schatten ist auf Genua nicht besonders gut zu sprechen, insbesondere seit der Machtübernahme durch Mailand. Piratenüberfälle sind nichts ungewöhnliches, auch wenn die Sarazenen mittlerweile keine große Bedrohung mehr darstellen."

Ein Schulterzucken. "Ich könnte euch natürlich mit finanziellen Mitteln aushelfen - und mit Wachen - bis ihr auf eigenen Füßen stehen könnt. Für eine entsprechende Gegenleistung, versteht sich."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò nickte: "Auch wenn Ihr nichts auf Versprechen gebt, gebe ich Euch dennoch mein Wort. Ich pflege mich an die Vereinbarungen zu halten, die ich eingehe. Es freut mich, dass wir in diesem Punkt überein kommen."

Er hörte aufmerksam über die Gefahren zu und wirkte sehr nachdenklich, zögernd fuhr die Hand wieder über den Bart. "Ich danke Euch für die Warnung. Ein Schiff und Wachen sind auch mein Ziel, jedoch übersteigt es tatsächlich meine momentanen Mittel..."
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
"An was für eine Gegenleistung hattet Ihr gedacht? Wenn es sich um die Gefallensschuld handeln sollte, muss ich Euch leider sagen, dass ich keinem Handel zustimmen könnte, der mich gegen meinen Erzeuger oder meinen Pfad führen könnte."

Tatsächlich wirkte Nicolò dabei unzufrieden, befand er sich doch schon mal in so einer Lage und wusste, wohin das geführt hatte.
Ein Verstoß gegen seinen Pfad oder eine Aktion gegen seinen Erzeuger kam für ihn dennoch unter keinen Umständen in Frage. Um davon abzulenken, fügte er an:
"Ich glaube, ich habe Euch noch gar nicht gesagt, womit ich handle? Ich habe in Aquitanien Zugriff auf einige Salinen, bei denen ich spezielle Kaufsrechte besitze. Außerdem handle ich mit Wein aus der Gascogne welches ich durch Tausch gegen wertvolle Öle aus meiner Heimat beziehe."
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Alain le Beau
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

Alain verzieht das Gesicht kurz, als ihm eine schmerzhafte Erinnerung kommt. Noch bevor Nicolò den Gesichtsausdruck fehldeuten kann, fängt sich der Drache und nickt. "Selbstverständlich", sagt er leise. "Ich respektiere alle Wege - nun, beinahe alle - und würde euch keinesfalls vor eine solche Entscheidung stellen. Allerdings möchte ich mehr über euren Weg und euren Erzeuger erfahren, bevor ich mich auf den Handel einlassen. Die Grenzen kennenlernen, ihr versteht." Er reibt sich das Kinn. "Wein aus der Gascogne, ja? Und wertvolle Öle? Das klingt alles so, als könnte ich einer eurer Abnehmer hier in Genua werden. Wenn ihr mir einen Rabatt und ein Erstkaufsrecht darauf einräumt, rein für meine privaten Zwecke natürlich, so würde ich euch nur einen kleinen Gefallen für meine Unterstützung abverlangen."

Der Tzimisce lächelt. "Und natürlich würde ich euch im Umkehrschluss auch vergünstigt meine Tuchwaren für den privaten Gebrauch anbieten. Sagt, werter Nicolò, woher stammt ihr? Was ist die Herkunft dieser edlen Öle?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Vollkommen nachvollziehbar, Nicolò nickt ebenso, während er die Hände in seinen Schoß faltet: "mein Erzeuger Eleazar, verweilt seit langem in Bologna und ist dort als Ancilla anerkannt. Wie ich, ist er in den Heilkünsten bewandert, wenn auch er hier natürlich noch größere Kenntnisse besitzt und er ist im allgemeinen an Wissen interessiert, insbesondere aber an der arabischen Heilkunst."

Dann setzt er sich etwas aufrechter hin und schaut Alain direkt in die Augen: "Mein Pfad ist wenig bekannt und ihm folgen nur wenige. Es handelt sich um den Via Spiritus, einem Unterpfad des Via Humanitas. Habt Ihr von ihm gehört?"

Nicolò wechselt recht schnell wieder das Thema zu den Handelswaren:
"Ich entstamme aus Bologna und auch wenn ich die Öle nicht direkt aus Bologna beziehe, so doch aus der näheren Umgebung Bolognas, sowie Pentapolis und zum Teil der Toskana. Meine Familie hat hier seit mehreren Jahrzehnten besondere Kontrakte...
Im wesentlichen handle ich mit Olivenöl, welches für den Klerus sehr wichtig ist, darüber hinaus mit Mandelöl und Saflor. Wie schon vorhin angeboten, würde ich Euch ein Erstkaufsrecht einräumen sowie einen Rabatt, natürlich ist Euer Angebot bezüglich der Tuche willkommen."
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Alain le Beau
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Bologna, sagt ihr?" Alain sieht Nicolò nachdenklich an. "Dann würde mich interessieren, warum ihr Aquitanien als Handelsziel erkoren habt. Schließlich gibt es eine Menge Umschlagplätze für Waren."

Zu der Frage des Salubri schüttelt der Tzimisce nur den Kopf. "Mir war nicht bewusst, dass der Weg der Menschlichkeit derartig differenziert ist. Aber es ist nun auch schon über hundert Jahre her, dass ich mir meiner Unmenschlichkeit wahrlich bewusst geworden bin." Er zieht den Mundwinkel hoch. "Auch wenn böse Zungen behaupten würden, ich wäre den Menschen noch immer sehr ähnlich. Mein wohlwerter Clansbru... meine wohlwerte Schwester im Blute etwa."

Ein aufforderndes Nicken: "Erzählt mir mehr über diesen Pfad!"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Sicherlich gibt es eine Menge Umschlagplätze, aber nicht alle Waren sind überall erhältlich. Meine Familie unterhält schon seit langem Handelsbeziehungen nach Aquitanien und dieser Tradition bin ich gefolgt. Verlässliche Handelspartner sind wertvoll." Nicolo untermalte seine Worte mit seinen Händen gestikulierend.

Dann lehnte er sich zurück und Strich wieder mit seiner linken Hand über den Bart.
"Es gibt viele philosophische Ansätze was wohl die Menschlichkeit ausmacht und man könnte lange darüber Debattieren. Mein Pfad dagegen stellt nicht die Philosophische Überlegung, sondern die Handlung oder die Tat in den Vordergrund.
Durch den Kuss wurden wir über die Sethskinder erhoben und uns wurden besondere Gaben und eine große Kraft geschenkt. Daraus entspringt eine große Verantwortung. Entsprechend nutzen wir unsere Gaben zum Wohle der Menschen und der Gemeinschaft um uns herum, um die Last der sterblichen zu verringern. Für uns ist es schlimmer nicht zu handeln, obwohl es in unserer Macht stünde, als die eigentliche Untat."

Nicolo räusperte sich, "Aber ich habe nun schon einiges über mich erzählt und wenn wir uns einig werden, würde ich im Gegenzug auch gerne etwas mehr über Euch erfahren. Welchen Weg folgt Ihr zum Beispiel?"
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Alain le Beau »

"Der Via Peccati" antwortet Alain ohne jede Scham. Scham ist eine menschliche Emotion. Und seine Menschlichkeit hat er schon lange hinter sich gelassen. "Jenem wundervollen Weg, der so oft missverstanden, verdammt und geächtet wird." Er zwinkert. "Die Anhänger des Himmels stecken dahinter - aber das ist ja kein Geheimnis. Ihr wollt sicherlich wissen, was wir glauben?" Der Tzimisce lehnt sich zurück. "Um das zu verstehen, müssen wir mit einem großen Missverständnis beginnen. Mit dem, was ihr vermutlich das Tier nennt."

Alain nimmt einen Schluck Wein und schließt die Augen, leckt sich die Lippen. Dann sieht er Nicolò direkt an. "Was ihr das Tier nennt - ich nenne es das Begehren. Désirer. Die Anhänger meines Weges haben verstanden, was dies wahrlich bedeutet." Er streicht sich über die Wange. "Dies... ist nur eine Maske. Dahinter ist kein Mensch, sondern etwas anderes. Etwas Höheres. Etwas Besseres. Etwas, das unmenschliche Fähigkeiten besitzt. Etwas, das unmenschliche Gelüste verbirgt. Etwas, das unter Menschen leben kann, sich von ihnen nähren kann, aber keiner von ihnen ist. Aber was ist es?"

Wieder trinkt er, leert den Becher bis zur Neige. Lässt Nicolò für einen Moment nachdenken. "Unsere Antwort - die einzige Antwort - ist: Was immer es sein will. Will es den Menschen wohl tun, wie ihr? Warum nicht! Will es herrschen? Jeder, wie er mag. Will es sich wie ein Tier im Wald herumtreiben? Nur zu, nur immer zu." Er lacht, dann wird er ernst. "Die einzige Sünde ist, die Freiheit eines solchen Wesens beschränken zu wollen. Aber den Heiligen, die brav in ihren menschlichen Fesseln verharren, macht diese Freiheit Angst. Deswegen verdammen sie sie. Deswegen nennen sie sie Sünde." Alains Hand ist zur Faust geballt ob dieser Vorstellung. Dann lächelt er langsam und entspannt seine Finger.

"Wer aber die Freiheit wahrlich begreifen kann, der muss ihre Grenzen suchen. Der muss gegen alle falschen Regeln, gegen Moral und Sittlichkeit - diese Fesseln kleinlicher Geister - aufbegehren. Jede Nacht, wieder und wieder. Wo ihr vielleicht eine Orgie seht, oder ein Besäufnis, oder eine Schändung des Heiligen, da suche ich nach der letzten Grenze. Bisher habe ich sie nicht gefunden! Kein Gott hat mich gestraft, keine Stimme aus dem Himmel mich verdammt. Mein Begehren, mein Tier aber, wir sind wie eines. Ich muss es nicht in meinem Inneren verstecken, nicht einsperren. Wir suchen gemeinsam." Der Tzimisce grinst. "Und wir haben höllischen Spaß dabei!"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Ah, ich sehe schon... Wisst Ihr, ich schätze meinen Pfad vor allem, weil er einem einfachen aber doch logischen Ansatz verfolgt - Wenn man ein Mensch sein möchte, sollte man wie einer Handeln. Egal ob wir etwas höheres sind oder verflucht oder sonst etwas. Da uns aber mehr Macht als gewöhnlichen Menschen beschieden ist, sollten wir auch mit gutem Beispiel voran gehen.
Gelingt einem das, meidet man das Tier. Gelingt es nicht, verliert man sich in ihm, aber was bleibt dann noch von einem übrig... "

Nicolo schaute ihn aufmerksam an, "da unterscheiden sich unsere Wege wohl."

Dann lehnte er sich ebenfalls zurück und winkte ab, trotzdem wirkte sein Blick immer noch konzentriert:
"Immerhin stimmen unsere beiden Wege darin überein, dass die Tat wichtig ist auch wenn die Art der Handlung sich wohl unterscheiden mag... Da wir nun immerhin wissen, was dahingehend zu erwarten ist, steht das unserem Handel wohl nicht im Wege"
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Alain le Beau
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Re: [1031] Der Drache und das Einhorn [Nicolò, Alain]

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"Wenn man ein Mensch sein möchte..." wiederholt der Tzimisce nachdenklich. "Nun, jeder wie mag, nicht wahr? Aber ihr liegt falsch, was das Tier angeht. Seht mich an." Er fährt mit der Hand an seinem Körper herunter und zwinkert. "Es ist noch eine ganze Menge von mir über."

Dann scheint er das Interesse an dem Thema zu verlieren. "Ich werde euch also mit den nötigen finanziellen Mitteln ausstatten. Auch können euch einige meiner Wachen begleiten, so ihr das wünscht. Oder ich strecke euch das Geld vor, damit ihr euch einige fähige Männer leisten und sie an euch binden könnt." Ein Schulterzucken. "Meiner Erfahrung nach bevorzugen wir Kainskinder unsere eigenen Gefolgsleute. In jedem Fall solltet ihr nun einen Kapitän anheuern können. Ich würde euch raten, euch vorher im Hafen umzuhören. Es gibt einige Halsabschneider und Gauner, auch unter den Seefahrern."
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