Vergessen [offen]

[Angelique]

Angelique zuckte mit den Achseln. "Weiß ich nicht. Ich bin nie da. Ich mag keine geschändeten Kirchen. Und was den Kunsthandwerker betrifft -mèrda- ich äh, meinte natürlich Artesan, Künstler, den Namen Eures Hauses, nicht mesteiral. Mein Lombardisch ist nach all den Jahren immer noch eine Katastrophe! Verzeiht mir! Oder bevorzugt ihr diese neue Bezeichnung Eures Blutes, taurarius, die in meiner Heimat geprägt wurde, wo der Tierkampf in der Arena noch fortbesteht und der Chevalier sich mit einem Stier im Lanzengang misst, dem Corrida de Torres." Schwärmerisch schloß sie die Augen. "Oh, wie sehr liebte ich es, mit meiner Herrin im Blute der Stiere zu baden."

[Caterina]

Caterina verstand die Worte, doch einen Sinn ergaben sie nicht.
Angelique war eine wirklich seltsame Kainitin.
Noch immer etwas verwirrt ließ sich die Mailänderin jedoch auf die letzten Worte voll und ganz ein.
Ein Blutbad, in ihren Gedanken sah Caterina sich im roten Lebenssaft erquicken. Samtig warm umspielte sie die vitae.

„Welch herrliche Vorstellung“, auch die Augen der Toreadorin glitzerten.
So verging ein wenig Zeit, bis sich die Gedanken der Frau sammelten.
Der Kunsthändler.
„Verzeiht“, begann Caterina um die Pilgerin nicht zu apprupt aus den schömen Gedanken zu holen.
„Dieser Matteo, welche Kunst schafft er denn? Und denkt ihr, er würde mir seine Kunststücke betrachten lassen?“

[Angelique]

Nun war es an Angelique verwirrt zu sein. "Kunst schaffen? Ich weiß nicht. Er ist ein Adliger. Euer Blutname bezieht sich auf Euren Ältesten, dachte ich immer. Schafft Ihr denn alle Kunst? Welche Kunst schafft Ihr denn? Malerei, Bildhauerei, Dramatik oder Poesie?"

[Caterina]

Erleichtert patschte sich Caterina die Hand an ihre Stirn und verzog sofort das Gesicht, als sie wieder an ihre Wunde erinnert wurde.
Dennoch entkam ihr ein erlösender Aufruf: „Das meintet ihr mit Kunsthandwerker! Es ist wahrlich einer vom selben Blut in dieser Stadt?“
Fröhlich grinste die Mailänderin: „Schön, Schön. Sagt, in welchem Stadtteil finde ich diesen ehrenwerten Mann?“

Dann fiel ihr wieder die Frage der Pilgerin ein: „Nicht alle schaffen Schönheit mit ihren Händen, doch viele fördern sie. Dabei kann Kunst vieles sein.“
Caterinas Blick fiel auf Roger, dann sprach sie mit melodischer Stimme weiter: „So wie euer guter Mann Schönheit durch seine Worte erschafft, vermag ein Faber durch seine Goldschmiedekünste die Sinne zu erfreuen.“
„Ich selbst bin edlen Metallen und wunderschönen Stoffen verfallen. Durch meinen seeligen Vater wurde mein Auge auch dementsprechend geschult. So kann ich fachmännische Arbeiten sehr wohl von Nachahmungen unterscheiden.“
Verschmitzt grinsend führ die Toreador fort: „Wollt ihr also einmal die Echtheit eurer Statuen prüfen, würde es mich freuen, euch diesen Dienst zu erweisen.“

[Angelique]

Angelique bekam große Augen. "Ihr könnt handwerklich arbeiten wie ein Mann?"

Roger schmunzelte amüsiert. Dann verging ihm aber das Lachen, dachte er an die verrückte Erzeugerin Angelique, die eben jene antiken Ideen von Frauenbildung bei Angelique verwirklicht hatte.

Angelique erklärte Caterina noch, wo sie den anderen Artisanen finden konnte, dann fragte: "Soll ich Euch zeigen, wo die Prinzeps wohnt, damit Ihr Euch vorstellen könnt?"

[Caterina]

Die Miene der Frau verdüsterte sich ein wenig: „Nein, leider ist es Frauen nicht gestattet sich in den Künsten des Gold schmiedens ausbilden zu lassen. Was mich nicht daran hinderte, die Machart zu studieren“

Bei der Erwähnung der Prinzessin glänzten die Augen Caterinas. Dann sah sie an sich hinunter und schmollte sichtlich.
„So kann ich mich der hohen Prinzessin auf keinen Fall zeigen!“
Schließlich fügte die Mailänderin ruhigere Worte hinzu: „Aber Ansehen schadet wohl nicht. Seid noch einmal so freundlich und begleitet mich.“

Und so gingen sie weiter in die Nacht hinein, die drei Gestalten.