Engel der Jagd (Angelique)

[Juli & August '16]
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Maria Penthesilea
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Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die kleine Malkavianerin hatte lange warten müssen. Die Nonnen vom Kult der Jagd schienen wie vom Erdboden verschluckt. Natürlich hätte sie deren Hütte aufsuchen können, aber etwas sagte ihr, dass es klüger wäre, zu warten. Und so hatte sie auf die Nacht gehofft, in der ihr endlich tiefere Geheimnisse dieses seltsamen Kultes enthüllt werden würden.

Als die Antwort kam, hatte sie schon beinahe nicht mehr damit gerechnet. "Ein geeigneter Ort ist gefunden", sagte die ihr unbekannte Frau in Bauerskleidung knapp. "Die Jagd kann beginnen. Bereite dich vor. Bringe mit, was du brauchst. Lass zurück, was dich behindert. Komm alleine."

Nicht gerade besonders detailliert oder vertrauenserweckend - aber wenn die Nonnen ihr hätten schaden wollen, hätten sie das bereits im Olivenhain gekonnt. Sie war noch hier, weder in Starre noch blutsgebunden. Nein, Angelique hatte so das Gefühl, dass es erst gefährlich werden würde, wenn das Ritual begann.

Die Frau würde am nächsten Abend wiederkehren und sie zum Ort des Geschehens bringen. Ihr Weg führte aus der Stadt hinaus, in die umliegenden Felder. An einem kleinen Brunnen hielt sie schließlich an. Im Hintergrund konnte Angelique den dunklen Umriss eines Bauerngutes erahnen.

Am Brunnen standen bereits weitere Mitglieder des Jagdkultes, sie konnte drei der Nonnen sehen. Sie alle trugen den Habit des Ordens. "Wen bringst du zu uns, Asifa?" fragte eine Nonne mit strengem Gesicht. "Eine Suchende", antwortete die 'Bäuerin'. "Tritt zu uns, Jägerin", sprach die Strenge dann. Die Nonne neben ihr zwinkerte Angelique zu.

Maria Penthesilea hingegen war offenbar abwesend.
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Angelique
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Angelique hatte sich vorbereitet, so gut man sich auf so etwas vorbereiten konnte. Sie hatte sich satt getrunken, wie selten zuvor. Unter ihrer einfachen Kluft trug sie ihre Lederriemenrüstung, die Beweglichkeit garantierte und zudem guten Schutz gegen Schnitte bot. Sie hatte ein normales Messer dabei, klein und wohl verborgen, und ihr sichelförmiges Mordwerkzeug, nur dafür gedacht Helme einzuschlagen und Kettenhemden zu durchstoßen.

Einen kleinen Trick hatte sie sich erlaubt. Wie in auf den wundervollen Fresken der etrurskichen Nekropolen posierende Krieger oder die römischen Hastati der Republik hatte auch sie eine Pektorale sich auf Herzhöhe und Rücken befestigt. So leicht wie zuletzt würde sie es den Amazonenschützen nicht machen, sie zu lähmen. Es sei denn, die Rituale der Jagd würden die beschränken.

Und nun stand sie als "Suchende", wie die falschen Nonnen sie wohl im Jargon ihrer Mysterien nannten, am Brunnen, der verstörende Assoziationen zu cthonischen Kulten, Hades- und Höllenschlundvorstellungen in Angelique weckte.

Sie war bereit, denn sie rechnete mit allem. Und wer mit allem rechnet, kann nicht überrascht werden.
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Maria Penthesilea
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Während ihre Schwestern den seltsamen, unverständlichen Gesang anstimmten, der ihre Rituale begleitete, winkte die strenge Nonnen Angelique heran. Die anderen beiden Nonnen standen bereits mit Tiegelchen bereit, um der kleinen Malkavianerin die rituelle Bemalung zu verpassen. Wollte Angelique ihre Pektorale geheimhalten, würde dies natürlich zum Problem werden...

Währenddessen erklärte die Nonne ihr, dass sie Schwester Maria Thermodosa heiße und heute für Angeliques Einweisung in dem Ritual zuständig sei. Ohne große Umschweife kam sie zur Sache. "Das Jagdgebiet ist markiert", teilte sie der Kainitin mit und wies auf einen Pfahl, an dem ein Schädel hing. "Diese Markierungen hängen um das Haus herum. Darin wartet deine Beute auf dich. Wartet dein Jäger auf dich. Das Revier war seine Wahl."

Sie faltete die Hände. "Dies ist das Ritual der Rangfolge. Wer das Gebiet verlässt, ist Jäger von niedrigerem Rang. Wer sich ergibt, ist nieder. Wer nicht länger jagen kann, ist nieder. Wer den anderen tötet..." sie verzog das Gesicht "...war der bessere Jäger. Aber verliert an Ansehen. Kein Geschick. Verstehst du?"

Dann fuhr sie fort. "Alle, die sich im Gebiet aufhalten, sind Jäger oder Beute. Kennen das Ritual. Wir überwachen die Grenze. Lassen niemanden sonst hinein." Sie faltete die Hände. "Nimm mit was du brauchst. Aber bedenke: Deine Natur ist Jäger. Je weniger du mitnimmst, desto größer dein Ansehen. Waffen oder Schutz sind..." sie blickte an Angelique auf und ab "...gestattet. In deinem Fall ein Ausgleich. Ja."

Schließlich nickte sie. "Das Ritual endet, wenn der Rang feststeht. Nicht mit Sonnenaufgang. Wenn der Rang feststeht!" Etwas milder fügte sie hinzu. "Wir werden nun mit der Vorbereitung beginnen. Hast du Fragen? Ansonsten lege deine Kleidung ab."

Der Gesang wurde lauter.
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Angelique
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Da sieh das Ganze als Prüfung ihres Glaubens betrachtete, vertraute die kleine Malkavianerin auf den Schutz des Allmächtigen. Angelique entledigte sich wortlos ihrer Kleidung und auch ihres Lederzeugs samt der Pektorale. Demonstrativ ließ sie auch das große Messer fallen. Behielt nur das kleinere, das sie eingeklappt in ihrem untoten Leib versteckt hatte.

So stand sie dann da. Ein nackter, kleiner Mensch, zerbrechlich und schwach, und harrte der Teufeleien von Belials Anbetern.
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Maria Penthesilea
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen begannen auch sogleich damit, die seltsamen, rankenförmigen Muster aufzutreiben. Was auch immer sie in ihre Salbe gepackt hatten, es roch... muffig. Angelique meinte, fauliges Holz zu riechen, altes Stroh, die Feuchte von Schimmelpilz. Ihr Blick wanderte zu dem alten Bauernhaus. Sie verstand. Diese Farbe würde sie darin nicht verraten.

Als die Nonnen geendet hatten, den Gesang noch immer anstimmend, trat Maria Thermodosa erneut vor Angelique. "Denk daran: Wer das Jagdgebiet verlässt..." Sie nickte, trotz ihrer gerunzelten Stirn offenbar Angelique gegenüber freundlich eingestellt. "Gute Jagd, Jägerin. Möge dich der Heilige zur Beute führen."

Die Nonnen traten zur Seite, der Weg zum Bauerngut hinunter war frei.
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Angelique
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Als sie in die Nacht entschwand, achtete sie darauf, schnell irgendetwas zwischen sich und den Blick der Nonnen oder wer wusste, was noch in der Dunkelheit lauerte, zu bringen.

Die mythische Kraft der Verdunklung griff hinaus, sie zu verbergen vor wachsamen Augen und Ohren. Trotzdem war sie nicht übermütig, hielt sich von Schatten fern, hatte sie doch von Alerio und dem verabscheuungswürdigen Piraten gelernt, welche Macht dort schlummern konnte. Sobald als möglich suchte sie mit leichtem Tritt, vorzugsweise auf Stein und anderen spurlosen Materialen nach Möglichkeiten, sich in erhöhte Position zu bringen. Auch achtete sie auf Fallen.

In konzentrischer Spirale zirkelte sie näher an das Gehöft heran. In einem hatten die Nonnen recht, so eine Jagd ließ einen sich lebendig fühlen.
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Das war gar nicht so einfach, da die Nonnen hinter ihr her schritten. Das Land um das Gehöft war flach, offenbar alte Felder, die nun brach lagen. Bis auf ein wenig altes Gerümpel - einige Fässer, ein alter Schubkarren - war die Sicht völlig offen. Und der Boden noch nass von dem Regen, der vor kurzem niedergegangen war. Wieder und wieder stapfte die Malkavianerin in Schlammpfützen.

Nun konnte sie auch Details erkennen: Das Dach des zweistöckigen Hauses war beinahe komplett eingestürzt und nackte Holzbalken ragten gen Himmel. Das Erdgeschoss bestand äußerlich aus Holz und war auf den ersten Blick noch erhalten. Zumindest stand es noch. Doch die Natur hatte sich immer mehr davon zurückgeholt. Meterhohes Gras und Unkraut überwucherten Hof und Fassade.

Auch der im rechten Winkel zum Haupthaus stehende kleinere Stall war mittlerweile unbedacht, was sie im schwachen Mondlicht erkennen konnte. Haustür und Stallpforte standen offen und gaben den Blick in gähnende Dunkelheit frei, die Fenster wurden nur zum Teil noch durch verrottete Läden geschützt.

[Mach mal einen Wurf auf Wahrnehumg & Aufmerksamkeit]

Etwa 50 Meter vor dem Haus stand ein weiterer Pfahl mit Schädel, nun offenbar die wirkliche Grenze des Jagdgebietes. Dort hielten die Nonnen an. "Die Jagd beginnt, wenn du das Haus betrittst", sagte Maria Thermodosa. Die andere Nonne grinste ihr zu: "Viel Glück, kleine Krähe!" Es klang durchaus freundlich, geradezu ermutigend. Die dritte Nonne schwieg nur.

Angelique konnte weitere Pfähle erahnen, die das Gebiet um das Haus markierten. Das Jagdgebiet.

Im Haus regte sich nichts.
Zuletzt geändert von Maria Penthesilea am So 28. Aug 2016, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Angelique
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Angelique »

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Angelique war etwas verärgert. Wie sollte sie ihre Kräfte einsetzen, wenn sie die ganze Zeit beobachtet wurde? Ein Holmgang, wie Brimir das nennen würde, war nicht ihre Art zu kämpfen, schon gar nicht zu jagen.

Sie würde sich erstmal, auf Fallen achtend, dem Schuppen nähern und sich dabei im Gras verbergen, dachte sie bei sich. Währenddessen studierte sie aufmerksam die Umgebung.
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Maria Penthesilea
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Beinahe hätte sie ihn übersehen, aber als sich der Mond kurz hinter einer Wolke hervorschob, konnte Angelique einen dritten Eingang wahrnehmen, der hinter einigen Brettern verborgen lag. Deutlich besser erkannte sie auf ihrem Rundweg, dass einige der Wände so morsch waren, dass sie Löcher freigaben - an einem kleinen Verschlag hinter Haupthaus sah sie zumindest jeweils eines, durch das sie hindurchpassen würde.

Auf der der Stallseite gegenüberliegenen Wand des Haupthauses war eine komplette Wand eingestürzt und ermöglichte mit etwas Kletterei einen Zugang auf gleich zwei der Räume an der Längsseite.

Die Nonnen verteilten sich um das Haus um, wie sie vermutete, an der Grenze Stellung zu beziehen.
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Angelique
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Re: Engel der Jagd (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Angelique näherte sich dem Haus so vorsichtig wie möglich. Ihr Plan sah vor, die Hauswand emporzuklettern und durch abgehobene Dachschindeln einzudringen.
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