Platealonga (ca. 1070 n.Chr.)
Platealonga auch Piazzalunga, der ‘Lange Platz’ ist in Wahrheit eine ganze Reihe von Plätzen die sich wie Perlen an einer langen Schnur von Süd nach Nord aneinander reihen. Hier werden die Waren vom Hafen her umgeschlagen, bestaunt oder auch gehandelt, manchmal direkt vom Fleck weg.
In die höhe geschossene Häuser und Lager säumen die Plätze und den nun bereits zwei Male erweiterten Hafen. Das Geschrei der Möwen und der Klang der Wellen begleiten einen hier.
Das Sestieri ist über das letzte Jahrhundert hinweg beständig aufgeblüht und hat einige sprunghafte Wachstumsschübe durchgemacht. Es kann wirken wie ein prächtiges Tor zwischen der ligurischen See und Norditalien, mit einem Hauch von Exotik und Abenteuer in der Luft. Weit scheint die Welt, voller Versprechungen direkt hinter dem türkisblauen Horizont.
Schiffe aus aller Herren Länder legen hier an, an den Markttagen drängen sich die Menschen auf dem Georgsplatz dicht an dicht. Jüngst hat der ‘lange Platz’ begonnen, sich weiter nach Norden zu verlängern, weiter die Küste - und vielleicht den zukünftigen Hafen? - entlang nach Norden. Die “Siedlung Nord”, die sich unsicher an die alte Stadtmauer schmiegen wollte, wurde kurzerhand zur ‘nuova piazza lunga’. Dort im neuen Norden Platealongas haben sich viele eben derjenigen angesiedelt, die für den Bau der neuen Stadtmauer so dringend benötigt worden waren oder die erst in den letzten Jahrzehnten versucht hatten, ihr Glück in Genua zu machen.
Die Werften der Brigori sind mittlerweile auch ansehnlich, ebenso wie die angeschwollene Villa dieser Familie, die ihr Schicksal und Glück eng mit der See und ihren Launen verwoben hat.
Ein hoher, sturmgeprüfter Leuchtturm ragt über den Hafenanlagen und der See auf. Sein helles Auge hat wohl so manches Schiff sicher in den Hafen geleitet.
Die Erweiterung Platealongas nach Norden heraus hat dafür gesorgt, dass die große Hafenmeisterei mittlerweile fast in der Mitte des Sestieri liegt. Dort laufen all die Rechnereien, Listen und Zahlen, die einen wachsenden Seehafen ausmachen, zusammen.
Das alte Hauptquartier der Stadtwache liegt neben der alten Porta di San Pietro, die womöglich die Mauererweiterung nach Norden heraus so auch nicht überstehen wird. Doch die Wache macht keine Anstalten, umzuziehen - ihre Reihen werden wohl mit der größeren Fläche der Stadt und der längeren Mauer auch eher wachsen.
Ebenfalls nur ein wenig südlich der alten Mauer und nun sicher im Schoß Platealongas liegen die Tuchwerkstätten der Brigori. Hierher werden Tuchwaren aus dem weit entfernten, nebelumwobenen England verschifft.
San Giorgio ist neben Santa Maria in Mascharana wohl eine der mächtigsten Kirchen der Stadt. Ihr oberster Priester ist im Bischofsrat - und wenn die Menge an Gläubigen, die die Predigten und Messen zusammenziehen ein Hinweis ist, dann auch zurecht!
An Markttagen ist der Platz vor der Kirche,
piazza de Mercato di San Giorgio, eine Messe für die Religion des Geldes und der Waren.
Es ist also ein buntes Gemisch an Volk und Waren, das sich in Platealonga zusammensetzt, in den Kontoren und Spelunken, an den Anlegeplätzen und auf den piazzas, Werfthöfen und engen Straßen. Die sind zwar gepflastert, doch das macht sie nur härter, wenn man hier in der Dunkelheit ins Stolpern kommt und fällt. Dabei könnte auch einiges übles Gesindel nachhelfen und ein einzelner Reisender kann leicht verschwinden. Banden von rauen Gesellen treiben sich hier herum, ebenso wie Matrosen auf Landgang, Sklaventreiber, Träger, Seehändler, Bettler und Söldner, Fischer und Fischweiber.
Ein Armenhaus steht im Osten, in der Nähe zur Grenze nach Clavicula, wie ein vergeblicher Versuch, diese Armut dorthin zurück zu drängen, wohin sie gehört. Doch gerade Platealonga kennt sie nur allzu gut, mit sitzengelassenen Witwen von Matrosen, verkrüppelten und ausgedienten Seesöldnern und so manchem Schicksal, das in diesen Hafen gespült wurde wie ein von Wind und Wellen ausgebleichtes Stück Treibholz.
Gotteshäuser:
San Damiano
San Giorgio
Kainitische Besonderheit:
Im neuen Norden Platealongas liegt das
theatro di Spinola, ein echtes Theaterhaus nach Vorbildern wie aus dem alten Rom oder Griechenland. Es ist damit landauf und landab einzigartig, denn die Theaterkunst ist in diesen Jahrhunderten fast vergessen worden.
Ebenfalls wie ein Erbe guter, altrömischer Tradition kann auch
la terme wirken, ein Badehaus, das wie geschaffen scheint, um müden Reisenden den Staub vom Leib zu waschen.