[1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

[Oktober '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nicolo Trevisan
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Auch Nicolò lächelte, war sie doch bisher die erste in Genua, die seinen Pfad kannte, dann nickte er schließlich.
"Sehr weise von Eurer Erzeugerin, werte Avelina. Ich kenne den Hauptpfad natürlich, doch ich muss gestehen, dass ich kaum in den anderen Unterpfaden bewandert bin und ich würde mich freuen, wenn wir uns hier weiter austauschen könnten. Natürlich kann ich Euch dazu wenig bieten, denn Ihr kennt meinen Pfad ja bereits...
Ich sehe unseren Pfad nicht als Schwäche - letztlich stärkt er die Gemeinschaft und die Sterblichen unter uns, auch wenn er manches Mal schwieriger zu folgen ist. Zweifellos schwieriger als einige andere Pfade."

Nicolò dachte dabei zurück an die Begegung mit einem gewissen Anhänger des Pfades der Sünde...
"Dennoch birgt er viel Potential, dass letztlich unserer Art auch wieder zu Gute kommt. Aber ich verstehe was Ihr meint, dennoch sollte man meinen, dieser Weg in gerade in Genua höher angesehen wäre, wo doch ihre Majestät höchstselbst diesen Pfad folgt, so sagte man mir jedenfalls." Sein Blick schweifte über die beiden Mägde, während er weitersprach:
"Seid unbesorgt, mir ist der Schutz der Sterblichen ebenso wichtig und wie Ihr wisst, liegt eine Betonung meines Pfad darin, nicht tatenlos zu zusehen, wenn den Sethskindern Unbill widerfährt."

Nicolò hob besänftigend die Hand:
"Ich befürchte, Ihr habt mich falsch verstanden. Natürlich ist das Tier immer zugegen und wenn es sich auch nur für den kleinsten Augenblick befreit, kann es schreckliches anrichten, da stimme ich Euch zu. Entsprechend müssen unsere Diener Furcht oder Vorsicht walten lassen. Aber auch wenn es ein unerreichbares Ziel ist, sollte man sich gewissen Visionen nie gänzlich verschließen, denn ohne diese beharrliche Vision ist es schwerer genügend Motivation aufzubringen, um seinen Pfad weiter zu beschreiten und zu sehen, wohin er letztlich führen könnte. Aber Ihr habt recht - man sollte nicht allzu sehr dem Hinterhertrauern, was nicht in den eigenen Händen liegt.“

Als die Magd auf ihn zukam, lächelte er sie ebenso freundlich an. Nicolò deutete dies als Zustimmung und ließ sich dennoch Zeit, beobachtete sie auf Anzeichen von Furcht, falls sie sich es doch hätte anders überlegen wollen.
Dann aber stießen seine Fänge in die Halsgefäße und er trank langsam das kostbare Lebenselixier. Er gab sich dem Gefühl hin, wie es ihn sättigte und auch sein Tier regte sich zufrieden in ihm. Dennoch nahm er nur wenig Blut von ihr, so dass auch ihr keinen Schaden entstand und es gleichzeitig auch genauso genießen konnte.

Bedauernd ließ er schließlich von ihr ab, anfangs zögerlich, dann entschlossener rückte er etwas weg, wie um Distanz zum Ziel seiner Versuchung aufzubauen. Immerhin hatte er sich vorsorglich von seiner eigenen Herde genährt, bevor sie losgegangen waren, um nicht dem Hunger bei diesem Treffen allzu nahe zu sein.

Langsam wandte er sich danach Galeno zu:
"Ich weiß, dass Ihr nicht der Via Hummanitas folgt, dennoch würde es mich interessieren, wie Eure Ansichten darüber sind. Bisher war es uns nicht vergönnt, länger über unsere Wege auszutauschen."

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Avelina di Braida
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sophia, die eben noch mit den Kelchen in der Tür stand, verschwand für einen Moment, während die beiden Frauen die Nebenwirkungen des Kusses sichtlich genossen. Louisa schien mit sich und der Welt zufrieden, und schloss mit einem Lächeln die Augen, wobei sie sich in die Kissen zurück sinken ließ. Melisande hingegen seufzte leise, und sah sich mit schweren Lidern um, als Nicolo von ihr abließ. Sie lächelte ihm leicht verlegen zu und wechselte dann, etwas wackelig im ersten Moment, die Kline und schmiegte sich an Avelina, die den Arm um sie legte, und im allgemeinen scheinbar wenig Berührungsängte hatte. Als die blonde Frau ihren Kopf an die Schulter der Padrona legte, strich diese ihr übers Haar, und flüsterte leise ein paar Worte, wobei sie ihr einen Kuss auf die Wange gab. Sie machte für den Moment keinerlei Anstalten die Frauen wieder fort zu schicken, ließ ihnen wohl die Zeit sich ein wenig zu erholen.

Dann glitt ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihren Gästen, ohne dabei die Liebkosungen einzustellen, als wäre es das natürlichste der Welt, und sie sah Nicolo einen Moment nachdenklich an.
„Eure Vision klingt interessant, vielleicht möchtet ihr mehr darüber erzählen? Aber zunächst zu unserem Weg...“ kurz blickte sie noch einmal zu Galeno, und zurück zu Nicolo, als würde sie sich fragen, ob es ihm tatsächlich recht war so offen vor jemandem, der die Wege der Menschlichkeit schon lange verlassen hatte, zu sprechen.
„Ich für meinen Teil habe die Erfahrung gemacht, dass gerade in Genua nur sehr wenige unserem Weg folgen. Dementsprechend sucht man eher vergeblich nach jenem hohen Ansehen. Sicher gibt es jene, die unseren Weg... nun... respektieren. Aber es gibt in dieser Stadt auch jene die sich ganz ungeniert und öffentlich zur Via Peccati bekennen, oder die ihre tyrannische Art ganz offen zur Schau stellen. Ich weiß nicht wie lange ihr bereits hier weilt, doch wo an anderen Orten ein gewisser Zusammenhalt der Clans herrschen mag, so sind es hier dank der anderen politischen Struktur wohl eher die Wege, die uns verbinden. Und umso mehr Kainiten auf dem eigenen Weg wandeln, umso stärker ist jene Gemeinschaft.“
Sie schloss kurz die Augen und schien nachdenklich, bevor sie wieder aufblickte und Nicolo ernst ansah.
„Ich möchte nicht ausschließen, dass es dieserorts als Schwäche erscheinen könnte der Via Humanitas zu folgen. Wir haben unsere Grenzen, die gerade in unserer Situation strenger sind, als die manch anderer Wege. Unsere Stärke liegt in jener Gemeinschaft, weshalb es mich glücklich stimmt, dass ihr euren Weg hier her gefunden habt.“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nubis
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Galeno horchte den beiden zu und entgegnete Avelinas Blick, der auf ihn bezogen war mit einem Grübeln in der Mine. Und da ihn Nicolo eben so fragte, mischte er sich dann ebenso mit ein.

"Zu allererst, werte Avelina... Ihr meint, dass euer Weg mehr Grenzen hat, als so manch anderer... Nun, im Bezug auf gewisse menschliche Dinge mag das zutreffen, aber ihr verkennt dabei, dass sich diese Grenzen auf andere Dinge verschieben. Jeder Weg und jeder Unterpfad hat seine ganz persönlichen Sünden und somit seine Grenzen, die man einhalten muss, ansonsten fällt man. Sie haben sich nur in andere Richtungen verschoben und bei einigen wird man diesen erst gewahr, wenn man selbst auf jenem Weg oder Pfad wandelt.
Und keiner ist einfach...ich spreche aus Erfahrung, wandle ich nun schon auf meinem dritten... Doch man sucht sich eben auch jenen, der zur eigenen Moral am besten passt. Trotzdem..die eigene Moral ist oftmals fern der Realität, die um einen herum geschieht und dies bei allen Wegen..."

Er räusperte sich.
"Die Menschlichkeit ist in manchen Kreisen nicht sonderlich ratsam, bietet keine Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Aber auch dies bedeutet nicht, dass man gänzlich alles abstreift, was einmal dazu gehörte. Die wenigsten Pfade verbieten Dinge, die man als menschlich bezeichnet. Zumindest von denen, die ich kenne. Jedoch liegt es dabei an jedem Kainiten selbst, ob er diese in seinem Weg auch noch zulässt, oder sich ihnen komplett oder teilweise abwendet. Vieles mag auch mit der Erziehung und Erfahrungen im alten Leben und dem neuen zusammen hängen. Wir alle wurden zum Beispiel auch durch unsere Erzeuger geprägt, unsere Lehrzeit als Kinder und selbst jetzt noch."

Er blickte zu Avelina und wurde ernster.
"Ihr vermittelt mir mit euren Blicken immer wieder das Gefühl, als würdet ihr mir auf Grund meines andersartigen Weges misstrauen, was allein heute Abend wieder deutlich merklich war. Dabei habe ich in der Vergangenheit sicherlich mehrmals gezeigt, dass ich euren Weg akzeptiere, respektiere und vor allem euch in keinster Weise davon abbringen will, nein, euch sogar davor jeweils zu schützen versucht habe.
Ich habe im Grunde meinen Teil hier erfüllt...das, was ich erldigen wollte, ist erledigt und ich sollte vermutlich lieber gehen, euch beide alleine lassen...
Doch fürs nächste Mal...sagt deutlich und ehrlich, dass ich gehen soll...alles andere ist unhöflich und greift mich oder gar meinen Weg an..."

Und er wandt sich an Nicolo, ehe er aufstand und sich zum Gehen bereit machte.

"Mein Weg beschreibt den Umgang mit Wissen und ist doch einer jener, der auch aufs Herrschen ausgelegt ist. Doch auch hier liegt es im eigenen Ermessen, wie man dies umsetzen will und wofür. Ich muss nicht umbedingt Menschen schützen. Ich muss nicht unbedingt freundlich sein oder Rücksicht auf andere Wege nehmen. Jedoch will ich das so...ich will meinen Weg gehen und trotzdem Gutes damit erreichen. Jedoch ja.. ein Menschenleben zählt für mich dabei weniger, als das eines ganzen Gemeinschaft... In diesem Punkt klaffen eure Wege oder Pfade und der meinige, oder besser gesagt..meine Ansichten... weit auseinander."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò erwiderte das verlegene Lächeln der Dienerin und beobachtete dann den Umgang der Rose mit ihrer Dienerin.
Ob ihrer Worte runzelte er leicht die Stirn, was in seinem Fall sehr seltsam aussah, fast öffnete sich der Knoten zum Auge. Jedoch nur einen winzigen Spalt, bevor es schnell wieder geschlossen war und man sich fragen musste, ob man richtig geschaut hätte.

Dann lauschte er ruhig den Worten der beiden anderen Kainiten. Sein Blick war konzentriert und neugierig.

"Bezüglich meiner Vision habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir ging es nach dem Streben, zu erkennen was sich am Ende des Pfades zeigt, wenn man ihn gemeistert hat. Zumindest nach dem Verständnis meines Pfades, sollte man die Beherrschung über das Erreichen, was wir am meisten fürchten..." Nicolò zuckte mit den Schultern wie um zu sagen, wer weiß das schon.

"Mein Wissen über die verschiedenen Wege ist begrenzt, zu meinem Leidwesen, und gerne würde ich diesen Wissen vertiefen. Von dem was ich weiß, stimme ich Galeno zu, dass jeder der Wege auf seine gewisse Art und weise einschränkt. Nehmt den Via Peccati, man sollte meinen, er wäre bar jeder Einschränkung, doch ist er der Kern die Selbstbezogenheit. Wie Ihr sagtet, unser Weg dagegen ermöglicht uns die Gemeinschaft zu stärken und so mehr erreichen, als es dem Sünder in seiner mangelnden Kontrolle seiner Begierden möglich ist. Aber ich stimme Euch zu, dass wenig Kreativität Bedarf, um die Schwächen unseres Weges auszunutzen, wenn man es darauf anlegt. Insofern, bin auch ich glücklich, hier Gleichgesinnte zu treffen, insbesondere jene die Weit fortgeschritten auf unser Via sind."

Während er bis dahin Avelina angeschaut hatte, wanderte sein Blick nun zu Galeno:

"Ich möchte Euch widersprechen, dass die Menschlichkeit keine Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet. Damit würdet Ihr der Werten Avelina nämlich wiederum zustimmen, dass der Pfad stärker eingeschränkt sei. Die Entwicklungen sind nun einfach... anders, insbesondere wenn man die Unterpfade berücksichtigt, bieten sich hier Möglichkeiten..."
Nicolò rieb sich den Bart bevor er fortfuhr:
"Ich habe bisher leider noch nicht von Eurem Pfad gehört, denn ich kenne nur den allgemeinen Weg der Könige. Dennoch klingt er interessant,"
das folgende murmelte Nicolò mehr zu sich selbst: "Wissen und Herrschaft, beides baut schließlich aufeinander auf..."

Dann wurde seine Stimme wieder lauter, trotzdem klang es immer noch so, als würde Nicolò zu sich selbst sprechen oder nur vor sich her sinnieren:
"Ich glaube Ihr irrt Euch in Eurem letzten Punkt, oder auch nicht, je nachdem was jetzt genau betrachtet wird, bedenkt man alleine die Unterschiede zwischen der Via Hummanitas und der Via Spiritus betrachtet..."

Dann blickte er ernst den Kappadozianer an:
"Die Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen, ist ein hehres Ziel. Etwas was es ebenso Bedarf, wie um sich um den einzelnen zu kümmern. Opfert man der Gemeinschaft jedoch zu viel, verkennt man jedoch, dass es manchmal die Tat einer noch so kleinen, vernehmlich unwichtigen Seele ist, die manches Mal den Verlauf des Schicksals ändert."

Schließlich lächelte Nicolò leicht Galeno an:
"Aber ich philosophiere wohl zu viel, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Kern meines Pfades sich auf das eigentliche Tat bezieht."
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Avelina di Braida
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie blickte auf, zarte Falten auf der Stirn, als Galeno seine Ansprache hielt und schüttelte schließlich sacht den Kopf. Doch Nicolo war derjenige der direkt reagierte und so hielt sie sich zurück, lächelte sacht ob seiner doch eher schlichtenden Worte und nickte an der ein oder anderen Stelle zustimmend.

„Ihr versteht mich miss, werter Galeno. Genau dies mag vielleicht der Grund sein, warum ich mich schwer tue in dieser Runde darüber zu sprechen. Ich habe höchste Achtung vor eurem Weg, das wisst ihr. Und ich habe nie bezweifelt, dass ihr gutes tun wollt. Es betrübt mich, nein... es enttäuscht mich gar, solltet ihr anderes auch nur annehmen.“ tatsächlich sah sie mit einem recht trauriger Blick in seine Richtung. Es erinnerte an die Blicke, die er einst bei ihr gesehen mochte, als er sie bat ihn in Etikette zu unterrichten. Wenn er einfach sagte, was ihm in den Sinn kam und ihm in diesem Moment richtig erschien, in Sachen Etikette allerdings ein Faux pas war. Aber es mischte sich auch echte und ernste Sorge darunter. Wenngleich sie den Körperkontakt mit Melisande aufrecht erhielt, setzte sie sich auf um mit ebenso ernster Miene auf seine Worte zu antworten.
„Und Ihr beide versteht mich miss. Die Aussage die Via Humanitas und ihre Unterpfade böten keine Möglichkeit zur Weiterentwicklung ist schlichtweg falsch. Ich versuche dies nicht persönlich und als Beleidigung aufzunehmen. Womöglich liegt es an der Interpretation dieser Weiterentwicklung. Das zumindest möchte ich für den Augenblick annehmen.“
Tatsächlich schienen sie gerade die abwertenden Worte über die Weiterentwicklung getroffen zu haben und es schien ihr wichtig diesen Punkt klar zu machen, denn unterm Strich war es eine Kränkung. Was er an Respekt einforderte galt es ebenso auch zurück zu geben in ihrem Verständnis, auch wenn ihre Wegsünden nicht daran gebunden waren.

„Es ist nicht unser Weg, der uns einschränkt, sondern die Feindseligkeit und die intriganten Spielchen unserer Art, die uns einschränken. Mein Weg mag euch nicht schwerer als die anderen erscheinen, werter Galeno. Doch es ist die Gesellschaft, in der man ihn geht, die ihn Steinig macht – und damit meine ich nicht euch. Nehmt den Krieg als Beispiel. Ich hatte das große Glück auf andere Weise helfen zu können, da mein Vorleben mir dies erlaubte. Andererseits wäre ich wohl gezwungen worden nach Sardinien zu ziehen. Und ich gehe fest davon aus, dass dies meinem Weg mehr als geschadet hätte. Genua... alleine die Ankunft war eine Prüfung. Die Dinge die verlangt wurden bei der Vorstellung, die Ahnung dessen, was manch einer der unsrigen der Herde antut, alleine zu hören von Dingen wie der Blutwinzerei... Es hat zum Glück die Standhaftigkeit auf meinem Weg nicht beeinflusst. Vielleicht liege ich gar falsch an dieser Stelle, aber ich nehme diese Sache sehr ernst wie ihr wisst. Und vielleicht bin ich übervorsichtig, aber ich will meine Menschlichkeit nicht riskieren. Ich bin überzeugt davon, dass es ist das wichtigste ist, sie so lange aufrecht zu erhalten wie wir nur können. Verzeiht meine Meinung diesbezüglich, auch dies soll euren gewählten Weg nicht beleidigen. Er ist der Ehrenhafteste, der mir neben dem meinen einfällt.“

Ihre Lippen pressten sich aufeinander und sie blickte kurz in die Leere, durch ihn hindurch, für einen Moment in den eigenen Gedanken verloren. Dann seufzte sie und fuhr leiser und ein wenig müde fort, „Und es gibt noch eine nicht unerhebliche Schwierigkeit, die sich bei der Via Humanitas und ihren Pfaden ganz von selbst ergibt. Im Gegensatz zu manch anderen Wegen, kennt jeder von uns die Menschlichkeit. Es mag einige geben, die bereits früh nach ihrem Tode die Via wechselten, doch selbst sie wissen, was sie tun mussten um die Menschlichkeit zu verlieren. Wir sind wie ein offenes Buch, und man kennt die Stellen, an denen man uns treffen kann. Und verbündet ihr euch heute noch mit einem Wanderer auf der Via Humanitas, so mag er im nächsten Jahr schon auf einer gänzlich anderen Via wandeln und sein Wissen gegen euch nutzen. Auch dies sind Worte, die ich nicht gegenüber jedem wählen würde. Ich wähle sie allerdings euch gegenüber, da ich euch vertraue.“

Sie neigte den Kopf zur Seite, und nun schlich sich doch ein Hauch von Stolz in ihre Haltung.
„Und doch... Ich wäre eine schlechte Vertreterin meiner Via, wenn ich nicht der Überzeugung wäre, dass die Menschlichkeit die uns geblieben ein kostbares Gut ist, das kaum mehr zu erlangen ist, wenn wir es erst einmal verloren haben. Zumindest habe ich von niemandem gehört, der die Menschlichkeit wieder erlangte, nachdem er sie einmal verloren hatte. Ich würde gerne das Gegenteil behaupten, doch niemand scheint es auf sich nehmen zu wollen zurück zu kehren. Also ein schwerer Weg, wie mir scheinen mag.“

Kurz schloss sie die Augen und wirkte ein wenig müde, als sie leise hinzufügte, „Ihr wisst, dass meine Tür jederzeit für euch offen steht. Ich habe euch nicht gebeten zu gehen, weil es nicht mein Wunsch ist, dass ihr geht. Aber ich werde euch nicht aufhalten, wenn ihr – abseits meines Verständnisses – eine Gefahr für euren Weg seht, nur weil ich den meinen leidenschaftlich vertrete.“
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Nubis
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Der jung wirkende Kappadozianer seufzte und setzte sich langsam wieder. Da hatten sich scheinbar zwei Vertreter der Menschlichkeit gefunden, die ziemlich wehement ihre Ansichten vertraten und dabei auch das eine oder andere von ihm missverstanden hatten.
Er hatte beide, recht ausführlichen Vorträge über sich ergehen lassen, nicht aber so, wie jemand, der kein Interesse daran zeigte, sondern durchaus so, dass er zuhörte, nachdachte und womöglich auch das eine oder andere für sich behielt.

Und dennoch entschied er sich, nicht auf alles einzugehen. Die Nächte waren kurz und manche Diskussionen führten auch nicht unbedingt zu etwas.

"Es liegt wohl an der Interpretation der Weiterentwicklung und daran, dass ihr 'In bestimmten Kreisen' missverstanden oder überhört habt. Ich habe schliesslich nicht aus Spass meinen Weg gewechselt. Weder das erste, noch das zweite Mal. Die Gründe dafür waren, dass ich ansonsten so sehr gefallen wäre, dass der dunkle Kern irgendwann wohl übernommen hätte. Eben, gewisse Kreise, oder die Gesellschaft, wie ihr es sagtet, machen es uns manches Mal unmöglich, auf einem Pfad zu bleiben. Aber auch die eigenen Interessen können damit kollidieren. Ich meinte nicht die Weiterentwicklung auf dem Pfad selbst, sondern eine Weiterentwicklung, beispielsweise in der Politik oder der Forschung. Für mich war die Forschung der Grund, warum ich von der Menschlichkeit schritt und die Politik war es, die mich von meinem Pfad des Forschens entfernte."

Er räusperte sich. "Aber...ich sagte euch schon einmal, dass sich dadurch auch Möglichkeiten ergeben könnten oder würden."
Und er sah dabei Avelina ernst an.
"Mein Pfad, den ich beschritt, war ein ziemlich einsamer Pfad, einer, bei dem soziale Kontakte eher unwichtig waren. Einer, bei dem Mitgefühl, Angst und andere Gefühle nicht gezeigt, nicht gefühlt werden durften. In dem Politik keinen Platz hat, Gefühlen niemals die Kontrolle gewinnen dürfen. Ein Pfad, der prima funktioniert hatte, als ich in einem abgeschiedenen Kloster meiner Forschung nachging, doch ein Weg, der hier nicht funktioniert. Weder im Umgang mit anderen Kainiten, noch im Umgang mit Menschen, Patienten."

Er blickte zu Nicolo und Vertrauen lag darin. Er kannte die Geschichte noch nicht, Avelina dafür schon.
"Die Liebe zu einer Frau hat mich fallen lassen, hat mich aber auch enttäuscht. Ein Fall für nichts. Und ein sehr schneller und harter Fall dazu. "
Er schien enttäuscht und wütend zu sein, echte Traurigkeit oder Verletzlichkeit zeigte sich zumindest offensichtlich nicht. Er weinte dem offenbar keine Träne nach, oder war schlichtweg nicht mehr in der Lage dazu.
"Ich weiss, ich will gesellschaftlich agieren können, doch denke ich, dass dabei auch menschliche Gefühle durchaus eine Rolle spielen. Ich will meine Patienten ordentlich versorgen können und das nicht nur reinweg mit meinem Wissen.
Ich will nicht gefürchtet werden...sondern Respekt durch Gutes erzeugen."

Sein Blick wanderte wieder zu Avelina.
"Ist es denn überhaupt möglich, wenigstens einen Teil davon wieder zu erlangen? Ich habe eher das Gefühl, dass man sich davon mehr und mehr entfernt. Ich weiss gar nicht mehr, wie sich Mitgefühl wirklich angefühlt hat.
Ist es möglich ohne eigene Gefühle überhaupt die der anderen zu deuten und zu erkennen, sofern diese nicht gespielt sind?"

Wo er Anfangs noch sehr überzeugt und stark klang, wirkte er gegen Ende durchaus ein wenig verzweifelt, deprimiert und leer. Er stellte Fragen, die ihn wirklich bewegten, keine Floskeln, sondern Fragen, die ihn wurmten, die ihn womöglich die letzten Nächte schon beschäftigt hatten. Und mit seiner Statur und seinem Äusseren wirkte er tatsächlich ein wenig unbeholfen, wie ein sehr junger Erwachsener, der nicht so ganz was mit sich anzufangen wusste.
In Sachen Gefühlen war er mittlerweile ein absolutes Wrack geworden. Deutlich hauptsächlich in der Körperhaltung und den Augen, wenig bis gar nicht in der Mimik, die so eingefroren wirkte.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò hob beschwichtigend, gar entschuldigend, die Hände:
"Ich glaube wir alle drei haben uns in einigen Punkten missverstanden. Da die Via Hummanitas bekannt ist, ist es tatsächlich einfacher jemanden Stolpersteine in den Weg zu legen. Jedoch sind die Unterpfade der Menschlichkeit weit weniger bekannt und es bieten sich Chancen das ein oder andere zu umgehen, je nachdem welchen Pfad man wandelt. Und dann hängt es noch von den persönlichen Talenten ab. Ein Krieg würde ich weit weniger scheuen, als Ihr zum Beispiel, werte Avelina, denn manchmal ist dieser nötig und gerechtfertigt."
Zunächst schaute er in die Leere, an etwas anderes denkend, aber dann sah er Avelina fest in den Augen, um sicherzustellen, dass es nicht wieder zu einem Missverständnis kam.
"Aber ich bin auch ein Medicus und als solcher kann ich meinen Beitrag leisten, in dem ich mich um die Verwundeten kümmern."
Dann wandte er sich wieder Galeno zu:
"Und auch wenn ich eher ein Mann praktischer Natur bin, so ist mir das Studium und der Wissensdurst ebenso nicht fremd und auch hier glaube ich, nein bin ich fest davon überzeugt, dass es mit meinem Pfad vereinbar ist. Manches Gebiet mag wohl dennoch auf anderen Pfaden einfacher sein und gar unmöglich zu erforschen, auf den Wegen der Menschlichkeit. Doch einige, wenn nicht gar die meisten, dieser Themen führen in Gebiete die mein Clan wohl ohnehin meidet."

Nicolò lauschte aufmerksam den Worten der beiden anderen Kainiten, insbesondere als Galeno von seinem Fall und seiner Liebe sprach, blickte er ihn überrascht an. Er wägte seine Worte kurz ab, bevor er antwortete.
"Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist. Ich vermag dies nicht zu beurteilen, da ich in dieser Beziehung noch nicht auf die Probe gestellt wurde, als Kainit."
Wieder zögerte er kurz, dann sprach er weiter, erst langsam, dann schneller werdend und mit größerer Überzeugung.
"Im Gegensatz zur werten Avelina, glaube ich daran, dass es möglich ist, die Menschlichkeit zurück zu gewinnen. Die philosophischen Überlegungen sind so eine Sache, mein Pfad lehrt jedoch, dass es nur eines braucht, um seine Menschlichkeit zu erhalten - Den Willen und die Überzeugung sich wie ein Mensch zu verhalten, oder gar besser noch als die Sethskindern. Denn mögen sie Fehltritten erliegen oder mit ihren Schicksal hadern, ermöglichen unsere Gaben dagegen die Schwachen zu schützen und den Kranken zu helfen. Wenn wir unsere Zeit mit den Sethskindern verbringen und nicht abgeschottet von diesen sind, erfahren wir die Sorgen und Nöte, aber auch die positiven Gefühle. Wir lernen durch Beobachtung und direkte Erfahrung das wieder zu erlangen, was wir glauben verloren zu haben."

Abrupt hörte Nicolò an der Stelle auf, bevor er die beiden Kainiten beschämt ansah.
"Entschuldigt, ich rede zu viel und andere Pfade und Wege führen ebenso zu ähnlichen Ergebnissen oder nehmen sich vielmehr der Sorgen und Nöte der Gemeinschaft an. Ich möchte Euch,"
dabei schaute er abermals beide an, "keinesfalls zu Nahe treten. Denn viele Wege können zum Ziel führen."
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Avelina di Braida
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Avelina hielt sich für den Moment zurück und lauschte, wobei durchaus Interesse im leuchtenden Grün ihrer Augen aufflammte. Ja, sie kannte die Geschichte von Galenos Liebe, und auch ihr war diese Angelegenheit bitter aufgestoßen. Auch sie war von seiner Geliebten verraten worden, der sie tatsächlich etwas wie Freundschaft entgegen brachte.
Eilig schüttelte sie den Kopf als Nicolo geendet hatte.
„Nein. Nein, ihr habt Recht. Ihr redet nicht zu viel. Wenn ich darüber nachdenke, so scheint mir die Theorie von Sünde, Fall und Verdammnis tatsächlich sehr... christlich geprägt. Was, wenn es tatsächlich möglich ist die Menschlichkeit wieder zu erlangen? Ich meine damit natürlich unsere Via, nicht... das Mensch sein.“ tatsächlich schien sie sich sogar mit dem Gedanken nicht sonderlich anfreunden zu können ein Mensch zu sein. Was auch immer sie dazu bewog, sie schien keine erfreulichen Erinnerungen an ihre Lebzeiten zu hegen, „Mir wurde lediglich erzählt es sei nicht möglich. Es käme auf einen Versuch an.“

Sie wog den Kopf, „Die werte Angelique glaubt, wir seien besonders gesegnet. Wir seien Engel, warum sonst ist uns die Unsterblichkeit gegeben? Das ist ihre recht religiös geprägte Ansicht, sicher, doch ich gehe mit euch, dass wir die Macht haben gegen das Leid anzukämpfen, das den Sethskindern zuteil wird. Allerdings sind auch viele von uns erst der Ursprung dieses Leids.“ sie seufzte.

Ihr Blick konzentrierte sich auf Galeno und sie schien einen Moment nachdenklich.
„Ich denke ich kann mich dem werten Nicolo anschließen, was jene Forschungen betrifft die auf unserem Weg nicht möglich sind. Dies sind Forschungen, deren Ergebnisse auch mit der Menschlichkeit zu erreichen sein müssen, wenn sie in deren Sinne sind, sprich wenn sie den Menschen dienlich sein sollen. Sind sie es nicht, so sollten wir uns injeh davon fern halten.“
Weiterhin lag ihre Aufmerksamkeit auf dem jungen Kappadozianer, „Gefühle, wie wir sie als Menschen hatten, sind für uns alle nicht mehr allzu leicht nachvollziehbar. Doch ich bin der Überzeugung, dass wir, umso fester wir daran halten der Menschlichkeit zu folgen, umso fähiger dazu sind uns auf sie einzulassen. Vielleicht weil es uns ernst ist und wir es mit einem gewissen Abstand betrachten können. Manchmal werden die Dinge aus einer gewissen Distanz klarer.“
Einen Moment schien sie nachdenklich, „Sicher, auch ich habe mich mit dem Wandel verändert, doch ich habe immer noch Gefühle. Das Biest kennt den Zorn und die Wut, die Gier und den Hunger... aber ebenso gibt es da noch anderes. Wie mit allems auf der Welt muss es ein Gleichgewicht geben.“
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nubis »

Galeno dachte an ein paar Geschehnisse zurück und schüttelte mit dem Kopf.
"Ich denke, da kommt es stark auf die Definition an, was als menschlich und ertragbar auf dem Weg der Menschlichkeit gewertet wird und was nicht. Würdet ihr jemanden sterben lassen, wenn es Erkenntnisse bringen kann? Oder würdet ihr ihn über alles hinaus versuchen zu retten? Obwohl letzteres keine Erkenntnisse bringt, lediglich irgendwann in einem nur hinausgezögerten Tod endet? Würdet ihr Tote erforschen, ungeachtet der Tatsache, wie sie zu Tode kamen, mit vielleicht sogar dem Wissen um deren Tod? Würdet ihr Menschen wieder in die Schlacht schicken, obwohl ihr wisst, dass sie dort zu Grunde gehen oder würdet ihr schwer verwundete nach Hause schicken, obwohl das zum einen die Kriegskassen schmälert und andere ins Leid ziehen könnte und zudem derjenige zu Hause ohnehin keine Hilfe mehr sein kann? Oder würdet ihr jene lieber erlösen, ihnen die Schmach und das folgende Leid ersparen? Das ist nämlich das, was ich im Krieg tun musste, was verlangt war."

Er wirkte ernst und klang nicht herausfordernd, oder irgendetwas in Frage stellend. Er wollte lediglich ihre Ansicht dazu hören. Wie sahen dies jene, die noch der Menschlichkeit folgten?
Er musterte die beiden, Avelina, die nun irgendwie neue Energie gefunden zu haben schien und Nicolo, der sich eher für seine Worte entschuldigte. Galeno schüttelte bei ihm den Kopf.
"Ihr könnt sagen, worauf ihr Lust habt und so viel, wie ihr mögt, denke ich. In einer Diskussion ist es gut, mehrere Seiten zu hören, aber auch versuchen sie zu verstehen. Ich sehe eure beiden Punkte, nur halte es tatsächlich für recht schwierig, wenn man sich schon immens von diesen Idealen entfernt sieht. Es wäre möglicherweise interessant, doch..."
Er wischte den Gedanken mit seiner Hand davon.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1033] Treffen Gleichgesinnter [Galeno, Nicolò, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Erfreut nahm Nicolò die Aufforderung Avelinas zur Erkenntnis und seine Unsicherheit ob der erfahreneren Kainiten in diesem Raum legte sich etwas.
Dann jedoch runzelte er die Stirn an einer bestimmten Stelle und sah dann die Rose fragend an:
"Wer sagte Euch, dass es nicht möglich sei? Ich glaube, mit dem richtigen Willen und noch mehr der richtigen Unterstützung wäre es möglich... Wenn auch vielleicht nicht unbedingt der Hauptpfad in einem solchen Fall ratsam wäre..."

Bei der Erwähnung Angelieques zog er eine Augenbraue hoch und der fragende Ausdruck schien sein Gesicht nicht mehr verlassen zu wollen.
"Ich glaube auch, dass wir mit besonderen Kräften ausgestattet wurden und wie wir diese Nutzen sollten, brachte ich schon zum Ausdruck. Jedoch glaube ich keinesfalls, dass wir Engel seien. Im Gegenteil, um unseren Weg zu bewahren und nicht dem Tier anheim zu fallen, sollten wir unsere Kräfte entsprechend nutzen. Schließlich gab der Allmächtige Herr auch den Sethkindern Gaben aber auch einen freien Willen. Es obliegt ihnen also ebenso, ihre Gaben entsprechend zu nutzen. Da wir eine größere Macht haben, gilt es für uns also konsequenterweise umso mehr."

Bei ihren folgenden Worten nickte Nicolò entschieden zustimmend, bevor er sich dann an Galeno wandte:
"Ich würde nicht über alles hinaus jemanden versuchen zu retten, obwohl dies mehr als einmal mal eine große Versuchung war und es weiterhin sein wird und möglicherweise werde ich auch eines Tages dieser Versuchung erliegen. Doch genauso entschieden würde ich niemanden sterben lassen, nur damit es Erkenntnisse bringt. Natürlich erwartet der Tod einen jeden am Ende, doch wenn es möglich und für den Patienten keine allzu große zusätzliche Last darstellt, sollte man den Kampf aufnehmen und ihn hinauszögern. Obwohl in einem anderen Zusammenhang, passt auch hier das Bild des Gleichgewichts, was die werte Avelina aufwarf."
Nicolò machte eine kurze Pause und schien sich seine nächsten Worte zurecht zu legen, bevor er weitersprach. Mit zunehmenden Worten wurde seine Gestik untermalender und eindringlicher.
"Ich weiß, dass die Untersuchung einer Leiche verpönt ist, dennoch hänge ich weit weniger in dieser Hinsicht dem katholischen Glauben an. Im Gegenteil, es mag manches Mal sogar eine Verschwendung der Möglichkeiten sein, wenn man gerade dadurch Wissen generieren könnte. Somindest, so glaube ich, wäre das auch im Sinne des Herrn seine anderen Schafe besser hüten zu können. Daher würde ich Tote erforschen, es sei denn, sie wären nur zu diesem Zweck getötet worden, was ich als Frevel in mehrerlei Hinsicht sehen würde..."

Schließlich nahm seine Mimik gar eine Spur Härte an.
"Mein Clan führte mehrere große Kriege und diese waren gerechtfertigt. Entsprechend schicke ich auch Soldaten wieder in die Schlacht - ich weiß, ob dieser Verantwortung und das solche Entscheidungen anderen Schaden. Aber ohne diese Opfer hätten unsere Kriege schlimm ausgehen können. Zum Schaden aller."

Nicolò machte eine kurze Pause, während seine Züge wieder etwas milder wurden, als er fortfuhr:
"Es ist möglich, dass manchen zu Hause keine große Hilfe mehr sein kann. Aber wer weiß das schon. Man kann manchmal den Effekt des einzelnen auf das große Ganze nicht sehen und manchmal ist dieser eine, der letzte Stein, der eine Lawine ins Rollen bringt oder eben jener Stein, der das ganze stabilisiert. Und ich bin weiterhin der Überzeugung, dass man solche Ideale wieder zurückgewinnen kann, in gewisser Weise. Seht Euch selbst an. Ihr beschreitet nicht den Weg der Menschlichkeit, dennoch sagtet Ihr, dass Ihr gewisse Aspekte selbst einhalten wollt. Euch wichtig sind. Der Weg stellt ein Grundgerüst, dennoch ist er flexibel in seiner Ausprägung, insbesondere wenn man die Unterpfade bedenkt."
Gesperrt

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